Das New Orleans- Syndrom

Armin Reich 07.09.2005 02:23 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Der Versuch, die Ereignisse in New Orleans in Worte zu fassen muß scheitern, die Flut an Medienpublikationen hat geradezu eine physische Wucht. Anders als in Falludschah, in Ruanda oder in den meisten anderen Teilen der Welt ereignete sich die Katastrophe in einem High-Tech-Land voller Internetaktivisten und Zeitungen. Besser als jede weitere Wortwüste kann dies der alte Mann auf dem Foto eines Bloggers schildern, obwohl ihm die Worte fehlen. Trotzdem der Versuch eines Überblicks:
Die geplante Katastrophe

Das Desaster, das neben New Orleans über eine Region von der Größe Englands gekommen ist, war absehbar. Es war absehbar bis in das letzte Detail. Die Häufung derartiger Wetterphänomene in einer saisonalen Konjunkturphase, eingebettet in die verschärfenden Umstände eines globalen Treibhauseffektes. Die geologische Schieflage, in die die Millionenstadt durch das Versinken im Sumpf und den weggefallenen Schutz der Marschgebiete vor der Küste infolge eines Ausbleibens von Sedimenten durch die Eindeichung, geraten ist. Die Ungenügendheit dieser Eindeichung, die zu niedrig, zu alt und von einem vor der Stadt lebenden Millionenheer von Sumpfbibern durchlöchert war und über deren Stabilität in dem Sturm man eigentlich staunen müßte. Und nicht zuletzt durch die Erfahrung einer Bevölkerung, die bereits seit Jahrhunderten mit diesen Wirbelstürmen leben muß. So weit ist diese "Planung" ein durchaus angebrachtes rhetorisches Theorem. Doch damit nicht genug. Die staatlichen Stellen in den Bush-regierten USA blockten jede Maßnahme ab, die die lokalen Verantwortungsträger und in der Thematik forschende Wissenschaftler in den letzten Jahren mit immer stärker werdender Verzweiflung einforderten. Die Deputies der Sheriff-Departments mußten den aussichtslosen Kampf mit der infolge fehlender natürlicher Feinde mutierten Nutria-Population aufnehmen, sie taten dies teilweise mit verbotenen Schlagfallen, weil sie sich anders nicht mehr zu helfen wußten. Die Kommunen finanzierten verzweifelt mit dem kargen Etat eines der Armenhäuser der Vereinigten Staaten Notmaßnahmen, bereits bewilligte Millionensummen wurden kurzfristig abgezogen und in die Finanzierung des Irak-Krieges und die Mauer gegen die Latinos an der Grenze zu Mexiko gesteckt. Das bestehende nationale Notfall-Management wurde radikal durchamputiert und unter die Kontrolle zentralistischer Steuerungsmechanismen wie in erster Linie der Heimatschutz-Behörde gestellt. Die Frage, die sich hier stellt ist: wo hört das Versagen infolge von Dummheit auf und wo fängt zynische Berechnung an? Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von einem Haufen von religiös fanatischen Bauerntrampeln, sondern von der mächtigsten Regierung der Welt mit einem Heer von Fachleuten und Beratern.
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Der soziale Trigger

Hauptsächlich aus diesem Grund sind zumindest in den USA die Diskussionen über Klima und Ökologie mittlerweile fast komplett verstummt. Der Blick der sich hier in Richtung auf die soziale und politische Katastrophe auftut, führt in einen Abgrund ohne Ende. Schonungslos zeigt uns z.B. der Soziologe Mike Davis ein kalkuliertes Wegspülen von menschlichem Müll zugunsten der besitzenden Schicht auf, das lückenlos in die Sozial- und Städtebaupolitik der letzten Dekaden paßt. Laut brandet ein Bush-Bashing nie gekannter Intensität auf, von Rassismus ist die Rede, von "genocide" und "untermensch" und das bis in zutiefst konservative bürgerliche Kreise hinein. Plötzlich tut der Neoliberalismus richtig weh und die Tatsache, daß die Brücken zu dem Verhalten der US-Stahlhelm-Fraktion in der Dritten Welt sofort gebaut werden, läßt auf einen lange angestauten nationalen Verdrängungsprozeß schließen. Sozialer Sprengstoff ruht nicht nur in den Jugendgangs, die - weiß wie schwarz - völlig durchgeknallt durch die Straßen fahren und das Computerspiel "GTA San Andreas" konsequent in die Realität umsetzen. Es wird offensichtlich, daß die soziale Realität ein gigantisches Maß von krimineller Energie geschaffen hat, dessen Protagonisten ganze Stadtviertel ins Chaos stürzen können. Er wird auch offensichtlich in Nationalgardisten, die sich aufführen, als müßten sie sich für die Schmach von Mogadishu rächen. Er wird sichtbar in einem religiösen Fundamentalismus einer Mehrheit unter den reichen Weißen, die in der Naturkatastrophe gar eine Maßnahme Gottes gegen Schwule und Schwarze zu erkennen glaubt. Die Tatsache, daß George Bush mit letztgenannter Gruppe stark verbändelt ist, läßt mit hoher Sicherheit darauf schließen, daß er mit den schrecklichen Folgen der unterlassenen Hilfeleistung nur wenig moralische Probleme hat. Dies demonstriert er in geradezu atemberaubender Frechheit in den Medien, indem er sich von der Problematik so fern hält, wie es nur eben geht und bei den ersten Besuchen neben flacher Lippenbekenntnisse sogar noch das ein oder andere Späßchen bringt.
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Dokumente des Unfaßbaren

Eine Unzahl von Augenzeugenberichten offenbaren den wahren Charakter der staatlich organisierten Evakuierungsmaßnahmen: es sind Deportationen. Die Menschen werden zusammengetrieben, tagelang müssen sie in der Hitze in der eigenen Scheisse dahinvegetieren, Hilfsgüter werden gar abgewiesen und zurückgeschickt. Die meisten Flüchtlinge werden in andere Bundesstaaten verschubt, obwohl es in der Region noch Kapazitäten für Zehntausende gibt. So wie die Ärmsten schon nicht aus der Stadt herauskamen, werden sie auch dort festgenagelt sein und prompt mault die Mutter von George Bush darüber, daß jetzt die Neger ihr sauberes Texas überschwemmen werden. Die Nationalgarde hat ein weiträumiges Gebiet abgesperrt, Hunderte von hilfswilligen Privatpersonen und Vereine, die teils mit Lastwagenladungen voller Hilfsgüter anrücken, werden abgeblockt, sogar das Rote Kreuz muß aus dieser Zone draussen bleiben. Andere schmuggeln sich an den Soldaten vorbei und helfen "illegal". 1600 Ärzte aus Kuba werden gar nicht erst ins Land gelassen, Hilfe verbündeter West-Staaten wird nur nörgelnd angenommen. Angeblich sollen sie das Chaos nicht noch weiter vergrößern, sagt die Armee. Doch der Bürgermeister von New Orleans wehrt sich dagegen, die Polizei hat die Lage zwar leidlich aber doch immerhin weitgehend im Griff - schließlich war sie vor dem Hurrican auch nicht gerade kuschelig. Besser jedenfalls, als die Amateure der Army, die nun zu Tausenden in der Stadt herumpatroullieren, nach der Ankunft erstmal Brotzeit machen und Karten spielen und dann teilweise vermummt Bürgerkrieg spielen. "Diese Gegend kommt einem ein bißchen wie Klein-Somalia vor...Wir werden hinausgehen und die Stadt wieder einnehmen." drückt Brigadegeneral Gary Jones von der Louisiana National Guard den Geist der Truppe aus. Während die Medien einen planlosen, versagenden Staat vorführen, ein Armageddon aus randalierenden Schwarzen, das in Deutschland per copy and paste von Bild und Spiegel übernommen wurde, entsteht aus den Berichten der Menschen vor Ort ein ganz anderes Bild.
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Ein Schrei geht um die Welt

Diese Berichte sind es nun, die jeden Versuch, die Öffentlichkeit durch Medienpropaganda ruhig zu halten, zum Kippen bringen. Hier liegt tatsächlich ein äußerst dummes Versagen der Bush-Regierung vor, denn der Kollaps ist nicht über ein paar steinige Wüstendörfer gekommen, sondern trifft eine informell gut strukturierte Region in denen Hundertschaften von Bloggern und deren Kommentatoren sich die Finger wund schreiben. Ein ähnlich ausgebautes Falludschah und George Bush würde jetzt auf seinem Altersruhesitz Rosen schneiden. Dazu ist es nicht mehr möglich, die Entgleisungen von Stars und Lokalpolitikern bei Live-Übertragungen in den Niederungen des Archivs verschwinden zu lassen, wie dies mit dem öffentlichen Schimpf des Rappers Kayne West geschehen sollte. Schon kommt einer daher, der den entsprechenden Schnitt aufgenommen, zum quicktime-movie konvertiert und auf den Weg in die Welt hinaus geschickt hat. NBC und Konsorten sind dadurch dazu gezwungen, sich jede Unterlassung gut zu überlegen, wollen sie nicht als Journalisten völlig gesichtslos dastehen - abgesehen davon haben sie gerade durch die Zensur das fast harmlose Filmchen mystifiziert und dessen Verbreitung beschleunigt. Während des Vietnam-Krieges bereits stand die Elite hilflos vor dem Phänomen und den für sie negativen Folgen der neuen Massenmedien, dem mittlerweile durch eingebettete Journalisten oder eine rückhaltlose Unterstützung Hollywoods sehr effektiv begegnet wird. Doch das neue Medium Internet hat nun mal niemand im Griff.
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Ein Traum zerplatzt

Vorschnell wird gerne vom "American Dream" geredet und gewiß ist so mancher Antideutscher jetzt bereits beim Überkochen. Doch nirgendwo sonst auf der Welt sprießt der Antiamerikanismus zur Zeit mehr als in Amerika. In der Tat ist dieser kurzsichtige Blick auf den ideologischen Überbau aber unangebracht. Zum einen gibt es diesen Traum in verschiedenen Ausprägungen. Für die protestantische Oberschicht ist es das "home of the brave", den Demokraten die Ideale der Menschenrechtserklärung, den Jobbern der Traum als Tellerwäscher zumindest zum Einfamilienhausbesitzer zu werden und für den Armen ist es der Alptraum aus vermeindlich selbstverschuldeter Fehlbarkeit zu den Aussortierten zu gehören. Facettenreich sind hier die Ansätze und sie lassen sich höchstens in der Dominanz der absoluten Freiheit des Einzelnen auf einen gemeinsamen Nenner bringen. In der Realität der Marktwirtschaft ist dies aber zu einer Schlacht "jeder gegen jeden und allein gegen alle" geworden und damit eigentlich ein Kampf des Einzelnen gegen sich selbst. Das manifestiert sich sehr eindrucksvoll im Chaos auf manchen Straßen Louisianas, besonders aber im apokalyptischen Bild vom Barbarensturm in der Mainstream-Presse.
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Bürgerkrieg oder Anarchie?

