Köln: Ein-Euro-Weckdienst

Der Bürgermeister selbst ließ sich nicht blicken. Mit Transparenten "Stoppt die Ein-Euro Zwangsdienste", Redebeiträgen und Flugblättern wandte sich die Gruppe von Arbeitslosen an die Nachbarschaft von Herrn Müller.

Der hatte sich Anfang Juli in einer Ratssitzung für eine drastische Ausweitung der bisher 2300 bestehenden Ein-Euro Jobs in Köln ausgesprochen. Die Stadt solle insbesondere Ein-Euro Jobs "zur Wiederherstellung und Erhaltung von Sauberkeit und Sicherheit im Öffentlichen Raum" schaffen, so Müller. Besonders perfide daran: Herr Müller wünscht, dass die Empfänger des Arbeitslosengeld II vornehmlich -für alle sichtbar- in ihrem Wohnviertel zu den Zwangsdiensten herangezogen werden sollen. Auf einer Pressekonferenz Ende Juni bemühte er dazu die alte Sozialschmarotzerlegende: "Der Mann auf der Straße verlangt es, dass die Leute, die von staatlichen Hilfen leben, etwas dafür tun".

Den etwa 50 Protestierenden vor der Ratssitzung hatte sich Müller damals unter dem Beifall der "Pro Köln"- Abgeordneten mit den Worten zugewandt "Das sind Leute, die nicht gelernt haben, zu arbeiten, die nehmen ohne etwas dafür zu tun. Das muss man sich mal vorstellen."

Einige dieser Protestierenden sind auch heute vor seinem Wohnhaus mit dabei. Brigitte zitiert Bürgermeister Müller zur gesetzlich vorgeschriebenen Qualifizierung innerhalb von Ein-Euro Jobs mit den Worten: "Solche überzogenen Normen muss man ändern können. ... wenn man um 7 Uhr aufsteht, wie es in der Regel alle arbeitenden Menschen tun müssen, dann ist das auch eine Art von Qualifizierung."

Für den Protest gegen Ein-Euro-Zwangsdienste ist Brigitte offenbar qualifiziert genug. Schließlich war sie rechtzeitig um kurz vor 7 Uhr am Treffpunkt für den heutigen "Hausbesuch".

agenturschluss Köln