Antijagd: Geschichte der Hochsitz-Absägungen

Isabel Leverkühn 11.08.2005 18:29
(Anti)Jagd: Kurze Geschichte der Hochsitz-Absägungen
Seit 1985 gingen JagdgegnerInnen dazu über, Hochsitze, Kanzeln, usw. abzusägen. Der Bericht handelt von den Anfängen der autonomen Jagdgegner und schließt mit der Schilderung der aktuellen Zerstörung einiger "Killerbuden" in den Taunuswäldern durch die "Sägenden Zellen".
Zum Entsetzen der etwa 350.000 deutschen Jägerinnen und Jäger gingen seit etwa 1985 autonome TierschützerInnen und spätere TierrechtlerInnen dazu über, die bundesdeutschen Hochsitze, Leitern und Kanzeln ("jagdliche Einrichtungen") aus Feld, Wald und Flur gezielt zu entfernen.

Es begann wahrscheinlich 1985 im Bundesland Bayern. Ein deutsches Tierschützerpärchen machte Rast im Wald und entdeckte dabei einen nahen Hochsitz im etwas tiefer liegenden Unterholz, mitten an einem warmen Sommertag. Man malte sich aus, wie die eigentlich friedliche Waldstimmung jäh durch einen Schuß gestört werden würde, wenn erst einmal der Jäger auf der Bildfläche auftritt. Ohne jegliches Mitgefühl würde er das Wildschweinkind ("Frischling") qualvoll vom Leben in den Tod befördern. Um sich selbst zu rechtfertigen, würde er sich vielleicht sogar einreden, er müsse dies tun, gerade weil er doch die Natur so liebe. Wie hieß doch gleich der hervorragende Vergleich anläßlich einer Antijagd-Demonstration? "Der Jäger liebt das Tier ähnlich wie der Vergewaltiger die Frau!" Wie wahr! Um das Jagdmütchen des Jägers ein wenig zu kühlen, beschloß man, die Hochsitzleiter abzusägen. Doch das Werk schien nicht ganz komplett, und so war es eigentlich eine logische Folge, daß man gemeinsam Stütze für Stütze (die senkrechten Haltestangen) absägte - und das um die Mittagszeit! Nach nicht einmal einer halben Stunde krachte die Killerbude ächzend in eine Richtung; stürzte dann lautstark auf den Waldboden. Stille, aber nur für kurze Zeit. Das Pärchen umarmte sich; fuhr dann zu seinem Mittagstisch an einen anderen Ort, nicht ohne festgestellt zu haben, daß diese (noch!) ungewohnte, aber andererseits sehr sinnvolle (und gesunde) Freiluftarbeit auch noch einen hohen Lustfaktor aufwies. Das gleiche Pärchen schaffte einmal an einem einzigen Nachmittag locker 14 Hochsitze!

Und beispielsweise die Silvesternacht in den späten 80ern nutzten Jagdgegnerinnen und Jagdgegner, in den Wäldern um Biberach, sechs, teilweise riesige Jagdkanzeln in Brennholz zu verwandeln. Wie verlautet, sollten dazu preiswerte handelsübliche Bügelsägen (z.B. aus dem Baumarkt) in Verbindung mit dunkler Nacht genügen. Zum Lärm der umweltfeindlichen Silvesterknaller ab Mitternacht mischte sich das Krachen und Ächzen der berstenden letzten Kanzel und dem anschließenden Hinunterrollen von Kanzel und sich ablösenden Holzbalken ins Tal. Wie die Jäger mit dem Geschehen zurechtkamen, ist nicht überliefert; die autonomen Jagdgegnerinnen und Jagdgegner jedenfalls feierten noch bis tief in die Neujahrsnacht hinein.

Dieser mutige und freche, ja, bis dato unglaubliche Frevel an den Schießeinrichtungen der Killerbudenjäger sprach sich in der BRD wie ein Lauffeuer herum. Es folgten in Kürze weitere Absägungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen; bald in ganz Deutschland (auch im Osten). Zunächst berichtete nur die lokale Presse, es folgten schnell überregionale Blätter, Jagdzeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Selbstverständlich auch und gerade das Internet.

