Überflüssige in Darmstädter Luxusrestaurant

Gruppe Darmstadt 11.08.2005 23:39 Themen: Soziale Kämpfe
Bert Rürup bei Bundesverdienstkreuzfeier gestört
Die Überflüssigen sind zurzeit überall - auch im Süden hat sich nun eine Gruppe gegründet. Sie besuchten am Donnerstag das Darmstädter Nobelrestaurant Orangerie. Dabei störten sie Bert Rürup, Vorsitzender der fünf Wirtschaftsweisen, der gerade die Verleihung seines Bundesverdienstkreuzes feiern wollte.
Das Restaurant Orangerie ist einer der Orte in Darmstadt, in der sich die Reichen und Mächtigen gegenseitig in ihrer Wichtigkeit bestätigen. Ein elitärer Ort, in dem die dicke Brieftasche über Sein oder Nichtsein entscheidet, in der Menü und Wein an einem Abend so viel kosten, was ein ALG II Empfänger den ganzen Monat für Essen zur Verfügung hat.

Verblüffung in den Gesichtern der Gäste. Eben haben sie noch ihr Menü genossen und am edlen Rotwein genippt, nun stehen auf einmal knapp über ein Dutzend, im bekannten Design gekleidete Überflüssige-Aktivisten im Restaurant und gründen an den Tischen spontane Bedarfsgemeinschaften mit den Besserverdienenden. Mitgebrachtes Plastik-Besteck sorgt für einen schnellen Transport der edlen Speisen in die Münder der Aktivisten – Spannenderweise ohne Widerstand. Natürlich wurde auch etwas mitgebracht. Dank eigener Speisekarte (siehe Anlage) wird in einer Gegenüberstellung der Menüpreise der Orangerie mit den aktuellen Hartz IV Regelsätzen den Gästen treffend vermittelt, was die eigentliche Aussage dieser Aktion ist.
Auch anwesend war Bert Rürup, der an der Uni Darmstadt Professor ist und mit einer Damenrunde die Verleihung des Bundesverdienstkreuz feiern wollte. Doch Rürup, dem im Jahr 2000 von AktivistInnen in Darmstadt bereits eine „Festtagstorte“ der Conditorei Coppenrath& Wiese (Sorte “Schoko“) ins Gesicht gedrückt wurde, blieb angespannt gelassen. Rürup wurde verkündet, dass diese Aktion bewusst friedlich gehalten sei, bei fortgesetztem Sozialabbau aber auch ganz andere Szenarien denkbar wären.

Während Millionen von SGB II und XII BezieherInnen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und selbst das Abo einer Tageszeitung zum kaum finanzierbaren Luxus wird, von Lebensmittel a la Aldi mal ganz zu schweigen, gibt die herrschende Klasse in der Orangerie für ein Abendessen mit Getränk mehr aus, was einem bzw. teilweise einer ganzen Hartz IV Familie im ganzen Monat für Lebensmittel zur Verfügung steht.
Deshalb sind wir heute hier. Unsere Botschaft lautet: Die fetten Jahre sind vorbei -

Ohne Gerechtigkeit kein Frieden!

Nach fünf Minuten war alles vorbei. Die Überflüssigen gingen so unbemerkt, wie sie auch gekommen waren, lange bevor die Polizei an den Ort des Geschehens kam.
Fortsetzung folgt.
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Ergänzungen

ALDI?!

splash 12.08.2005 - 06:02

hi! was soll denn der einsatz " auch nicht lebensmittel a la ALDI in deinem statement heißen? gutdas hartz 4 (ALG 2) eine sauerei ist das wissen wir ja alle ich denke aber wenn man sich stark einschränkt kann man sich auch etwa einen monat ernähren ( ausgenommen teure lebensmittel und alkehol ) oder wie meinst du ernähren sich ALG 2 empfänger ?(die werden ja wohl kaum alle zwangseise zur suppen küche rennen !oder doch ? wie siehst du das lieber autor ! kenne aus bekanntenkreis auch einige hartz 4 empfänger und die überleben jeden monat ! kritik ok aber nicht dramatieseren damit erzeugst du angst und wut !

Ja klar ALDI

@splasch 12.08.2005 - 08:33
klar ALDI. Ich bin Azubie und hab die Hälfte mehr als ALG" empfäger_innen und muss trotzdem bei ALDI kaufen. Ausserdem will ich mehr als nur überleben.

Dank nach Darmstadt

Michael Maurer 12.08.2005 - 08:53
Unser Dank geht an die Darmstädter ÜBERFLÜSSIGEN.
Wir bewundern Euch für Euren Mut.
Macht weiter so, wir werden immer mehr.

Mit solidarischen Grüßen

Die Jüterboger ÜBERFLÜSSIGEN

Mißverständnis

Überflüssige Darmstadt 12.08.2005 - 15:15
Kleine Richtigstellung zu unserem Artikel: Wir wollten nicht sagen das sich ein ALG II Empfänger keine Lebensmittel von Aldi leisten kann. Diese Behauptung wäre Quatsch, da es natürlich gut möglich ist.
Vielmehr gemeint war, dass mitunter die Qualität einiger Waren nicht gerade atmemberaubend ist und es kein Zustand sein kann, dass Arme bei Aldi & Co. einkaufen, die Herrschenden aber die 1A Ware konsumieren.
Denke es ist jetzt aufgeklärt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Stimme zu.. — Cpt.Swing

und wieder einmal... — hedonismus pur

@ Provinzlinker über mir — Fuck Kommies

Es tut gut... — oli

Leisung muss belohnt werden — Deinstleister

hartz 4 aldi?????? — kathrin