Fight Back Repression!

[antifas] 01.09.2005 17:50 Themen: Antifa Repression
Antirepressionsdemo in Lippstadt
FIGHT BACK!
Gegen die Kriminalisierung des antifaschistischen Widerstandes

We can’t relax in Deutschland

8. Mai 2005, Berlin: Am 60sten Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus blockieren tausende von Menschen einen seit Monaten geplanten Naziaufmarsch. So ungewöhnlich wie der Erfolg, dass die Nazis an diesem Tag nicht marschieren konnten, so ungewohnt waren auch die Lobesbekundungen von der Polizeiführung über zahlreiche Bundespolitiker bis hin zu Sabine Christiansen für die „breite Zivilcourage“. Und dennoch ist dieser antifaschistische Ausnahmezustand im Kontext des symbolträchtigen Datums einfach zu verstehen. Als Weltmacht in spe mit starken Ambitionen für einen permanenten Sitz im Weltsicherheitsrat und einem ungeminderten ökonomischen Expansionsdrang kann sich der Standort D nichts weniger als eine schlechte Publicity in Bezug auf die NS-Vergangenheit leisten. Und die denkbar schlechteste wäre hier die um die Welt gehenden Bilder tausender durch die Mitte Berlins marschierender Neonazis. Und so kam es der deutschen Politik am 8. Mai sehr gelegen, als viele tausend Menschen mit der Blockade einer angemeldeten Demonstration eine kollektive Straftat begingen. So gelang es, den 8. Mai zu einem „Tag der Demokratie“ zu verbiegen, sich als geläutert zu präsentieren und den in weiten Teilen der Bevölkerung grassierenden Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus als Randphänomene zu kaschieren.

22. Januar 2005, Moers: Wie an nahezu jedem anderen Wochenende auch marschieren Neonazis zwecks Verbreitung ihrer menschenverachtenden Demagogie, diesmal in Moers. Und wie bei den meisten anderen dieser Aufmärsche versuchen engagierte Antifaschistinnen und Antifaschisten sich dieser Widerwertigkeit in den Weg zu stellen. Und wie üblich werden diese in der Ausübung des einzig Richtigem – der konsequenten Bekämpfung des Faschismus in all seinen Erscheinungsformen – durch Polizeieinheiten in Kampfanzügen behindert und drangsaliert. Denn wenn es darum geht, den Nazis ihr Recht auf Agitation zu garantieren, erfüllen die Beamten ihr Handwerk in altbekannter deutscher Gründlichkeit. So auch in Moers, wo GegendemonstrantInnen bereits unmittelbar nach dem Aussteigen aus dem Zug von der Polizei mit Kampfhunden und anderen Drohgebärden empfangen wurden. Die Personen wurden festgehalten und äußerst grob durchsucht. Diese Durchsuchungen muteten bereits wie Festnahmen an, so wurden die Betroffenen hierbei von den Beamten an die Wand gedrückt. Während die Polizisten willkürlich begannen einzelne Personen zu schupsen, kam es zur Festnahme eines 19 jährigen Lippstädter Antifaschisten. Dieser hatte sich verbal über die vorrausgegangene Polizei-Brutalität geäußert. So wurde er unverzüglich von 4 Beamten zu Boden geworfen, festgenommen und erhielt eine aufgeplatzte Lippe als Andenken. Auf die gegen ihn gestellte Anzeige – nicht nur wegen Beleidigung, sondern auch „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ folgt nun der Prozess vor dem Amtsgericht Lippstadt am 21. September 2005. Dass dieses Vorgehen der Polizei gegen antifaschistische Demonstrationen nichts weniger als der Normalität entspricht, wissen alle, die schon einmal gegen Neonazis auf die Strasse gegangen sind. Dies zu tun bedeutet nicht nur Gefahr zu laufen, von Nazis angegriffen zu werden (was durchaus lebensgefährlich sein kann!), sondern auch mit dem ganzen Repertoire polizeistaatlicher Maßnahmen konfrontiert zu werden. Schon die Teilnahme an einer Sitzblockade wie am 8. Mai in Berlin bedeutet im Regelfall, die körperliche Unversehrtheit zu riskieren. Von Würgegriffen, über Pfefferspray- und Knüppeleinsätzen bis hin zu dem Gebrauch von Wasserwerfern und Hundestaffeln sind der Phantasie der BeamtInnen keine Grenzen gesetzt.

fight back repression!

