Dorfnazis und was dagegen tun?

chpg 21.07.2005 18:07 Themen: Antifa
Immer wieder gibt es hier Berichte, dass sich Faschos in Kleinstaedten tummeln, da offen rumlaufen und ihr Unwesen treiben. Wie ist nun damit umzugehen, welche Loesungen gibt es und wie ist allgemein einer immer mehr in die Oeffentlichkeit getragene Faschomeinung beizukommen.
Mal ganz davon abgesehen, ob nun diese oder jene Geschichte stimmt, gibt es solche Sachen. Diese Vorfaelle passieren meist nicht in den linken Zentren der Grossstaedte, sondern eben auf dem Dorf.

Hier in meiner unmittelbaren Umgebung faengt das schon an. Ich kann mich an einen Artikel erinnern, wo ca. 40km entfernt sich jeden Tag Nazis (20-30) in einem Freibad tummeln. Sie stellen ihre faschistoide Einstellung offen zur Schau, durch Tragen von Klamotten, Schwarz-Weiss-Rote Badetuecher usw. Links oder "auslaendisch" aussehende zumeist Jugendliche sind dann auch davon betroffen. Diese Leute machen eine Art Sicherheitsdienst in eigener Regie. Alle die nicht in ihr Weltbild passen haben im Freibad nix zu suchen. Ob es Uebergriffe gab weiss ich nicht; ist auch fuer die weitere Betrachtung relativ egal.

Viele Kommentare auf Artikel dieser Art heissen dann, gruendet eine Antifa, oder haut die Spacken um, oder irgendeine andere idiotische Theorie.

Nun aber mal eine Frage... wie loesst man als Linke auf solechen Doerfern diese Situationen?

Eine Demo veranstallten ist sicherlich nicht verkehrt, aendert aber an der Lage nix. Es kommen fuer einen Tag Antifas, Linke und andere aus der nahe gelegenen Grosstadt angefahren und laufen da dann unter Bullenschutz etwas durch die Gegend. Aber selbst, wenn sie einige der Nazis doch erwischen, wird auf diese Gewalt, wieder Gewalt kommen. Nur diese wird dann an der lokalen Linken in diesem Dorf ausgelassen. Nicht das ich millitante Aktionen mit eindeutiger Wirkung ablehne, aber hier fehlt dann die Wirkung.

Nun lungern die Faschos z.B. in der Badeanstallt rum, oder eben wie o.a. vor dem Bahnhof. Eine klare Loesung, die Nazis von da zu vertreiben, ist meist nicht moeglich. Und nun kommt etwas, was hier leider keiner gerne liesst, oder sogar als Nazi-Provokation ausgelegt wird, teilweise:

Wenn man nicht genuegend linke antifaschiostische Leute hat, kann man eben nicht die Faschos vor dem Bahnhof vertreiben, sondern diesen so gut es geht meiden. Und das ist in vielen kleinen Staedten an der Tagesordnung. Es gibt fast in jeder dritten Kleinstadt die ich kenne einen Nazimob der sich relativ frei bewegt. Diese sind - im Gegenteil zu anders lautenden Berichten - doch gut organisiert. Dabei kommt ihnen zu Gute, das sie sich besonders gerne anleiten, organisieren, befehligen usw. lassen. So kommen in der o.a. Kleinstadt 25-30 lokale Nazis zusammen. Diese treten auch in dieser Gruppe auf. Zumindest sieht man diese Leute nicht unter 5-10 Leuten in der Stadt. Und un mal zur Linken in dieser Stadt. Diese ist wahllos organisiert, trifft sich meist in irgendeinem Jugendclub. Aber selbst da ist man nicht komplett sucher vor den Faschos. So wurde z.b. 20km von hier entfernt in ein linkes JZ des oefteren eingebrochen, eindeutige Parolen an die Wand geschmiert und eben so gut es geht alles zerstoert.

Nun moechte ich nicht jeden Nazi als Uebermensch darstellen, aber meist sind diese viel "gewaltgeiler" als eben wir. So laufen in mancher Kleinstadt Schlaegertrupps durch die Gegend um wahllos "vermeintliche Zecken oder Kanaken" zu schlagen und nach ihrem Sprachgebrauch eine "National befreite Zone" einzurichten. Dabei gehen sie teilweiese mit aeusserster Gewalt vor. Das sich in der Linken eben nicht so hirnlose Schlaeger tuemmeln, sondern durchaus nachdenkende Leute, ist nicht nur ein Geruecht, sondern die pure Wahrheit. Zumindest kenne ich keine Stadt wo Linke sich in Schlaegertruppen zusammenschliessen und sinnlos "rechts aussehende" Jugendliche zusammenschlagen usw.

