Bullenstress bei SIAJ Sommercamp

... 30.08.2005 01:49 Themen: Freiräume
Beim Sommercamp der Sozialistischen Internationalen Arbeiterjugend vom 26. bis 29. August 2005 in Pennemünde/Mecklenburg-Vorpommern kam es zu kleineren Unstimmigkeiten zwischen BesucherInnen und Staatsgewalt - ein Augenzeugenbericht und Bilder.
Der Aufruf der SIAJ:

Liebe Genossinnen und Genossen!

Wir laden Euch herzlich ein zum diesjährigen Sommercamp der Sozialistischen Internationalen Arbeiterjugend! Das Sommercamp der SIAJ bietet Euch die dialektische Einheit von Spass und Politik, von guter Musik, Kino und Tanz direkt am Ostseestrand und anspruchsvollem Subkulturprogramm bis hin zu direkter politischer Aktion.

Unser diesjähriges Sommercamp findet im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahl statt, wo wir alle mal wieder zwischen kleineren und grösseren Übeln wählen sollen. Darum wollen wir unser Zusammentreffen zum Anlass nehmen, um dem grössten Übel unter den Parteien, der NPD, mal eins ins Kontor zu hauen. Die NPD schickt sich an, als Sammelbecken des Nazigesocks in den nächsten Bundestag einzuziehen. Ostvorpommern ist seit vielen Jahren eine Hochburg der Nazis, folglich ist mit einer flächendeckenden NPD-Plakatierung bei der Anreise zum Sommercamp zu rechnen.

Da diese Naziplakate nicht nur das Strassenbild verschandeln und dem guten touristischen Ruf der Region schaden, sondern vor allem nationalistische und rassistische Hetze verbreiten, wollen wir bei unserem Besuch in Ostvorpommern möglichst viele dieser Plakate beseitigen! Wenn Ihr also mit dem Auto anreisen wollt, seid alle eingeladen, an der
NPD-Wahlplakat-Abhäng-Rallye
teilzunehmen. Diese Rallye ist der Weg zum Ziel. Viele Wege führen nach Ostvorpommern. Überall hängen oder stehen Nazi-Wahlplakate. Jeder, der eines dieser Plakate ins Ziel bringt, bekommt dafür den Unkostenbeitrag für das Sommercamp erlassen. Wer gar 100 dieser Plakate einsammelt, darf am Sonntag beim Tanz Der Arbeiterjugend als Schallplattenunterhalter für Tanzstimmung sorgen!

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5 € betrug der Unkostenbeitrag, der dann auch zumeist entrichtet worden ist. Auf der Anfahrtstrecke fanden sich keinerlei Plakate (mehr?) und auf dem Sommercamp selbst habe ich nur etwa fünf Stück gesehen.
Vielleicht war es eben jener Aufruf, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat, die radikalsten aller Autonomen aus Berlin und Hamburg hätten sich zum Stell-Dich-ein an der Ostsee versammelt. Richtig ist, dass dort zwar durchaus politisch interessierte Menschen aufzufinden waren, die "Autonomen" und Linksradikalen aber wohl eher anders zu tun hatten. Das Durchschnittsalter lässt sich zwischen 30-35 finden. Darum gab es dann auch nette Geschichten aus den alten Tagen, als squatten in Berlin noch ein großes Abenteuer gewesen ist. Insgesamt eine entspannte Meute aus etwa 1500 Menschen - und seit langem auf einer solchen Veranstaltung: keine Nazis.
Das politische Rahmenprogramm war eher knapp, Samstag abends Kino (Dokus und so), Sonntag gegen 5 uhr morgens ging die Musik los und die Leute tanzten zum Sonnenaufgang. Die Musik endete Sonntag gegen 18 Uhr. Montag um 10 Uhr wurde das Gelände freiwillig geräumt. Es war also eine "illegale" Party am Strand. Was war geschehen?
[Der Bericht beruft sich auf Augenzeugen und Erzählungen anderer, als auch auf eigener Erfahrung. Also gerne Änderungen vornehmen.]
Als Location wurde ein Vogelschutzgebiet im Naturschutzgebiet Usedom gewählt. Es handelt sich dabei um eine Lichtung mit direktem Zugang zum Meer. Besorgte Ornithologen riefen den Förster, weil vor ihren Augen sich Menschen zu versammeln begangen. Das geht ja in einem Naturschutzgebiet schonmal garnicht. Der Förster, nicht auf Stress gepolt, scheint eher wenig geneigt, Probleme mit der Veranstaltung zu haben, bekommt aber von seinem Vorgesetzen aus Rostock das Kommando, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen. Die Polizei taucht auf. Bis Samstag um 20 Uhr sollte das Gelände geräumt sein. Die BesucherInnen bauen weiter auf.
Es wird beschlossen, den BesucherInnen bis Sonntag 11 Uhr Zeit zu geben, das Gelände freiwillig zu räumen. Nichts passiert. Um 8 Uhr morgens kreist der erste Polizeihubschrauber über dem Gelände. Um 14 Uhr soll geräumt werden, notfalls mit Gewalt.
Während oben weiter der Hubschrauber herumkreist, sammeln sich etwa 50 behelmte und rücken vor bis gegenüber der Tanzfläche. Im Schlepptau sind noch sechs Hunde, die ihre gepanzerten Herrchen herumführen. Die Roboter beschliessen die Bühne von hinten zu erstürmen und die Musik aufzuknipsen. Etwa 300 BesucherInnen stellen sich Ihnen in den Weg. Ein Durchkommen wurde nur mit groberer Gewalt möglich. Während also 300 Leute für ihr Recht auf eine kleine Party vor den Bullen herumtanzen, wird ein Kompromiss ausgearbeitet: die Musik endet um 18 Uhr - das Gelände ist Montag um 10 Uhr leer.

