Krieg ist schrecklich, schrecklich profitabel

Christine N., Andreas J 12.07.2005 18:32 Themen: Antifa Antirassismus Medien Militarismus Weltweit
Amerikanische und Deutsche Großindustrielle unterhielten enge Geschäftskontakte mit dem Naziregime und verdienten Millionen am Holocaust. Leider wird die Geschichte des Nationalsozialismus zu sehr auf den Personenkult um Adolf Hitler reduziert. Diese Betrachtungsweise vertuscht die Verantwortung der Konzerne. Den Faschismus kann man nur in Zusammenhang mit der Krise des Kapitalismus analysieren.
Gib dem Affen Zucker!
Der deutsche Kapitalismus hatte sich im europäischen Vergleich sehr spät entwickelt. Während England (33,5 Mill. km²) und Frankreich (10,6 Mill. km²) über ausgedehnte Flächen und Märkte in ihren Kolonien verfügten, waren der deutschen Industrie nur begrenzt Ressourcen zugänglich (2,9 Mill. km²).

Die deutschen Industriemagnaten unterstützten das NS-Regime weil sich das Parteiprogramm der NSDAP, wie zum Beispiel die Forderung nach mehr Lebensraum fürs deutsche Volk im Osten, in ihrem Sinne umdeuten ließ.
Primär ging es den deutschen Industriellen um die Erschließung neuer Märkte und Ressourcen.

Da in Deutschland eine Revolution drohte, sahen viele Industrielle in der Zerschlagung der Gewerkschaften und Zerstörung der Arbeiterbewegung die einzige Möglichkeit den Kapitalismus zu retten. Selbst der Oberguru aller Judenhasser, Henry Ford, war von der rigorosen Vorgehensweise der NSDAP gegen die Gewerkschaften begeistert.

Begünstigt durch US-amerikanische Investitionen kam es in Deutschland zu einer raschen Modernisierung des Produktionsprozesses und Konzentration des Kapitals, was zur Bildung mächtiger Konzerne führte. 1926 wurden die Vereinigten Stahlwerke (u.a. Thyssen und Phönix-Gruppe) gebildet, die 50 % der deutschen Steinkohlen- und Roheisenproduktion und 40 % der Stahlproduktion auf sich konzentrierten. In der Elektroindustrie bauten die Konzerne AEG und Siemens ihre Monopolstellung weiter aus.

Die chemische Industrie befand sich nahezu vollständig unter der Kontrolle des Riesenkonzerns der IG-Farben. Die Patente zur Herstellung synthetischen Benzins und Gummis befanden sich im Besitz der IG Farben. Hitlers Vision eines autarken Deutschlands und die im Falle des Krieges sich verschärfende Ölknappheit machten die IG-Farben für die NSDAP interessant. Ihre Tochtergesellschaft Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) lieferte das Zyklon B, das in den Gaskammern der Vernichtungslager eingesetzt wurde.

Standard Oil, General Motors und die Nazis
Auch viele US Firmen unterhielten vor und während des zweiten Weltkriegs enge Kontakte zu den Nazis. Standard Oil, später Esso, war in den dreißiger Jahren der größte Öl-Gigant der USA. Wichtige Zusatzstoffe welche für die Kriegsmaschinerie von zentraler Bedeutung waren, wurden von Standard Oil an die Nazis geliefert. Selbst nach Kriegseintritt der Amerikaner schreckten die Konzernbosse nicht davor zurück Nazideutschland mit wichtigen Ressourcen zu beliefern.

Opel, eine Tochtergesellschaft des US Automobilherstellers General Motors, stellte mit dem Lastwagen „Blitz“ das Rückgrat der deutschen Wehrmacht her. Ohne des in Massen produzierten Lastwagens wäre der Überfall auf Polen, Österreich, Frankreich und die Beneluxländer praktisch unmöglich gewesen. Das damalige Opelwerk in Rüsselsheim wurde während der Bombardements der Alliierten weitgehend verschont. Die Eigentümer amerikanischer Fabriken, welche durch die Bombardements der Alliierten zerstört wurden, kassierten nach dem Krieg Entschädigungen in Millionenhöhe, welche von den Steuerzahlern finanziert wurden.

Auch die IBM Tochter DEHOMAG (Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft mbh)
stand den Nazis tatkräftig zur Seite und lieferte der SS Lochkartenmaschinen, welche eine datentechnische Erfassung der Juden und Kriegsgefangenen erst möglich machte. Die zu diesem Zeitpunkt neuen statistischen Methoden wurden von der NSDAP in der Rüstungsproduktion und später für die Vernichtung der Juden eingesetzt.