Also wie will die Kleinstadtlinke nun auf die Gewalt von rechter Seite reagieren. Sich wehren ist klar, nur leider funktioniert das Kraeftemessen in diesen Kleinstaedten nicht so wirklich. Erstens hat man als eigentlich friedlicher Mensch nicht so richtig Lust dauernd Gewalt auszuueben, zweitens ist das auch gefaehrlich, da (zumindest in den mir bekannten Staedten) die Faschos schlagfertiger sind. Das hoehren zwar viele nicht gerne, ist aber die Realitaet, fragt mal eure Genossen aus solchen Staedten. Ausserdem ziehen Faschos gerne in Kleinstaedte, weil sie da anders als in Hamburg, Berlin, Hannover usw. die o.b. Vorteile haben. Waehrend sie sich in Grosstaedten verstecken muessen auf Grund der auesserst schlagfertigen Antifa und anderer Linker Kraefte in grosser Zahl koennen sie in Kleinstaedten ihr Unwesen treiben, und zwar meist voellig ungehindert von Antifas, Widerstand oder "Auslaender-Gangs". Auch die Bullen in Kleinstaedten machen meist nicht viel. Die Faschos werden im Stadtbild akzeptiert. Die Staedte verhalten sich als ob es diese gar nicht gibt, das schadet ja dem Ort nur. Und solange sich rechte und linke Jungendliche hauen, liegt es eben an beiden. Das es ohne die Faschos gar keine derartige Gewaltspirale geben wuerde ist allen Linken klar, wird aber von der Stadt nicht so gesehen. Es wird auf Dorfschlaegereien verharmlost. Die gab es immer und so schlimm ist das nicht, selbst frueher haben wir uns auch auf den Stadtfesten gehauen, so lauten dann Komentare der Buergermeister usw...

Nun aber zurueck zur Problemloesung. Schon als ich 1987 15 Jahre alt war, gab es diese Scheisse auch schon. In unserer Kleinstadt trafen sich Faschos vor dem Bahnhof. Da sich alle kennen, auch namentlich, kommt es eben drauf an, wie die Tagesform so ist, ob man ohne Probleme an denen vorbeiging. Natuerlich haette ich diese am liebsten mal richtig da vertrieben, was aber anhand koerperlicher und zahlenmaessiger Unterlegenheit nicht ging. Auch habe ich viele Jugenldiche gesehen, die sich diesen Faschos anschlossen. Es ging damals nicht so sehr um Ideologie, sondern darum sich mit der staerksten Gruppe im Dorf anzuschliessen. Vielfach ist auch ein Anschluss von nicht so gefestigten Jugendlichen vorgesehen. Immerhin ist es fuer viele eben besser sich auch vor den Bahnhof zu stellen und zu den Starken zu gehoehren, als vielleicht noch jeden Tag in die Fresse zu bekommen.

Die Polizei ist meist unbeteiligt an der ganzen Sache. Wenn jemand den o.a. Artikel als unwahr verurteilt, weil keine Anzeigen erstattet wurden, oder eben keine Presse davon weiss, kann er das gerne tun. Aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass vieles aus guten Grund nicht angezeigt wurde. Vielfach sieht man die Faschos jeden Tag, sie wohnen nebenan. Die Eltern arbeiten in der selben Fabrik und die Schule ist der Platz eines Zusammentreffens. Hier aber entzieht sich auch vieles den Lehrern. Erstens weil sie es echt nicht sehen, was im Schulbus oder auf dem Nachhauseweg passiert und zweitens weil sie es auch nicht sehen wollen, denn es bedeutet eine Auseinandersetzung mit diesem Thema, was Lehrern auch schwer faellt, viele waehlen deshalb den einfachen Weg: wegsehen. Damit reihen sie sich uebrigens nur in die Gesellschaft ein, diese schaut auch leiber weg, wenn sich die Faschos in der Stadt sammeln: Die tun ja nix.