Wer weiss, was die Bullen geritten hat, überhaupt dort aufzutauchen. Einige monierten zwar, dass sie für so einen kurzen Sonntagseinsatz nicht genug Geld bekommen würden - andere hingegen wollten Angeln gehen, einige wippten mit dem Fuss. Definitiv ein Knackpunkt war der Oberförster aus Rostock, der sich wohl zum ersten Mal in seinem Leben aufspielen durfte und gerne mal handgreiflich wurde. Mit schien es, als würde ihm der Speichel das Kinn heruntertropfen: er hatte hier die Entscheidungsbefugnisse. Ein echt ekliger Kerl. Auf jeden Fall war es eine zutiefst unsinnige Aktion, die massig Steuergelder verschlungen hat. Begründet wurde es nichtmal mit dem Vogelschutzgebiet, sondern mit der Möglichkeit auf liegengebliebene Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg.
Ein paar Leute feiern eine nicht angemeldete Party, und prompt drehen alle frei. So scheint mir das gewesen zu sein. Übrigens war die Musik nicht Goa. Und die Party einfach grossartig! Kommt gut durch den Winter.
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Ergänzungen

Polizeistress bei Technoparty auf Usedom

Verlinker 30.08.2005 - 05:08

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Das klingt ja alles sehr interessant, aber wieso muß das in einem Vogelschutzgebiet stattfinden? Die Ostseeregion ist eine der letzten Gebiete für vom Aussterben bedrohte Arten, auch dank großer früherer millitärischer Sperrgebiete, ich habe kein Problem, wenn diese Gebiete nicht betreten werden dürfen, es gibt doch genügend andere Flächen. Allerdings ist dr Einsatz von Hubschraubern und umhertrampelnden Uniformierten auch nicht sehr förderlich.
P.S.: Pennemünde heißt eigentlich Peenemünde

LAlala

Captain Planet 30.08.2005 - 12:49
Klingt als ob es echt nett da war auch trotz des Bullenstreß. Schade das ich erst jetzt davon erfahre.

Nur eine Sache stört mich. Ich bin jetzt gar nicht der große Tierrechtler aber muß so ein Event mit über tausend Teilnehmern denn im Naturschutzgebiet stattfinden?

Liebe Oberbedenkenträger

andreas 30.08.2005 - 13:16
Vögel brüten Ende August nicht, und es ist auch keiner durchs Schilf gelaufen. Bleibender Schaden für die Natur ist nicht entstanden. Entspannt euch mal.

Es geht nicht nur ums brüten..

