Antifa-Spontandemo in Berlin

Antifa 28.08.2005 21:23 Themen: Antifa Repression
Heute versammelten sich in Berlin-Mitte ca. 200+ AntifaschistInnen um spontan gegen die Polizeiaktionen von gestern Abend zu demonstrieren.
Unter dem Motto "Gegen Repression - Linke Politik verteidigen!" wurde zwischen 18.30 und 19.30 Uhr eine kraftvolle Demo von der Bullenwache in der Brunnenstraße zum S-Bhf Hackescher Markt durchgeführt. Die Bullen tauchten erst nach dem Ende der Demo mit mehreren Fahrzeugen auf und fuhren ziellos in der Gegend rum. Dies war eine gelungene erste Aktion gegen die staatlichen Repressionsmaßnahmen.
Gestern wurden in Berlin mind. 7 "Objekte" durchsucht, von annähernd 200 Personen die Personalien aufgenommen und Fotos gemacht, sowie das selbst verwaltete "subversiv" in der Brunnenstraße zwangsweise geschlossen. Unterstützt die Betroffenen, macht selber Aktionen und haltet Augen und Ohren offen - der Widerstand geht weiter!
no justice, no peace - fight the police
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Ergänzungen

Repressionswelle

Pessimist 28.08.2005 - 21:36
Zur Zeit findet eine ziemlich heftige Repressionswelle statt, die nicht nur Antifas betrifft.
Am Freitag wurde in Berlin ein Studicamp von Polizeihundertschaften umstellt und durchsucht. Die Zelte wurden dabei teilweise zerstört, die Studenten geschlagen.
Am Wochenende zuvor wurde das Jeton (eine Prolldisko in Berlin) von 300 Polizisten gestürmt, alle Besucher gefesselt und misshandelt. Mindestens 15 Leute mussten längere Zeit ins Krankenhaus. Heute wurde ein Camp/Party mit 1000 Besuchern auf Usedom umstellt und mit der Räumung begonnen.
Deutschland geht immer schneller in richtung repressiver Polizeistaat. Wäre schön, wenn die einzelnen Einpunktbewegten langsam übern Tellerand schauen und auch das autistische Gehabe lassen (eine 100-Leute-Demo als "Erfolg" zu feiern... was wurde denn konkret erreicht?).
Trotzdem: Gratulation zur Aktion. 200 Leute in so kurzer zu aktivieren, ist schon nicht ohne.

wo die berliner autonomen ...

... nicht überall rumspringen sollen 28.08.2005 - 22:16
wie der ndr berichtet soll auf usedom ein linkes camp geräumt werden:

"Illegales Camp auf Usedom - Räumung vorbereitet

Rund 1.000 junge Leute aus der linken Szene haben auf der Insel Usedom ein illegales Camp errichtet. Die Polizei hat sie am Sonntagmorgen aufgefordert, das Lager zu räumen. Die Polizeidirektion Anklam hat mitgeteilt, dass sie starke Kräfte zusammenzieht, um eingreifen zu können. Bei den Teilnehmern soll es sich vorwiegend um Mitglieder der linksautonomen Szene aus Hamburg und Berlin handeln.
Zelte und Wohnwagen im Naturschutzgebiet
Das Camp in der Nähe von Peenemünde geht laut Polizei auf einen bundesweiten Aufruf zurück, mit dem für eine Aktion gegen Wahlplakate der rechtsextremistischen NPD mobilisierten werden soll. Das Camp sei in einem Naturschutzgebiet, in dem zudem noch Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet werden, sagte ein Polizeisprecher. Die Leute hätten Zelte errichtet und Wohnwagen aufgestellt.
Polizei bereitet Räumung vor
Wenn die Teilnehmer nicht freiwillig abziehen, will die Polizei das Lager räumen. Sie hat Kräfte aus mehreren Polizeidirektionen und der Bundespolizei zusammengezogen und auch zwei Hubschrauber eingesetzt. Dies ist nicht das erste Mal, dass ein solches Lager auf Usedom stattfindet. Bereits im letzten Jahr hatte die Polizei ein Camp geräumt."

interview

... 28.08.2005 - 22:18
inder jungen welt gibts ein interview zu den bullenactions:
»Bei der Berliner Polizei ist alles Linke verhaßt«

Überfallkommando durchsuchte Wohnungen und Büros. Antifaschisten beklagen fehlende Unterstützung durch SPD und Linkspartei. Ein Gespräch mit Michael Kronewetter

* Dr. Michael Kronewetter ist Pressesprecher der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB).