Mittlerweile beklagen die Jäger und ihre Jagdkumpane fast täglich den Verlust einer oder mehrerer ihrer ach so liebevoll aufgebauten "jagdlichen Einrichtungen"; in fast keiner Zeitschriftenausgabe der "Tierbefreiung aktuell" (Zeitschrift des "Bundesverbandes der Tierbefreier"; www.tierbefreier.de; E-Mail:  info@die-tierbefreier.de) fehlen genaue Angaben, wann, wo und wieviele Killerbuden fielen. Und die Jäger diskutieren zeitweise noch heute, ob es gut sei, die schlimmen Hochsitzzerstörungen in ihren vor (Tier-)Blut nur so triefenden Jagdzeitschriften (Wild & Hund, Der Nordrhein-Westfälische Jäger, Die Deutsche Jagdzeitung, usw.) zu veröffentlichen. Manche meinen, so reize man Nachahmer, andere sagen, man müsse doch die anderen Tierkiller, pardon, Jäger, warnen.

Diese Pro & Contra-Diskussionen waren der autonomen Gruppe "Sägende Zellen" ziemlich egal. Sie zogen in einer ruhigen Julinacht des Jahres 2005 mit Sägen los; schickten an Zeitungen, Jagd- und Antijagdzeitungen den folgenden Text:


Zersägte Hochsitze im Taunus

Wie die neu aktivierte Tierrechtsgruppe "Sägende Zellen" mitteilt, seien in der Nacht vom Sonntag (24.07.2005) auf den Montag drei Killerbuden (auch Hochsitze oder jagdliche Einrichtungen genannt) zu Brennholz verarbeitet worden. Und zwar in Hofheim-Wildsachsen in Richtung Eppstein-Bremthal (Ortsansässigen als "Schulwald" bekannt). Der aufgebrachte Jäger sei gleich zur Polizei gerannt, habe den Schaden seines Hochsitzes (die beiden anderen hatte er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht entdeckt) mit satten 3000 Euro beziffert.


Ergänzung: Üble Zensur bei www.vegan.de !

Obwohl es sich beim letzten Absatz um einen relativ harmlosen Bericht handelt, der sogar in bürgerlichen Zeitungen veröffentlicht wurde, hatten die Angstzitterlinge von www.vegan.de diesen wenige Minuten nach dem Einstellen gelöscht. Sogar ein zweites und ein drittes Mal (So, 31.07.2005, abends; Rubrik: "Tierrechte"), also kein Versehen. Dreckigste Zensur pur, was aber bei www.vegan.de nichts Neues ist.

Tip: Einfach mal selber ausprobieren!


Anti-Jagd-Demo-Spruch:

"Wenn Hochsitze krachen, vergeht Euch das Lachen!"
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Ergänzungen

Hochsitze ansägen

madsheep 12.08.2005 - 14:21
Es gibt immer wieder Gerüchte (meistens gestreut von Jägern), dass Tierschützer angeblich Hochsitze ansägen würden. Kein Tierschützer/Tierrechtler würde sich den Anblick entgehen lassen den Hochsitz fallen zu sehen! Außerdem widerspricht das Ansägen von Hochsitzen eindeutig den ALF-Richtlinien, weil dadurch Leben gefährdet werden. Nur das gründliche Zersägen von Hochsitzen sorgt dafür, dass sie nicht einfach repariert werden können.

Nachdenker

iltis 12.08.2005 - 15:25
Mir erscheint es als ob man bei diesem Thema nicht wirklich weiter gedacht hat. Es ist in unserer industrialisierten Welt, in der kein Wald mehr naturbelassen ist und Prädatoren ausgerottet wurden, nun mal nicht zu bestreiten das sich Wildpopulationen unnatürlch entwickeln. Der Sinn der Jagd hat sich nun mittlerweile deutlich geändert, vom herrschaftlchen Ereignis, zum mittlerweile dringend notwendigen Mittel zur Walderhaltung. Die Tiere welche bejagd werden müssen nun mal etwas fressen und das sind im Winter nun mal kleine Bäumchen! Wenn diese nun durch Verbiss nicht wachsen können gibts bald auch ein arges Defizit im Nachwachsen des Waldes und somit bis hin zu dessen Vernichtung. Die Konsequenz ist entweder eine Ansiedlung von Prädatoren (siehe den Wolf in Ostsachsen) oder halt Jagd. Das bei der Ausübung und dem Verständnis dieser viele Fehler gemacht wurden und teilweise werden ist unbestreitbar, jedoch ist der mittlerweile eingeschlagene Weg ein richtiger (ökologisch verträgliche Jagd und Wilddichten, weg von der Trophäenjagd usw.)
Also bitte... wenn man Tiere schützen möchte dann auch richtig und nicht mit der Zerstörung von jagdlichen Einrichtungen (auch wenn das sicher das einfachste ist).
Sicher gibt es auch in eurer Gegend Legebatterien und Schweineställe. Diese Tierhaltung ist wohl unbestreitbar ethisch bedeutend verwerflicher!
Kurzum: Es ist für mich ein Zeichen von Kurzsichtigkeit wenn Menschen Hochstände usw. zerstören. Ein kurzes Befassen mit der Problematik hilft da deutlich weiter.