Ein weiterer Aspekt ist der, daß der American-Dream ein leicht erweitertes Produkt der Aufklärung ist und damit stehen die Grundfeste der gesamten westlichen Gesellschaft auf dem Prüfstand. Noch jammern wir lediglich über HarzIV, doch wer zweifelt daran, daß die europäischen Eliten dabei sind, in die gleiche Richtung zu mutieren? Genüßlich reiten weite Teile der Presselandschaft auf dem Wort Anarchie herum und versuchen damit auszudrücken, die bürgerkriegsähnlichen Zustände in New Orleans seien Produkt von Gruppen, die sich dem Gesellschaftsvertrag entzogen haben. Doch der jämmerliche Zustand der Zivilgesellschaft im Katastrophengebiet muß als bürgerliche Gesellschaft in letzter Konsequenz verstanden werden, die in einen Zustand abgleitet, in der ihr nur noch die Ausübung von Gewalt als Grundlage bleibt. Um es in Anlehnung an Kant zu sagen: im Ausnahmefall wird der aufgeklärte Mensch nicht mehr so handeln, wie er es als Gesetz für die Gesamtheit der Menschen auch befürworten würde, sondern der Prozess verläuft umgekehrt und er verhält sich ohne jede Moral den Umständen entsprechend - gelebter Sozialdarwinismus. Dies steht jedoch in krassem Widerspruch zu fast allen bisher beobachteten Verhaltensweisen bei Katastrophen jeder Art, wo das Rudel derer die sich ins Rettungsboot prügeln die Ausnahme und Boote mit Frauen und Kindern die Regel sind. Das staatliche Gewaltmopol als Pfropfen in der Ideologie völliger individueller Freiheit hat zum wiederholten Male versagt, dieses Denken steht am Abgrund des Müllhaufens der Geschichte. Nicht der "schlanke Staat" hat in Louisana versagt, wie es die nationalbolschewistisch angehauchte Fraktion des Spiegel proklamiert, sondern der starke, regulierende Staat, der nur noch für einen immer kleiner werdenden Teil der Gemeinschaft der Menschen Nutzen bringt. Auch dafür steht der Sturm Katrina, womit die Diskussion von Perspektiven angeschoben sein soll.
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Material:

( 1 ) die geplante Katastrophe

Wie auf dem Reißbrett vorhergesehen, Dossier im Spektrum der Wissenschaft vom Februar 2005-  http://www.wissenschaft-online.de/spektrum/pdf/frei/FISCHETTI_NewOrl.pdf
Der Vorsitzende von PACE (Parishes Against Coastal Erosion) Broussard im Juni 2005: "Ich fürchte es muß erst einen größeren Sturm mit dem Verlust vieler Menschenleben geben, bevor diese Nation angemessen reagiert". -  http://www.americaswetland.com/article.cfm?id=241&cateid=2&pageid=3&cid=16
Gleichbedeutend mit Fahrlässigkeit, Artikel in telepolis:  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20849/1.html
Wenn es um Geld oder Öl geht, klappt alles vorzüglich -  http://www.zeit.de/online/2005/36/oelfirmen

( 2 ) Der soziale Trigger

Condoleza Rice wird beim Shoppen auf der 5th Avenue von einer Frau angebrüllt: "wie können sie es wagen hier zu shoppen, während da unten Menschen sterben und obdachlos sind?" Die Frau wird von der Security sofort überwältigt und entfernt. Zur Entspannung besucht Rice stattdessen eine Broadway-Show -  http://americablog.blogspot.com/2005/09/breaking-sec-of-state-condi-rice.html
Alleingelassen im Gefängnis Stadt, der Soziologe Mike Davis -  http://www.sueddeutsche.de/,tt3m2/panorama/artikel/936/59877/
Bush windet sich, seine Mutter redet peinlichen Mist -  http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,373429,00.html
Die Legende der Plünderer, Reportage in der Huntsville Times -  http://www.al.com/search/index.ssf?/base/news/1125825478122790.xml?huntsvilletimes?nlocal_hurr&coll=1
Die Zeit über Horrorstories marodierender Verbrecher -  http://www.zeit.de/online/2005/36/neworleans_gesellschaft
Fundamentalisten aller Länder, vereinigt euch. Ihr habt nichts zu verlieren, als euren Verstand -  http://derstandard.at/?url=/?id=2163805
Die Washington Post über Thesen einiger Fundamentalisten: "Gott hat das nicht angeordnet, aber er hat es erlaubt" -  http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/09/03/AR2005090301408.html
Schwarze "plündern", Weiße "finden" -  http://216.239.54.9/blogger/2410/214/1600/loot1.jpg
Würde der Polizeischreiber in seinem aufsatz über Gangsta-Spiele erkennen, daß die Kids die Realität nachspielen, hätten wir vielleicht einen Revolutionär mehr -  http://www.kripo-online.at/krb/show_art.asp?id=928