Dann gibt es ein noch groesseres Problem. Es entseht eine Antifa in dieser Stadt, aber diese besteht dann nur aus Leuten im Alter von 14-18. Denndie anderen werden frueher oder spaeter in die Grossatdt gehen zum Studieren, Ausbildung machen, oder einfach nur zum Rumhaengen. Da enstehen zunderbare Nischenstadtteile in denen Nazi-Problem besteht und auch ich mich - zugegeben - super wohl fuehle. Hier froehnen wir nun unseren Linken Ideologien, Lebensweisen usw. Aber nach einiger Zeit hat man den Blick nach draussen verloren. Ich erwische mich oft dabei, das mir eigentlich egal ist, was da draussen so abgeht, hauptsache mein linker Stadtteil ist und bleibt ein Biotop in dem ich mich sauwohl fuehle. So jubeln wir ueber unser nicht vorhandenes Naziproblem. Es ist schon richtig, dass sich keine Nazis in unserem Kiez sehen lassen und sie eben nur 5 Minuten am Bahnhof stehen wuerden. Hier gibt es auch viele aeltere Antifas und Linke. Diese sind auch schlagkraeftig. Aber was bringt uns die Gewissheit, dass sich hier keine sammeln, wenn 10km weiter im naechsten Dorf jeden Tag Faschos stehen, weitestgehend unbeobachtet von Stadtteilantifas und Millieulinken (zu denen ich mich auch zaehle, bevor jemand sich beleidigt fuehlt).

Das Problem ist doch aber ein anderes, es gibt anscheinend ein ruhiges Hinterland, auch wenn wir anderes vermuten. Ich habe, weil es in der Linken eigentlich ein unausgesprochenes Thema ist, es auch lange ignoriert, aber nun finde ich man muss es mal ansprechen, weil ein Verschweigen nichts bringt.

Ich habe in den letzten 2 Tagen mit 3 Leuten gesprochen, die alle aus einem Kaff kommen. Einer davon ist 35, wird zwar in Ruhe gelassen, aber genau neben ihm wohnt ein Fascho, der die Nachbarschaft mit Material versorgt, seine Scheiss-Musik extra laut andreht, damit es den Genossen nervt. Aber was soll er machen, die Adresse ist nun bei der Antifa und die Bilder auch, aber was soll das bringen, wir sammeln das erstmal nur. Welche wirkliche Aktion wuerde denn etwas bringen?

Flugblattaktionen sind zwar toll, aber erstens interessiert es keinen in dem Dorf, den der Fascho ist auch so schlau, dass er den alten Leuten viel hilft usw. sich in der Nachbarschaft beleibt macht. Und der passt da besser hin, als mein "schmudeliger Langzeitstudentenfreund". Dieser wird nun wegziehen, was ich persoenlich auch verstehen kann, aber dabei fiel mir auf, dass das ja keine Loesung ist. Wir fahren auf jede Demo und regen uns auf, dass wir wieder mal nicht an die Nazis rankamen. Da leben sie ganz ungeniert und keiner macht was. Ich habe zwar auch keine Loesung fuer dieses Problem der "rechten" Kleinstaedte, aber will mal eine Diskussion anstrengen, wie man eben mit solchen Sachen umgeht, diese sollte aber nicht hier erfolgen, dass ist ja kein Forum, sondern in euerer Antifa, Organisation, oder sonstwas fuer Zusammenschluessen. Aber genau hier finde ich muessen wir aktiver werden.

Eine Loesung waere schon mal, bei der Gruendung von starken Linken Strukturen in Kleinstaedten zu sorgen. Gibt es Probleme sollten diese wenigstens Kontakt zu der naechsten "schlagkraeftigen" Antifa oder anderern Organisationen haben. Meist wissen diese Jungendlichen gar nicht wo sie sich im Fall der Faelle Hilfe holen koennen. Wir durfen die lokale Antifa in den Doerfern nicht alleine lassen, was leider viel zu oft gemacht wird. Ueber die Organisation der Nazis brauche ich ja nix zu sagen, aber es duerfte klar sein, dass diese eine breite Unterstuetzung im Umfald haben, jemand kennt immer jemand bei einer Kameradschaft und diese Faschos kommen auch mal 50km gefahren um ihren "KameradInnen" beizustehen. Dazu kommt noch, dass sie eh da wohnen und wir nicht.