Jagd vs. Umweltschutz

madsheep 12.08.2005 - 15:40
Du unterschätzt dabei gewaltig die Selbstregulation der Natur und vergisst außerdem, dass es gerade die Jagd ist, die das natürliche Gleichgewicht zerstört. Ein kleiner Linktipp:
Die Jagd ist ein blutiges Freizeitvergnügen ohne Notwendigkeit
 http://www.tierrechte.de/wuerzburg/themen.php?thema=4

Nachtrag

iltis 12.08.2005 - 15:53
Die ach so hoch gelobte Selbstregulation der Ntur funktioniert nur in un- oder wenigbeeinflussten Ökosystemn. Das ist der mitteleuropäische Wald aber nun mal nicht. Sicher werden sich die Tierpopulationen auf Dauer verringern und sich auf ein erträgliches Maß einpegeln. Jedoch ist das nur aufgrund eines Nahrungsmangels zu erwarten (sicher auch Krankhieten aber geringfügiger) und der Nahrungsmangel bedeutet im Endeffekt ein Mangel an Wäldern bzw. deren Verjüngung. Schon jetzt weichen Wildtiere schließlich bezüglich ihrer Nahrung auf Bäumchen aus obwohl diese nicht ntürlicherweise ihre Nahrungsquelle sind. Die Entscheidung steht also eher Wald oder nicht...
Ich komme nicht umhin zu sagen das Jagd notwendig ist.

Jagdfreie Gebiete

madsheep 12.08.2005 - 16:19
Es gab immer wieder Zeiten (z.B. während der beiden Weltkriege) in denen die Jagd deutschlandweit extrem zurückgegangen ist. Die ökologische Katastrophe und die Bevölkerungsexplosionen, vor denen die Jäger warnen, sind ausgeblieben.

Wenn es den Jägern wirklich um eine Steuerung der Populationen gehen würde, müssten sie die ganzjährigen Fütterungen einstellen, damit aufhören bedrohte Arten (wie z.B. Hasen) zu jagen und vor allem mit den Treibjagden (bei dem alles was vor die Flinte kommt geschossen wird) aufhören.

Wenn der Wildverbiss wirklich durch Mangelernährung hervorgerufen werden würde, dann müsste die Wildfütterung doch das Problem lösen. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. In den Gegenden, in denen eine verstärke Fütterung stattfindet ist auch der Wildverbiss besonders stark. Außerdem stellt der Wildverbiss nicht ein Problem des Waldes dar, sondern des Unternehmers, der den Wald in Kapital umwandeln will.

Jäger erklären den Abbau von Hochsitzen !

Sägende Zellen 13.08.2005 - 14:49
Jäger erklären den „Abbau“ von Hochsitzen!!!


Vorab ein Zitat:
"Die Jägerei ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit".
(Theodor Heuß, 1. dt. Bundespräsident)

Im Aktionsfeld Jagd und Hochsitze fanden wir im Internet folgende interessante Meldung:


ABRISS VON maroden HOCHSITZEN (Leitern, Kanzeln, usw.)

Jetzt folgen zwei rätselhafte Textzitate aus einer von Jäger/innen veröffentlichten Anleitung für Abrisse von maroden Hochsitzen. Wir bitten die geneigten LeserInnen, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen:

