Die Linkspartei. Und die Linke?

marsch,marsch, den institutionen beine machen 29.07.2005 19:25 Themen: Soziale Kämpfe
Gestern abend im Bethanien in Berlin: Anstatt sich einfach in einen Park oder ein Strassencafe zu setzen und den Sommer zu geniessen, strömten so viele Menschen ins Casino des Bethanien bis im Saal kein Platz mehr war. An einen Getränkestand hatte niemand gedacht.
Die Ankündigung ließ eine spannende Diskussion erwarten: Unter dem Titel "Qualalternative - Die Linke und die Linkspartei" sollte die Podiumsdiskussion folgende Fragen erörtern:

"'Historische Chance' der Linken oder sozialdemokratische Langweiler? Anti-neoliberale Hoffungsträger oder gefährliche rechtspopulistische Desperado-Gang? Chancenlose Spinnerclique oder Quereinsteiger-Karrieristenbande? Pseudolinker Etikettenschwindel der staatstragenden PDS - oder Kopfgeburt des Bestseller-Autors Oskar Lafontaine? Oder nichts davon, oder alles auf einmal? Die urplötzlich auf der Bildfläche erschienene "Linkspartei" ist nicht zuletzt in der außerparlamentarischen Linken zutiefst umstritten. Kann man auf sie hoffen, kann man sie wählen? Muss man sie bekämpfen? Oder ist das alles sowieso egal, weil Wahlen bekanntlich nichts verändern und andernfalls verboten wären?"

Auf dem Podium der vom Neuen Deutschland organisierten Diskussion sassen sechs Männer: Jürgen Elsässer (Buchautor und "Junge Welt"-Mitarbeiter), Peter Grottian (Sozialwissenschaftler und Mitarbeiter im Berliner Sozialforum), Thomas Fritz (WTO-Experte von Attac), Dario Azzelini (Gruppe FelS) und Toby P. von der Berliner Initiative gegen das Chipkartensystem (nicht als Vertreter). Moderation: ND- Redakteur Velten Schäfer. Bin gespannt auf den ND-Bericht morgen.

Die Diskussion begann mit einigen Interviewausschnitten vom Erfurter Sozialforum. Teilnehmende des Erfurter Sozialforums legten ihre meist kritischen und skeptischen Meinungen zur Linkspartei dar. Skurrilerweise wurde der Film an die Decke projiziert, weil kein Platz für eine Leinwand war (bzw. keine/r an eine solche gedacht hatte).

Mit diesem guten Einstieg begann die Podiumsdiskussion. Allen voran enttäuschte Jürgen Elsässer, der den ersten Beitrag hielt. Mit seinen Äußerungen nach dem Zitat "Wenn Wahlen was ändern würden, wären sie verboten" war der frühere "bestgehaßte Kritiker der PDS" nicht wiederzuerkennen. Die meisten im Publikum erwarteten eine Kritik der Linkspartei und erhielten zum Thema "Fremdarbeiter"-Äußerungen von Oskar Lafontaine eine seltsame Ansammlung von beinahe rechten Thesen gegen EU-Osterweiterung und den Türkei-Beitritt. Kann ich hier nicht wiedergeben. Im übrigen träumt Elsässer von einer großen Koalition wie 1966-68, das seien optimale Bedingungen für eine außerparlamentarische Opposition. Er will eine Politik für Mehrheiten machen, nicht mehr die Minderheiten-Lobbypolitik der Linken der 90er Jahre gegen Rassismus und AusländerInnenfeindlichkeit. Immerhin kam berechtigter Protest aus dem Publikum gegen diese seltsamen Thesen, wenn auch erst richtig zum Ende der Diskussion. Das Nein Frankreichs und der Niederlande gegen die EU-Verfassung, ein "Non de gauche", definierte Elsässer wider besseres Wissen um.

