Wunsiedel ist schwarz-rot nicht braun oder so

mk4-1 06.09.2005 19:17 Themen: Antifa Antirassismus
Am gestrigen Sonntag, den 4. September kamen ca. 100 bis max. 200 NPD-Symphatisanten nach Wunsiedel um sich, wie Rieger formulierte an dessen Bevölkerung für das scheitern des Hessmarsches am 20. August zu rächen.
Das angestrebte Ziel von angestrebten 500 Nazis wurde damit glücklicherweise weit unterboten. Soweit die gute Nachricht. Ansonsten gab es für Linke und Antifaschisten wenig zu feiern - es sei denn man hatte Lust mit ein paar hundert Wunsiedeler Bürgern dem Gottesdienst auf dem Marktplatz beizuwohnen. So fanden sich nur ca. 50 bis zeitweise max. 100 Menschen zusammen, die dem Nazisaufmarsch aktiv etwas entgegensetzen wollten. Man befand sich weder in der Lage, den Polizeirepressionen etwas entgegenzusetzen, noch die Kundgebung oder den Marsch der Nazis zu stören. Die Polizei war mit mehreren hundert Bereitschaftern und ungefähr ebensoviel Unterstützungskommandern vor Ort und zeigte schon bei der Einreise den Linken Aktivisten, dass sie nicht Willkommen sind. Man wurde bereits einige Meter nach dem Ortsschild herausgewunken und musste eine erste Kontrolle über sich ergehen lassen. Wartezeit gab es dieses Mal nicht wie gewohnt, da der Ansturm, der normalerweise bei Wunsiedeler Großereignissen stattfindet wie schon erwähnt ausblieb. Dafür viel die Zeit, die die Beamten in schwarz zur Personalienüberprüfung beanspruchten um so länger aus und man wurde den Eindruck nicht los, dass sich die Einsatzleitung an diesem Tag der Hinhaltetaktik bedienen würde. Das wurde nach einigen Metern zu Fuß auch sofort bestätigt, als man zwangsläufig in die nächste Kontrolle lief. Ebenso bekam man gleich eine Warnung mit auf den Weg, dass ein Annäherungsversuch an den Kundgebungsplatz der Nazis nicht unbestraft bleiben würde. Gesagt - getan: Nachdem sich eine kleine radikale Minderheit auf dem Marktplatz gesammelt hatte, beschloss man, sich den Nazis zu nähern und wurde prompt auf einem Edekaparkplatz gekesselt. Zum x-ten Mal wurden Ausweise eingesammelt und Menschen durchsucht. Klar, dass man da bei einer so riesigen Gruppe von etwa 40 radikalen und offensichtlich gemeingefährlichen Autonomen schon mal mehr als eine Stunde braucht, bis die Personalien durchgecheckt sind. Und auch verständlich, dass die armen hilflosen Beamten verbieten mussten, dass man die Hände in die Taschen steckt. Es hätte ja einer von den x-Mal durchsuchten plötzlich eine Waffe aus seinem Arsch ziehen können. Und ebenso unmöglich, dass einer von denen frei rumlaufen hätte können um mal kurz zu pissen. Naja, zum glück lachte die Sonne über dem schönen großen Parkplatz und niemand musste Angst haben, dass er sich sonstwas abfriert...
Als das dann vorbei war, ging es unter ständiger Beobachtung wieder ab auf den Marktplatz und man ruhte sich etwas aus. Als dann die Glocken der Wunsiedler Kirche zwei Uhr schlugen, konnte man plötzlich einen Demonstrations- oder vielleicht doch Prozessionszug beobachten, der mit hunderten Leuten von allen Seiten auf den Marktplatz einfiel. Voraus ging in bester Demomanier der Schwarze Block. Übrigens: es ist jetzt der letzte Schrei, zum schwarzen Outfit weise Kragen zu tragen! Dieses Signal wohlwollend empfangend begab man sich dann auch richtung Naziroute, packte ein Transparent aus und verwirrte die Nazis, indem man immer von einer Seitenstraße zur nächsten rannte und immerwieder die selben Sprüche schrie und das Transparent zeigte. Manch einer der schlauen Nazis wird sich gedacht haben, warum wir so blöd sind und uns das selbe Transparent vier oder fünfmal gemacht haben.
Als der Demozug der Nazis dann schon nach ca. zehn Minuten wieder am Kundgebungsplatz angelangt war, versuchte man nocheinmal, direkt zu ihnen Vorzustoßen, was allerdings von der Polizei im Ansatz unterbunden wurde. Gleichzeitig kam es zu zwei Festnahmen. Über die Vorwürfe gegen die Gefangenen lässt sich nur rätseln. Jedenfalls war dann jeglicher Elan wegblasen wie wohl einst Rudolf Hesss Sele und wie wohl auch einst die Kraft der Kampagne NS-Verherrlichung-Stoppen. Aber, hey Leute, lobt euch nur! Die NPD-Veranstaltung war natürlich ein "Flopp" (www.ns-verherrlichung-stoppen.tk)! Was dann allerdings die Antifamobilisierung war, will man fast garnicht aussprechen! Sie war ein FLIPPFLOPP!!!(!)
Naja, genug der bösen Worte. Man kann nur daraus lernen. Und wie Rieger ankündigte, bietet sich noch viel Gelegenheit bis zum nächsten Todestag zu lernen! Seine Rache sieht nähmlich eine monatliche Heimsuchung für die Wunsiedeler Bürger vor! Vielleicht wird ja Wunsiedel monatlich zu dem, was es bisher nur jährlich war - Walfahrtsort für Nazis. Also haltet euch auf dem Laufenden und supported Wunsiedel im antifaschistischen Kampf! Lasst sie nicht allein mit dem Dreck. An dieser stelle kann man auch gleich mal der Jugendini n Lob aussprechen: Coole Plakate und Streetarts in ganz Wunsiedel, kreative und Mutige Aktionen einzelner AktivistInnen - weiter so!