Ich habe nicht viele Loesungen parat, aber einen Hinweis, die Dorfantifas in die szenemaessigen Antifas der Staedte integrieren, so sind sie mit ihren Problemen wenigstens nicht ganz alleine. Aber ich muss auch sagen, dass dies nicht unbedingt nicht alle wollen. Auch hier lebt es sich in unserem Stadtteil ruhig und gut.

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Ergänzungen

ES GEHT DOCH

muss ausgefüllt werden 21.07.2005 - 18:38
Sehr netter Artikel. Auch ich wohne in einem eher "ländlichen Gebiet", mit einer starken Naziszene, einer Kameradschaft etc... Hier gibt es nun eine Antifa, sie besteht teils aus Leuten der subkulturellen Szene, teils aber auch aus stinknormalen Leuten die einfach keinen Bock haben auf Nazis. Das mit den Kräfteverhältnissen ist in der Tat ein Problem, wenn man die Nazis mal in gleichen Zahlenverhältnissen antrifft so ist es schon so das sie eins aufs Maul bekommen könnten, doch mal ehrlich, was ändern wir dadurch bzw. werden es deshalb weniger?
Deswegen versucht Mensch hier auf dem Land den Kiddies klar zu machen das es eben nicht nur die "rechte Jugendkultur" gibt und das es nicht "cool" ist Nazi zu sein und das man durchaus auch mal mit Konsequenzen rechnen muss wenn man sich denen anschliesst.
Das mit dem linken Kiez, wenn man es so nennen mag funktioniert auch hier, einmal durch aufmerksame Antifa´s zum anderen durch mittlerweile sehr aufgeklärte MigrantInnen die keinen Bock auf die Nazis haben.

Eine ländliche "Antifa" allerdings in grössere Antifagruppen zu integrieren ist allerdings schwerer als wir dachten da zum Beispiel in unserer Gruppe viele Leute sind die vorher mit linken Denkweisen und antifaschistischer Politik nicht viel zu tun hatten. D.h. sie denken sehr "einfach" und müssen viele inhaltliche Sachen erst vermittelt bekommen. Uns schreckt das nicht ab, schon nach nem halben Jahr Aktivität verzeichnet unsere Arbeit erste Erfolge und auch im Vergleich zu anderen Gruppen sind wir meisst grösser (zahlenmässig) und die Leute sind motivierter, eben weil sie jeden Tag am eigenen Leib erfahren was es heisst die Nazibrut am Arsch zu haben.

Ich denke, dass es wichtig ist das auch in ländlichen Regionen und Kleinstädten die Leute einfach mal selbst aktiv werden und versuchen dem Kind nen Namen zu geben. Und wenn man sich halbwegs öffnet wundert man sich dann aufeinmal wieviel Zulauf so eine Grupope haben kann und wieviel Unterstützer es auf einmal gibt. Natürlich ist das mit der Anonymität auf so kleinem Raum ein echtes Problem aber meisst ist es ja so das nur ein Teil der Gruppe bekannt ist und ein anderer Teil verdeckt aktiv sein kann. Ansonsten sollte die selbe Vorsicht gelten wie bei städtischen Antifagruppen auch.

Und wenn man nicht genau weiss wie man das ganze am besten gestaltet gibt es meisst immer einen der einen kennt, und der wiederum kennt dann Antifa´s aus grösseren Städten die dann, zumindest bei uns gern mal unterstützen.

Also, bleibt aktiv!

in die kleinstädte

CH`er 21.07.2005 - 18:49
ich denke das grösste problem für junge und unerfahrene linke in kleinstädten ist es, eine kontinuität in der organisierung zu schaffen. sicherlich ist dieses problem auch auf den fehlenden anschluss an eben solche organisationen zurückzuführen. eine lösung dieses problemes wäre, wenn sich angelehnt an etabliertere antifa gruppen, lokale ableger dieser bilden würden. dies setzt natürlich einen gewissen kontakt zu denen vorraus. doch sollte die initiative von den gefestigteren teile der szene kommem.
wenn jetzt einmal in der woche eine person aus einer bestehenden antifa in eine naheliegende kleinstadt fahren würde um mit ortsansässigen personen eine gruppe aufzubauen, könnte schon viel erreicht werden. diese könnte dann auch über längere zeit als lokale ableger weiterarbeiten, oder sich auch eigenständig, sobald die gruppe gefestigt ist, als lokale antifa gruppe betätigen.