Peter Grottian erzählte dagegen Ähnliches wie auf dem Sozialforum. Die SPD-Niederlage und die Neuwahlen sind ein später Erfolg der Hartz IV-Proteste. Trotz der vielen Hoffnungen in der Linken bleibt er der WASG gegenüber skeptisch wie zuvor, als er das Wahlmanifest "schnarchlangweilig" genannt hat. Grottians Konzepte sind jedoch nicht viel weitreichender (z.B. 10 Euro- statt Ein- Euro- Jobs) als diejenigen der Linkspartei (ALG II auf 420 Euro erhöhen und dann Grundeinkommen).

Toby, der bei der Chipkartenini aktiv ist, schlug vor Lafontaine auszuschliessen. Damit verbaute er sich eine sinnvolle Argumentation gegen die Festung Europa, gegen rechte Inhalte im Wahlkampf und Populismus und letztlich gegen Jürgen Elsässers seltsame Provokationen. Letzterer entgegnete: Ohne Lafontaine gäbe es keine neue Linkspartei. Die PDS und die WASG hätten sich ohne den Saarländer nie zusammengerauft (und keine/r weiss wie bald sie sich wieder völlig zerstreiten).

Dario ging auf den offenen Brief an die PDS/WASG ein, der mittlerweile über 280 Unterschriften aufweist ( http://de.indymedia.org//2005/07/122877.shtml) und erläuterte den Sinn einer antifaschistischen und antirassistischen Intervention in den Wahlkampf. Bei der Mehrheit einer Rot-rot-grünen Regierung möchte er jedoch nicht dabei sein, aber die ist schließlich höchst unwahrscheinlich.

Thomas entgegnete einige angenehm kritische Töne zum Parlamentarismus, überraschenderweise wird seiner Meinung nach auch durch eine Tobin-Steuer die Welt nicht verändert. Er ging wenigstens etwas auf das Thema Regierungsbeteiligung ein.

Gut, es liesse sich viel mehr zu den Podiumsbeiträgen schreiben, aber das kann bestimmt besser morgen in den Medien nachgelesen werden. Es ging viel zu viel um Oskar Lafontaine und zuwenig darum, wie es eigentlich nach dem 18.9. weitergeht. Was passiert wenn Gysi 2009 mit der SPD in die Regierung will? Die Publikumsdiskussion war außerdem relativ kurz. Eine Vertreterin der Feministischen Partei "Die Frauen" (grossgeschrieben) rauschte zuvor aus dem Saal, ohne die Männerrunde auf dem Podium mit einem Wort zu würdigen. Lohnt sich nicht, wird sie sich gedacht haben.

Dafür pieksten andere darauf herum: "Die Frauenquote auf dem Podium ist voll erfüllt" erklärte eine Feministin, die es in der WASG aushält (warum auch immer, bei einem Frauenanteil von 25 Prozent). Frauenpolitik, Mandatsrotation und andere nette basisdemokratische Einrichtungen waren kein Thema.

Nur wenige meldeten sich zum Verhältnis Parteien und sozialen Bewegungen. Mehrere WASG-Mitglieder outeten sich. Zum Abschluß wurde der Landowsky-Prozeß zum Bankenskandal heute Vormittag erwähnt.

Völlig unerwähnt blieb die Räumung der Yorckstr. 59 ( http://www.yorckstr.59.net) am 6. Juni, die von der SPD-PDS-Regierung zu verantworten ist. Erstaunlicherweise, und das im Bethanien.

Jürgen Elsässer hätte seine Erkenntnisse zur Entwicklung der Grünen im Bundestag wiedergeben sollen, schließlich hat er das Buch "Make Love and War" über die grüne Kriegspartei geschrieben. Wie kam es zur Entwicklung vom Slogan "Frieden schaffen ohne Waffen" zum Angriffskrieg mit Bauchschmerzen? Unterstützt die Linkspartei den übernächsten Krieg gegen Terror?