Waldläufer 30.08.2005 - 21:26
Sonern um viel mehr. Gute Party hin oder her, aber warum in einem der wenigen Rückzugsräume für Vögel und andere Tiere? Es geht hier auch nicht darum, dass die Vögel Ende August nicht mehr brüten sondern viel mehr darum, dass viele mittlerweile auf dem weg zurück nach Süden sind. Diese benötigen Ruhe, um die Energiereserven aufzufüllen und zu schonen.
Es gibt ja aber auch echt keinen vernünftigen Grund, die Party in solch einem Biotop durchzuführen. Überall gibt es alte industrieanlagen, und andere Gelände, die für die natur absolut unwichtig sind. Warum können die nicht einfach genutzt werden?
Butter auf dem Brot ist "speziistisch" und nicht "PC", aber massiv die Natur zu stören ist natürlich egal, weil war ja ne gute Party... Echt traurig, wie beschränkt selbst "Linke" sind. Es geht um das große ganze, nicht um eine kleine Revolution in eurer kleinen Welt(bzw. Stadt, denn da müssen die Organisatoren wohl herkommen).

diese natürlichen widersprüche

.. 30.08.2005 - 22:59
hallo, die natur ist überall. ob du in der stadt nachts nachtfüchse überfährst,ob auf stillgelegten industrieflächen wo die und die tiere wohnen , überall ist der mensch nen problem im mikrokosmos. wenn jetzt ein wochenende ne party in der natur veranstaltet wird, jammern die gleichen leute die täglich autofahren auf kosten anderer leben etc.
sorry, aber das ist ne pseudomoral.
es gibt grenzen, und die werden meiner meinung nach nicht durch ein unkommerzielles festival in usedom zerstört sondern durch ein rücksichtsloses
kapitalistisches system.
die leute auf die auf diesem coolen festival waren, haben echt locker ihren müll 100 pro beseitigt.
wenn jemand sein auto auftankt und dabei in kauf nimmt, dass ganze regenwälder vernichtet werden, wie z.b in ecuador, der/die soll hier nicht über dieses festival jammern.
die welt ist rund und überall gleich sensibel, also betrachtet die globalen auswirkung der westlichen konsumgesellschaft,
alles andere ist eher heimatschutz a la npd, und die paar platt gemachten grasshalme werden sich nächste woche wieder aufrichten und auch die vögel haben da schon ganz andere sachen erlebt.
ich hab nach dem wochenende gefeiert dass die bullen endlich mal nicht stark genug waren, jessa, ich freu mich immer noch...

es gibt keine SIAJ

ich 31.08.2005 - 01:41
geht aber aus dem artikel auch hervor...

recclaim everything

einer der mal wieder dabei war 31.08.2005 - 01:53
Anstatt sich zu freuen, daß ein Teil der Technobewegung eben doch noch nicht den Weg der verkommerzialisierten Pseudoselbstverwirklichung a la Loveparade & Co. gegangen ist, wird hier wieder rumgemotzt und die hässliche Fratze vom spassverdrossenem Linksaktionisten gepudert.

Aktionen wie diese oder letztes Jahr in Prora sind ein voller Erfolg für eine selbstbestimmte, progressive Linke und daher ist es absoluter Schwachsinn einem solchen Event jeglichen politischen Charakter abzusprechen. Die Fakten:

-Ein geschichtsträchtiger Ort wurde, wenn auch nur einem kleinen Teil und für kurze Zeit, der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Fadenscheinige Eigentumsansprüche und gesetzliche Reglements (Naturschutzgebiet - Das ich nicht lache, schonmal auf dem Gelände gewesen ? ) wurden galant ausgehebelt.

-Über die geschichtliche Relevanz des Ortes wurde bestens informiert und somit ein weiterer dunkler Fleck auf der Landkarte nazideutscher Vergangenheit erhellt.

-Der Staat hat sich, mit einer neuen, komplett planlosen und nicht zu Letzt teuren Aktion, seiner selbstkonstruierten Lächerlichkeit preisgegeben.

- NPD Plakate wurden abgehängt, und das nicht zu knapp.

Also: WAS WOLLT IHR DENN ? Achso, da tanzten zum Teil nackte Menschen zu wummernden Technobeatz...na das KANN ja gar keine politische Aktion sein.
Und was die Fragen zur SIAJ betrifft: IHR CHECKT ES EINFACH NICHT!
Braucht warscheinlich immer ein festes, klar erkennbares Banner, unter dem ihr alle schön marschieren könnt und sei es nur, um die eigene nicht vorhandene Identität zu kaschieren.

Gegen Pappnasen und Stricktusen - Für eine vitalistische Linke !

Kein NSG!

