Protestschlafen bei IKEA in Dortmund

campo 21.07.2005 11:39 Themen: Bildung
Die ProtestcamperInnen gegen Studiengebühren in Dortmund beendeten das Semester mit einer aufsehenerregenden Aktion: In einer IKEA-Filiale in Dortmund-Kley wurden gestern Abend die Betten in Beschlag genommen. Die regionalen Medien schluckten den Köder.
Mehrere Tage wurde über die Aktion diskutiert, viele Argumente dafür und dagegen abgewogen. Vor allem die Frage des Umgangs mit den Medien war uns dabei wichtig. Schließlich entschlossen sich über 20 CamperInnen, eine gut koordinierte Protestaktion im IKEA durchzuführen. Im Möbelhaus, das mit der Bahn nur 10 Minuten von der Uni entfernt liegt, suchten die AktivistInnen gestern gegen 18 Uhr die Bettenabteilung auf und besetzten diese gleichsam. Fast alle Print- und Fernsehmedien der Region waren vertreten. Neben Reportern der Dortmunder Tageszeitungen kam sogar eine Kamerafrau vom WDR, um für die abendliche Lokalzeit zu filmen. Einige Studis verteilten Flyer an die KonsumentInnen und hingen Transparente an den Kinderbetten auf, andere machten es sich während dessen in den Betten gemütlich. Mehrmals wurde die Parole "Bildung für alle und war umsonst" gerufen.

Darum ging es den ProtestlerInnen bei der Aktion:
Uns ist zunächst aufgefallen, dass IKEA sein Firmenlogo mit gelb-blauen Farben schmückt, was uns stark an die liberal-politische Elite im NRW-Landtag erinnerte. Davon abgesehen wollen wir unserem studentischen und gesellschaftspolitischen Anliegen einen größeren öffentlichen Rahmen geben. Dabei waren uns die Medien stark behilflich. Wir wollten klar machen: Wenn uns ein öffentliches Gut Stück für Stück genommen wird ist energisches und kreatives Vorgehen angebrachter denn je.

Insgesamt ist der Protest gestern sehr angenehm für alle Beteiligten verlaufen. Die MitarbeiterInnen der Filiale baten lediglich einmal darum, unsere Parolen nicht so laut zu skandieren, damit der Verkauf nicht gestört werde. Menschen, welche die Filiale besuchten, zeigten sich größtenteils interessiert. Nur wenige gingen schnell und kopfschüttelnd an der Szene vorbei. Viele konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Das war bei den AktivistInnen aber auch nicht anders, die viel Spaß mitgebracht hatten.

Die Aktion wird im Nachhinein als Erfolg gewertet. Weitere kreative Protestäußerungen werden folgen.
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Ergänzungen

Die IKEA-Story "Ingvar Kamprad"

egal 21.07.2005 - 12:57
Wie wird man Milliardär? (1/3)
Die IKEA-Story
Ingvar Kamprad ist ein exzentrischer Mensch - denn nur ein Exzentriker kommt auf die Idee, einen Möbelversand nach den Initialen seines Namens und Heimatortes zu benennen: Ingvar Kamprad vom Hof Elmtary in Agunnaryd. Das war vor 60 Jahren als Kamprad 17 war.

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in der TV Dokumentation,
nichts zu Schikanierung/ Verbot von Betriebsräten,
nichts zur Ausbeutung von Gefangenen (Knastarbeit)

und seine (Neo-) Nazi Vergangenheit wurde auch als Ausrutscher, den er im Nachhinein souverän, wie alle Krisen überstanden hat, dargestellt.

Trotz ist die Dokumentation sehr interessant, da wohl die einzige oder ?