Fazit: Zur Linkspartei gibt es zur Zeit einen riesigen Hype. Veranstaltungen zu diesem Thema sind überfüllt. Die Medienlandschaft ist völlig aus dem Häuschen. Bereits auf dem Sozialforum hatte eine gespenstische Debatte statt gefunden, 350 bis 400 Menschen drängten sich in die vollbesetzte Aula des Heinrich-Mann- Gymnasiums in Erfurt. "Guten Morgen, Gespenst" hieß die Veranstaltung zum gleichnamigen Papier von Rainer Rilling und Christoph Spehr, die fast schon zu euphorisch geriet.

Die Medien interessieren sich auf einmal für jede Äußerung der Politiker(innen in Klammern), nachdem die PDS vier Jahre lang beinahe totgeschwiegen wurde, wenn Gysi nicht gerade im Krankenhaus lag.

Tiefgreifende strategische Fragen zur Zukunft der sozialen Bewegungen wurden bei den Diskussionen in Erfurt und Berlin jedoch nicht gestellt. Letztes Jahr fanden mit den Protesten gegen Hartz IV die größten sozialen Proteste seit langem in diesem Lande statt. Die spontan von unten entstandene Bewegung wurde ziemlich schnell (fast) platt gemacht. Welche Rolle spielte dabei die WASG? Profilierte sie sich als Anti-Hartz-Partei mit ständigen Spaltungen gegen die MLPD? WASG-Mitglieder organisierten eine zweite bundesweite Koordinierung, eine zweite bundesweite Demo (am 2.10.), und ein Ober- Attacie (Peter Wahl) erklärte kurz davor in den Medien die Montagsdemos mehr oder weniger für beendet. Wo bleibt die Auseinandersetzung damit, ob linke Parteien und deren Funktionäre (innen?!) nicht auch ein großes Interesse an der Befriedung von sozialen Bewegungen haben um WählerInnenstimmen zu sichern? Die Zweifel an der repräsentativen Demokratie werden zerstreut, und es wird davon abgelenkt, daß der Kapitalismus in einer tiefen Krise steckt und wir uns Alternativen ausdenken müssten, die über den miefigen Keynesianismus der 70er/ 80er Jahre hinausgehen wie sie die WASG mit der Expertise der Memorandum-Gruppe vertritt.

Jede linke Partei im Parlament driftet ins Neoliberale (ein Blick in die Geschichte genügt), wenn da nicht eine außerparlamentarische Bewegung auf der Straße sich an Che hält: "Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche!", ordentlich Druck macht und sich von keinen FunktionärInnen blenden läßt.


Links:

ND:  http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=75690&IDC=16
Konzept: Aus dem Osten was Neues:  http://www.petra-pau.de/pds/dok/050727_aus-dem-osten-neues.htm

ND: Die L-Frage:  http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=75716&IDC=41
jW: Kommentar von Jürgen Elsässer zur Linkspartei: jW:  http://www.jungewelt.de/2005/07-29/018.php

jW: Wahlmanifest der WASG:  http://www.jungewelt.de/2005/07-08/015.php

Guten Morgen, Gespenst!:  http://www.rosalux.de/cms/index.php?id=6882&type=0&ftu=738e4e8d38
(Das erste Papier wurde vor der Neuwahlankündigung geschrieben zur Wahl 2006 geschrieben und war viel netter. Darin hieß es noch: “Was fehlt, ist das Gespenst.”).


Übrigens: an den PDS-Webseiten wird zur Zeit rumgeschraubt. Wer neulich die Adresse  http://www.sozialisten.de aufrief, erhielt folgende Fehlermeldung: “Die von Ihnen aufgerufene Seite existiert nicht, sie wurde möglicherweise entfernt oder umbenannt.” Ich tippe mal auf umbenannt ;-)).
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Ergänzungen

Elsässers merkwürdige Rolle

Thorsten 29.07.2005 - 19:49
Also trotz aller bekannter Kritik an der WASG/PDS und am Paralmentarismus, war ich eigentlich ein Vertreter der Ansicht sie zu wählen. Allerdings frage ich mich jetzt, ob ich das wirklich noch tun soll.

