Antifa- Gruppen lösen sich auf

Antifa 02.08.2005 11:38
In den vergangenen Monaten haben sich insgesammt 3 Antifa Gruppen aufgelöst, die zum Teil recht erfolgreich antifaschistische Arbeit geleistet haben. Zu Beginn des Jahres löste sich die Antifaschistische Aktion Hannover auf. Daraus entstanden ist dann allerdings die Gruppe Politik. Organisation Praxis (POP) und eine Gruppe, die sich weiterhin als AAH beszeichnet, jedoch politisch nicht an die Wurzeln der alten revolutionären AAH anknüpft, sondern sich auf eine "reine" Anti-Nazi Praxis beschränkt.
Als Grund werden relativ unterschiedliche Positionen angegeben und private Differenzen die mal politisch mal sozial deffiniert werden. Insgesammt ist es dadurch in Hannover recht ruhig geworden.



Zum anderen hat sich die Antifa Pirna (AFA13) ( http://afa13.antifa.net) aufgelöst, die in den vergangenen 4 Jahren eine recht erfolgreiche Anti-Nazi Politik in der säschischen Schweiz betreib, obwohl vor Ort eine rechte Hegomonie vorherrscht.

Als Grund gibt die AFA 13 in ihrem Auflösungsschreiben die zunehmende Repression von staatlichen Behörden und die rechte Gewalt gegen die Mitglieder/innen der AFA 13 an. Hier das Auflösungspapier:

"Jedes Ende kann manchmal ein neuer Anfang sein

Wir, die restlichen Gruppenmitglieder der Antifaschistischen Aktion 13 [AFA13], erklären hiermit die Auflösung der [AFA13] als politische Gruppe. Die Gründe, die zu diesem, teils auch aus unserer Sicht drastischen Schritt führen, sind vielfältig. Jedes Stück für sich stellt vielleicht von außen betrachtet noch keinen ausreichenden Grund dar, diese Gruppe aufzulösen. In der Summe scheint es uns jedoch in der derzeitigen Lage aussichts- und perspektivlos als Gruppenzusammenhang in der Sächsischen Schweiz linksradikale Politik weiterhin zu betreiben.


Die Gruppe Antifaschistischen Aktion 13 [AFA13] gründete sich Ende des Jahres 2000. Mit den damaligen Mitgliedern waren wir relativ agil und in der Lage Diskussionen innerhalb und außerhalb unserer Gruppe anzustoßen und zu führen. Die Außenwirkung unserer Gruppe war zum damaligen Zeitpunkt jedoch fast nicht da. Unsere Unternehmungen beschränkten sich auf das Herstellen eines Infoheftes "Resistance", plakatieren und die Teilnahme an Demonstrationen. Die aktiven Leute aus der Gruppe waren alle früher oder später "geoutet" und bekamen den Terror der Nazis und die Repression des Staates zu spüren. Beispiele sind vielfältig: Drohbriefe, Überfälle, Verfolgungsjagten, Brandanschläge auf Antifaschistinnen. Die Folge war, dass sich viele nicht mehr auf die Straße trauten oder weg zogen. Im Jahre 2002 war die Gruppe fast nur noch ein Einzelunternehmen. Neue Impulse konnten, aus verschiedenen Gründen, 2003 gesetzt werden. Die radikale Linke kam aus der Defensive und konnte eigene Akzente setzen. Nazis wurden in die Öffentlichkeit gezerrt. Wichtigste Ereignisse waren die zwei Demos 2004: "Kein schöner Land - linke Strukturen stärken!" und "Schöner leben ohne Naziläden!" zu denen mehr als 1500 Teilnehmerinnen kamen.