Die Geschichte lehrt uns dass Großkonzerne den Profit über moralische Bedenken stellen und selbst den Holocaust aktiv unterstützen. Die Namen der Akteure mögen sich geändert haben, die Methoden bleiben die selben. Heute verdienen Firmen wie Halliburton, Carlyle Group oder United Defense Milliarden am Massenmord im Irak.

 http://www.wortlaut.org/content/view/41/1/
 http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,2040079,00.html
 http://www.heise.de/newsticker/meldung/15200
 http://www.jungewelt.de/2003/11-01/035.php
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Ergänzungen

Gutes Thema, aber mit inhaltenlichen Fehlerne

egal 12.07.2005 - 22:13
Das vom Faschismus, als rein bürgerliche Gesellschaftsform hier mal wieder geschrieben wird, ist wichtig und richtig. Ach gerade, weil diese Charakterisierung in der bürgerlichen Geschichtswissenschaft verlogen und verharmlosend als Nationalsozialismus dargestellt wird.

Nur diese Aussage ist historisch falsch und eine bürgerliche Legende:

"Da in Deutschland eine Revolution drohte, sahen viele Industrielle in der Zerschlagung der Gewerkschaften und Zerstörung der Arbeiterbewegung die einzige Möglichkeit den Kapitalismus zu retten."

In Deutschland drohte keine Revolution. Die NSDAP verlor vor den letzten Wahlen Massen an Wählern und wirtschaftlich entspannte sich die Lage in Deutschland.

Etwas anderes bewog das bürgerliche Lager, einer faschistische Diktatur den Vorzug einzurichten:

Es ging nicht um Herrschaftssicherung, sondern darum, die Herrschaft mit einer solche Regierungsform zu erweitern. Die alten imperialistischen Eroberungsträume schienen sich mit dieser am besten zu verwirklichen. Das hatten die klügsten Köpfe das Kapitals erkannt.


Eine Revolutionsgefahr von links drohte keineswegs !

tip

jean 13.07.2005 - 00:58
Ich möchte alle die sich für das Thema Faschismus interessieren auf ein Buch hinweisen, wirklich lesenswert! super informatives Buch.
"Reinhard Kühnl, Der Deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten."

@wegläufer

egal 13.07.2005 - 13:05


@wegläufer

""die deutschen/nazis in vielen faellen aber auch ganz im gegensatz zu kapitalistischen normen gehandelt, so in der vernichtung der juden (auch mangels sinnloser Arbeit, um den juden zu "ehrlicher" Arbeit entgegen seines wesens zu zwingen) und in der verwuestung osteuropas, wo auf lange sicht einfach jede kaufkraft vernichtet wurde, also zwar rohstoffe gewonnen wurden, aber von neuen maerkten fuer die dt. industrie kann wirklich nicht gesprochen werden.
zudem sind es beiweilen nicht alle bereiche der Wirtschaft, die im krieg profitieren, der handel nicht z.b. oder exportindustrie."


Diese Thesen stammen unter anderem auch von Götz Aly, dessen Thesen erwiesenermassen grob falsch sind und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schuld der Vertreter des Kapitals reinzuwaschen. Er ist im übrigen ein Anhänger neoliberaler Thesen. Das es Ihm dabei an der Fähigkeit mangelte, überhaupt die einfachsten mathematischen Zusammenhänge, die Schulden des faschistischen Staates und das vererbbare Geldvermögen auf Gläubigerseite zu überblicken, grenzt schon an Böswilligkeit.

(Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler
Sozialismus, S.Fischer Verlag 2005 - die Erwiderung auf seine "wissenschaftliche" Untersuchung von Adam Tooze  http://www.taz.de/pt/2005/03/12/a0289.nf/text.ges,1)

Fakt ist: trotz des Krieges und der Bombardierung der deutschen Industrie und Produktionsanlagen durch die amerikanischen und britischen Bomberverbände verfügte unmittelbar nach dem Krieg das deutsche Kapital über mehr und modernere Produktiosmittel als vor dem Krieg!!!
Der Krieg hatte sich aus kapitalistischer Sicht für diese Vertreter gelohnt. Gerade auch dadurch, da ihre zusammengeraubten Sachwerte, im Gegensatz zu den abgewerteten Spareinlagen der einfachen "Volksdeutschen" mit der Währungsunion in Westdeutschland nicht angetastet wurden.

Das nicht alle Bereiche einer Kriegswirtschaft profitieren können, ist logisch und bedarf keiner Erörtung, oder um es mit einem Göringzitat, dass er sinngemäss von den Vertretern des Kaptials hielt, zu beenden : Ihnen meine Herren, ist es doch völlig gleichgültig, ob Sie Granaten oder Töpfe produzieren.

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@Popeye — antifa

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Nazis und der Kapitalismus — schraubenkopf

@schraubenkopf — naja

- — ben

Antwort zu "naja" — Schraubenkopf