Der Grund dafür liegt in Elsässers Äußerungen. Er hat sich bei der Veranstaltung weit Rechts von Lafontaine positioniert. So hat er ständig von "Inländerfeindlichkeit" gesprochen, das kannte ich bisher nur von der NPD, die Demos "gegen Gewalt und Inländerfeindlichkeit" organisiert.
Ich frage mich wirklich, ob Elässers heimliche Rolle die ist, möglichst viele Leute davon abzubringen die Linkspartei zu wählen. So klang zumindest seine mit rechten Argumenten untermauerte Begründung für die Linkspartei gestern Abend.

Auch der Spruch von Dario bei keiner rot-rot-grünen Mehrheit dabei sein zu wollen, bezog sich auf den Unsinn von Elsässer von wegen wir hätten jetzt "Chancen auf Mehrheiten". Die einzige Mehrheit, so Dario, sei dann wohl rot-rot-grün, denn dass die Linkspartei die absolute Mehrheit bekäme, sei ja wohl nicht zu erwarten, und bei der Mehrheit wolle er nicht dabei sein...

Ansonsten war die VEranstaltung ziemlich schlapp, aber das lag vorwiegend an Jürgen Elsässer, der einfach niemanden hat reden lassen und selbst ständig am Thema vorbei gelabert hat.

Gut waren eigentlich nur Grottian und Dario, der nochmal sehr gut den Sinn des offenen Briefes erläutert hat. Und die Intervention hat ja offensichtlich geklappt, so viel wie die WASG / PDS in den vergangenen Wochen zu Migration veröffentlicht und gesagt hat.

Moderation schlecht

Anja 29.07.2005 - 20:24
Also am schlimmsten fand ich ja die Moderation, da wurde Elsässer Eingangsstatement und Abschlusswort überlassen, der Moderator war völlig unfähig einzugreifen, hat die Leute teilweise ewig quatschen lassen, nichts auf den Punkt geführt und es nicht geschafft Elsässer auf das Thema des Abends zu bringen.

elsässer völlig daneben

linkspartei.WASG 29.07.2005 - 21:40

elsässer liegt völlig daneben, wie meistens eigentlich.

die WASG ist nicht die linkspartei, auch ein teil davon, und was das vorrasusagen der zukunft angeht, sollte man den wahrsagern und lügnern überlassen.

die WASG ist die WASG, und hat bis zum heitige tage sogar imer noch eine eigene liste beim bundeswahlleiteer angemeldet.

und im programm der WASG steht auch nichts von einer erhöhung des ALGII auf 420 euro, sondern nur bei der partei, die jetzt linkspartei heisst.

die WASG ist die partei die die rücknahme von hartz fordert, während die linkspartei.PDS dort wo siein verantwortung ist, mehr ein.-euro jobs geschaffen hat als ihre CDU-konkurrenten in den nachbargemeinden.


elsässer macht sich zum lakaien der undemokratischen dirigisten gysi und lafontaine, wenn nicht gar zum helfershelfer der bürgerlichen gegner von linksparteien jeder art, wenn er die hohlen phrasen und kampangen-sprüche der selbsternannten "spitzenkandidaten" mitträgt, anstat, wie man es von einem intelligenten menschen erwarten könnte, die WASG-basis vor dieser entwicklung zu warnen.


schön war der offene brief der antifa leute, in dem sie die WASG dazu aufgefordert haben, mal über ihre forderungen und bitten in sachen anti rassismus nachzudenken. diese leute haben verstanden, wozu eine partei gut ist, und wie man sie benutzt, auch wenn man nicht mitglied ist, und über eine solche art von kommunikation freut sich die WASG auch in der zukunft.

Elsässer hat kein Stück recht...

Thorsten 29.07.2005 - 21:49
Die Diskussion ist ja etwas merkwürdig hier... einige versuchen ja jetzt hier schon wieder die Junge Welt als sonstwie nationalistisch darzustellen... das ist blödsinn und außerdem schreibt auch Dario Azzelini in der Jungen Welt und der hat gestern ziemlich korrekte Positionen vertreten und genau das Gegenteil von Elsässer. In der Jungen Welt findet sich alles mögliche, genaus wie in der Jungle World Kriegsbefürworter und Rassisten schreiben.