( 3 ) Dokumente des Unfaßbaren

Propaganda, auf die Amerika lange warten mußte:  http://www.n-tv.de/575243.html
Die Senatorin Mary Landrieu aus Louisiana fliegt mit einem abc-Reporter über die zerstörte Stadt. "Wenn noch irgendjemand diese Leute kritisiert oder etwas gegen sie sagt, einschließlich Präsident Bush, dann wird er von mir hören. Noch ein Wort mehr nach diesem Rundflug und ich klopf ihm aufs Auge - das meine ich mörtlich" -  http://movies.crooksandliars.com/This-Week-Landrieu-puch-Bush.mov
Quelle Zitat Brig. Gen. Jones -  http://neworleans.indymedia.org/news/2005/09/4122.php
Weitere Länder, deren Hilfe dankend abgelehnt wurde: Kanada, Venezuela und Jamaika -  http://americablog.blogspot.com/2005/09/us-refuses-jamaicas-offer-to-help-with.html
Der Sprecher des Technischen Hilfswerks, Nicolas Hefner, hat erklärt, dass die Amerikaner noch nicht die angebotene Hilfe abgefragt hätten -  http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/414456/
Erlebnisbericht von Malik Rahim, Ex Black-Panther und Grüne Partei -  http://neworleans.indymedia.org/news/2005/09/4209.php
Das amerikanische RK begründet, warum niemand von ihnen im Notstandsgebiet ist -  http://www.redcross.org/faq/0,1096,0_682_4524,00.html
Radiointerview mit Ray Nagin, Bürgermeister von New Orleans: "I am pissed. I am absolutely pissed off! Get their asses moving! ... This is crazy! -  http://www.atypical.net/mm/nagin.mp3
Bericht des Spiegel aus einem Viertel der Wohlhabenden -  http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,372687,00.html
Die Schäden an der Umwelt sind noch nicht absehbar, «Katrina» setzt Giftcocktail frei -  http://www.nachrichten.ch/detail/220958.htm
Mehrere Einsatzkräfte begingen Selbstmord -  http://linkszeitung.de/content/view/1273/45/
Vermutlich 10.000 Tote -  http://www.netzeitung.de/spezial/hurrikankatrina/356347.html

( 4 ) Ein schrei

Brief aus Houston -  http://germany.indymedia.org/2005/09/126875.shtml
Da kommt dann der Moment, wo auch den hartgesottenensten Rechercheur die Fassung verläßt und die Tränen fließen, das Fernsehinterview mit Aaron Broussard ist nichts für schwache Nerven -  http://germany.indymedia.org/2005/09/127240.shtml
Das Transkript der Sendung -  http://www.msnbc.msn.com/id/9179790/
Verkehrte Welt? Während große Teile der etablierten Medien eine absurde Panik vor den nicht existierenden Heeren der Plünderer in der Anarchie verbreiten, informieren Blogger über das, was wirklich passiert. Die Tagesschau bittet die "Bürgerjournalisten" gar um Mithilfe -  http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4682424_REF1,00.html


( 5 ) Der geplatzte Traum

Paßt auch hier, der Philosoph Jean Baudrillard nach dem 11. September im Spiegel: "Das ist, wenn man so will, der vierte Weltkrieg: nicht mehr zwischen Völkern, Staaten, Systemen und Ideologien, sondern der Gattung Mensch mit sich selbst." -  http://www.us-aussenpolitik.de/interviews/baudrillard.html
The Fourth World War, Film des Medienkollektivs Cine Rebelde -  http://indypeer.org/show_file_page.php?file_id=358#top
Gemäßigtes Beispiel einer verbreiteten Auffassung: "die Häuser kann man wieder aufbauen, der amerikanische Traum wurde jedoch nachhaltig weggespült -  http://www.theage.com.au/news/editorial/katrina-sweeps-away-an-american-dream/2005/09/03/1125302782203.html

( 6 ) Bürgerkrieg oder Anarchie?

Der Quickie zum Kaufartikel beim Spiegel ist kurz, sagt aber alles und steht für 300.000 Suchergebnisse ähnlicher Überschriften bei google:  http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,372935,00.html
Südstaaten-Anarchisten kontern -  http://www.fau.org/artikel/art_050903-005008
Auch bei der bürgerlichen Presse verliert man den Glauben an das goldene Kalb -  http://www.zeit.de/2005/30/Kapitalismusserie?term=Kapitalismus

Portale:

Indymedia New Orleans -  http://neworleans.indymedia.org/
Sehr reichhaltig mit Material bestücktes Weblog -  http://www.crooksandliars.com/2005/09/04.html#a4783
Das populärste kommerzielle Portal in New Orleans -  http://www.nola.com/
privates Weblog -  http://www.livejournal.com/users/cobaltgreen/
privates Weblog -  http://mgno.com/

Fotogalerien:

FAZ:  http://www.faz.net/s/Rub21DD40806F8345FAA42A456821D3EDFF/Doc~E1CA233C1E51D498AAF176EE4BC64B1AA~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
ZEIT:  http://www.zeit.de/online/2005/35/bildergalerie_neworleans
Süddeutsche Zeitung -  http://www.sueddeutsche.de/,tt3l8/panorama/bildstrecke/530/59471/p0/

weitere Presse:

Frankfurter Rundschau -  http://www.fr-aktuell.de/fr_home/topthema_die_hurrikan_katastrophe/
die Zeit -  http://www.zeit.de/online/2005/36/New_Orleans
Süddeutsche Zeitung -  http://www.sueddeutsche.de/app/service/suche/index.html?ps=5&wf=222210&cat=&q=katrina
Eine Ode an New Orleans in telepolis -  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20860/1.html
Washington Post -  http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn/Search?keywords=Katrina
Guardian -  http://search.guardian.co.uk/search97cgi/s97networkr_cgi?QueryText=Katrina&Action=Search&Collection=archive_artifact&ResultTemplate=Archive_Artifact.hts&SortSpec=VdkPublicationDate+Desc
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Ergänzungen

Einige Augenzeugenberichte

gata negra 07.09.2005 - 07:14
Hier noch einige interessante Links zum Thema:

'Get Off The Fucking Freeway': The Sinking State Loots its Own Survivors
-- Augenzeugenbericht des Versuchs trotz Staatsgewalt das Internierungslager New Orleans zu verlassen
 http://linkme2.net/5d

Don't let New Orleans die
Jordan Flaherty von "Turn left" beschreibt die Situation in der Stadt bis zu seiner Evakuierung.
 http://www.leftturn.org/Articles/Viewer.aspx?id=674&type=W

Ich finde übrigens auch, dass dieser Beitrag in die Mittelspalte sollte. Endlich mal wieder was Fundiertes auf Indymedia!

Zweifel an d. Unmittelbarkeit von Nachrichten

Wired 07.09.2005 - 12:58

"Die fünfte Gewalt"

armin 07.09.2005 - 13:27
Schneller, hilfreicher, unmittelbarer: Weblogs haben sich bei der Hurrikan-Katastrophe als unverzichtbares Medium erwiesen
telepolis -  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20864/1.html
Kategorie: Instrumente zum Umbau der Gesellschaft

vermischtes

ayinde 07.09.2005 - 13:44
grundsätzlich erstmal danke an die, die mit übersetzungen, inhaltlichen ergänzungen oder artikeln versucht haben, ein wenig von dieser schreckensgeschichte festzuhalten. ein "feature" zum thema kann nur zustande kommen, wenn sich menschen mit beiträgen beteiligen. in diesem sinne danke auch dem autor des artikels hier. dennoch möchte ich um etwas mehr präzision bitten, bzw. darum bitten, bei den fakten zu bleiben und zu versuchen, die für alle auch seelisch bzw emotional schwer zu verdauende geschichte nicht auszuschmücken. es geht mir hier etwa um den gut gemeinten, aber fürmich erschreckenden gebrauch von begriffen wie "menschlicher müll", aber auch um die beschreibung von bildern. der mann, der hier zu sehen ist, ist meines wissens nach kein so genannter plünderer. mag sein, dass die bezeichnung ironisch gemeint war, der autor des bildes aber präsentierte diesen mann ganz anders: "This gentleman is holding out in the French Quarter. This picture was taken in the French Quarter. He asked where people were being evacuated from. He did know where the Convention Center is located and he said that he would head there on the day this picture was taken." das bild ist vom 4. september (sonntag), es ist samt legende hier zu finden:  http://sigmund.biz/0904/index.html zum "menschlichen müll", nur soviel: es ist wohl wahr, das hier eine ganze soziale struktur zusammen mit einer maroden stadt abgeräumt wurde. es ist wohl wahr, dass der "wiederaufbau" nichts als ein lukratives geschäft ist und es ist wohl wahr, dass eine hochburg der afroamerikanischen kultur durch "deportation" (mike davis) vernichtet wurde. das ist aber ken grun, auch noch selbst so einen üblen begriff - nicht einmal ironisch - in den mund zu nehmen. zusätzlich ist der begriff nicht ausreichend, um das zu beschreiben, was dahinter steckt. meiner ansicht nach wird so a) der wirtschaftliche profitfaktor ausgeblendet (der "wiederaufbau" - übrigens: HALLIBURTON hatte bereits am 1. Septermber den "zuschlag" für die wiederherstellung der stromversorgung) und b) der "politische" profitfaktor (für die wasp-gemeinschaft) ausgeblendet. es ist eine "schwarze" stadt, die hier auseinandergenommen wurde und es ist fraglich, ob sie es bleiben wird.
sehr viele von den schwer traumatisierten menschen, die vorher nichts hatten und jetzt noch weniger als nichts haben, werden nur schwer zurückfinden. wie sollen sie die mieten nach dem wiederaufbau bezahlen? wie sollen sie ihre cmmunities wieder herstellen? deswegen meine ich, dass der begriff "menschlicher müll" ungeeinet und zu kurz greifend ist. ganz abgesehen davon, dass er auch inhaltlich diskutabel ist.

ansonsten, hier die manuskripte zum interview mit nola-bürgermeister nagin und mit aaaron broussard. erstens haben immer noch längst nicht alle de möglichkeit, digitale dokumente zu "hören", zweitens versteht nicht jeder american english. daher sind wort für wort abschriften nie verkehrt, finde ich. wenn wir uns schon mit dem horror nach katrina beschäftigen, dann solten wir der sache auch ganz ins auge schauen. diese hat auf erschütternde weise die dimensionen der armut unter den verlierern und vergessenen in der "ersten" welt offenbart. hier leben vielleicht nicht so viele schwach oder gar nicht alphabetisierte wie in der vom sturm betroffenen ecke, aber immer noch genug auf irgendeine weise "minderbemittelte".