F: Die Polizeiübergriffe in Berlin häufen sich. Stichworte: Yorckstraße 59, Häuserparty in Prenzlauer Berg, Diskothek Jeton, Studentencamp ... Wie kam es, daß auch Sie in der Nacht zum Sonntag Opfer wurden?

Offenbar geht die Polizei momentan in eigener Initiative vor. Anlaß war wohl, daß auf der Internetseite antifa.de dazu aufgerufen wurde, Nazipropaganda, rassistische Hetze und Nazidemonstrationen zu verhindern – also das, was die Zivilgesellschaft seit Jahren mit dem »Aufstand der Anständigen« fordert. Es wurden sieben Wohnungen, Büros und Läden des antifaschistischen Spektrums durchsucht. Das geschah überfallartig, durch SEK-Kommandos.

F: Was stand konkret auf der Internetseite?

Es ging der Polizei offenbar in erster Linie um die Ankündigung, daß bei einer Antifa-Fete am Samstag abend jeder einen Freicocktail bekommt, der ein Wahlplakat der NPD abliefert. Es wurde auch dazu aufgefordert, Propagandamaterial der Neonazis in blauen Müllsäcken zu entsorgen. Das sieht die Polizei als Aufruf zu einer Straftat.

F: Auch Ihre Wohnung wurde gestürmt ...

Die SEK-Beamten haben es nicht nötig zu klingeln, sie brechen normalerweise gleich die Wohnungstür auf. Ich hatte Glück, daß ich eine Sekunde vorher geöffnet hatte, dadurch bleiben mir die Reparaturkosten erspart. Vor mir standen Beamte mit gezückter Waffe, andere drückten mich mit ihren schußsicheren Schilden an die Wand. Der Rest des Überfallkommandos stürmte durch die Wohnung – wie man es eben aus der Terroristenfahndung kennt.

F: Sie sprachen von Eigeninitiative der Polizei. Wollen Sie damit andeuten, daß der von SPD und Linkspartei gestellte Senat möglicherweise nichts davon wußte?

Das kann ich schlecht sagen. Das Ganze wäre noch skandalöser, wenn der Auftrag zu dieser Aktion direkt vom Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gekommen wäre.

F: Nach dem Polizeiüberfall auf die Diskothek Jeton berichteten Augenzeugen, sie hätten sich an Filme über das Wüten der chilenischen Militärjunta erinnert gefühlt. Ist dieser Vergleich überzogen?

Diese Assoziationen sind sicher verständlich, obwohl Chile eine ganz andere Qualität hatte. Ähnliche Vergleiche haben aktive Antifaschisten im Rahmen der Festnahmen am 1. Mai gezogen. Dort wurden Gefangene in Sammelstellen oder in Polizeiwagen brutal zusammengeschlagen.

F: Haben Sie eine Theorie, warum die Polizei immer häufiger die Muskeln spielen läßt?

Am 8. Mai, dem 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, ging es noch darum, öffentlich zu zeigen, daß die Behörden gegen die Neofaschisten vorgehen. Mir scheint, daß seitdem der Druck aus der Öffentlichkeit und der Politik auf die Berliner Polizei nachgelassen hat.

In diesem Apparat war schon immer alles Linke verhaßt. Interessant ist, daß die Polizeiführung in den letzten Monaten versucht, alle Aktionen gegen Linke kleinzureden und sich damit mehr Spielraum zu verschaffen. Und sie will nicht nur einschüchtern, sondern sich angesichts des zunehmenden sozialen Widerstands auch durch Beschlagnahme von Computern, Akten und Adressenlisten einen aktuellen Überblick über die linke Szene verschaffen.

F: Berlin wird von SPD und Linkspartei regiert – die eine Partei gibt sich einen halblinken und die andere einen linken Anspruch. Fühlen Sie sich von ihnen in Ihrem Kampf gegen Neonazis unterstützt?

Wenn man die Vorfälle der letzten Wochen betrachtet, kann man gewiß nicht von Unterstützung sprechen.

F: Wie geht es weiter? Wie reagieren Sie auf den Polizeiüberfall?