Beppo 31.08.2005 - 11:20
In einigen Beiträgen zum SIAJ-Camp auf Usedom (auch in der Presse) wird behauptetist, das Camp habe in einem 'Naturschutzgebiet' stattgefunden. Dies stimmt einfach nicht. Das NSG 'Peenemünder Haken' beginnt erst ca. 200 bis 300 m nördlich vom Camp am südlichen Ende der 'großen Strandwiese'. So ist es auf allen Karten verzeichnet und auch auf der - zugegebenermaßen etwas ungenauen - Karte ('LINFOS') des Landesamtes für Umweltschutz, Naturschutz und Geologie erkennbar. Das NSG war am Rande der Feuchtwiese durch einen gesonderten Zaun umgrenzt(nicht der rudimentär vorhandene Maschendrahtzaun am Rande des Veranstaltungsgeländes! Das war ein NVA-Relikt). Und dort hat es weder geparkte Autos noch Zelte noch sonstige Einrichtungen des Camps gegeben.
Offenbar haben hier einige Leute die Begriffe 'Naturschutzgebiet' und 'Landschaftsschutzgebiet' durcheinander gebracht. Denn richtig ist, dass die Veranstaltung in einem 'Landschaftsschutzgebiet' stattfand - aber das umfasst die gesamte Insel Usedom...

naturschutz

sauberfrau 31.08.2005 - 11:42
Also mal ehrlich - als sich die letzten Klänge aus den Boxen verabschiedet haben, wurde eine große Entmüllungsaktion begonnen, bei der auch Kippen, Glasscherben und Kronkorken mit eingesammelt wurden, die deutlich schon länger als 24 Stunden da gelegen haben. Das Gelände sah hinterher sauberer aus, als vor unserer Ankunft - wie immer hat sich selbstverständlich ein sehr großer Teil der Teilnehmer vom diesjährigen Camp daran beteiligt!!! Ich für meinen Teil schmeisse NIE Müll in die Botanik auf solchen Veranstaltungen und nehme meinem Müll, den der "Vorbesucher" und ggf. auch den meiner "Nachbarn" wieder mit vom Gelände. Und: ich kenne eigentlich auch nur Leute, die genau die gleiche Einstellung haben! Nein, wir sind KEINE Gemeinde von feiersüchtigen, vollgedröhnten Jugendlichen, die sich einen Scheiß um Ihre Umwelt und Mitmenschen scheren!!! Erwachsen sind wir vielleicht auch nicht - aber immerhin wahrscheinlich auf dem Weg dorthin ;-)

Das das Gelände auf den ersten Blick "platt gemacht" aussah ist klar, da sich eben Gräser unter der Last von Füssen, Zelten und Autos hinlegen - aber dadurch sind sie ja nicht unwiederruflich zerstört und meist nach wenigen Tagen auch wieder taufrisch! Auch die frisch angepflanzten und nummerierten Kiefern stehen alle noch an ihren Plätzen (wer stellt sein Zelt schon AUF kleine Bäume???)Der weitaus größte Teil der Fahrzeuge war im übrigen gar nicht auf dem Gelände geparkt, sondern auf den beiden Parkplätzen an der Bundesstraße oder an den Wegen im Wald.

Wie wenig ein kurzer Besuch von Leuten der Flora und Fauna schadet, kann man übrigens gut auf einigen ehemaligen Militärgebieten der Region betrachten - dort "lebt es" und das trotz der jährlich einfallenden Gemeinde (geht mal im Mai da hin - sattes grün und reichhaltige Vogelwelt!!!) Zu dem Thema gibt es auch eine Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen - dauerhafte Belästigungen wirken sich deutlich massiver aus, als einmalige, kurze Störungen!!!

Wir sind die Guten!

Sieg über die Sonne!

TeilEinesBuntenAnarchistischenHaufens 31.08.2005 - 12:20
Für meinen Teil kann ich das sehr gut unter "direkte politische Aktion" subsumieren. Ein Extralob an den DJ, der während des Räumungsversuchs wahre MC (Master of Celebration) Qualitäten an den Tag legte und auch den letzten noch die Nervosität nahm und den Einstieg ermöglicht hat: "Immer locker bleiben. Die wollen nur spielen!" ;-) Diese Masse hatte Energie. Ich habe mich lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Dass die Polizeiaktion unsinnig war, kann ich so nicht sehen: Das war eindeutiger Höhepunkt des Tages. Also auch nochmal dank an Papa Staat! ;-)
Kräfteverhältniss schlecht für Team Green. Sieg über die Sonne!