Was machen? So nichts!

abc 21.07.2005 - 19:42
Die Antifa ist in großen Städten so stark, weil sie dort anonym und in der Masse agieren kann. In einem Dorf ist meistens weder das eine noch das andere gegeben. Hinzu kommt, dass Nazis, die in der Dorfgemeinschaft groß werden, eher akzeptiert werden und auch ganz normale Leute kennen. Die dörfliche Ruhe stören dann meistens Antifas, die auf die Mißstände aufmerksam machen wollen. Ich habe selbst lange auf dem Land gelebt und war zeitweise ziemlich frustriert. Konzepte, die in der Stadt funktionieren, bringen hier meist eher noch mehr Probleme!

auf bestehende gruppen zugehen

antifa 21.07.2005 - 21:25
die betroffenen aus den dörfern, kleinstädten sollten einfach mal bestehende gruppen in ihrer umgebung ansprechen, denn diesen "großstadtantifas" wissen oft nicht um die probleme.

übrigens ist es nicht mehr so, dass sich in berlin oder hamburg nazis nicht frei bewegen können.

www.antifa-hamburg.com

auch in der großstadt

burn 22.07.2005 - 13:50
guter artikel, recht realitätsnah, was man von einigen antifa "dokumentationen" ja eher nicht sagen kann.das problem der öffentlich auftretenden nazis haben aber nicht nur dörfer, es ist mittlerweile so, nach dem wahlerfolg der npd in sachsen, dem aufschwung der gesamten rechten in deutschland insgesamt, dem riesigen angebot an faschokonzerten etc, daß sich faschos auch in städten wie berlin, hamburg, münchen et, ziemlich locker und frei bewegen, denn seien wir doch mal ehrlich (so wie es chpg in seinem artikel ja auch beschrieb), die nasen sind um einiges gewaltbereiter, besser ausgebildet in sachen kampfsport und zu alledem haben sie wesentlich mehr "nahkampferfahrung" als der größte der teil der regionalen antifas.was passiert denn, wenn in hamburg, drei faschos, eindeutig als diese zu erkennen in die u-bahn steigen, ich denke zu 90% kann man davon ausgehen, daß nicht gegen sie unternommen wird, was erstens daran liegt, daß sich "normalos" wirklich extremst wenig mit rechtem lifestyle, klamottenmarken etc. auskennen, so einen fascho also gar nicht erst erkennen (und wenn es sich dann auch noch um "neuzeitnazi" handelt, mit baggy, schwarzem cap etc, sowieso erst recht nicht)und zweitens, wenn tatsächlich antifaschisten anwesend sein sollten, diese sich oftmals nicht trauen etwas zu unternehmen (dies ist im übrigen, meiner meinung nach, auch nicht unverständliche), wissen auch sie über die "schlagfertigkeit von nazis".

was ist also zu tun dagegen.wie tritt man auf, was will man erreichen?selbst in gebieten, die vor einigen jahren noch als definitive no-go area für nazi galten (schanzen viertel in hamburg, berlin-kreuzberg etc), trauen sich faschos mittlerweile mit eindeutigen t-shirts.
ich sehe es sehr ähnlich wie der schreiber des artikels, sollte man genug schlagkräftige antifas zusammen haben, sowohl in ländlichen gegenden, also auch in städten, dann weg mit dem scheiß (was natürlich, wie bereits erwähnt, in dörfern zu erheblichen schwierigkeiten führen kann), sollte man allerdings feststellen, daß es auf gar keinen fall sinn machen würde, gewalttätig vorzugehen, da die eigene gesundheit gefährdet wäre, dann lieber einen anderen weg nehmen, die straßenseite wechseln und zusehen, das man sich erst einmal entfernt.