Trotzdem wir organisierte antifaschistische Strukturen für unbedingt notwendig halten, haben wir es versäumt, jüngere Antifaschistinnen an die Gruppe heranzuführen und zu integrieren. Das setzte, von uns Anfangs nicht wahrgenommen, Ausgrenzungsmechanismen in Gang, die jüngere Antifaschistinnen vermehrt frustete. Wir selbst, schafften es nicht mehr anfallende Termine und Tätigkeiten wahrzunehmen, was uns selbst frustete und eine antifaschistische Gruppenarbeit unmöglich machte. Dies vermögen wir derzeit von allein nicht mehr aufzulösen, sehen aber trotzdem, dass es für antifaschistische Politik in der Sächsischen Schweiz genug Betätigungsfelder und Aktionsformen gibt. Der "übriggebliebene" Rest der Gruppe vermag dieses aber nicht mehr durchzuführen und wir wollen uns durch einen Fortbestand, sei es, der verbliebenen "Restgruppe" nur "auf dem Papier", einer eventuellen Neugründung auch nicht in den Weg stellen.

In wieweit sich in Pirna eine neue Antifagruppe bildet, können wir nicht mehr beeinflussen. Ob es eine erneute antifaschistische Wanderaktion geben muß, sozusagen Impulse von außen in die Sächsische Schweiz gegeben werden oder ob sich die Antifaschistinnen selbst organisieren können, wird sich zeigen. Wir jedenfalls befürworten jede weitere Gründung einer antifaschistischen Gruppe mit ihrem Recht auf eigene Politik und eigene Aktionsformen, eigene Erfolge und eigene Fehler. Dieses unter dem Label [AFA13] zu machen, halten wir aber aus Repressionsgründen für abwegig.

Wir haben in den fast fünf Jahren unseres Bestehens 3684,62 € für antifaschistische Politik umgesetzt und nicht ohne Freude können wir sagen: Es sind nur 192,39 € in der Sächsischen Schweiz ausgegeben wurden. Verklebt haben wir 2483 Plakate und veranstalteten einige Parties und Konzerte, mußten mehr als einmal die Woche Eierkuchen essen, um Farbeier befüllen zu können. Nach Angabe der Pirnaer Mittelstandsvereinigung soll allein durch die Demonstration im November 2004 in Pirna ein Schaden von 1,2 Mio € verursacht wurden sein. Wenn das kein Ansporn für eine sich neu gründende Gruppe ist! Unsere Webseite wurde, ohne google-visits, im Durchschnitt von mehr als 100 Besucherinnen täglich gelesen, der Rekord lag bei über 300 Besucherinnen. Herzliche Grüße gehen an das sächsische Innenministerium und den Pirnaer Staatsschutz als unsere eifrigsten und beständigsten Besucher. Hauptsache es hat euch gefallen und ein wenig Bildung war für euch auch mit dabei.

Die Internetseite  http://afa13.antifa.net wird in Zukunft bestehen bleiben. Dafür gibt es gute Gründe. Die URL ist einerseits etabliert und wird mittlerweile überregional wahrgenommen, andererseits bedarf es in Nazihochburgen, wie der Sächsischen Schweiz, einer Möglichkeit, Informationen über die Naziszene zu veröffentlichen. Dabei handelt es sich dann aber nicht mehr um eine Homepage einer politischen Gruppe, sondern die Webseite wird zu einem Informationsportal, das von Einzelpersonen betrieben wird, umgestaltet werden. Denn auch in Zukunft wird es in der Sächsischen Schweiz Antifaschistinnen geben, die im braunen Dreck und der bürgerlichen Grauzone recherchieren um Nazis ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren.

Wir rufen auch weiterhin dazu auf, sich Nazis in den Weg zu stellen, zu jeder Zeit, an jedem Ort, mit allen Mitteln!

the usual suspects"


Als 3 Gruppe löste sich die Antifa Gießen auf. Als Teil der "Antideutschen Strömmung" bewies sie durch andauernde Übernahme von Artikeln der Bahamas, dass ihr Hauptzweck die Kritik an der deutschen Linken ist. Doch damit soll jetzt Schluss sein und man leitet die alte Domain gleich ganz auf die Seiten der Bahamas.


