Hess-Aktion in DO: Der Jugend keine Chance!

Antifas aus Dortmund 18.08.2005 15:00
Nach dem Verbot des Hess-Marsches in Wunsiedel versuchten "Autonome Nationalisten" eine Spontandemonstration in der Dortmunder City durchzuführen und scheiterten kläglich.
Mittwoch ist Sauftag in Dortmund, denn Mittwoch ist "Kameradschaftsabend" und diesen Mittwoch ist Länderspiel, also ein großes Argument mehr für das Bier. Denkbar ungünstige Bedingungen die in Szene-Kreisen nicht ohne Grund als ganz besondere "Asis" geltenden Neonazis der "Kameradschaft Dortmund" für eine spontane Aktion zu begeistern. Während also die Kameradschaft vor dem Fernseher hockte, wollte die erlebnisorientierte neonazistische Jugend um Dennis Giemsch von den "Autonomen Nationalisten- Östliches Ruhrgebiet" ihrem Frust freien Lauf lassen.
Als Reaktion auf die Verbotsentscheidung in Karlsruhe meldeten sie für 20:30 Uhr an der Katharinenstraße in der City unter dem holprigen Motto "Weg mit § 130, Entscheidung des BverfG zum Verbot einer Demonstration in Wunsiedel" eine Versammlung mit 50 Personen an. Hinter der "polizeilich dem rechten Spektrum zugehörige[n] bekannte[n] Person" (Polizeipresse) dürften sich eben jener Giemsch oder Dietrich Surmann verbergen.
Ob die "Autonomen Nationalisten" bei der angemeldeten Teilnehmerzahl von 50 Personen tatsächlich mit den betrunkenen Kameradschaftsmitgliedern gerechnet hatten- der VS spricht nicht zu Unrecht von einem harten Kern von 30 und einem kurzfristig mobilisierbaren Umfeld von bis zu 80 Personen- muss offen bleiben, festzuhalten bleibt: Ihre Erwartungen wurden in keinster Weise erfüllt.
Handgezählte 14 Neonazis versammelten sich schließlich zunächst in der Fußgängerzone Westenhellweg. Nicht einmal ein Transparent hatten sie organisieren können. Sie warfen ein paar uralte Din-A7 Zettelchen durch die Luft ("Märtyrer des Friedens! Rudolf Hess", ViSdP: Rüdiger Kahsner, Hagen) und versuchten einige Flugblätter zu verteilen. Weder beim Personal des Ordnungsamtes noch bei den anwesenden PassantInnen stieß die Verunreinigung der Fußgängerzone auf Sympathie. Ein paar Neonazis griffen die drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes und PassantInnen an, anschließend flüchtete die Gruppe durch die Fußgängerzone. [Die online einsehbare Situation aus Sicht der Neonazis: 30 Kameraden widersetzen sich mutig dem Verbot der spontanen Versammlung (bei der Polizei ist von einem Verbot keine Rede) und verteilten Flugblätter, wurden von einer "kleinere[n] Gruppe von Punks" angegriffen, konnten sich aber-da nur 30 und die Punkgruppe so klein- nicht wehren und suchten das Weite]
Auf Höhe der Reinoldikirche wurden die Neonazis von der eintreffenden Polizei gestoppt und allesamt festgenommen. Die Polizei: "Angehörige des rechten Spektrums [gerieten] mit Kräften der Ordnungspartnerschaft in Streitigkeiten, welche in Körperverletzungsdelikten mündeten."
Ohne dass die Antifa eingreifen mußte, löste die Polizei das Problem. unverständlicher Weise verhafteten die eifrigen BeamtInnen aber auch zwei zufällig anwesende Punks. Die Stadtreinigung entsorgte kurz darauf die Zettelchen in der Fußgängerzone.

Das Fazit der Neonazis: "Gegen 3 bekannte Aktivisten [wurden] Strafverfahren wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Ordnungsbeamte eingeleitet."
Das Fazit der Polizei: "Die angemeldete Versammlung fand nicht mehr statt."
Das Fazit der Antifa: Auf nach Wunsiedel!

Vor dem Hintergrund dass Giemsch und Konsorten zurück aus dem Gewahrsam nochmals herumtönen: "Eine Drohung? Nein, ein Versprechen! Dortmund ist unsere Stadt!" gilt es am 03.09. den ersten angekündigten Neonazi-Aufmarsch nach dem Mord an Schmuddel zu verhindern!
Kommt zur Antifaschistischen Demonstration! // 11:00 Uhr // Dortmund HBf (Vorplatz) //
Damit die Polizei auch Anfang September wieder frohen Mutes verkünden darf: "Die angemeldete Versammlung fand nicht mehr statt."

KEIN VERGEBEN- KEIN VERGESSEN - AM 03.09 DEN NAZIAUFMARSCH IN DORTMUND VERHINDERN

Am Abend des 28.03.2005 wurde Thomas „Schmuddel“ Schulz von einem 17-jährigen Neonazi in der U-Bahn Haltestelle Kampstraße in der Dortmunder City ermordet. Thomas hinterließ eine Frau und 3 Kinder. Die Dortmunder Neonazi-Szene bekannte sich nach dem Mord im Internet zu dem Mörder und seiner Tat. Der 17-jährige sei ein „Kamerad“ aus Dortmund. Am 3. September wollen die Neonazis nun erstmals nach dem Mord in Dortmund demonstrieren.
Die Dortmunder Neonazis stellen mit einem festen Kreis von 30 und einem kurzfristigen lokalen Mobilisierungspotential von bis zu 80 Personen die größte neonazistische Gruppierung in NRW. Mehrheitlich sind sie in der von „SS-Siggi“ Borchardt geführten „Kameradschaft Dortmund“ und unter dem Namen „Autonomen Nationalisten- Östliches Ruhrgebiet“ organisiert. Seit längerer Zeit verfolgten sie unter der Parole „Dortmund ist unsere Stadt“ das Ziel, durch Demonstrationen und Gewalt in Dortmund eine ‚No-Go Area‘ für all diejenigen zu errichten, die nicht in ihr neonazistisches Weltbild passen. Der Mord an Thomas ist der traurige Höhepunkt dieser Strategie.
In ihrer Sympathiebekundung für den Mörder setzten die Dortmunder Neonazis kurz nach der Tat ihre Drohungen gegen vermeintliche AntifaschistInnen fort. Nur zwei Tage nach dem Mord kam es zu einem erneuten Mordversuch an der Kampstraße. Ein einschlägig vorbestrafter 23-jähriger Neonazi zückte am Abend gegenüber den Trauernden ein Messer, nachdem er bereits am Mittag eine Punkerin mit den Worten „Ich stech dich auch ab“ bedroht hatte. Ein weiterer Überfall ereignete sich wenige Tage darauf in der Nordstadt. Zwei Neonazis setzten einer Frau ein Messer an den Hals und bedrohten sie mit dem Tode. Seit dem 1. April tauchten in mehreren Dortmunder Stadtteilen Plakate des "Freien Widerstand" auf. Unverholen verkünden die Neonazis auf den Plakaten: "Wer der Bewegung im Weg steht, muss mit den Konsequenzen leben!" Am 9. Juni verfolgten zwei mit Baseball-Schläger und Messer bewaffnete Neonazis in Dortmund Wickede zwei Migranten bis über die Stadtgrenze zu einem Asylbewerberheim in Unna. Erfreulicher Weise zeigten die Migranten gemeinsam mit BewohnerInnen des Heims die von so vielen Politikern geforderte Zivilcourage. Die Neonazis wurden vertrieben.
Der Mord und die anhaltenden Drohungen und Gewalttaten zeigen deutlich was passiert wenn Neonazis sich weitestgehend ungestört organisieren können. Das neonazistische Weltbild drängt früher oder später notwendiger Weise zur gewalttätigen Umsetzung. Gerade dort, wo die lokale Presse und Politik sich schon vor Jahren darauf einigten, das wachsende Problem der Neonazi-Szene stillschweigend zu ignorieren und wo die Polizei bevorzugt gegen AntifaschistInnen vorgeht, bleibt der aktive Widerstand gegen Neonazis eine dringende Notwendigkeit.
Bislang haben sich die Neonazis nicht getraut nach dem Mord öffentlich in Dortmund in Erscheinung zu treten. Ihre lauthals verkündeten Drohungen, keine antifaschistischen Veranstaltungen unwidersprochen zu lassen, konnten sie mehrfach nicht einlösen.
Fünf Monate nachdem in Dortmund über 4.000 AntifaschistInnen nach dem Mord an Thomas deutlich machten, dass sie nicht bereit sind, die neonazistische Gewalt zu akzeptieren, bilden sich die Neonazis offenbar ein, der Mord und ihre Sympathiebekundungen für den Mörder wären vergessen. Am 03. September gilt es den Neonazis lautstark und offensiv zu zeigen, dass ihre Hoffnungen in Dortmund weiter zu machen als wäre der Mord nicht geschehen, unerfüllt bleiben werden.

Neonazistische Strukturen zerschlagen! // Den Naziaufmarsch verhindern! //
Kein Vergeben- Kein Vergessen!

Kommt zur antifaschistischen Demonstration // 03.09. // 11:00 Uhr // Dortmund Hauptbahnhof (Vorblatz)

Infoveranstaltung: Neonazismus in NRW und die Neonazi-Szene in Dortmund // Auslandsgesellschaft NRW (nähe HBF) // 02.09. // 19:00 Uhr // Raum V1

Aktuelle Infos: www.no-nazis.de
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Foto´s`??? — roland