Kein Heß-Marsch in Wunsiedel

Autonom@ntifA 19.08.2005 19:04 Themen: Antifa
Am 20. August sollte der alljährliche neonazistische Rudolf-Heß-Marsch in Wunsiedel stattfinden. Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot des Aufmarsches bestätigt. AntifaschistInnen mobilisieren weiter nach Wunsiedel.
Am 17. August 1987 nahm sich der im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess verurteilte Nazi Rudolf Heß das Leben. Schnell entwickelte sich ein Kult um den als Märtyrer umgelogenen Stellvertreter Hitlers und es fanden jährlich Rudolf-Heß-Gedenkmärsche im fränkischen Wunsiedel statt, wo Heß begraben liegt.

Die sogenannte Rudolf-Heß-Gesellschaft, die nach Heß' Tod enstand, versuchte die geschichtliche Darstellung Heß zu revidieren und angeblich vertuschte Umstände seiner Gefangenschaft und seines Todes aufzuklären. Denn eine auf Wunsch der Familie Heß kurz nach dessen Tod vorgenommene Untersuchung des Leichnams soll Widersprüche in Details der Beurteilung gegenüber dem ersten Obduktionsbericht ergeben haben. Dies war und bleibt für Mitglieder der Familie Heß sowie für die deutsche und europäische Neonazi-Szene ein Grund, von einem Mord an Heß durch den englischen Geheimdienst überzeugt zu sein; Großbritannien habe den Suizid lediglich vorgetäuscht.

Inzwischen ist das Leben von Rudolf Heß in der Nazi-Szene zum Mythos geworden: als Opfer, als Märtyrer, als Idol und als Metapher
Opfer - Zunächst wurde die reale Person Heß zum Opfer erklärt. Als "Parlamentär", so die Argumentation, sei bereits seine Inhaftierung unrechtmäßig gewesen. Die Verurteilung vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal sei Siegerjustiz gewesen. Für seinen Flug nach Schottland wurde er zum "Friedensflieger", der den 2. Weltkrieg beenden wollte, ernannt.
Märtyrer - Damit wurde Heß in einem weiteren Schritt zum Märtyrer ernannt, der für eine sowohl untadelige als auch aufrechte Gesinnung inhaftiert wurde und nicht nur ohne Recht, sondern auch ohne Gnade eingesperrt blieb - und dort von den Alliierten ermordet wurde. Seine Gesinnung hat er nie revidiert!
Idol - Heß wurde in der Nazi-Ideologie zum Ideal des um die "völkische Sache" ringenden Kämpfers stilisiert. Ihm wurden vermeintlich deutsche Tugenden und spezifische deutsche Charaktereigenschaften wie Ehre, Treue und Standhaftigkeit angedichtet. Damit propagieren die heutigen Nazis Heß zum Träger einer Idee, die zum politischen Handeln auffordert. Und lässt den Nazi träumen, selbst auch zu einem solchen Held zu werden, dessen persönliches Schicksal hinter das Schicksal des "Volkskörpers" zurücktritt.
Metapher - Aber Heß wird in der Nazi-Szene inzwischen nicht nur als reale Person verehrt, sondern dient als Platzhalter für den Nationalsozialismus an sich, der offiziell nicht gefeiert werden darf. Er dient so einem widerwärtigen Beispiel der Verherrlichung des Nationalsozialismus. Das Gedenken an Heß bleibt eine Ersatzhandlung, solange nicht "dem Führer" gedacht werden darf.

Die Aufmärsche entwickelten sich Anfang der neunziger Jahre zum wichtigsten regelmäßigen Ereignis für die organisierte Naziszene, bis sie ab Mitte der neunziger jedesmal gerichtlich verboten wurden. Erst im Jahre 2001 durften die Nazis wieder in Wunsiedel selber aufmarschieren.In den folgenden Jahren entwickelte sich der Heß-Marsch zu einer Art Pflichtveranstaltung der Faschisten Europas. Diese Entwicklung gipfelte im Jahr 2004 in einem Aufmarsch mit fast 5000 Nazis aus ganz Europa. (Berichte dazu: Übersicht, Antifas, Nazis, Presse)

Die Bedeutung der Heß-Märsche liegt jedoch nicht alleine in der Verherrlichung des Nationalsozialismus. Die letzten Jahre haben sich Nazis aus ganz Europa in aller Ruhe in Wunsiedel getroffen, kennengelernt und vernetzt. Gerade jüngere und ideologisch ungefestigte Nazis wurden von der schieren Masse der Faschisten beeindruckt und motiviert. Damit ist ab diesem Jahr Schluss!

Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot des diesjähringen Aufmarsches bestätigt, doch lediglich, um die Rechtmäßigkeit in einem Hauptsacheverfahren zu klären und insbesondere "die umstrittene Verfassungsmäßigkeit des § 130 Abs. 4 StGB zu prüfen und die Frage zu entscheiden, ob die einzelnen vom Verwaltungsgericht und Verwaltungsgerichtshof benannten Argumente, insbesondere die Annahme einer Störung des öffentlichen Friedens, das Verbot einer Versammlung wie der für Wunsiedel geplanten rechtfertigen kann."

Es bleibt unsere Aufgabe, am 20. August in Wunsiedel ein starkes Zeichen gegen Faschismus zu setzen. Nur so wird ein Verbot auch in den nächsten Jahren Erfolg haben. Lasst uns Wunsiedel zu einem Treffen der antifaschistischen Kräfte Europas machen, auf dem wir uns kennenlernen und vernetzen. Heraus zur antifaschistischen Aktion!

Zum Schluss sei noch auf die verschiedenen Mobilisierungsseiten gegen den Heß-Marsch hingewiesen:



Nie wieder Faschismus! Auf nach Wunsiedel!

Im Laufe des Samstags wird es eine Berichterstattung aus Wunsiedel in den Ergänzungen zu diesem Artikel geben.

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Ergänzungen

kein naziaufmarsch am 20. august in berlin!

antifa action 19.08.2005 - 20:05
antifa-treff für den 20. august ist um 09:30 am straußberger platz.

naziaufmarsch verhindern!

Nazis gehen 100% nach Nürnberg

Roter Fisch 19.08.2005 - 21:50
Laut Insiderinformationen fängt die Demo hinterm Hauptbahnhof an. Treffpunkt ist um 12.00 Uhr und beginn ist um 14.00 Uhr.

Nazis angreifen, statt in Wunsiedel CSU zu stärken!

wat nun?

revolution 19.08.2005 - 22:25
nach infos vom "nationalem infotelefon" wurden die demos in nürnberg, jena, karlsruhe und natürlich wunsiedel verboten. die nazis mobilisieren nach magdeburg und berlin. nach wunsiedel zu fahren scheint uns unsinnig. fahren wir jetzt nach bayer´n (die lassen ja wahrscheinlich sowieso keine nasen nach wunsiedel), bleiben wir in berlin und stören den nazidemo oder wie oder was?

am besten treffen wir uns alle erstmal beim bustreffpunkt und machn plenum.

Nürnberg erlaubt

Videotextleser 19.08.2005 - 22:38
Das gabs im auf der Seite vom Bayerischen Rundfunk:
NPD-Demo-Verbot wieder aufgehoben


Eine Kundgebung der rechtsextremen NPD darf morgen in Nürnberg stattfinden. Das Verwaltungsgericht Ansbach und der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München hoben das Verbot der Stadt Nürnberg am späten Abend auf. Strittig war, ob es sich bei der Demonstration um eine Ersatzveranstaltung für die verbotene NPD-Gedenkveranstaltung für Hitler-Stellvertreter Heß in Wunsiedel handelt. Während die Stadt Nürnberg dies so sieht, befanden das Gericht in Ansbach und der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München, dass kein Zusammenhang damit bestehe.

Alex statt Strausberger...

antifa 19.08.2005 - 22:49
Original von antifa.de:

"Wir werden das nicht hinnehmen und rufen dazu auf, den Nazi-Aufmarsch ab 10.00 Uhr am Alexanderplatz/Ecke Karl-Marx-Allee zu blockieren.
Antifa heißt Angriff - Jagen wir die Nazis aus der Stadt!