Aber An die Person, die hier meint Elsässer hätte mit seiner Analyse recht: Das ist totaler Unsinn und das hat Dario gestern auch gut dargestellt. Denn erstens bestehen "die Belegschaften" ja nicht nur aus "Inländern" und außerdem verschlechtert sich die Situation von MIgrantInnen ja noch mehr. Und diese Segmentierung ist im Sinne des Kapitalismus, weil so "Lohndrücker" produziert werden. Also sind gleicher Lohn und gleiche Rechte für alle die Grundbedinungung um überhaupt die Situation für alle zu verbessern.

Problem verkannt

Pankow-Pirker 29.07.2005 - 23:23
Das Problem der Linkspartei ist nicht Lafontaine und seine kontrovers in der Öffentlichkeit diskutierten Äußerungen, sondern Leute wie Stefan Liebich - und seine Äußerungen, die gar nicht erst an die Öffentlichkeit geraten. Wer bei der Vorstellung Liebichs als Kandidat für Pankow dabei war, hörte von den PDS-Stars ziemlich phrasenhaftes Gerede von Sozialismus als Ziel, und der Tagespolitik und den "Sachzwängen". Elässer und seine Kritiker führen uns an der Nase herum: es gibt kein neues linkes Projekt. Es gibt nur eine als links etikettierte alte Sachzwangspartei, die nicht mal reformistisch oder sozialdemokratisch ist, sondern eine abketakelte Politnutte, die drauf und dran war in Richtung Grüne und FDP abzugleiten. Schaut man sich die Kandidatenliste der Linkspartei an kandidieren auf den "sicheren" - vorderen - Listenplätzen nur solche Typen wie der Befürworter des Neoliberalismus Stefan Liebich und andere Koalitionspolitiker, die Hartz IV "gerecht umsetzen". Auf den "hinteren" chancenslosen Sitzen dürfen wasgler und Leute aus den sozialen Bewegungen kandidieren. Man darf nicht vergessen: Bevor das Projekt "Linkspartei" kam, bewegte sich die PDS in Richtung Yuppie-Partei. Diesen Leuten sind Arbeitslose und Arbeiterklasse völlig egal. Liebichs "Latte Machiato-Linke" fühlt sich eher unter den schicken Leuten vom Kollwitzplatz wohl als unter "Inlands-Proleten". - Und in ihrer Abneigung gegen die Arbeiterklasse treffen sie etliche, die sich hier bei indy über Lafo und Elsässer aufregen.

mehr davon

hörzeuge 30.07.2005 - 15:10
das interessante an der veranstaltung war, dass ein sehr gemischtes publikum da war. quasi anhänger der flügel der linken, deren vertreter auf dem podium saßen, waren da. warum dort nur männer saßen, müssten sich die gruppen, die dort einen redner hin entsanden selber fragen.

wie dem auch sei, dass dort gut 150 leute waren, spricht dafür, dass es ein bedürfniss in der "szene" gibt, sich auszutauschen. nicht mehr, nicht weniger versprach der schwammige titel "die linke und die linkspartei". es kam nicht mehr als eine bestandsaufnahme heraus, aber vielleicht reicht dass als impuls für weitergehende diskussionen.

auch wenn mensch es nicht gerne hören mag, elsässer hatte mit seinen kurzen und zugsespitzten statements am meisten anzubieten, ihm gelang es mit thesen über die mensch diskutieren muss zu provozieren und skizzierte wenigstens eine strategische perspektive über das verhältnis zur so genannten linkspartei

kein anderer der vertrete auf dem podium hat dergleich anzubieten. beispielsweise war der chipkartenini-mensch nicht in der lage seine sicherlich bedenkswerten argumente gegen elsässers forderung nach verhinderung der eu-osterweiterung und dem stopp der türkei-aufnahme so zu formulieren, dass sie verständlich gewesen waren. raus kam das klassisch linksradikale dagegen sein.

aufallend war, dass in den redebeiträgen aus dem publikum zum ende hin, anscheinend kaum ein beitrag aus dem radikal-linken spektrum kam und es nicht gelang, außer querfront unterstellung usw., elsässer inhaltlich anzugreifen.

interessante veranstaltung, mehr davon, dann bitte mit konkreterer fragestellung.

Realistisch sein

Martin Bayer 30.07.2005 - 17:09
Bei der Diskussion um die Linkspartei bitte weniger Aufregung. Nehm das ganze nicht so ernst.
Alle bisherigen Erfahrungen sagen uns, das auich die Linkspartei/PDS/WASG uns bei Gelegenheit bitterböse enttäuschen wird (das gegenteil wäre erfreulich, ist aber wenig wahrscheinlich). Nur jetzt ist sie eben eine brauchbare Wahl. Nicht etwa, weil sie sozialistisch wäre, sondern weil sie als sozialistisch, als links wahrgenommen wird. Für die öffentliche Meinung, für das, was im politischen Spektrum als diskutabel erachtet wird, kann dies enorm wichtig sei.
Siehe auch: www.igaa.de/forum/messages/175.html

Die Linke und der Gang nach Canossa

AZAD 30.07.2005 - 19:44
Es muss schon sehr irritierend sein, dass Die Linke auf Systemvertreter zu läuft.Es er erinnert an HEINRICH IV im Jahre 1071, bloss diesmal sind es mehrere HEINRICHS. Was will die "LINKE", wie sieht ihre Absicht aus, wie hat sie dies definiert? Oder geht es einzelnen Gruppen in der Medienlandschaft ernst genommen zu werden als Ansprechpartner um Eingliederung im Staatswesen. Was die Grünen können, dazu muss Mensch in der Lage sein. LINKE noch mehr; haben wir doch den DIALEKTISCHEN MATERIALISMUS und DAS KAPITAL auswendig gelernt, siehe WIRTSCHAFTSSENATOR WOLF.Was beabsichtigen wir? Haben wir ein Programm, eine GEMEINSAME PLATTFORM,Ideen eines Gesellschaftmodells und eine eigene Geschichtsaufarbeitung der LINKEN IN DEN LETZTEN HUNDERT JAHREN? Nein Leute machen wir es uns nicht so kompliziert, nur mit einem gemeinsamen Ziel der Systemveränderung und Gesellschaftsmodell sind wir objektiv in der Lage Veränderungen zu erreichen.Allein der Zuspruch der Bevölkerung zur LINKSPARTEI ist der beste Beweis eines Alternativmodells zur Herrschenden Situation. Dies müssen wir in der Lage sein selber zu analysiere und zu formulieren.Der Typische Klassenkampf in seinem jetzigen Zustand ist überholt, aber an der Kapitalismuskfitik von MARX ist nicht zu rütteln. Jede Art von Organisierung zu diffamieren und zu verunglimpfen als Stlinistisch und Betonköpfe; ist nichts anderes als ein Zugeständnis am eigenen Versagen.Zu dem auf die Emanzipation der Klasse zu warten ist genauso, als würde es den WEIHNACHTSMANN wirklich geben.Bedenke Profs und Dozenten werden vom Staat bezahlt, und nicht um einen Systemwechsel zu realisieren.Werdet mal endlich konstruktiv anstatt nur Systemvertretern hinter her zu laufen, nur bei einem Gegengewicht wird der Diskussionspartner ernst genommen, taktische Bündnisse sind immer willkommen, solange es der Linken hilft und dies meist kurzfristig. Trotz allem sollte man sie wählen????? Wenn dadurch der soziale Kahlschlag einer CDU-SPD Regierung demnächst leicht und wenn auch nur leicht ist es eine Politische Gewissenfrage, eins ist klar auch die Linkspartei sind SYSTEMVERTRETER. Und wenn alles nicht hilft bleibt der Gang nach Canossa.