"... Sämtliche baufälligen oder aus anderen Gründen nicht mehr benötigten Reviereinrichtungen sollten auf jeden Fall abgerissen und beseitigt werden. Dadurch bilden sie keine Gefahrenquellen mehr für Mensch sowie Tier und verschandeln auch nicht die Landschaft. Da sich Hochsitze im Regelfall an Waldrändern, Wegegabelungen, auf Wiesen oder Ackern befinden, ist eine Entsorgung dieser Reviereinrichtungen sehr einfach. Die Frontseite ist meist freigeschnitten, so daß keine Bäume oder Sträucher den Fall des Hochsitzes behindern könnten. Im ersten Schritt werden mit der Motorsäge (immer zu zweit arbeiten!) die seitlichen Diagonalen in der Nähe des Ständers durchgetrennt. Danach wird je ein Fallkerb in die Frontseite der beiden vorderen Ständer geschnitten. Die Unfallverhütungsvorschrift "Forsten" § 5 Abs.4 sagt folgendes dazu: "Der Fallkerb wird im allgemeinen hergestellt durch folgende Schnitte:
- einen rechtwinklig zur Fällrichtung angesetzten und waagerecht verlaufenden Schnitt (Fallkerbsohle) von 1/5 bis 1/3 des Stammdurchmessers,
- einen Schnitt, der in einem Winkel von etwa 30 Grad bis 45 Grad zum Sohlenschnitt von oben geführt, genau die beiden Endpunkte des Fallkerbsohlenschnittes trifft (Fallkerbdach). Der waagerechte Fällschnitt verläuft mindestens 3 Zentimeter über der Fallkerbsohle und ist so zu führen, daß eine Bruchleiste von mindestens l/lO des Stammdurchmessers verbleibt."

“Jetzt werden die beiden hinteren Ständer durchtrennt. Der Hochsitz wird nunmehr lediglich durch die Leiter gehalten. Diese wird als letztes mit der Motorsäge (hier zeigt sich erneut, dass die Jäger dreckige Umweltfeinde sind; die Red.) durchtrennt. Nachdem die Motorsäge außer Reichweite der Fallinie abgelegt wurde, kann der Hochsitz durch leichtes Anheben der Leiter zum Umstürzen gebracht werden. Er fällt genau in die Richtung, in die die Fallkerben zeigen!
Heutzutage sollte es selbstverständlich sein, daß diese Reviereinrichtung nicht einfach so liegen bleibt. Alle Nägel werden gezogen, eventuelle Metallriegel und Schlösser abgeschraubt und das Dach des abgebildeten Hochsitz entfernt. Jetzt kann das Holz sofern nicht mit Holzschutzmittel behandelt) als Brennmaterial für die nächste Drückjagd oder den Hüttenofen dienen. Es darf hingegen auch kleingesägt im Revier verbleiben. Zuvor müssen aber auch hier wieder wegen der Verletzungsgefahr für Tier und Mensch alle Metallteile entfernt werden.

Sicherheit schafft ein gutes Gewissen! [so einfach ist das mit dem Gewissen bei Jägerinnen und Jägern; die Redaktion]

Nach Ausführung aller beschriebenen Tätigkeiten hat der Revierinhaber sein möglichstes für die Sicherheit seiner Reviereinrichtungen und damit für die Unfallverhütung getan. Getrost kann er auf den Beginn der Bockjagd warten. Seine Jagdfreunde (seine meist besoffenen Jagdkumpane sind gemeint; die Red.) und er werden vorbildliche Ansitzeinrichtungen vorfinden, die keinen Anlaß zu Ärgernissen während des Ansitzes bieten. Dann Waidmannsheil"

Demo-Zitat:

WENN HOCHSITZE KRACHEN, VERGEHT EUCH DAS LACHEN !

Argumente gegen die Jagd

Peter Würzburg 16.08.2005 - 20:43
Die Jagd ist ein blutiges Freizeitvergnügen ohne Notwendigkeit

Ca. 340.000 Hobbyjägern töten Tiere in Deutschland. Mehr als 50% der Bevölkerung lehnt dieses blutige Tun ab.

Naturschutz und Jagd - ein Widerspruch


Jäger sehen sich gerne als Naturschützer. Sie behaupten immer wieder, das natürliche Gleichgewicht seit gestört und der Mensch müsse regulierend in den Naturhaushalt eingreifen.

Das zeugt von Unkenntnis der Bedeutung der übrigen Regulationsfaktoren wie Mangel an Nahrung, an Lebensraum und Ruheplätzen, Krankheiten, Konkurrenzdruck und Stress, Störungen im Jahresrhythmus und Kälte. Jäger greifen permanent störend in den Naturhaushalt ein und verhindern so die Einstellung eines natürlichen Gleichgewichts. Die Jagd ist sogar eine maßgeblichen Ursachen für die aktuelle Gefährdung zahlreicher Tierarten. Dem Interesse am Jagen werden Natur-, Arten- und Tierschutzbelange zumeist bedingungslos untergeordnet. So z.B., wenn die Jäger sich für eine flächendeckende Jagd bis in Naturschutzgebiete und Nationalparks einsetzen oder selbst die Anlage von Biotopen vorrangig der Förderung jagdlich interessanter Arten dient.

