Massiver Widerstand gegen 3. NPD Open Air

Antifaschistische Aktion Gera 10.07.2005 21:07 Themen: Antifa
400 Menschen beteiligen sich an linker Demonstration in Gera. Vielfältige direkte Aktionen gegen Nazis. Polizei schützt NPD-Veranstaltung und geht gegen AntifaschistInnen vor. Ein Abschlußbericht mit Fotos der Antifaschistischen Aktion Gera >>
Rund 400 AntifaschistInnen demonstrierten am Sonnabend unter dem Motto "Der Provinz einheiz’n – Standortnationalismus angreifen“ gegen das 3. NPD Open Air in der Geraer Innenstadt. Die lautstarke und kraftvolle Demonstration wurde von der Antifaschistischen Aktion Gera und dem Antifaschistischen Aufstand Köpenick organisiert und von weiteren linken Gruppen aus dem Bundesgebiet unterstützt.
"Wir werten unsere Demonstration als Erfolg im Kampf gegen die Nazis auf der Straße", so Anna Schneider von der Antifaschistischen Aktion Gera am späten Abend. "Offensichtlich ist aber auch, dass in Gera tatsächlich nicht nur diese ein Problem darstellen. Antifaschistischen Widerstand gegen den rechten Konsens in der Nazihochburg Gera zu leisten, werden wir uns auch weiter zum Ziel unserer Politik setzen."

Kurz vor dem Ende der Demonstration wurde die Versammlung auf der Höhe des NPD-Konzerts durch den Veranstalter aufgelöst. Da die Zugangswege zur NPD-Versammlung im "Park der Jugend" durch ein massives Polizeiaufgebot versperrt wurden, entschlossen sich die DemonstrantInnen spontan ihren Protest in die Innenstadt zu tragen.
Dort wurde mit unterschiedlichen direkten Aktionen offensiver Widerstand gegen die Nazis geleistet. So wurden mehrere Nazis angegriffen und einige ihrer Autos beschädigt. Auch ein paar mit Vorhängeschlösser gesicherte Müllcontainer gingen in Flammen auf, bei manchen Häusern in der Innenstadt gingen die Scheiben zu Bruch und die Nazikneipe Halleluja wurde angegriffen. Gerüchten zufolge soll bereits in der Nacht vor dem NPD Open Air der gemeinsame Proberaum mehrerer einschlägig bekannter Nazibands aus Gera angegriffen worden sein. Dabei sollen auch die Instrumente, der beim NPD Open Air aufgetretenen Naziband "Eugenik", zerstört worden sein.
"Wenn die Stadt der Meinung ist, die mordenden Nazis mit einem Volksfest unter den Teppich kehren zu können und gegen AntifaschistInnen zu hetzen, dann haben sie dafür heute die Rechnung bekommen", kommentierte ein Antifaschist die militanten Aktionen.

Zeitgleich fand in der Innenstadt ein bürgerliches Volksfest gegen die Beschmutzung des provinziellen Standorts statt. Die Nazis, welche im Vorfeld angekündigt hatten, dort einen Infostand der NPD aufbauen zu wollen, konnten die Veranstaltung ungehindert von den TeilnehmerInnen oder der Polizei passieren.
Das NPD Open Air wurde mit einem "Sicherheitsring" weitgehend vor Gegenprotest bewahrt. An dem mehrstündigen Nazikonzert mit dem Titel "Rock für Deutschland" nahmen annähernd 400 Nazis teil.

Antifaschistischer Widerstand gegen die NPD-Veranstaltung wurde von mehreren Polizeihundertschaften mit unverhältnismäßiger Schikane und Repression beantwortet. Die willkürlichen Kontrollen und langwierigen Identitäsfeststellungen, über 100 Platzverweise, Einkesselungen und Ingewahrsamnahmen standen in keinem Verhältnis zu den Protesten. Während sich die Nazis im gesamten Stadtgebiet und auch auf dem "Bürgerfest" frei bewegen konnten, wurden linke Gruppen in der Innenstadt von Polizeikräften zusammengetrieben und über Stunden festgehalten. Eine linke Kundgebung wurde von der Polizei zum geeigneten Anlass genommen, einen rechtswidrigen Kessel um die Versammlung zu ziehen. Den anwesenden Berliner AntifaschistInnen wurde ein Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet erteilt und zugleich die Abreise verweigert, da eine für den Eskort "erforderliche" Hundertschaft zu diesem Zeitpunkt noch in der Innenstadt eingesetzt wurde. Die restlichen angereisten AntifaschistInnen wurden zur Abreise gezwungen und damit ihrer Grundrechte entzogen. Die Initiative "BürgerInnen beobachten die Polizei" beanstandete das willkürliche Verhalten der Polizei und konstatierte ein weiteres Untergraben der Demonstrations- und Meinungsfreiheit im "Freistaat Thüringen".

Das "Rock für Deutschland" wurde im Vorfeld als Ersatzveranstaltung für das Pressefest der NPD-Zeitung "Deutschen Stimme" beworben und zur offiziellen Auftaktveranstaltung in der anstehenden Bundestagswahl geadelt. Als Redner traten u.a. der Parteivorsitzende Udo Voigt und der wegen Volksverhetzung verurteilte Landesvorsitzende Frank Schwerdt auf.
Bis zum späten Nachmittag wurden mindestens fünf AntifaschistInnen und sieben Nazis verhaftet, letztere zumeist wegen dem Tragen von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen. Zudem wurden mehrere Tonträger mit nationalsozialistischen Inhalten beschlagnahmt.