Elsässer und Lafontaine werden nicht kapier

Inländischer Ausländer 15.08.2005 - 17:52
Zu Jürgen Elsässers Bemerkungen:

Wer Elsässers Ablehnung der EU-Osterweiterung und dem Türkei-Beitritt als fremdenfeindlich sieht, weigert sich einfach mit der Logik dieser Prozesse auseinanderzusetzen!

Während bei den Beitritten Griechenlands, Portugals und Spaniens noch Milliarden an Transferleistungen flossen, so wird bei der EU-Osterweiterung nicht daran gedacht diese Länder rasch auf unser Niveau zu bringen. Ich halte es z.B. für einen Skandal, dass die EU-Agrarsubventionen für Polen nur 40% des normalen Niveaus betragen.

Das unterschwellige Ziel sowohl der "Wirtschaftsreformen" in Osteuropa nach 1990 wie auch der Osterweiterung ist es, diese Länder in ihrer relativen Armut zu belassen um so einen Konkurrenzdruck auf die bisherigen EU-Mitglieder auszuüben, damit dort die sozialen Standards immer weiter absinken. Wer sich z.B. mit der Bolkestein-Richtlinie beschäftigt hat, versteht welche perfide Logik hinter der EU-Osterweiterung steckt. Eine Logik, die den Menschen in Osteuropa übrigens auch nicht hilft, denn sie wollen schliesslich den gleichen Lebensstandard haben wie wir!

Und was steckt hinter dem Beitritt der Türkei?
Interessant ist die Türkei doch nur weil sie eine grosse Armee hat und strategisch günstig an die ölreichen Länder des Mittleren Ostens grenzt.
Damit soll die Militarisierung der EU und ihr Aufstieg zu einer globalen Weltordnungsmacht vorangetrieben werden.

Interessanterweise gehen die Kritiker Lafontaines und Elsässers von der gleichen rassistischen Definition des "Deutschtums" aus wie die neuen und alten Nazis. Unter "Inländer" versteht Lafontaine -ausdrücklich!- nicht nur die "blutsmässig" Deutschen sondern auch die hier lebenden Einwanderer und Einwandererkinder.

Leider interessiert ihr euch viel zu wenig für die ökonomischen Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Fremde werden nur dann als Konkurrenz gefürchtet, wenn man um seinen Arbeitsplatz bangen muss. Die beste Massnahme gegen Fremdenfeindlichkeit ist mehr soziale Sicherheit!

Der neoliberale Kapitalismus ist heute so weit, dass er sich "politisch korrekt" und weltoffen gibt und dafür sorgt, dass alle seine Kritiker als populistisch, antisemitisch und tendenziell rechtsradikal diffamiert werden. Leider seid ihr da voll in die Falle getappt.

@kg Elsässer antideutsch ???

(muss ausgefüllt werden) 29.09.2006 - 07:28
Elsässer "argumentiert" populistisch für die Mehrheit der Deutschen, wie er im "Junge Welt" Artikel schreibt und im Bethanien auch gesprochen hat.
Er schreibt verschwörerische Artikel im überwiegend befreiungsnationalistischen, antiimperialistischen, völkischen Blatt
"Junge Welt"

Bei den unzähligen sich antideutsch nennenden Gruppen, Strömungen gibt es zwar ne Menge Stummpfsinn, aber Elsässer als "antideutsch" zu bezeichnen, beweißt nur völlige Unkenntniss inhaltlicher Differenzierungen innerhalb der sogenannten Linken, wobei weite Teile der "Antideutschen" sich vom platten inflationär gebrauchten Sammelbegriff "Links" distanzieren.

Hier noch was intelektuelles, was auch zum benutzen der "Antideutschen Keule" passt.