Mit der Demonstration erklären wir uns solidarisch mit dem Lippstädter Antifaschisten und allen anderen, die aufgrund ihres antifaschistischen Engagements von staatlicher Repression oder neonazistischer Gewalt betroffen sind. Wir stellen uns gegen das laufende politisch motivierte Gerichtsverfahren gegen den Lippstädter Antifaschisten, welches zugleich als Exempel gegen alle antifaschistisch Aktiven zu verstehen ist!

Ferner betonen wir die Notwendigkeit, sich mit aller Vehemenz dem wiedererstarkenden Nazismus entgegenzustellen. Allein seit 1989 sind über 100 Menschen von Neonazis ermordet worden und gerade erst vor ein paar Monaten wurde in Dortmund ein Punker von einem Mitglied der örtlichen rechtsextremen Szene erstochen. Im Gedenken an diese wie auch alle anderen Opfer des (neo)nazistischen Wahns wird unser Widerstand zur Pflicht!

more than just dagegen!

In diesem Sinne nehmen wir uns die Worte der Holocaustüberlebenden Esther Bejerano und Peter Gingold aus ihrem Appell an die Jugend besonders zu Herzen: „(...)1945 war es für uns unvorstellbar, daß Ihr, die Nachgeborenen, erneut konfrontiert sein würdet mit Nazismus, Rassismus, einem wieder auflebenden Nationalismus und Militarismus. (...) Wir hoffen auf Euch. Auf eine Jugend, die das alles nicht stillschweigend hinnehmen wird! Wir bauen auf eine Jugend, die sich zu wehren weiß, die nicht kapituliert, die sich nicht dem Zeitgeist anpaßt, die ihm zu trotzen versteht, und deren Gerechtigkeitsempfinden nicht verloren gegangen ist.(...)“

Wir nehmen uns diesen Appell an und werden uns auch zukünftig mit allen erforderlichen Mitteln den Rassisten, Antisemiten und Nazis aller Couleur in den Weg stellen. Und wenn geltendes Recht den Nazis ihre menschenverachtende Agitation garantiert und Grundlage für die Kriminalisierung des Widerstandes dagegen ist, spricht das nicht gegen uns, sondern gegen den Zustand dieser Gesellschaft! Jene ist dabei aber nicht nur aus dem Grunde zu kritisieren, weil sie neonazistische Ideologien hervorbringt und Nazis weitgehende Handlungsfreiräume bietet. Sondern es gilt vielmehr, nach der Kohärenz zwischen Neonazismus und kapitalistischen Produktionsverhältnissen sowie dem sich daraus ableitendem Staatsbegriff zu fragen und so auch die bürgerliche Gesellschaft in ihrer Idealform zu kritisieren. [... aber das erzählen wir ein anderes Mal.]

Den antifaschistischen Widerstand organisieren
und in die Provinz tragen!

Antifaschistische Demonstration gegen Nazis und die Zustände, welche sie hervorbringen:
Samstag :: 17. September :: Lippstadt

Junge Linke Lippstadt, August 2005

Unterstützende Gruppen: Antifa Ahaus :: Antifa Freiburg :: Antifa Hamm :: Antifa Initiative Münster :: Antifajugend Moers :: Antifaschistische Aktion Hannover (AAH) :: Antifaschistische Aktion Osnabrück (AAOS) :: Antifa UNited - Zusammenschluss antifaschistischer Gruppe im Kreis Unna :: Antifa (x) Recklinghausen :: Arbeitskreis Antifaschismus der JungdemokratInnen/ Junge Linke NRW :: BDP-Infoladen Paderborn :: Büren-Gruppe Paderborn :: Cable Street Beat - strictly antifascist (Gütersloh) :: Grüne Hilfe Lippstadt :: Jugendantifa Lippstadt :: Jugendantifa Mülheim :: Junge Linke Bielefeld :: Junge Linke Herford :: Junge Linke Geseke/ Salzkotten :: Offene Antifa Recklinghausen :: Poesie und Kritik Paderborn :: Rote Antifa Marl :: roteboerde.de - das linke Webportal im Kreis Soest :: Rote Hilfe e.V. (Bundesverband) :: Sinistra! (Frankfurt a.M.) :: SKA - sozialistische Kulturarbeit Gütersloh

Check: www.junge-linke.tk


Außerdem:
03.09. Dortmund: Nazis stoppen / www.no-nazis.de
10.09. Hamm: Nazis stoppen / www.antifa-hamm.de
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Ergänzungen

Demo gegen Repression in Potsdam

Mensch 02.09.2005 - 10:49
Am 24.09. findet eine Demo in POtsdam (Brandenburg)gegen Repression statt.


Mehr Infos unter:  http://www.inforiot.de

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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