Erstens werden wir die üblichen rechtlichen Schritte ergreifen. Zweitens bestärkt uns die Aktion darin, jetzt erst recht die Propaganda von Neonazis zu verhindern. Wir zumindest nehmen den »Aufstand der Anständigen« ernst: In etwa zwei Wochen wollen wir eine Gala veranstalten, bei der die Zivilgesellschaft Gelegenheit hat, gegen einen kostenlosen Cocktail Nazipropaganda abzugeben. Wir hoffen, daß wir von Prominenten unterstützt werden, auch von Persönlichkeiten aus Politik, Film, Funk und Fernsehen.

Zum Camp auf Usedom

Anm. 28.08.2005 - 22:33
Die Polizeiversion von Autonomen auf Usdedom ist gelogen. Es handelt sich um eine Party (vergleichbar mit dem vor einigen Wochen überfallenen CzechTech). Interessantweise benutzt die Polizei dieselbe Begründung wie bei den Überfällen gestern abend: "Aufruf zu Aktionen gegen Nazis".

Zum Camp auf Usedom: Entwarnung

Anm. 28.08.2005 - 23:06
Die Leute konnten sich mit der Polizei einigen. Die Pressemitteiling der Polizei war ein bischen martialisch und übertrieben.

Usedom: Polizei räumt nicht

dagewesen 29.08.2005 - 01:33
Die Polizei hat seit Samstag morgen versucht das Camp aufzulösen. Auf die Forderung zur Räumung wurde allerdings nie eingegangen. So wurden zwei Räumungstermine verstreichen gelassen. Als dann die Polizei am Sonntag um 13 Uhr mit etwa 60 Robocops anmarschierte, waren diese sofort von nackten tanzenden Menschen umringt.

Die Robocops wollten dann die Anlage mitnehmen, was aber von mindestens 800 Leuten rings ums DJ-Pult verhindert wurde.
Anstelle von Räumung forderten die Camp-Teilnehmer: "Musik weiter bis 18 Uhr, bis Montag bleiben dürfen, keine Abschleppung der Autos, usw."
Der Zusammenhalt gegen die Polizei, die ab 7 Uhr morgens mit Hubschraubern das Gelände überflog (was der Naturschutz-Argumentation ja etwas entgegensteht) war immens, stark, friedlich und immer mit einem Augenzwinkern. Hat schon verdammt viel Spaß gemacht in der Sonne zu tanzen, große Anarchie-Fahne flattert, oben die Helikopter und die Polizei nicht mit der geringsten Chance.

Allzeit bereit: Die Sozialistische Internationale Arbeiterjugend.

Schafft Gegenöffentlichkeit!

Solidarität aus Freiburg 29.08.2005 - 02:01
Radio Dreyeckland hat ein Interview mit einem Freiburger Antifaschisten zum Repressionsschlag in Berlin gemacht:

 http://freie-radios.info/portal/content.php?id=10086

Usedom

auchdagewesen 29.08.2005 - 10:59
1. war das eine party
2. warn da ganz normale leute und keine linnksautonomen
3. hat die polizei einsehen muessen dass sie nichts tun kann und ist friedlich abgezogen

mehr brisante news in jw und taz:

alex 29.08.2005 - 18:06
jw:
Während des Polizeieinsatzes im »Subversiv« sammelten sich Symphatisanten vor dem Café, gegen Mitternacht begannen Beamte der Polizeieinheiten 23 und 24 die etwa 200 Menschen brutal auseinanderzutreiben und mit Knüppeln gegen sie vorzugehen. Ein junger Mann erlitt am U-Bahnhof Rosenthaler Platz Knochenbrüche, weil bei seiner Festnahme drei korpulente Polizisten auf ihm saßen und ihn brutal mit Knüppeln malträtierten. Dienstnummern wollten die beteiligten Polizisten auf jW-Anfrage nicht nennen.
 http://www.jungewelt.de/2005/08-29/013.php

taz:
Insgesamt beschlagnahmte die Polizei sieben Computer, über 200 CDs, mobile Festplatten und zahlreiche Unterlagen, die mit der NPD gar nichts zu tun haben, berichtet ein ALB-Vertreter. Ein Büro wurde nur deswegen durchsucht, weil an der Tür ein Aufkleber von Red Stuff klebte. Das habe die Polizei offensichtlich zum Anlass genommen, auch ohne Durchsuchungsbefehl dort vorbeizuschauen, vermutet der Nutzer des Büros.
 http://www.taz.de/pt/2005/08/29/a0209.nf/text

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