Mayor to feds: 'Get off your asses'
Transcript of radio interview with New Orleans' Nagin
 http://www.cnn.com/2005/US/09/02/nagin.transcript/index.html

Transcript for September 4*
Michael Chertoff, Marc Morial, Mike Tidwell, Mark Fischetti, David Wessel, Haley Barbour & Aaron Broussard
 http://www.msnbc.msn.com/id/9179790/

* die abschrift ist sehr lang, der teil, in dem broussard zu wort kommt - bevor er abgewürgt wird - ist am anfang er zweiten hälfte des textes zu finden.

Anmerkung

armin 07.09.2005 - 15:12
Ich habe versucht, eine stilistische Teilung vorzunehmen, sichtbar an der deutlichen Trennung von Artikel und linkliste, was ja viele Internet-Schreiber nicht machen. Das finde ich bedenklich, weil hier die Vermischung von Fakten und Meinung eine sehr subtile Wirkung hat.
Der Leitartikel soll einen thematischen Faden bilden, die teilweise grausame Sprache halte ich den Umständen entsprechend für angemessen, sie soll auch provozieren und betroffen machen.
Auf einem weiteren Foto des Mannes ist zu sehen, daß er einen Einkaufswagen mit Lebensmitteln mit sich führt, auf der Hauptseite erzählt der Blogger, daß er selbige aus einem Laden genommen hat.

nichtdestotrotz

ayinde 07.09.2005 - 16:41
lieber armin, ich habe es gut gemeint, also rege dich bitte nicht so auf. und ich bleibe dabei: ich meine das bild zeigt einen LEFT BEHIND. Ich weiß, es ist gut und wichtig, auf das spiel mit den plünderern hinzuweisen, aber für mich ist es nach wie vor nicht gerade fair, augerechnet dieses bild zur Veranschaulischung von dieser speziellen Facette der geschichte ausgerechnet mit "plünderer" zu betiteln. das wäre ok gewesen, wenn du etwas klarer auf die geschichte, die dazu auf der homepage erzählt wird hingewiesen hättest. das hast du erst jetzt getan. im allgemeinen finde ich aber, dass bei dem "motiv" nicht die kriminalisierung als "LOOTER" sondern die schreckliche Erfahrung und die Daseinssituation als LEFT BEHIND insgesamtbände sprechen. das. die masche mit der kriminalisierung ist aber letzendlich eine ziemlich alte, während die offensichtlichkeit dieses über-bord-geworfen-worden-seins DAS thema zu sein scheint, das jenes bild dokumentiert.

zur trennung von fakten und meinung: deine vorstellung verstehe ich nicht. die linkliste enthält doch auch nur mischungen aus meinungen und fakten. aber auch unabhängig davon: du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. das war kein angriff, sonder nur eine meinungsäußerung.

liebe ayinde

armin 07.09.2005 - 17:15
Ich rege mich nicht auf, ich wollte nur nüchtern sagen, was ich mir dabei gedacht habe - auf die Mittelspalte giere ich nicht. Das mit dem Mann stimmt so wie du es sagst halt auch nicht. Ich bin dir für deine Kritik sogar mehr dankbar, als du denkst. Ich muss die letzten Tage und das Produkt daraus unbedingt aufarbeiten und mir gehts in der Kleinstadt-Struktur hier nicht gut ohne Leute wie dich, auch wenn sie mir mehr Schliff als Streicheleinheiten bringen. Doch dazu ist die Ergänzungsspalte nicht da, es wäre schön wenn ein paar andere "Tele-Betroffene" auf mein Privatblog posten würden. Das mit dem Wort Deportationen z.B. möchte ich unbedingt durchquatschen.

Die andere Seite ist übrigens nicht so zimperlich mit den Interpretationen. Die öffentliche Aufarbeitung zeigt deutlich diese Tendenz:  http://apollo.zeit.de/kommentare/index.php?km_id=291 und in einem Monat wird der Normalmensch folgende Schlüsse ziehen:  http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=8780682&forum_id=84399

Das Ganze ist ziemlich ernst.

unterbundene Hilfe

egal 07.09.2005 - 19:04
Der Spiegel hat eine Liste über angebotene Hilfsleistungen angefertigt, die im Moment von FEMA und Außenministerium abgeblockt oder zurückgehalten werden:

Afghanistan: 100.000 Dollar
Argentinien: Sechs Experten für den Katastrophenschutz
Australien: 8 Millionen Dollar
Bahamas: 50.000 Dollar
Bangladesch: 1 Million Dollar
Belgien: Gesundheits- und Wiederaufbauexperten; Pumpen, Generatoren
China: 5 Millionen Dollar, medizinische Ausrüstung
Dänemark: Wasseraufbereitungsanlagen
Deutschland: 70.000 Fertigmahlzeiten, medizinische Ausrüstung, medizinische Teams für Impfungen, Wasseraufbereitungsanlagen, Pumpen, Sanitätsflugzeuge, Experten für Krisenmanagement
Dominica: Polizeikräfte
Dominikanische Republik: Rettungskräfte, Ärzte, Krankenschwestern
El Salvador: 100 Soldaten, darunter Sanitäter und Pioniere
Finnland: Such- und Rettungskräfte
Frankreich: 300 Zelte, 980 Feldbetten, 60 Generatoren, 30 Pumpen, drei Wasseraufbereitungsanlagen, Flugzeuge, zwei Schiffe mit Hubschraubern, Kräfte des Katastrophenschutzes
Griechenland: zwei Kreuzfahrtschiffe, Rettungskräfte, Hilfsgüter
Großbritanien: 500.000 Fertigmahlzeiten, Ausrüstung für Such- und Rettungsteams, Pumpen, Mediziner
Guatemala: 80 Experten der Armee und des Gesundheitsdienstes
Honduras: 134 Rettungskräfte und Mediziner
Indien: 5 Millionen Dollar, Seuchenexperten, Wasseraufbereitungsanlagen
Indonesien: 45 Ärzte und 155 Krankenpfleger, 10.000 Decken
Iran: Hilfe über den Roten Halbmond
Israel: Mediziner, Experten für Traumatisierung, Feldklinik
Italien: 300 Feldbetten, 300 Decken, eine Pumpe, Rettungsboote, Chlortabletten, Babynahrung
Japan: 1 Million Dollar, Zelte, Decken, Generatoren, Wasserbehälter
Kanada: drei Schiffe der Marine, ein Boot der Küstenwache, Hubschrauber und 1.000 Einsatzkräfte, darunter auch Marinetaucher
Katar: 100 Millionen Dollar
Kolumbien: Rettungskräfte und Mediziner
Kosovo: 500.000 Dollar
Kuba: 1100 Ärzte
Kuweit: Öl im Wert von 500 Millionen Dollar und andere Hilfe
Lettland: Katastrophenschützer, Decken, Wasserflaschen
Litauen: Rettungskräfte, Fertigmahlzeiten, Baumaterial
Luxemburg: zwei Geländefahrzeuge, 1.000 Feldbetten, 2.000 Decken
Mexiko: Marineschiff mit Nahrungsmitteln, Amphibienfahrzeuge, Hubschrauber, Mediziner, Wasseraufbereitungsanlagen, 1 Million Dollar
Neuseeland: 1,4 Millionen Dollar, Rettungskräfte
Nicaragua: Experten für Hochwasserschutz
Niederlande: Fregatte mit Wasser, Medizin, Betten, Hubschrauber, Pumpen, Experten für Deichanlagen
Norwegen: Marinetaucher, 10.000 Decken, Finanzhilfe
Österreich: Pumpen, Decken, Feldbetten; ein Team des Österreichischen Roten Kreuzes baut in Houston ein Kommunikationsnetz auf.
Pakistan: Ärzte
Panama: 55.000 Kilogramm Bananen
Peru: 80 bis 100 Ärzte, medizinische Ausrüstung, Nahrungsmittel
Philippinen: 25 Rettungskräfte, 25.000 Dollar
Portugal: 500.000 Barrel Öl
Rumänien: zwei Teams von Medizinern
Russland: drei Transportflugzeuge mit Generatoren, Nahrungsmitteln, Zelten, Decken, Trinkwasser und medizinischer Ausrüstung
Saudi-Arabien: Angebot zur Erhöhung der Ölförderung
Schweden: Erste-Hilfe-Pakete, Decken, Mahlzeiten, Generatoren, Wasseraufbereitungsanlagen
Schweiz: Decken, Hilfsgüter, Logistikexperten, Ärzte
Singapur: drei Transporthubschrauber, 38 Soldaten
Slowakei: Wasseraufbereitungsanlagen, Wasser, Feldbetten
Slowenien: Feldbetten, Erste-Hilfe-Pakete
Spanien: Feuerwehrleute, Mediziner, Zelte, Feldbetten, Decken, Wasseraufbereitungsanlagen, Generatoren, Nahrungsmittel
Sri Lanka: 25.000 Dollar
Südkorea: 30 Millionen Dollar, Rettungskräfte
Taiwan: 2 Millionen Dollar
Thailand: 60 Ärzte und Krankenschwestern, Reis
Trinidad und Tobago: 10 bis 15 Rettungskräfte
Tschechien: Rettungskräfte, eine Feldklinik, Pumpen, Wasseraufbereitungsanlagen, Transportflugzeuge
Uruguay: Wasseraufbereitungsanlagen, Milchpulver
Venezuela: 1 Million Barrel Benzin, 5 Millionen Dollar, Wasseraufbereitungsanlagen, Rettungskräfte, Nahrungsmittel, Wasser
Vereinigte Arabische Emirate: Zelte, Kleidung, Nahrungsmittel

 http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,373565,00.html

Flugblätter verteilen statt Leben retten

absurd 07.09.2005 - 20:25
Der Hilferuf des Bürgermeisters von New Orleans rüttelte die USA wach. Hunderte Feuerwehrleute reisten in die Krisenregion. Doch statt den Opfern direkt zu helfen, sollen sie Flugblätter verteilen. Die Helfer sind fassungslos, berichtet Lisa Rosetta in der "Salt Lake Tribune".

 http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,373583,00.html

nicht alle hilfsangebote wurden geblockt

schwarze feder 08.09.2005 - 11:01
hallo egal, ich habe den spiegel-artikel so gelesen, dass ein großteil, aber nicht alle von dir aufgelisteten angebote verzögert oder abgeblockt wurden. im spiegel heißt es:


Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, einige Hilfsangebote seien angenommen worden, andere müssten erst von Spezialisten überprüft werden. Laut einer Fema-Sprecherin werden alle Angebote in eine zentrale Datenbank aufgenommen. Die Behörde wolle jedoch nicht alles sofort einsetzen, "egal, ob wir es brauchen oder nicht". An Hilfe aus dem Ausland mangelt es indes nicht. Hier eine Zusammenstellung der angebotenen Hilfslieferungen:


und dann folgt deine liste.