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Saubermänner

Druffi 30.08.2005 - 08:23
Also, seit nunmehr zwanzig Jahren, etwas länger noch, kenne ich jetzt die tolle radikale Linke hier. Nicht nur meine politische Sozialisation, auch mein Verhältnis zu Party und Drogen wurden in dieser Szene geprägt. Freiheit bedeutet für mich nicht bloß, schwarzgekleidet die Bullen zu nerven, belanglose Streitfragen mit hohem Nervpotential zu diskutieren und jeden Schritt meines Alltags auf political correctness hin zu hinterfragen. Freiheit ist eben auch, mal über den eigenen Tellerrand hinaus SOZIALE Kontakte mit "anderen" Menschen zu pflegen, nicht immer nur politische Meßlatten anzulegen sondern auch mal einfach zu schauen- wo ist die Stimmung gut und warm?
Ungefähr zehn Jahre lang war ich garnicht politisch aktiv. Also höchstens grad noch am Rand der politischen Szene. In der tollen Szene, wo alles Private ja soooo politisch ist, konnten meine kleinen existentiellen Sorgen, um die ich mich kümmern mußte, leider nicht getragen werden...
An diesem Rand der politischen Szene traf ich die Ex- Linken- egal, ob auf der Goa- Party, im Ökoladen, in der Sozialarbeit... und vielen, vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Und es gibt verdammt nochmal mehr Ex- Linke, als Aktive. Und einhellig geben sie Dir die gleiche Antwort auf die Frage, warum sie nicht mehr aktiv sind: Mit FANATIKERINNEN, die keinen Spaß keinen Scherz und keine Lust kennen, mit denen läßt sich nix ändern.
Die Party auf Usedomm war ingewissem Sinne sehr wohl sehr politisch! nicht bloß der eindeutige Aufruf dazu, nicht nur die etwa 50- 100 Leute aus politischen Zusammenhängen, der Doku film in der Nacht über die Waffenprogramme der Nazis auf Usedomm- mir blieb fast das MDMA im Halse stecken- und die Empfehlung, das ortsansässige Museum zu besuchen. Auch die Tatsache, daß hier Menschen, jenseits von Alter und sozialem Status miteinander eine superatmosphäre hatten. Da JedeR eine Mülltüte beim Eintritt bekam, hielt sich die Müllbelastung auf erträglichem Level. Und während die Schweine programme der Chemie ganze Landstriche verseuchen, darf ich jetzt nicht mal mehr fünzig Quadratmeter Wiese flachtrampeln und ein paar Vögel verschrecken? Immerhin hatten wir keine Hubschrauber, mit denen wir fünzig Meter drüber gekreist sind. Und übrigens- gewaltfreier Widerstand, so wie dort praktiziert, ist genauso guter wenn nicht sogar besserer Widerstand, als das, was wir/ihr jedes WE so aufs Parkett legt.
Aber was verstehen davon schon Echte Linke? solange eure tollen Ausgrenzungsparolen keine Rolle spielen, solange Spaß wichtig ist als Faktor, solange kann es für euch keine Revolution geben. Während die Nazis Volksfeste mit 5000 TeilnehmerInnen(!) feiern.
Wäre ich nicht schon persönlich von solcher Ignoranz betroffen gewesen, ich würde laut lachen über Euch!Wenn Ihr nicht begreift, das Freiheit nicht nur erkämpft, sondern auch gelebt werden will, dann bleiben wir so unbedeutend, wie wirs die vergangenen Jahre waren.

sauber...

Dr. Müller Wohlfart 30.08.2005 - 13:10
Wie wär´s wenn ihr euer Camp demnächst irgendwo macht, wo kein Naturschutzgebiet ist, ihr Vollidioten. Und zu sagen, dass die Polizei ja noch viel mehr kaputtgemacht hat, ist ja wohl kein Argument, euch hätte ja klar sein müssen, dass ihr so nen Einsatz provozieren könntet.

Mich erschreckt´s echt, wie egal euch das gewesen zu sein scheint...


Deconstruct Speciism and doofe SozialistInnen-Camps in Naturschutzgebieten

tstststs

e.gal 30.08.2005 - 14:04
genau bomben testen ist ok oder was und die scheisz technos machen die natur kaputt jaja geh in bioladen eso food kaufen

Wer to hell ist die SIAJ?

Infofanatiker 30.08.2005 - 14:23
Zu einem halbwegs guten Artikel gehört auch, dass ma zwei-drei Sätze zum Veranstalter schreibt.

@ infofanatiker

bist seltsam! 30.08.2005 - 14:47
hälst du es für eine schlaue idee sich auf indymedia als veranstalter illegaler partys zu outen ?? fragst du demnächst bei irgendwelchen bekennerschreiben auch nach wer denn nun wirklich dahintersteckt ??