diese startegie wird auf lange dauer allerdings nicht viel sinn machen, gewalt wird immer gegengewalt erzeugen und am ende bleibt abzuwarten, wer sich durchsetzt.antifaschistische strukturen müssen aufgebaut werden, grade in ländlichen gegenden, das ziel dabei sollte es nicht sein, einen schlägertrupp zusammenstellen zu wollen, der als "schutzgruppe" nazis auf schützenfesten und ähnlichem angreift.dahinter sollte vielmehr eine aufklärende rolle stecken, leute zu sensibilisieren für dieses thema, warum darf man keine nazis dulden?was ist der geschichtliche background?
grade durch die tatsache, das faschos in ländlichen gebieten weitmehr sozialisiert sind als in großstädten, macht dies angelegenheit nicht einfacher, denoch muß man einen gegenpol setzen.warum werden denn "kids" zu faschos (ich unterstelle jetzt einfach mal, daß ein erheblicher teil der "mitmarschierenden" un der konzertbesucher alles andere als ideologische faschisten sind)?grade in ländlichen gegenden?was gibt es denn an freizeitaktivitäten?wie geht man mit seiner, pubärtätsgeschwängerten, revoluzereinstellung um.für mich war das damals nicht schwer, ich habe mir die haare gefärbt, unmengen an ketten an die lederjacke geheftet und bin apfelschnapssaufend und total breit in die u-bahnen gestiegen und gebe zu, daß es ein hochgenuß war, wenn spießer und konservative angeekelt waren und im besten falle die bahn verlassen haben (nur mal so aus der jugendzeit gequatscht:-)).nur, als punk ist man heute nichts besonderes mehr, da eckt man nicht mehr an, da laufen die "bürger" nicht davon.als nazi funktioniert das ganze noch relativ gut, vor faschos haben fast alle angst, weil die ja so gemeingefährlich sind und darin sehe ich auch den grund, warum viele jugendliche heute mehr in die rechte-, als in die linke richtung abdriften, aber sind es deshalb alles nazis?

nehmen wir mal eine kleinstadt oder ein dorf.was gibt es da schon großartig?nichts eigentlich!bis auf die eine große disco irgendwo in der pampa und da fahren dann am wochenende alle hin,alle!nazis, good night white pride shirt träger, grufties, normalos, rocker, etc.man hat mit suspekten leuten also viel eher zu tun, als in einer großstadt, wo man sich seinen kiez aussucht, seinen kneipen, seine discos etc.da braucht man nicht mal n dorf, da kann man nach kassel in nordhessen fahren und feststellen, daß in beiden angesagtesten discos, freundschaften bestehen, zwischen leuten mit good night shirts und burzum kappus.jeder kennt jeden, aber irgendwie muß man sich zugehörig fühlen.bestimmt aber nicht zu den "ewig klugscheißenden linken, die mit dogmen nur so um sich schmeißen und jedem erzählen müssen, wie scheiße er eigentlich ist, weil er sich a)nicht mit politik beschäftigt, b)scheiß bands hört etc.

antifaschistische strukturen schaffen bedeutet nicht, "ninja-einheiten" zu erschaffen, sondern beginnt ganz woanders und viel früher.was für möglichkeiten gebe ich naiven, jungen menschen, damit sie nicht nach rechts abdriften (by the way, jemanden der auf dem dorf lebend böse onkelz hört, wird man nicht belehren können, indem man ihm einzig- und alleine aus diesem grund auf die umme gibt, daraus wird dann sehr wahrscheinlich genau das gegenteil entstehen).schafft selber aktionsfelder, organisiert parties und konzerte, die zwar politisch ausgelegt sein sollten, aber nicht unter einem blöd-plakativen motto a la "nazis aufs maul,immer und überall" steht.entwickelt projekte wie das bauen eigener häuser und scheunen, um proberäume zu schaffen, um freizeitclubs zu errichten.....beschäftigt die leute, denn das ist ja sehr oft der haken, die langeweile und das desinteresse an anderen, playstation daddeln, saufen, leute aufs maul hauen, vereinsamt und langweilt irgendwann!
bringt verschiedenste leute zusammen, verschiedener nationalitäten, verschiedener subkulturen, laßt sie feststellen, daß sie alle eine gemeinsamkeit haben, nämlich die tatsache, daß sie menschen sind!politisiert, seid aber nicht so dumm mit der "antifakeule" zu schlagen, jeder möchte eine meinung haben und nicht von anderen gesagt bekommen, daß er ein schwachmat ist, da er die falsche meinung hat.
der versuch labile jungs und mädels mittels bepöbelungen und anfeindungen auf seine seite zu ziehen, scheitert in städten wie in dörfern!