Surreal:

armin 09.09.2005 - 02:46
I just got back from a FEMA Detainment Camp, Bericht aus einem "Flüchtlingslager", heavy stuff! -  http://www.abovetopsecret.com/forum/fema.html

"Die große Wut"

Jordan Flaherty 09.09.2005 - 16:30
"In dem Lager an der Interstate 10 in der Nähe des Causeway, standen oder hockten Tausende von Menschen (zu 90 Prozent schwarz und arm) in Schlamm und Müll hinter Eisenbarrikaden, unter sengender Sonne und bewacht von schwer bewaffneten Soldaten. Sobald ein Bus eintraf, hielt er an einer beliebigen Stelle, Polizisten öffneten ein Gitter in der Barrikade, und die Menschen rannten los, ohne vorher informiert worden zu sein, wohin der Bus fuhr. Säßen wir erst mal drinnen (hieß es), würden die Evakuierten erfahren, welches Ziel angefahren werde ? Baton Rouge, Houston, Arkansas, Dallas oder eine andere Stadt. Wer beispielsweise in einem Bus nach Arkansas saß, durfte nicht in Baton Rouge aussteigen, selbst wenn er dort bei Verwandten Unterkunft gefunden hätte und der Bus durch die Stadt fuhr."

 http://www.zeit.de/online/2005/37/neworleans_augenzeuge

"A Disaster Waiting to Happen"

anonym 12.09.2005 - 13:50
Hier ist ein Artikel von 2004(!), der die Umstrukturierung der Federal Emergency Management Agency beschreibt.

 http://www.bestofneworleans.com/dispatch/2004-09-28/cover_story.html

Jonathan Neale...

be. 13.09.2005 - 10:13
... ist politischer Aktivist, geboren in den USA.
Er ist der Meinung: Nur wenn der Kapitalismus gestürzt wird, können solche Katastrophen verhindert werden.

Hier den Artikel:
Jonathan Neale: Die Katastrophe heißt Kapitalismus
 http://www.sozialismus-von-unten.de/lr/artikel_1610.html

klassistischer genocid vorhergesagt

schwarze feder 13.09.2005 - 16:14
in einem früheren beitrag hatte ich einen artikel übersetzt, der von einem "klassistischen und rassistischen genocid" sprach. tatsächlich scheint aber new orleans nur ein BEISPIEL für diesen genocid zu sein. um new orleans in einem größeren maßstab einordnen zu können zitiere ich hier aus bell hooks "where we stand: class matters" aus dem jahr 2000:

"More and more, our nation is becoming class-segregated. The poor live with and among the poor - confined in gated communities without adequate shelter, food, or health care - the victims of predatory greed. More and more poor communities all over the country look like war zones, with boarded-up bombed-out buildings, with either the evidence of gunfire everywhere or the vacant silence of unsatisfied hunger. In some neighbourhoods, residents must wear name tags to gain entrance to housing projects, gated camps that are property of the nation-state. No one safeguards the interests of citizens there; they are soon to be the victims of class genocide." bell hooks 2000: where we stand: class matters, new york / london, s. 2

ähnlich wie bourdieu es für die banlieus (ghettoisierte stadtviertel) in frankreich festgestellt hat, zeigt es, dass ganzen landstrichen die unterstützung verweigert wird. new orleans ist nur ein - sehr krasses - beispiel.

Gewalt ohne Ende

James G. Ballard 14.09.2005 - 09:39
Ein wirklich bemerkenswertes Interview der Zeit mit dem englischen Science-Fiction Autor:

 http://www.zeit.de/2005/37/Ballard_Interview

Über Abschaum

Ray Nagin 18.09.2005 - 16:10
Aus dem Spiegel, 18.10.2005

Wasser auf die Mühlen von Hardlinern wie Shellnut (ein Immobilienmakler)goss ausgerechnet der schwarze Bürgermeister Ray Nagin. Ohne Not äußerte er sich diese Woche in harschen Worten über scharfe Kontrollen, wer zurückkehren dürfe und wer nicht. Die Polizei werde keinen "Abschaum" in die Stadt lassen. "Wir haben nach dem Sturm eine Stadt ohne Drogen und Gewalt, und unser Willen ist es, dies so beizubehalten." Für Kriminelle kündigte er ein "bitteres Erwachen" an, wenn sie in die Stadt kämen, die sie nicht wieder erkennen würden. Menschen wie Shellnut verstehen die Äußerung auf ihre Weise. Kriminelle sind für sie grundsätzlich schwarz. Der polternde Bürgermeister, plötzlich gefiel er solchen Hardlinern richtig gut.

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