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Die IKEA-Story Ingvar Kamprad (Quelle: WDR)

IKEA vermöbelt mittlerweile die halbe Welt und Kamprad ist der reichste Exzentriker, den Schweden zu bieten hat, sein Privatvermögen wird auf 13 Milliarden Dollar geschätzt. Über 70.000 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern weltweit in 175 Möbelhäusern; mehr als 300 Millionen Käufer besuchen IKEA pro Jahr. Zu den treuesten Kunden gehören die Deutschen - allein hierzulande konnte das "unmögliche Möbelhaus" im letzten Geschäftsjahr 2,25 Milliarden Euro Umsatz machen. Würde nicht ab und zu mal ein Regal auf dem Sperrmüll landen, müsste in jedem zweiten Haushalt ein Billy-Regal stehen.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Zwar vermittelt IKEA nach außen ein lockeres, internationales, unkompliziertes Lebensgefühl, innerhalb des Konzerns jedoch maximieren alte Tugenden den Gewinn: Sparsamkeit, Bescheidenheit und knallharte Kalkulation. Jeder, der einmal Ingvar Kamprad bei der Inspektion einer seiner Filialen begleitet hat, versteht, wie dieser Mann zum Milliardär wurde. Ein eigenes Büro leistet er sich nicht und er parkt immer auf dem billigsten Parkplatz.
Sendetermine

Mo, 11.07.05, 20.15 Uhr

Di, 12.07.05, 07.30 Uhr

Di, 12.07.05, 14.00 Uhr

Diese Dokumentation zeigt die ganze Geschichte des Phänomens IKEA. Kamprad erzählt von seinen deutschen (!) Vorfahren (in deutsch!) sowie von seinem Weg zum reichsten Mann Schwedens und seinen Problemen. Archivmaterial des schwedischen Fernsehens und exklusive Interviews erzählen die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, Reportage-Drehs mit Kamprad liefern eine Innensicht der IKEA Idee ...und des Firmengründers.

Film von Christian Schulz und Malcolm Dixelius

summer camp of resistance

Mensch 21.07.2005 - 13:59
vom 21-28 August wird in Berlin ein bundesweites selbstverwaltetes summer camp of resistance stattfinden

freie bildung für ... ja für wen?

zweifler 21.07.2005 - 20:33
so wie es derzeit läuft sind studiengebühren schon beinahe zu fordern.
wer sich mal anschaut wie die derzeitige verteilung der "schichten" an der uni aussieht wird schnell feststellen das die "unterschicht" extrem unterrepresentiert ist. dies bedeutet aber gleichzeitig dass die bisher geltende "freie bildung" weitgehend den kindern der eh schon privilegierten schichten zugute kommt. finanziert wird es dann aber wieder über die allgemeinen steuern von allen gesellschaftlichen schichten.
so gesehen ist es also zu befürworten wenn die besser gestellten schichten für den zugang ihrer kinder zu eben diesen schichten für den weg übers studium auch ihren beitrag leisten.
man könnte auch eine "reichensteuer" für bildung fordern...

naja, nur nen denkanstoss.

Titel der Ergänzu

Dein Name 21.07.2005 - 21:23
darf amn hier mal die frage nach der logik stellen?
was hat ikea mit studiengebühren zu tun...nix glaubich...egal was man von schwedischen diy.möbeln hält den sinn versteh ich nicht..ausserdem sind balu und gelb die farben schwedens...schon mal soweit gedacht du hirn...und sowas studiert heut zu tage...nananana!

@zweifler: Studiengebühren sind bleiben doof

einfreunddesmaquis 21.07.2005 - 22:33
Mag sein, dass es viele Kinder von reichen Eltern an der Uni gibt, die genug Geld haben (wobei, was ist da genug?). Trotzdem rechtfertigt das keine Studiengebühren. Denn...