@"bist seltsam!

kuckkuck 31.08.2005 - 00:34
gehts noch??? der veranstalter steht doch in der überschrift: "SIAJ Sommercamp"!!!

die frage ist berechtigt: wer zum henker ist die "SIAJ"??? ham die was mit der SDAJ (sozialistische deutsche arbeiterjugend) zu tun, also mit der DKP?

@ der, der mal wieder dabei war

Anarcho 31.08.2005 - 02:31
Sei doch froh, daß diese komischen Dogmaten die Aktion scheisse finden. Stell dir nur vor, diese Typen wären dabei gewesen. Weiss nicht, ob das mit denen Spass gemacht hätte. Sollen sich diese Kommiesekten ruhig isolieren.. und wir haben derweil Spaß und leben wie wir es wollen :-D
Nächstes Jahr bin ich auch wieder da.

@Beppo

NSGVSG 31.08.2005 - 13:05
Kein Naturschutzgebiet? Naja, wer kennt sich denn mit den Bezeichnungen genau aus? Bzw. was heisst es, wenn am Strand das Gelände, auf dem die Veranstaltung stattfindet, von kleinen Holzschildern umringt ist, auf welchen Vogelschutzgebiet steht und ein kleiner Uhu zu sehen ist? Ist das jetzt kein Naturschutzgebiet sondern nur ein Vorgelschutzgebiet und wo ist der Unterschied?
Achso, und die Moralfraktion soll mal OpenAir-Feiern organisieren, bei der keiner Ameise auf dem Kopf herumgetrampelt wird...das Gelände war zum Schluss sauber und ein geknickter Grashalm passiert einem Vogel bei der Landung auch mal.

unglaublich

otto schily 31.08.2005 - 14:46
hier muß noch einmal darauf hingewiesen werden, daß diese leute keine unschuldigen tanzenden kinder sind, sondern organisierte kriminelle, die unsere jugend verderben, drogen nehmen, sich mit handys und internet blitzschnell verabreden und anwohner terrorisieren. hier muß der staat hart durchgreifen.

starke anracho-hedonisten

dagewesen 31.08.2005 - 15:23
also: so einen zusammenhalt habe ich seit der anti-nazi-demo am 1. mai 2004 in berlin-lichtenberg/fhain nicht mehr erlebt. da haben einfach 1000 leute dem staat mal den großen dicken stinkefinger gezeigt, gesagt, dass wir machen, was wir wollen. das war superschön - und dazu noch total friedlich und lustig dazu. danke an alle, die da waren.

lied des tages

auchdawar 01.09.2005 - 14:01
anbei ein kurzvideo ...

ich will den oberförster sehn

der baum 01.09.2005 - 22:45
eine geile Party,
aber bevor der eine oder andere noch den falschen Eindruck bekommt, dass er unverwundbar ist, lasst uns einige Tage später und chemiefrei mal etwas klarer sehen:

- es war unser Verdienst, dass wir die party bis zum ende durchziehen konnten
- es war nicht unser Verdienst, dass die Bullen da nicht losgeprügelt haben,
da müssen wir uns schon bei den Robotern bedanken, dass die klarer gesehen haben als manche von uns, auch als die siaj oder saji oder sag ja
- das hat ja auch etwas von logik – die förster wollten uns wegen der bomben da raus haben, damit uns ja nichts passiert ;-) und die bullen prügeln los, um das zu erreichen – und mal ehrlich, wer hat denn da von uns noch logik haben wollen – und die blitze die ich sah waren bestimmt keine minen
- hey und wir waren ein bunter anarchistischer haufen ;-) – das klingt doch schon wie ein kompliment ;-) , hätten die uns wirklich für den harten kern der autonomen szene gehalten, hätten die bestimmt nicht rumgespielt und uns die paar typen präsentiert

also
ich danke uns allen für die geile party,
ich danke den bullen für die lustige pausenaktion, - ihr habt uns gut getan ;-)
vielen dank auch beim veranstalter – naturschutzgebiet und bombenplatz - echt ! ihr habt den knall - genug kohle habt ihr doch eingenommen, da hättet ihr da oben auch eine andere location für mieten können –oder habt ihr den bullenbesuch bestellt L

und ganz vielen dank den richtigen linken – eure reaktion auf all die pressemeldungen stellt sogar noch die „spalter-diskussion“ im leben des bryan in den schatten – so hab ich auch nach peenemünde noch was zu lachen