Am Samstag ist das Antifa-Infotelefon besetzt: (030) 27 56 07 56"

Strausberger ist viel zu weit weg, löscht das Bullenposting! Oder sit dort offiziell etwas angemeldet!?

taz berichtet

oehgu 19.08.2005 - 23:00
Nazi-Aufmarsch am Alex

Schätzungsweise 250 Neonazis wollen heute am Alexanderplatz zu einer Demonstration aufmarschieren. Wie ein Sprecher der Versammlungsbehörde bestätigte, wollen die TeilnehmerInnen unter dem Motto "Meinungsfreiheit für alle - Paragraf 130 abschaffen!" an der Nordseite des Platzes demonstrieren. Von dort verläuft die Marschroute entlang der Frankfurter Allee bis zum U-Bahnhof Lichtenberg. BereitschaftspolizistInnen begleiten die Demonstration, als deren Veranstalter die "Freien Kräfte" auftreten. Dahinter steht eine Reihe rechtsextremer Kameradschaften. BeobachterInnen gehen davon aus, dass die Veranstaltung einen für denselben Tag geplanten Neonazi-Aufmarsch im bayrischen Wunsiedel ersetzen soll. Die Demonstration unter dem Titel "Heß: Seine Ehre galt ihm mehr als die Freiheit" ist ebenso verboten worden wie ähnliche Veranstaltungen in Karlsruhe und Nürnberg. Die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) ruft dazu auf, sich dem Demonstrationszug am Alexanderplatz entgegenzustellen. MLO

taz Berlin lokal Nr. 7747 vom 20.8.2005, Seite 25, 35 Zeilen (TAZ-Bericht), MLO

NPD "Wahlkampfauftakt" in Nürnberg

nürnbi 20.08.2005 - 02:12
Die NPD ersetzt das gescheiterte Hess-"Gedenken" in Wunsiedel ALLEM Anschein nach durch einen Aufmarsch in Nürnberg. Nach dem Verwaltungsgericht Ansbach hat auch der Verwaltungsgerichtshof München den Aufmarsch in Nürnberg gegen das städtische Verbot erlaubt. Neben einem starken Auftritt in Berlin und Wunsiedel sollte vor allem AntifaschistInnen aus dem Süden und Süd-Westen der BRD an einer kraftvollen Präsenz in Nürnberg gelegen sein. Die bayerische NPD soll eine Route zum Nürnberger Justizpalast, in dem Hess verurteilt wurde, beantragt haben. Mehrere Antifaschistische Kundgeungen sind ebenfalls angemeldet.
"ofizielle" Quelle:  http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=382713&kat=10
aktuelle Informationen: www.radio-z.net

nürnberg verboten!

rotes bayern 20.08.2005 - 03:34
das verbot des naziaufmarsches in nürnberg wurde am abend bestätigt so das nun davon auszugehen ist das die nazis nach münchen mobilisieren.
wer nicht nach wunsiedel macht, auf nach münchen!

stimmt nicht

mein name 20.08.2005 - 09:48
Laut nürnberger nachrichten 0:00 Uhr

Gericht hebt das Verbot auf
NPD darf in Nürnberg auftreten Zwei Gegenkundgebungen

Das Verwaltungsgericht Ansbach und der Verwaltungsgerichtshof München (VGH) haben das Verbot der Stadt für eine Kundgebung der NPD am heutigen Samstag wieder aufgehoben. Oberbürgermeister Ulrich Maly hat daraufhin zu einer Gegenkundgebung um 14 Uhr an der Lorenzkirche aufgerufen. Bereits um 10 startet eine Gegenveranstaltung am Aufseßplatz in der Südstadt.