Jagdfreie Gebiete - es geht anders!

Dass die Einstellung der Jagd nicht bedeuten muss, dass die Tiere sich überproportional vermehren und somit erst recht Schaden anrichten, zeigen verschiedene befriedete Gebiete in Deutschland und Europa. Recht deutlich sieht man das in Nationalparks, in den die Jagd teilweise schon längst eingestellt ist, z.B. im Nationalpark Gran Paradiso in Italien oder im Schweizerischen Nationalpark. Im baden-württembergischen Naturschutzgebiet Federsee ruhen auf 1400 Hektar Fläche Jagd und Hege vollständig - von Problemen kann der Leiter des Naturschutzgebietes, selbst passionierter Jäger, nicht berichten. Auch die Behauptung, dass vor allem Rehe sich bei einer Einstellung der Bejagung explosionsartig vermehren und dann massenhaft verhungern würden, ist unglaubwürdig. Denn es gab schon immer Perioden, z.B. während des Krieges, in denen kaum gejagt wurde und eine derartige Entwicklung nicht eintrat.

Unnatürliche und unsinnige Fütterung der Wildtiere

Fast ganzjährige Fütterung von Wildschweinen und Rehen lässt die Population unnatürlich ansteigen. Dies führt zu Schäden in der Landwirtschaft und auch zu vermehrten Wildunfällen. Weil die Fütterung in unmittelbarer Nähe der Jagdsitze stattfindet, ist ein Abschuss bequem möglich. Ein Beitrag in der Zeitschrift "Unsere Jagd 04/2001" schreibt den Jägern sogar die Hauptschuld am Schwarzwildproblem zu und spricht von 20.000 bis 30.000 Tonnen Kirrfutter, die in Deutschland jedes Jahr an die Wildschweine verfüttert werden. Daher kann man von einer ganzjährigen Mästung sprechen.

Wildschweine - Opfer werden zu Tätern gemacht

Weniger im Wald, sondern eher in der Landwirtschaft sind Wildschweine durch die Bestandsexplosion vom Ärgernis zu einem wirklichen Problem geworden. Auf der Suche nach Nahrung durchwühlen sie großflächig Äcker und Gärten. Gründe für ihre Zunahme sind auch hier die Fütterung und Bejagung. Die Bejagung der Wildschweine ist aufgrund ihrer hochempfindlichen Sozialstruktur ein immenser Eingriff: Immer wieder kommt es zum Abschuss der Leittiere, die den gesamten Aktivitätsrhythmus von der Nahrungsaufnahme bis hin zur Fortpflanzung ihrer Rotte steuern. Eine führungslose Rotte streunt umher, vermehrt sich unkontrolliert und richtet umso mehr Schaden an.

Raubtiere sind nicht die Ursache für die Gefährdung von Arten

Jägern behaupten gern, dass Beutegreifer wie Fuchs, Marder, Dachs und Raubvögel den Bestand an rückläufigen und seltenen Arten wie Hase, Rebhuhn, Auer- und Birkhuhn gefährden und daher bejagt werden müssen. Die wahren Gründe für die Gefährdung dieser Arten sind die Intensivierung der Landwirtschaft und die Jagd. Es gibt kaum noch Wildbiologen, welche die Jagd auf kleine Raubtiere, Hasen und Vögel zu rechtfertigen versuchen.

Jagd schützt nicht vor Tollwut

Revierbildende Tiere wie Füchse können ihren Bestand selbst regulieren, z.B. über Revierbesitz, Fortpflanzungsverhalten oder Anzahl ihrer Nachkommen. Durch eine verschärfte Bejagung werden vormals besetzte Reviere frei. Um diese Reviere kämpfen noch nicht niedergelassene Tiere. Durch die Ortsveränderung und die bei den Kämpfen auftretenden Verletzungen breitet sich das Tollwutvirus aus. Auch kann der Jäger beim Abschuss nicht zwischen tollwutresistenten oder schutzgeimpften und kranken Tieren unterscheiden. Um das Gefährdungspotential richtig einzuschätzen: Durch die Jagd kommen jährlich mehr Personen zu Tode als durch Tollwut oder Fuchsbandwurm.