sollte es sich um gefestigte, idologische nazis handeln, dann ist hopfen und malz eh verloren, dann gibts:aufs maul oder aber auch:ich zieh mich zurück um nicht rgelmäßig auf die fresse zu bekommen, was absolut in ordnung ist!aber die, die nicht gefestigten, die pubertierenden, die "action-suchenden", die sollte man auf seine seite ziehen, nicht im sinne von:jetzt mache ich mal n schönen hardcore extrem - linken aus dir, sondern:ich sage dir, warum es wichtig ist (moralisch) ein antifaschist zu sein, denn antifaschist heißt eben nicht ein kommi, sozialist und ähnliches zu sein!kein mensch hat bock sich innerhalb von drei stunden (endlos monologe)etwas aus den themengebieten:antifa, antira, globalisierung, kapitalismus und faschismus, deutschland denken heißt ausschwitz denken etc.dies wird aber sehr gerne von radikal linker seite getan, was auch ein kritikpunkt an dieser ist.leute, kommt mal wieder runter, kein mmensch versteht euch mehr und das ist meistens eure schuld!festzustellen, daß nazi blöde sind ist einfach, die kunst wäre es einen "ungebildeten menschen" zu bilden, aber nicht mit einer verbohrtheit, arroganz, nicht mit einer selbstverliebtheit wie es einige linke immer- und immer wieder machen.wie gesagt, ich hasse die onkelz und alles was sie losgetreten haben, aber ein onkelz fan aus maschen, stade oder sonstwoher ist per se erstmal kein nazi (was man ihm ja permanent andichtet), aber vielleicht wird er einer, wenn man ihm immer und immer wieder von einer seite mitteilt, daß er ein vollidiot ist, ein nazi, ein schwachkopf.das schafft nur verbündete und sonst nichts und das ist gefährlich.es geht nicht darum rechte ideologien zu tollerieren, aber nicht jede "verirrte idee" ist faschistisch, kann daraus aber werden, gibt man jemanden permanent dafür aufs maul!ich halte ide verbale verständigung bis heute für allemal wirksamer als dieses ewige gewaltgequatsche von selbsternannten antifa-cops!gewalt dann, wenn ich selber, direkt von ihr betroffen wäre, gewalt dann, wenn anderen gewalt angetan wird, aber nicht, wenn irgendjamd erzählt, daß ist n nazi weil er landser hört.vielleicht kommt der einwand:was haben reden schon verändert?gegenfrage:was hat gewalt jemals geändert?nämlich nichts!!!!




ganz anderes Problem

bello 22.07.2005 - 14:19
vielleicht hat es hier schon jemand erwähnt und ich habs überlesen, dann sorry. vorab ich halte nicht nur aus pragmatischen gründen nichts von gesuchten kloppereien. ein riesenproblem bei den körperlichen auseinandersetzungen ist doch einfach, dass die meisten nasen kleiderschränke sind, die jeden Tag in die Muckibude gehen. die körperliche auseinandersetzung ist doch - unabhängig davon, wie man zu ihr steht - damit auf dem lande gelaufen. wenn sich antifas zusammentun können sie, wie in potsdam einen knilch verkloppen, der im endeffekt doch kein wortführer ist. die wichtigen faschos wird man kaum verhauen können, weil sie in das von mir oben skizzierte bild passen. und wenn dann mit 5 zu 1. also diese ganze sach, ich geh in meinem nazikaff einmal mit vielen leuten zum bahnhof und verjag die faschos geht doch am ende nur nach hinten los. man kriegt eh früher oder später die dreifache rechnung. ich hab leider wenig alternativen zu bieten. ist alles sehr traurig, aber so ist es.

vernetzen!