Nazi ist immer der andere
 http://weltwoche.typepad.com/herzinger/2005/07/nazi_ist_immer_.html



Jürgen Elsässer zu Lafontaine/Linkspartei

In der "Jungen Welt" (1) wie auch auf der gestriegen Veranstaltung des "Neuen Deutschlands" im Künstlerhaus Bethanien bricht Jürgen Elsässer eine völkisch, nationalistisch, populistische Lanze für Lafontaine und die Linkspartei.
Gegen die Zitat Elsässer "Hartz- Verbrecher" für die betroffene deutsche Masse, gegen die migrantische Mindertheit, die von PC Multikulti Spinnern in Schutz genommen wird.
Nationaler, sozialer, völkischer Populismus in der überwiegend völkisch, antiimperialistisch, verschwörerischen "Jungen Welt".
Hier Elsässers aktuelles Verschwörungs Interview vom Dienstag (2).

Zwar sind die Etiketten unter denen sie ihre völkisch, nationalistischen Inhalte presentieren angeblich "links", jedoch entspricht der Inhalt bei genauerer Überprüfung derinhaltlichen Linie der salonfaschistischen "Jungen Freiheit".

zum besseren Verständniss der Rechts Kompatibilität der Aussagen Lafontaines und Elsässers:

Thora Ruth (Nationaldemokratischer Hochschulbund) schrieb bereits 1973 in dem vom ehemaligen persönlichen Pressereferenten Goebbels herausgegebenen "La-Plata-Ruf": "Wir müssen unsere Aussagen so gestalten, daß sie nicht mehr ins Klischee des 'Ewig-Gestrigen' passen.
Eine Werbeagentur muß sich auch nach dem Geschmack des Publikums richten und nicht nach dem eigenen.
Und wenn Kariert Mode ist, darf kein Produkt Pünktchen aufweisen. Der Sinn unserer Aussagen muß freilich der gleiche bleiben.
Hier sind Zugeständnisse an die Mode zwecklos. In der Fremdarbeiterfrage etwa erntet man mit der Argumentation 'Die sollen doch heimgehen' nur verständnisloses Grinsen. Aber welcher Linke würde nicht zustimmen, wenn man fordert: 'Dem Großkapital muß verboten werden, nur um des Profits willen ganze Völkerscharen in Europa zu verschieben. Der Mensch soll nicht zur Arbeit, sondern die Arbeit zu den Menschen gebracht werden.'
Der Sinn aber bleibt der gleiche: 'Fremdarbeiter raus!'
Die Reaktion der Zuhörer wird aber grundverschieden sein." (nach Jäger, S. 33f)
 http://www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/Organisationen/Hochschulgruppen/Mainz/ntrp.html

(1)
28.07.2005 Inland Jürgen Elsässer
Lieber klein, aber fein
Die etwas radikalere Linke und die Linkspartei: Wer sich nur noch als Lobbyist für Migranten sieht, kann mit Lafontaine nicht glücklich werden
 http://www.jungewelt.de/2005/07-28/011.php

(2)
26.07.2005 Interview: Jürgen Elsässer »MI 5 arbeitet schon lange mit Al Qaida zusammen«
Der islamische Terrorismus als Synthese aus westlichen Geheimdiensten und irren Auftragstrotteln unter Kontrolle einer US-Schattenregierung. Ein Gespräch mit Webster Griffin Tarpley
 http://www.jungewelt.de/2005/07-26/021.php

@egal oder kg ??? Macht Hetze Spaß ???
egal 29.07.2005 20:27
Wow, wieder einen Nazi entdeckt, den man als radikaler Linker mit alten 70 Jahre Hochschulinfos enttarnt hat.

Elsässer unterzuschieben, er brülle "Fremdarbeiter raus" ist ne ganz schön miese Verleumdung, die nur jemand braucht, der sich nicht anders zu wehren weiss.

Warum übernimmst du die rechte Umdeutung des ehemalige links besetzten Fremdarbeiterbegriffs und nur noch gehetzt, indem Du Verbindungen herstellst, die überhaupt nicht existieren ????

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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2 Tipps — der schlaue Fuchs

Zu viel Kommentar im Artikel — Kleine Kritik

@thorsten — egal

Überrascht??? — Wahlquaaaaaak

presse — schau

ISO — ARTO

@ kleine Kritik — der schlaue Fuchs