Auflösen und Neugründen ist zum neuen Sport der deutschen Antifa Bewegung geworden. Die AAB machte es vor, die Antifa K in Köln zog nach und die alte gute Antifa M zog nach. Bleibt zu hoffen, dass es bald wieder produktivere Sportarten geben wird.

Links:

 http://www.puk.de/aah
 http://www.antifa-aktion.de
 http://www.afa13.antifa.net
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Ergänzungen

Du hats die RAK vergessen

egal 02.08.2005 - 12:41
Die Rote Antifa Karlsruhe löste sich auf und wurde zur Organisierten Linken Karlsruhe

die bessere hälften ist populär

eine EX AAH´lerin 02.08.2005 - 13:37
na endlich einmal wieder ein "GZSZ Artikel" bei indymedia...

Spaltungen haben oft den Hintergrund des Auseinanderlebens. Die zumeist älteren Aktivisten haben sich im Laufe der politischen Auseinandersetzungen und des realen Lebens zu inhaltlichen Aspekten zu gewandt. Jüngere sind zumeist oft darauf fixiert eine art "bibel des ordentlichen antifaschisten" zu inhalieren, um endlich ein ordentlicher linksradikaler zu werden. Meine Erfahrungen sind die, dass jüngere Antifas (ja auch ich war mal ein jung) sich durch die zugehörigkeit einer antifa gruppe eine art subkultur aufbauen. politik machen wird durch misserfolge und erfolge gekennzeichnet. sofern ein lustgewinn bei den erfolgen vorhanden ist, wird die arbeit in einer antifa gruppe bis zu 4-5 Jahre betrieben. dann kommt der wendepunkt zwangsläufig: es wird sich gefragt, was soll das noch bringen, welche wirklichen einflussmöglichkeiten hatte man und wie konnte man in gesellschaftliche zusammenhänge tatsächlich progressiv wirken. die meisten steigen aus, gründen familie oder werden fest in den beruflichen alltag verankert. andere können beides und wieder andere versuchen auch mal sich inhaltlich weiter zu bilden.

der spagat zwischen jung und älter ist dann nicht mehr zu kitten. so auch in hannover; diskussionen werden auf unterschiedlichen ebenen geführt. es gibt dann sogar leute, die meinen bürgerliche moral ist ein linkes verständnis. es werden internet-initiativen wie "szeneputzen" initiert, um die szene schön "sauber" zu halten. über den eigenen tellerrand schauen ist dann nicht mehr möglich und damit verkommt politik tatsächlich zur subkultur und wird zwangsläufig darin absorbiert. meines erachtens war der ursprung der AAH mal ein revolutionäer, der an die veränderbarkeit des menschen geglaubt hat. konsequenterweise hätte sich die neue AAH auch in Antifa xy umbenennen müsse, da sie so mit alten erfolgen eine kontinuität vorgaukelt, die sie nun mal nicht ist.

deshalb:
good bye gute alte AAH- es lebe POP!

Erklärung zur Giessener AntiFa-Szene

Beobachter 02.08.2005 - 14:05
Also hier muss bezüglich Giessen deutlich unterschieden werden. "antifa-giessen.de" war tatsächlich eine kleine unbedeutende Polit-Sekte die auf Bahamas-Kurs kurvte und nun gestrauchelt ist, u.a. an mangelndem Interesse gegenüber ihrer Denunzianten- und Zeigefinger-"Politik".
Der große und relevantere Teil der antifaschistischen Szene im Kreis Giessen hatte damit nichts zu tun. Emanzipatorische und libertäre Ansätze finden sich da u.a. beim AntiFa-Cafe www.ak44.de.vu und der AntiFa R4. www.antifa-r4.de.vu
Zudem ist durch die kontinuierliche Arbeit der letztgenannten Gruppen und des Großteils der linken Szene in Mittelhessen, der Einfluss der Nazis in diesem Bereich weiterhin sehr gering (auch wenn es immer wieder Versuche von Übergriffen u.ä. gegeben hat.