PS: eine weitere Festnahme wegen ACAB aufm Rucksack (!) und eine wegen Reizgasbesitz sind auf der Linken Seite bekannt
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Ergänzungen

Frankenpost

lustig 06.09.2005 - 20:33
„Wunsiedel hat erneut den Spieß umgedreht“

VON RAINER MAIER

Mehr als 500 Menschen haben am Sonntag in Wunsiedel mit ihrer Teilnahme an einem ökumenischen Gottesdienst gegen eine Kundgebung der NPD protestiert. Die rechte Szene hatte lediglich knapp 150 Sympathisanten mobilisieren können.

WUNSIEDEL – Das hatten die Ordner mit dem T-Shirt-Aufdruck „Fränkischer Heimatschutz“ nicht erwartet, dass eine resolute Mutter ihren halbwüchsigen Sohn eigenhändig aus der NPD-Kundgebung holt. Sie wollten die Frau daran hindern, ihren Sprössling mit dem kurzgeschorenen Haupthaar mitzunehmen, aber die mutige Frau ließ sich auf keine Diskussionen ein: „Das ist mein Sohn, den hab‘ ich geboren, und nicht ihr“, rief sie und schnappte sich den vielleicht 14-, 15-jährigen Jungen. „Und jetzt zieh‘ endlich diese Jacke aus“, hörte man die Mutter an der Straßenecke noch sagen.

Zur als Wahlkampf-Kundgebung angemeldeten Versammlung der NPD waren knapp 150 Teilnehmer gekommen, eine Vielzahl davon in jugendlichem Alter. Auf dem Busbahnhofgelände wirkte das Häuflein trotz wehender Fahnen recht verloren. Selbst der Versammlungsleiter, Bayerns NPD-Geschäftsführer Axel Michaelis, hatte noch eine gute Stunde zuvor mit mindestens der doppelten Teilnehmerzahl gerechnet.

Dafür waren die bunten, demokratischen Kräfte angenehm überrascht. Mehr als 500 Menschen nahmen auf dem Marktplatz an einem ökumenischen Friedensgottesdienst teil, der ein Mal mehr zur machtvollen Demonstration Wunsiedler Bürgerwiderstandes gegen braunes Gedankengut wurde.

„Es ist uns in Wunsiedel gelungen, den Spieß umzudrehen“, freute sich Diakonin Andrea Heußner, die Versammlungsleiterin des „Tages der Demokratie“ vor zwei Wochen. Sie sei fasziniert davon, was sich hier seit 2002 getan habe. Kaum eine Bürgerschaft entwickle derartige Zivilcourage gegen Rechts. Auch Bürgermeister Karl-Willi Beck zeigte sich begeistert von der erneuten Unterstützung durch die Bevölkerung: „Das Häuflein Verirrter ist da ja glatt untergegangen.“

Als die NPD ihren Umzug startete – im Vergleich zu vergangenen Heß-Gedenkmärschen ein durchaus überschaubarer Haufen auf einer nur ein paar hundert Meter langen genehmigten Demonstrationsstrecke – musste sie sich unter den bunten Transparenten der Wunsiedler Anti-Nazi-Initiativen formieren. „Wunsiedel gegen menschenverachtende Propaganda“, hieß es da. Und „Nazis sind hier unerwünscht“.

Als sich der Zug, angeführt vom Anwalt der rechten Szene, Jürgen Rieger aus Hamburg, in Bewegung setzte, unterbrach man am Marktplatz den Gottesdienst, ließ für eine Minute Schweigen einkehren und die Kirchenglocken mahnend läuten. Immer wieder mussten die rechten „Wahlkämpfer“ über straßenbreite Schriftzüge hinweglaufen: „Nazis raus“ hatten Wunsiedler Aktivisten in der Nacht in großen weißen Lettern auf den Teer gemalt.


HANNES BESSERMANN

Wunsiedel ist Schwarz Rot?

Farbenfroher Antifa 07.09.2005 - 00:35
Ist ja sehr erfreulich daß so wenige Nazis erschienen waren, aber wenn nur 50-100 Antifas da waren, worauf beruht dann die Behauptung, Wunsiedel sei Schwarz-Rot? Regiert da eine große Koalition im Gemeinderat oder was?

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