C.R. [aah] 22.07.2005 - 14:22
die antifa nierstein hat einen sehr brauchbaren text verfasst.
zu finden unter  http://www.antifa-nierstein.de/html/provinz_.html

in hannover hatten wir anfang 02 das problem, daß sich in nahegelegenen und eher ländlichen barsinghausen eine fascho-szene bildete und dabei von organisierten neonazis unterstützt wurde.

damals wurde versucht mit progressiven kräften bündnisse zu schliessen. zum beispiel mit einem alternativen jugendcafé von vor ort.

meistens sind die kräfteverhältnisse auf der straße eher ungünstig für linke jugendliche (wie auch in dem artikel beschrieben), deshalb ist es wichtig sich mit anderen zusammen zu tun und bündnisse zu schmieden.

nimm doch kontakt mit der antifa gruppe in der nächsten großen stadt auf, vielleicht können sie dir behilflich sein.

schlagfertige Nazis

Leipziger 22.07.2005 - 19:37
Sehr gutr artikel, stimme dem voll zu.
Aber auch in einer großstadt wie bei uns Leipzig, kommen Fascho gruppen vor welche sich auch frei bewegen können und im gegensatz zu vielen Antifas sich auch zu wehr setzten können. Es gibt zwar bei uns sehr viele linke oder halt linksangehauchte jugendliche,die den suff skins auch schon mal paroli bieten können aber grade was die organisierte Faschoszene in LE betrifft machen fast alle irgendeinen Kampfsport oder sammeln Nahkampf erfahrung bei irgendwelchen hooligan kloppereien,(und die jüngeren von dennen werden von den älteren darin geshult) da ham die wenigsten von uns im Kampf wirklich ne chance.

Sehr guter Artikel

Vorortkommunist 23.07.2005 - 17:04
Freut mich, dass das hier mal angesprochen wird.

Die auf dem Land bzw. in den Vororten kaum vorhandene Anonymität ist ein ganz wichtiger Aspekt. Die Neonazis hier werden vom Großteil der Bevölkerung weitesgehend akzeptiert. Dies liegt zum einen daran, dass eine konservative bis reaktionäre Meinung in der Bevölkerung traditionell verankert ist und man immer zwanghaft versucht Verständnis für die armen Jugendlichen, die dauernd von bösen Türken bedroht werden, aufzubringen, zum anderen traut sich niemand das real existierende Neonaziproblem offen anzusprechen, was wiederum zwei Ursachen hat.
Zum einen - wie schon oben erwähnt - ist es für die Lokalpolitiker eine Imagefrage. Vor einem Jahr war unser Bürgermeister live dabei wie 20 Faschos ein Stadtteilfest auseinander genommen haben. Drei Tage später spricht er im Lokalteil der Tageszeitung von einer Hand voll unorganisierter rechter Jugendlicher. Realitäten werden bewusst verschwiegen, eine Erstarkung der Szene bewusst in Kauf genommen, bloß um dem Image der friedlichen, gewaltfreien Vorstadt nicht zu schaden.
Zum anderen sind Eltern und Verwandschaft der Neonazis meist bekannt. Da diese oft vehement abstreiten, dass ihre Kinder der rechten Szene angehören und das Tragen von Landser-Tshirts auf jugendlichen Leichtsinn zurückfüren, traut sich niemand so recht, die Neonazis offen zu outen, sich von ihnen zu distanzieren.
Das Ganze führt dazu, dass man als Linker/Antifa, Alternativer oder Ausländer ständig der Gefahr von Übergriffen seitens der Neonazis ausgesetzt sind.
Bei solchen Vorfällen hier hieß es dann immer im Nachhinein es habe sich um Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Jugendgruppen gehandelt oder die Linken hätten bewusst provoziert(!) - klar, zwei mädels provzieren 5 besoffene neonazis im vorbeifahrenden auto um sich dann zusammenschlagen zu lassen.
Die Faschos können bei öffentlichen Veranstaltungen problems auftreten, rumgrölen, sie haben meist noch viele Freunde und Bekannte, die einigermaßen unpolitisch erscheinen, es gibt einen harten Kern von Neonazis, die Grenze zur "Szene" ist fließend, man weiß oft garnicht mehr, ob der Nachbar nicht auch ein Neonazi ist, weil so viele mit ihnen rumlungern.
Ich halte es für wichtig, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Als Linker ist man in unserer Gesellschaft doch sowieso gleich einer bestimmen Schublade zugeordnet.
Offener, antifaschister Kampf bedeutet für mich nicht, dass man mit 100 Antifas aus der Stadt halb vermummt durch den Ort läuft, sondern laut zu sein und aufzumucken, Neonazis zu outen, sich zu organisieren, Freiräume, wie ein autonomas juz zu schaffen, in denen man sich treffen kann, sich gegenseitig helfen kann.