Bad Oldesloe: Soli-Aktion für das OBW9

OBW9-Solidarische 28.07.2005 22:40 Themen: Freiräume
Um Solidarität mit dem in Stuttgart geräumten OBW9 kundzutun wurden in Bad Oldesloe verschiedene Transpis an Brücken gehängt.
In Bad Oldesloe wurden an zentralen Plätzen insgesamt 4 Transpis an Brücken gehängt. Diese sollen auf die Räumung des OBW9 in Stuttgart aufmerksam machen. Stuttgart ist jedoch leider keine Ausnahme, denn viele autonome Zentren sind von staatlicher Repression und drohender Räumung betroffen. Also tragen die Transpis unter anderem die Aufschriften:

Betroffen sind einige, gemeint sind alle
Selbstverwaltete Zentren schaffen + verteidigen!
Solidarität mit dem OBW9!

Für eine herrschaftsfreie Gesellschaft!

Freiräume erkämpfen!
Den Staat zerschlagen!
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Ergänzungen

Danke

Stuttgarter 29.07.2005 - 01:55
Danke für diese Soliaktionen!
Das verstärkt unseren Mut den wir ohnehin schon haben! Den Mut weiterzumachen und uns nicht nur ein neues haus sondern gleich die ganze Stadt nehmen werden! und wenn wir alle es wollen nehmen wir uns das ganze land! Dann machen wir diese Republik zu einem grossen selbstverwaltetem Jugendhaus!

Danke für diese die letzten und alle kommenden soliaktionen!

Was geht jetzt in Stuttgart?

ujnterstützer 29.07.2005 - 13:53
was geht jetzt bei euch in nächster zeit ?
was ist geplant?

Punk-Café am Donnerstag

Moritz 29.07.2005 - 14:22
Am Donnerstag abend findet Punk-Café statt - in irgend ner U-Bahn, also in der ganzen Stadt.
Treffpunkt ist irgendwann abends am OBW9 / Bahnhof Degerloch. Wann wars denn nochmal? 20 Uhr?

Wegen PunkCafé Donnerstag

Bahnfahrer 29.07.2005 - 18:05
Treffpunkt ist 19.30 uhr am OBW9

Ansonsten geht grade nicht viel aber vieleicht kommen ja manche menschen noch auf Ideen wie man die Stadt verschönern kann oder sich entfalten kann!

Die Theorie zur Praxis

OBW9(Jetzt Überall...) 29.07.2005 - 21:34
Hi- Etwas theoretischer hier zum Thema Freiraum unsere aktuelle Streitschrift - Wir betonen, dass wir den Akzent auf Stuttgart gesetzt haben aber natürlich globale Aspekte einfließen lassen- Ansonsten ist der Sinn und Zweck zum Streiten anzuregen und unseren Fight mal etwas theoretischer zu fundieren. Viel Spass... :))




„(Der Mensch)bleibt vielleicht am Leben, die Frage ist aber, ob als Freier, als einer also, der überhaupt mit diesem Wort Freiheit noch einen Sinn und ein Ziel verbindet.“ 1



OBW9
Streitschrift zu:
Freiraum -Vielfalt-Selbstbestimmung
Jugendhausclub Degerloch e.V.(Hrsg.)


Was macht eine Stadt aus, wem „gehört“ die Stadt ?– Welche Rolle hat der Mensch in der Stadt und die Stadt für den Menschen zu spielen? - Jenen Fragen sollte unsere Aufmerksamkeit in diesem Rahmen dieser Streitschrift gelten. – Wir sehen es als eine Notwendigkeit an, dieser Thematik, im Hinblick auf die fortschreitende Globalisierung, die Änderungen in der Sozialstruktur und deren Auswirkungen auf unser Leben in der Landeshauptstadt Stuttgart, nachzugehen.

Der Focus richtet sich auf die Grundfunktionen dieses Lebensraumes, die Stadt als „(…) ein Ort der Aneignung, wo man sich seine Lebensbedingungen durch produktive Umgestaltung zu Eigen machen kann, wo man Herr seiner Lebensumstände ist.“2 zu sehen. Wie sieht es mit diesem Anspruch und dessen Wirklichkeit in Stuttgart aus?

Vordergründig behaupten die Verwaltung und die Parteien des Gemeinderates, den Anspruch einer toleranten, weltoffenen, kulturell anspruchsvollen, sozialen, demokratischen, mit einem Wort , urbanen Stadt erfüllen zu wollen. - Die Stuttgarter Realität jedoch lässt daran zweifeln..
Stuttgart gilt seit geraumer Zeit nur noch in den Umfragen als Ort an welchem es sich zu Leben lohnt. Diejenigen die nicht gefragt werden, insbesondere junge Menschen, sind jene die es vorziehen diesen Ort zu verlassen.3
Der Rest, welcher weder gefragt wird, noch- aus welchen Gründen auch immer- Stuttgart nicht verlässt, zieht es oftmals vor zu schweigen und fügt sich damit in die Rolle des Statisten. Die niedrige Wahlbeteiligung bei Regionalwahlen führt dies, genau so wie die gerne kritisierte Politikverdrossenheit bei Jugendlichen exemplarisch vor Augen.

Eines mag wohl stimmen: die Verwaltung bemüht sich.

Immerhin gerät sie: „ In der Städtekonkurrenz mit […] München, […] Frankfurt und den […] kleinen Städten des Ballungsraumes […] in Zugzwang“4
Um in dieser, nicht nur regionalen sondern auch europäischen Konkurrenz mithalten zu können, will sie keine Möglichkeit auslassen um die „[…]Attraktivität des Standortes zu erhalten oder zu erhöhen“ 5
Attraktivität des Standorts ist in diesem Falle allerdings mit der Attraktivität für Investoren gleichzusetzen.
Um selbiges Ziel zu erreichen, müssen natürlich die Rahmenbedingungen angepasst werden. Großprojekte wie Stuttgart21 sollen ein dynamisches Investitionsklima schaffen. Mediale Großereignisse wie die gescheiterte Olympiabewerbung sollen den Blick potentieller Investoren auf Stuttgart lenken. Die Privatisierung öffentlichen Raumes soll den Handel stärken und ein kaufkräftiges Publikum anziehen.
Diese Anpassung der eigenen wirtschaftlichen Strukturen an die globalen ökonomischen Bedingungen führen wiederum zu einer „(…)tendenziellen Trennung zwischen Bevölkerungsgruppen, die davon profitieren, und anderen, die eher auf der Verliererseite stehen, mithin zu einer ansteigenden sozialen Polarisierung.“ 6

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1 Mitscherlich, Alexander (1965): Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden, Frankfurt /M. / in: Albrecht Göschel, Volker Kirchberg(Hrsg.): Kultur in der Stadt, Stadtsoziologische Analysen zur Kultur (1998), Leske+Budrich, Opladen, Aufsatz: Uwe Rada: Die Urbanisierung der Angst, S.103
2 Hartmut Häussermann (1994), Urbanität; in: Birgit Brandner...(Hrsg.): Kulturerlebnis Stadt, Theoretische und praktische Aspekte der Stadtkultur, Wien: Picus Verlag, S.73
3 Als Exempel lässt sich hier die weltweit größte „Schwabenkolonie“ in Berlin mit ca. 300.000 dort lebenden Baden-Württembergern anführen.
4 Wolf Reuter (2001): Öffentlich-privates Partnerschaftsprojekt Stuttgart21- Konflikte, Krisen, Machtkalküle, www.nsl.ethz.ch/index, S.29
5 der Selbe
6 Karl- Dieter Keim: Gewalt, Kriminalität; in: Hartmut Häußermann (1998): Großstadt, Soziologische Stichworte, Leske+Budrich,Opladen, S.67
Für eine Minderheit bedeutet die Umgestaltung der Stadt unter dem Gesichtspunkt höchstmöglicher ökonomischer Effizienz, einen Gewinn an Profit und eine Optimierung der Nutzung städtischer Räume und Ressourcen. Für eine Mehrheit bedeutet diese Umgestaltung allerdings den Verlust sozialer Sicherheit, Verlust öffentlicher Daseinsversorgung und den Verlust ehemals öffentlichen Raumes sowie die Einschränkung der freien Wohnortwahl.
Faktoren, die zwangsläufig soziale und räumliche Ausgrenzungsprozesse mit sich bringen und damit dem städtischen Zusammenhalt nicht dienlich sind. Ein soziales und kommunikatives Miteinander der Menschen unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Lebensbedingungen ist wesentlicher Bestandteil einer gesunden Stadtentwicklung. - Dafür bedarf es allerdings einen sinnvollen und bedürfnisorientierten Umgang mit städtischem Raum.
Städtischer Raum soll den Bedürfnissen aller Bewohner entsprechen und eine Stadtpolitik muss es ermöglichen, die Gestaltung des öffentlichen Raumes durch die verschiedenen Nutzer zuzulassen. - Eine Aneignung dieses Raumes wird jedoch von ganz anderer Stelle betrieben: Von Investoren, Lobbyisten und Geldgebern.

„Die […] Privatisierung öffentlicher Räume und Ihre ästhetische Umgestaltung führt zum Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen. Die ` offene` Stadt wird ersetzt durch die `geschlossene `Stadt der Ausgrenzung von intressenskonträren Gruppen und der Einbindung ausgesuchter Zielgruppen auf bestimmte, [...]kommerzialisierte Räume.(...)“ 7

Beispielsweise werden Jugendliche ohne Arbeit und Geld, die dem konsumorientierten Lebensstandart nicht gerecht werden können, ausgeschlossen. Indirekt durch die Wegnahme unkommerzieller Angebote, direkt durch Polizeimaßnahmen.

„ `Unsere Daten werden aufgeschrieben, dann bekommen wir einen Platzverweis sagen sie. Jeden Tag das Gleiche.“ (Susanne Janssen: Vergessene Jugend in Stuttgart(5) , Stuttgarter Zeitung, 08.06.2004; zum Thema: Jugendliche in Stuttgart-Freiberg)

Der Versuch junger Menschen, auf die Gestaltung ihres Lebensraumes direkten Einfluss zu nehmen, und damit Ihre Kreativität und Ihr Potential sinnvoll zu bündeln, wurde bisher durch die Stuttgarter Verwaltung im Keim erstickt.
Als Beispiele lassen sich hierzu die Vertreibung der Wagenburg `Wilder Süden` oder den bei den Jugendlichen beliebten und den Stadtvätern unbeliebten Skatertreff `Hall of Fame` aufführen zu dessen Schließung der bekannte Hip-Hop-Sänger Jean-Christoph Ritter (Massive Töne) meinte: „Der ehemalige Kleine Schlossplatz hat diese Stadt zum Beispiel cool gemacht, davon hat Stuttgart gelebt, gezehrt Und nun?."

Das Antlitz Stuttgarts ändert sich in Folge dessen. Die eigenen Kreativen, seien es junge Musiker, unkommerzielle Künstler oder politisch motivierte Jugendliche, werden versucht in ein immer enger werdendes Korsett aus ökonomischer Infrastruktur zu zwängen. Der Einzelne wird zum Statisten auf einer Bühne, einer Bühne auf der er eigentlich aktiv agieren sollte. Sein Lebensumfeld gestalten Andere, nach den Maßstäben und Wünschen wiederum Anderer. Der Bürger, ob jung oder alt, wird zum Fremden in seiner eigenen Stadt und die Stadt nicht seine Heimat. Am Leben bleibt er zwar zweifelsohne - um auf das Anfangszitat zurückzublicken - Die Frage ist nur WIE es sich unter diesen Umständen lebt.

Nun sollen auch wir, die jungen Menschen des OBW9, des letzten Jugendhauses in Selbstverwaltung, in die Rolle der Statisten gedrängt werden.
Da wir uns aber in den letzen vier Jahren daran gewöhnt haben zu gestalten anstatt zu konsumieren, sind wir nicht gewillt diese Freiheit wieder herzugeben und uns in die Rolle der unbeteiligten desinteressierten Zuschauer zu fügen.

Wir werden aktiv bleiben – und der Wille dazu wird den Weg zu neuen Räumlichkeiten schaffen.

Wir laden mit dieser Streitschrift zum Diskurs ein - Denn ein Stuttgart ohne uns wird es – wenn auch von manch einem im Rathaus gewünscht - definitiv nicht geben.

Streiten für ein buntes, kreatives, sympathisches und lebenswertes Stuttgart für ALLE die drin wohnen!

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7 Volker Kirchberg: Stadtkultur in der Urban Political Economy 1; in: Volker Kirchberg/ Albrecht Göschel (Hrsg.), Kultur in der Stadt, Stadtsoziologische Analysen zur Kultur, Leske + Budrich, Opladen 1998, S. 5

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Grüße

Freiheitskämpfer 29.07.2005 - 14:02
Schöne Aktion!
Grüße aus Reinbek für mehr Freiräume!

was sind...

doof 29.07.2005 - 20:28
he jungs und mädels....
erklärt mir ma was denn genau sog. "freiräume" sind.
sind es objekte oder grundstücke in denen ich politisch aktiv sein kann..in denen ich meine freizeit mit freunden verbringen kann oder auf denen ich einfach mit meinen wagen nur leben möchte ???
das stell ich mir unter freiraum vor...
das problem is nur, das die freiräume entweder dem staat oder jemand anderen gehören.
und genau die wollen eure freiräume irgentwann wieder zurück haben...

dann kann man so ein von der räumung bedrohten raum natürlich besetzen...ich kenne aber nur wenige erfolgreiche häuser, wo dieses auch auf dauer gelang...-hamburger hafenstrasse, alte flora-
dann muß ich doch entweder die mir angebotene alternative nutzen, auch wenn diese nicht meinen wünschen enspricht..
oder ich muß mir ein grundstück oder haus kaufen...das mit dem kaufen ist natürlich utopisch...
aber sind denn die alternativen wirklich alle so schlecht...???
kenn mich da nicht so genau aus, aber ich hab den eindruck, daß mitlerweile ganz schön viele häuser und bauwagenplätze geräumt wurden..
aber selten ist von einer einigung zu lesen. woran liegt das ???
wie begründet man den anspruch an fremden eigentum ??