Führender Nazikader aus Thüringen 'enttarnt'

Thüringer Heimatschutz und Aktionsbüro Thüringen
Der Neonazi Reiche, welcher bei Veranstaltungen der rechtsextremen Szene häufig unauffällig gekleidet und meist am Rande zusehen ist wohnt seit einiger Zeit im Ortsteil Siebleben nahe der B7 in Gotha. Er ist einer der führenden Köpfe des Thüringer Heimatschutzes, ein anfänglich rund 160 AktivistInnen umfassendes neonazistisches Personenbündnis, welches 1997 aus der Anti-Antifa Ostthüringen hervorging. In Reiches grünen PKW befindet sich derzeit auch das „Thüringer Heimatschutz“ (THS)-Transparent, welches seit Jahren auf etlichen Veranstaltungen der rechtsextremen Szene verwendet wurde, zuletzt bei Nazi-Großevents wie dem „4. Tag der nationalen Jugend“ in Weimar sowie dem NPD-Openair in Gera , bei denen jeweils 150 bzw. 500 Neonazis anreisten. Er ist weiterhin Betreiber des sog. „Aktionsbüro Thüringens“, welches als Vernetzungs- und Koordinierungsstelle für neofaschistische Aktivitäten auftritt. Seit dem der ehemalige NSAW-Leithammel Patrick Wieschke inhaftiert wurde übernimmt Reiche alle organisatorischen und finanziellen Aufgaben.

Produktion einer neuen Nazizeitschrift
Seine neuste Errungenschaft ist der sogenannte „Rennsteigbote“, eine kleine Zeitung die von ihm produziert und zusammen mit anderen Mitgliedern vom NW Gotha sowohl szeneintern, jedoch primär auf öffentlichen Veranstaltungen vertrieben wird. Für die jüngste Ausgabe überwies er Mitgliedern des SNBP (Soziales und Nationales Bündnis Pommern) 200 Euro zum Druck von 10.000 Exemplaren. Damit die Finanzierung jener Propaganda nicht auffällt, kennzeichnet Reiche den Verwendungszweck der Überweisung mit dem Stichwort „ebay“. Die erste Ausgabe, welche bereits auf Kundgebungen am 02.04.05 und 04.05.05 in Gotha, am 14.05.05 in Waltershausen und am 21.05.05 in Ohrdruf verteilt wurden, beschlagnahmte die Polizei im Mai bei einem illegalen Neonazi-Treffen in einem Waldstücke nahe Arnstadt zusammen mit Baseballschlägern und Reizgas. Mit Veröffentlichung der Propagandazeitschrift schaltete Reiche auch eine neue Internetseite vom Nationalen Widerstand Gotha unter dem Namen „Für Gotha“ online, die einen vermeintlich bürgernahen Eindruck erwecken soll.

Anti-Antifa-Arbeit und Datensammlungen
Ein weiteres Spezialgebiet Reiches ist die Anti-Antifa-Arbeit, das Sammeln und Auswerten persönlicher Daten sowie Fotos aktiver AntifaschistInnen und linksorientierter Menschen. Dieser Tätigkeit geht er nicht nur regional sondern auch landesweit nach. Meist steht er auf dem Lautsprecherwagen oder am Rande von Veranstaltungen und dokumentiert / portraitiert anwesende AntifaschistischInnen. Der Höhepunkt Reiches Anti-Antifaarbeit wurde im Vorfeld des 14. Antifaschistischen/Antirassistischen Ratschlages in Gotha erreicht. Auf einer Sonderseite dokumentierte er zahlreiche antifaschistisch-aktive Menschen, die an der Vorbereitung und Durchführung des Ratschlages teilnahmen. Dabei wurden persönliche Daten, ebenso wie Steckbriefe, Autokennzeichen, Adressen und Fotos veröffentlicht. Unter dem Motto „Dem antideutschen Mob auf die Pelle rücken!“ rief er dazu auf, den diesjährigen Ratschlag anzugreifen.

Organisation von Veranstaltungen
Mehrfach trat Reiche bereits als Anmelder, Stellvertretender Versammlungsleiter oder Organisator auf Demonstrationen, Kundgebungen, Konzerten und Infoständen auf. Zu letzt bei einigen „Thüringentagen der nationalen Jugend“ (150-350 TeilnehmerInnen), aber auch beim „Fest der Völker“ (500 TeilnehmerInnen), welches er ebenfalls mit organisierte. Er meldete diverse Naziaufmärsche an, so z.B. am 22.03.03 und 03.07.04 in Gotha sowie am 26.07.03 Meiningen und am 04.09.04 in Jena. Kundgebungen anlässlich der sogenannten „Befreiungslüge“ im Frühjahr 2005, bei denen die Polizei auch Waffen beschlagnahmte, gehen ebenso auf sein Konto, wie weitere Events, die er zusammen mit Mitgliedern von NPD-Kreisverbänden und dem Landesverband durchführte. Allgemein verfügt Reiche über gute Kontakte zu anderen Kameradschaften, Aktionsbüros und der NPD. Er ist außerdem zusammen mit dem stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Ralf Wohlleben für den landesweiten „Ermittlungsausschuss“ der Nazis zuständig. In diesem Jahr fanden bereits fünf Skinheadkonzerte mit 60-200 Neonazis in Gotha statt. Unter anderem angemeldet von dem „Toringi-Vereins zur Thüringer Brauchtumspflege eV“, beim dem Reiche ebenfalls seine Finger im Spiel hat. Für die kommenden Wochen bis zur Bundestagswahl am 18. September 2005 organisiert er zusammen mit dem neuen NPD-Direktkandidaten aus der Region Gotha-Ilmkreis Michael Burkert und dem NPD-Landesvorstand Frank Schwerdt mehrere Kundgebungen und Infostände um für NPD-Stimmen zu werben.. .

Weitere Informationen, insbesondere zum kommenden NPD-Wahlkampf gibt's unter www.left-resistance.tk

Zu guter letzt noch ein paar Worte an die Thüringer Nazikader, insbesondere an Teile der THS-Crew, die bislang noch nicht im „Rampenlicht“ standen und diesen Artikel mit Sicherheit zu Gesicht bekommen werden: Wer zukünftig mit Reiche zusammenarbeitet, den könnte es als nächstes treffen.

Rechtsextreme Kader outen - Nazistrukturen offen legen!

(Hinweis: Es besteht keine Verbindung zum sächsischen Namensvetter, der in der Dresden Neonazi-Szene aktiv ist und im Ex-Club „Thor“ verkehrte. Infos dazu bei venceremos.antifa.net)

Fotos von Sebastian Reiche: