Dortmunder Studis bleiben kämpferisch

Campino 12.07.2005 01:12 Themen: Bildung
Die dritte Woche auf dem Dortmunder Protestcamp startet mit einem Alternativen Vorlesungsverzeichnis. Mobilisierungsarbeit läuft sowohl für die Demo in Bochum, als auch für eine Senatssitzung am Donnerstag, wo über die Resolution gegen Studiengebühren abgestimmt werden soll.
Wir, eine Gemeinschaft von rund 25 Studierenden verschiedener Fachbereiche von Universität und Fachhochschule, campen seit drei Wochen vor dem Gebäude EF 50 auf dem Campusgelände der Universität Dortmund. Damit möchten wir unserem Protest gegen die Einführung allgemeiner Studiengebühren Ausdruck verleihen, welche die neue Landesregierung in NRW vorsieht. Wir denken, dass Studiengebühren die soziale Fragmentierung im Bildungssystem noch verschärfen werden. Unser Camp sehen wir als Teil einer deutschlandweiten Bewegung von Studierenden gegen Studiengebühren, die unter dem Motto „summer of resistance“ steht. Wir hoffen, dass sich auch in Dortmund weitere Studierende dem Protest anschließen werden. Unserer Meinung nach ist Politik kein Konsumgut, sondern sollte von den gesellschaftlichen Gruppen aktiv mitgestaltet werden. Die Studierendenschaft als größte Interessengruppe an einer Hochschule hat daher das Recht, ihren Unmut durch unkonventionelle Aktionen an der Uni/FH auszudrücken. Wie das Beispiel Essen/Duisburg zeigt, hat der öffentliche Druck auch eine direkte Wirkung auf die politischen Entscheidungsgremien. Dort hat sich der Senat inzwischen gegen die Einführung von Gebühren ausgesprochen.
Die Stimmung im Camp ist insgesamt sehr gut und wir sind hochmotiviert, weiter für unser gesellschaftliches Anliegen durch verschiedene öffentlichkeitswirksame Aktionen einzutreten. Einige Aktionen sind bereits gelaufen. So veranstalteten wir Anfang vergangener Woche ein Schauspiel auf der Mensabrücke. Wir stellten eine Auktion nach, auf der verschiedene Studienfächer versteigert wurden. Durch unseren Infostand am Camp, der jeden Tag besetzt ist, kommen wir mit interessierten Menschen ins Gespräch. Viele teilen uns ihre Ängste vor der Einführung von Gebühren mit und halten die Maßnahme für politisch nicht haltbar. Mit gebührenbefürwortenden Menschen entstehen aber auch häufig kontroverse Diskussionen. Am vergangenen Donnerstag gab uns auch Uni-Rektor Eberhard Becker Gelegenheit, unsere Sorgen und Ideen gegenüber eines Befürworters zu verteidigen. Herr Becker teilte uns während eines längeren Gesprächs mit, dass seiner Meinung nach die Gebühren die finanzielle Basis der Hochschule erhöhen werden. Die Universität könne so im Wettbewerb mit in- und ausländischen Hochschulen bestehen. Die Gefahr einer besonderen Belastung durch Gebühren für Menschen aus einkommenschwachen Familien sieht er nicht, da beispielsweise besondere Stipendien eingeführt werden könnten.
Am Tag nach dem Gespräch sahen wir ein, dass uns nichts anderes übrig blieb, als die Bildung zu Grabe zu tragen. Dies taten wir symbolisch mit einem Sarg und einem Trauermarsch über das gesamte Uni/FH-Gelände. Die Aktion erregte viel Aufsehen bei den Studierenden und DozentInnen. Ähnliche öffentlichkeitswirksame Aktionen werden in den nächsten Wochen folgen. So startet beispielsweise morgen ein Alternatives Vorlesungsverzeichnis, in dem Vorlesungen und Workshops für diese und die kommende Woche angeboten werden. Unter anderem wird von uns ein Jonglier- und einen Tanz-Workshop vorbereitet. Auch DozentInnen der Uni/FH sind mit in das Programm eingebunden. So gibt es beispielsweise einen Vortrag zur Gleichstellungsbewegung der behinderten Menschen der letzten Jahrzehnte. Desweiteren ist ein Theaterstück in Planung.
Da wir unseren Protest auch in die hochschulpolitischen Gremien tragen möchten, mobilisieren wir alle Studierenden zur nächsten Senats-Sitzung am kommenden Donnerstag. Dort wird in einem öffentlichen Teil über eine Resolution gegen Studiengebühren abgestimmt, die bereits auf einer Vollversammlung am 30.06. von der Studierendenschaft angenommen wurde. Dafür sammeln wir Unterschriften (allein heute etwa 250 Stück), mit denen sich die Studenten/innen mit dem Wunsch an ihre Vertreter/innen im Senat wenden, sich für die Resolution auszusprechen.
Das Camp wird zunächst bis zum Anfang der vorlesungsfreien Zeit, am 22.07., bestehen bleiben. Doch auch Planungen für den Beginn des kommenden Semesters laufen bereits.
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Ergänzungen

Kommt zum Sozialforum nach Erfurt

Mensch 12.07.2005 - 02:23
Kommt zum 1.Sozialforum in Deutschland
vom 21.-24.07.05 nach Erfurt!
Schüler,Studierende,Rentner und Lohnabhängige,nur gemeinsam können wir die Sozialkahlschläger stoppen.
Für ein emanzipiertes Leben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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frage an ? — astudi

kämpferisch?! — muss nix...