Fallenstellerei ist ungezieltes Töten

Wie unspezifisch Jäger bei der vorgeblich notwendigen Regulation bestimmter Wildbestände vorgehen, zeigt die Fallenstellerei. Sitzt das falsche Tier in der Falle, gibt es kein Zurück. Niemand kann voraussagen, ob ein Fuchs, ein Baummarder, ein Steinmarder, eine Katze, eine kleiner Hund, ein Waschbär oder ein großer Vogel in die Falle gerät. Bist auf Tellereisen sind in Deutschland alle Arten von Fallen erlaubt. Auch diese Jagdmethode ist ein Kapitel übelster Tierquälerei
.
Ausschaltung vermeintlicher Konkurrenten: Haustiermord

Revierinhabende Jäger sehen sich als Eigentümer der freien Landschaft mitsamt der Tiere und Pflanzen. Ein Beispiel für diesen absurden Besitzanspruch ist die Kriminalisierung von Hunden und Katzen. Diese Tiere werden, sobald sie sich außerhalb des Einflussbereich des Menschen befinden als "Wilderer" bezeichnet und sind dann zum Abschuss freigegeben. Jährlich werden ca. 40.000 Hunde und 400.000 Katzen mit dem Anspruch der Rechtmäßigkeit hingerichtet.

Treibjagd: Was sich bewegt, wird erschossen

Auch Treibjagden, bei denen die Tiere mit Lärm aus ihren Verstecken getrieben werden und bei denen auf alles geschossen wird, was sich bewegt, widerlegen die behaupteten "edlen" ökologischen Motive der Jagd, denn sie führen die eigenen Argumente einer Selektion ad absurdum.
Greift die jagdliche "Ernte" nur dem Verhungern vor?
Einem aufgeklärten Teil der Jäger sind die gängigen ökologischen Lügen inzwischen peinlich. Deshalb behaupten sie, Jäger schöpften durch die "jagdliche Ernte" nur die überschüssigen Wildtiere ab, die sonst anderen Einflüssen wie Hunger, Kälte oder Trockenheit zum Opfer fallen würden. Besonders unsinnig wird die Argumentation, bei ohnehin schon gefährdeten Arten, wie Hase oder Rebhuhn, deren rückläufige Population durch die Jagd weiter geschwächt werden.

"Schalenwild" (Rehe, Wildschweine) gehören zur Waldentwicklung

In einem naturnahen Wald gibt es keine "Schäden" durch Tiere. Auch das Auflockern des Waldbodens durch Wildschweine gehört zu diesen ökologischen Prozessen. Der "Verbiss" als aktive Lebensraumgestaltung ist also ein Charakteristikum des naturnahen Waldes. Erhält die Holzernte Vorrang vor dem Ökosystem Wald, werden Tiere zu Störenfrieden erklärt. Begriffe wie "Forstschädling", "Wildverbiss", und "Wildschaden" kennzeichnen eine rein ökonomische Sicht und werden den Zusammenhängen in einer Lebensgemeinschaft Wald nicht gerecht. Jäger fordern eine Regulierung des Rehbestandes durch Abschuss und geben vor, dadurch die natürliche Verjüngung des Waldes zu gewährleisten. Doch ein natürliches Verhältnis von Rehpopulation und Lebensraum wird gerade durch die Jäger verhindert. Rehe leben von Natur aus auf Lichtungen und an den Waldrändern und verfügen dort im Sommer über ein breites Nahrungsangebot. Nur aus Angst vor Jägern und zur Futtersuche im Winter bewegen sie sich im Wald. Ihr Bestand orientiert sich am Nahrungsangebot bzw. der Nahrungsknappheit im Winter. Unterbliebe die Fütterung durch Jäger, würde in harten Wintern die Fruchtbarkeit sinken, denn Mechanismen des Soziallebens und der Körperfunktion der weiblichen Rehe bewirken, dass weniger Kitze geboren werden.


Im Jagdjahr 2002/2003 wurden 4.934.838 Tiere in Deutschland erschossen, d.h. jeden Tag rund 13.000 Tiere (Quelle: Deutscher Jagdschutz-Verband)
Anmerkung der Autoren zu den Haustierabschüssen: Verlässliche Zahlen gibt es nicht, da in vielen Bundesländern keine Meldepflicht besteht. Schätzungen gehen von ca. 40.000 Hunden und 400.000 Katzen jährlich aus.

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Jägerlatein — Übersetzer

ich finds gut — xxx

Sägen muss sein ! — Jäger schiessen !

So ein Hochsitz... — ::: ::: :::