1. Wirkt das Steuersystem ja insgesamt schon so, dass es nach unten umverteilt. Selbst wenn die Kinder Besserverdienender Bildungsleistungen überdurchschnittlich in Anspruch nehmen, ändert das nichts am Ergebnis insgesamt - Reiche bekommen ja in der Regel keine Sozialhilfe und zahlen überdurchschnittlich Steuern. Und das ist ja auch auf den Einzelfall bezogen so. Wer durch ein Studium später gut verdient, zahlt dann auch mehr Steuern. Wenn es um das Gerechtigkeitsproblem geht, muss man es auch lösen und sich das Geld da holen, wo es ist und das geht nur über einkommensabhängige Steuern und nicht über gleiche Gebühren für alle.
2. Gibt es ja auch noch "arme" StudentInnen und die treffen die Studiengebühren hart. Wobei die Problemlagen vielfältig sind. Nicht nur durch arme Eltern kann man selbst wenig haben. Manche bekommen einfach keine Kohle von den Eltern oder wollen sie nicht, versuchen unabhängig zu sein oder studieren zu lange oder bekommen ein Kind o.ä., was den "normalen" Weg durchkreuzt. Ich finde, man sollte den Zugang zur Uni denen nicht erschweren, nur weil Ihre Eltern Geld haben.
3. Sind Studiengebühren doch nur Teil eines Gesamtprojekts "Privatisierung der Bildung". Es sind doch nicht nur die Gebühren. Der Druck, schnell zu studieren, genau zu passen, nur prüfungsrelevantes zu lernen, Sprachen zu können, Ausland, Praktikum etc. zu machen nimmt zu. Das kostet auch viel Geld. Die Unis selbst trimmen sich in die gleiche Richtung: Forschungsergebnisse auf Teufel komm raus, kritisches Hinterfragen beenden, die Position im Wettbewerb der europäischen Hochschulen sichern, usw.

Die Studiengebührendebatte ist doch eindeutig so ein pseudosazialer Angriff von neoliberaler Seite. Ich finde es ist offensichtlich, dass hier die Rechte der BürgerInnen beschnitten werden. Es macht einfach einen Unterschied, ob der Zugang zu Bildung und Wissen Geld kostet oder nicht. Emanzipatorisch kann nur eine entgegen gesetzte Politik sein: Freie Bildung für alle, Förderung jedweder Selbstaneignung und Reflektion. (Blöd nur, dass die Hochschulen es einem so schwer machen, diesen Anspruch mit ihnen zu verbinden.)

IKEA gelb-blau

egal 22.07.2005 - 00:20
Das mit den IKEA Farben wird wohl eher mit der Nationalfahne Schwedens zusammenhängen die ja bekanntlich gelb blau ist.
Und jetzt bitte keine dummen Kommentare das dies beweist das Ikea ein Naziverein ist.

Wenn ihr euch mal...

muss auch ausgef 22.07.2005 - 00:22
...näher mit dem Thema beschäftigt hättet, dann wäre euch sicher aufgefallen, dass die Studiengebühren nur zu einem Zweck eingeführt werden und zwar dem, das den Politikern mehr Geld für ihre Ausgaben zur Verfügung steht. Oder glaubt ihr ernsthaft, nur weil jetzt Studiengebühren eingeführt werden, würde auf die bisher erhobenen Abgaben verzichtet?

Und denjenigen die damit argumentieren, dass die Hochschulen total unterfinanziert sein und das Geld bräuchten sei einmal gesagt, dass vorgesehen ist die bisher an die Unis gezahlten Gelder zu streichen und lediglich durch einen Teil der neuen Gebühren zu ersetzen!

Ich persönlich kenne mehrere Studenten denen aufgrund verschiedener Umstände kein Bafög zusteht und deren Eltern dennoch nicht in der Lage sind ihnen finanziell unter die Arme zu greifen! Bis jetzt konnten sie sich durch diverse Nebenjobs über Wasser halten - wenn die Studiengebühren allerdings einsetzen werden sie ihr Studium wohl abbrechen müssen - sehr soziale Sache dass, die Bonzensöhnchen wird das wohl nicht kratzen. Mit solchen Gesetzen züchten wir uns unsere finanzielle Elite schon...

Und wie gehts weiter? Wenn das Studium beendet ist sitzt man auf einem Haufen von Schulden, von dem wir genau wissen wer ihn sofort bezahlen kann und wer unter umständen garnicht, weil er bei diesem Arbeitsmarkt und ohne Vitamin-B vieleicht nicht sofort einen Job bekommt. Und wenn doch arbeitet man erstmal schön nach Amerikanischem Ausbeuter-Modell jahrelang für lau um alles abzubezahlen. Motivierende aussichten für Schüler ohne reiche Eltern. Aber macht ihr mal... Oberschicht wird immer reicher und der Rest muss sich halt nen Beruf suchen, der seines Standes angemessen ist.

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