auflösung tut gut

nicht k, nicht ex 02.08.2005 - 14:26
eine auflösung kann auch gut tun, so zb in köln. mit dem wegfall der antifa k entstand zwar zuerst ein loch, hat aber die alten strukturen und eingefahrenen bahnen aufgebrochen. gerade bei anti-nazi sachen sehen sich nun wieder mehrere gruppen in der verantwortung und es herrscht nicht mehr die meinung vor, die k mache das schon alles. die szene in köln ist wieder lebendiger geworden und es gibt mit mad auch eine neugründung, die ziemlich aktiv ist. ebenfalls neu scheinen die prekarius-freaks zu sein.

Was ist mit Dortmund?

antifaschist 02.08.2005 - 23:38
Gibt es in Dortmund noch Antifa-Gruppen? Die Webseiten beider Dortmunder Gruppen (Nord und Jugend) existieren leider nicht mehr.

Gehts noch ?

Oscar Wilde 03.08.2005 - 03:01
"Nach Angabe der Pirnaer Mittelstandsvereinigung soll allein durch die Demonstration im November 2004 in Pirna ein Schaden von 1,2 Mio € verursacht wurden sein. Wenn das kein Ansporn für eine sich neu gründende Gruppe ist!"
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Was soll jemand denken der das liest ?
Eine "Antifa"-Gruppe die stolz darauf ist 1,2 Millionen Euro Schaden für die Gemeindekasse von Pirna verursacht zu haben ?
Dann fragt ihr euch ernsthaft warum rechtsradikale Umtriebe dort eher geduldet werden als eure "Antifa-Arbeit" ?
Es wundert mich nicht daß ihr keine Sympathie bei der Bevölkerung hattet, und euch jetzt auf dieser Basis keine vernünftige weiterarbeit mehr möglich erscheint.

Geil: Denunziation...

Hannoveraner 04.08.2005 - 16:12
Zum einen:
Die Gründe für die damalige "Auflösung" der "alten" [aah] wurden bewusst nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten, da es sich weniger um politische Differenzen handelte, sondern mehr um persönliche. Eine Auflösung an sich fand auch nur statt, nachdem die Personen aus der Gruppe ausgetreten waren, die heute die Gründungsmitglieder der [pop] darstellen. Die [aah] wurde darufhin formell aufgelöst, um sie im Anschluss wieder neu zu gründen. Ob man sie dann [aah] oder Antifa Hannover Region oder wieauchimmer nennt ist im Grunde irrelevant.

Zum anderen:
Wenn sich eine ehemalige Genossin nun an dieser Stelle äußert und den revolutionären Geist der "neuen" [aah] vermisst, dann sollte sie sich mal fragen, ob dieser "revolutionäre Geist", wenn jemals vorhanden gewesen, überhaupt von irgendeiner Antifa-Gruppe konsequent nach außen getragen wird, oder nur blindes "bessere-Welt-Duselei" ist und die eigene Perspektivlosigkeit überspielen soll.
Bei der [pop], trotz eines brillianten Grundsatzpapiers, sieht man den revolutionären Weg herzlich wenig. Theoretisch scharfsinnig, für die Praxis gibt´s ne 6!!! Oder ist mit rote Fahne küssen (Mondiali) die Revolution auch nur einen Millimeter nähergebracht?

Und zum Schluss:
Liebe(r) Autor(in), wenn du solch aufklärende Artikel schreibst, informiere dich doch bitte vorher über die tatsächlichen Gründe einer Auflösung, Spaltung oder wie auch immer. Wenn es nur um Denunziation geht, z.B. dass die "neue" [aah] nur Anti-Nazi-Arbeit betreibt (was definitiv nicht der Fall ist), dann markiere deine Ausführungen doch bitte als solche.

Guten Tag...

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