Die Stadt Nürnberg hatte die Demo der Neonazis mit der Begründung abgelehnt, es handle sich um eine Ersatzveranstaltung für die verbotene Kundgebung in Wunsiedel und um eine Tarnung einer Rudolf-Hess-Gedenkveranstaltung. Die Neonazis verherrlichen den Hitler-Stellvertreter und Kriegsverbrecher, der in Wunsiedel begraben ist, dort seit Jahren durch Aufmärsche. Das Bundesverfassungsgericht hatte das Verbot für Wunsiedel bestätigt.

Doch die Verwaltungsgerichte folgten der Argumentation der Stadt Nürnberg nicht, dass nun hier eine Ersatzveranstaltung stattfinde, sondern gab der Beschwerde der Rechtsextremisten statt. In der Begründung seiner Aufhebung des Verbots schreibt das Ansbacher Gericht, dass es sich zwar um eine „Ersatzveranstaltung“ handle, aber nicht um eine „Rudolf-Hess-Gedenkveranstaltung“ in Nürnberg. Außerdem sei die NPD eine zugelassene politische Partei, „der insbesondere vor Wahlen die Teilnahme am politischen Leben auch in Form von Versammlungen grundsätzlich nicht verwehrt werden könne. Die Stadt könne aber durch Auflagen Sorge für die Sicherheit tragen. Dieser Auffassung folgte auch der VGH.

Oberbürgermeister Ulrich Maly zeigte sich enttäuscht über die Entscheidungen. „Aus Sicht der Stadt ist es eindeutig, dass die NPD-Demo eine Ersatzveranstaltung für den verbotenen Wunsiedel-Aufmarsch ist.“ Arno Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, beklagte, dass „wieder Rechtsextremisten durch ein Gericht erlaubt wird, die Menschenwürde mit Füßen zu treten“. Und das fast zur gleichen Stunde, als Papst Benedikt XVI. in Köln eine Synagoge besucht und ein Zeichen für die Versöhnung zwischen Christen und Juden gesetzt habe, sagte er.

Maly und Hamburger rufen nun „alle demokratischen Kräfte in der Stadt“ zu einer Gegenkundgebung an der Lorenzkirche in Nürnberg um 14 Uhr auf. Bereits für 10 Uhr ist eine Gegenkundgebung der Sozialistischen Jugend auf dem Aufseßplatz in der Südstadt geplant. Wo die Rechten auftreten, war bis Redaktionsschluss unklar. (Siehe Standpunkt S. 10) fra
20.8.2005 0:00 MEZ

ergänzungen von nazis und bullen!

einer von 70 antifabussen 20.08.2005 - 11:14
liebe lesende, lasst euch nicht verrückt machen. hier ergänzen fast ausschließlich nazis und bullen, da sie doch ein wenig muffensausen haben.
jeder antifaschist, der sich auf wunsiedel eingerichtet hat, wird auch weiterhin nach wunsiedel fahren, da kann hier so viel ergänzt werden wie es will.
nach wunsiedel geht es unter umständen noch nach nürnberg.
und alles andere ist blödsinn!

Gründliche Vorkontrollen

Autonom@ntifA 20.08.2005 - 12:24
Gründliche Vorkontrollen von sechs Bussen gleichzeitig, eine Ingewahrsamnahme wegen eines Böllers, bereits mehrere hundert Antifas in Wunsiedel

Alle Busse sind durch

Autonom@ntifA 20.08.2005 - 12:28
Alle Busse sind mittlerweile durch die Kontrollen. Ein Angriff auf eine Nazikneipe wurde durch das bayerische USK
verhindert. Ein Bullenhelikopter stört das Raggakonzert. Wunsiedel ist rot!

Bild

Autonom@ntifA 20.08.2005 - 12:35
Nur ein Bild

Weiteres Bild

Autonom@ntifA 20.08.2005 - 12:36
Noch ein Bild

Entschlossene und gut organisierte Demo!

Autonom@ntifA 20.08.2005 - 16:44
Entschlossene und gut organisierte Demo mit 2200 TeilnehmerInnen. Nur eine Handvoll Anti-Antifas, die von den Bullen geschützt wurden. Trotz Regens und Übermüdung laute und kämpferische Demo. Danach fuhren viele Busse noch nach Nürnberg. Nie wieder Faschismus!

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