Ein ausführlicher Demonstrationsbericht:
 http://de.indymedia.org/2005/07/122775.shtml
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Ergänzungen

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da muss mensch sich nicht wundern...

mensch 10.07.2005 - 22:06
Auch ein paar mit Vorhängeschlösser gesicherte Müllcontainer gingen in Flammen auf, bei manchen Häusern in der Innenstadt gingen die Scheiben zu Bruch.

das es demnächst noch mehr schwierigkeiten geben wird demos gegen rechts zu organisieren oder auch nur protest kundzutun!
die nazis haben wieder denn beweis das sie friedlich sind und wir die gefahr dastellen! somit haben nazis es nun wieder einfacher etwas anzumelden weil wir ja die gefahr dastellen und die staatsmacht hat nun auch wieder gründe gegen uns vorzugehen!
echt gut gemacht leute!

kein wort vom zdf...

tele-beobachter 11.07.2005 - 00:39
das heute-journal hat einen artikel dazu ht. gesendet. KEIN WORT von Antifa-Protesten. OK, bei dem sender kein "wunder". aber schin erstaunlich was die so übern aether jagen. fight the corporate media! gez prellen ;)

 http://www.heute.de/ZDFmediathek/inhalt/24/0,4070,2335544-5,00.html

Positive Bemerkung am Rande

dermitdemwolftanzt 12.07.2005 - 00:03
Wollte nur mal bemerken was für eine gute Idee dieser Polizeizettel war!
Er hielt sich dezent und sein hauptziel welches sicher zum teil auch erreicht wurde war das verletzen von Bürgern zu verhindern...
Endlich ham se ma nachgedacht Nr.1!(auch wenn sie sich damit u.a. selbst die arbeit leichter amchen wollten)

Presseschau

Zeitungsleser 12.07.2005 - 01:34
Besonders erhellend ist die Sorge der Geraer Grünen (nicht der Cops, sondern der Partei) um die Rhododenronpflanzen im Knochenpark, die Gott sei Dank von "den Rechten" nicht bepinkelt wurden. Übrigens die selben Grünen, die beim "Bürgerfest" hinter ihrem Infostand standen und die Antifas, die aktiv gegen Nazis mit "Landser"- und "White Power"-Shirts vorgingen, bei den Cops anzinkten.

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VIDEO

Gera wehrt sich gegen NPD-Konzert
Mit einem Bürgerfest und einer Demonstration haben hunderte Menschen in Gera gegen eine Veranstaltung der NPD protestiert (THÜRINGEN JOURNAL, 9.7.2005).

 http://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/2041534.html

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TAZ, 11.07.05
 http://www.taz.de/pt/2005/07/11/a0093.nf/text.ges,1

Festnahmen bei Antinazidemos

TRIER/GERA dpa Bei Neonazi-Versammlungen und Gegendemos in Trier und Gera sind Samstag 25 Teilnehmer festgenommen worden. In Trier bewarfen linke Demonstranten nach Polizeinangaben die Einsatzkräfte mit Flaschen und Steinen. Es sei aber niemand verletzt worden. Die Trierer Polizei nahm 16 Gegendemonstranten fest. Einige der insgesamt 500 Anhänger eines "Bündnisses gegen rechts" hätten Messer und Schlagstöcke bei sich gehabt. Anschließend marschierten rund 80 Rechte durch die Stadt. In Gera kamen etwa 700 Sympathisanten zu einem NPD-Treffen, an anderer Stelle protestierten dagegen rund 300 Anhänger linker Gruppen. Zu einem "Runden Tisch für Toleranz" kamen etwa 700 Menschen. Vier Rechte und fünf Linke wurden vorübergehend festgenommen.

taz Nr. 7712 vom 11.7.2005, Seite 6, 28 Zeilen (Agentur)

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TLZ Gera, 11.7.05
 http://www.tlz.de/tlz/tlz.gera.volltext.php?kennung=on2tlzLOKStaGera38541&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubri =Stadt®ion=Gera&auftritt=TLZ&dbserver=1

NPD und Antifaschisten halten Polizei in Atem

Gera (am). "Unser Konzept ist aufgegangen", resümiert André Röder, Einsatzleiter von der Polizeidirektion Gera, den spannungsgeladenen Sonnabend in der Stadt.

Eine Versammlung der NPD und die Proteste dagegen - eine Demonstration der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus und das Bürgerfest des Runden Tisches für Toleranz und Menschlichkeit - hielten den gesamten Tag über die Polizei in Atem. Um zum einen das Recht auf Versammlungsfreiheit zu garantieren, zum anderen Störungen rivalisierender Gruppen zu verhindern, wurden die Beamten aus Gera verstärkt durch Einsatzkräfte aus ganz Thüringen und aus Sachsen sowie von Bundesgrenzschützern aus Hessen.

Der Park der Jugend war eingekreist von Einsatzwagen. Dort versammelten sich am Sonnabend laut Polizeiangaben etwa 700 NPD-Anhänger, 1000 waren angekündigt. Vier NPD-Anhänger wurden vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen trugen Zeichen von verfassungswidrigen Organisationen, eine junge Frau verstieß mit Pfefferspray, das sie bei sich hatte, gegen das Versammlungsgesetz. Drei Platzverweise und 17 CDs mit verbotenen Inhalten gehörten auch zur Polizeibilanz am Park der Jugend.

Die Demonstration des Netzwerkes gegen Rechtsextremismus wurde von der Polizei vom Platz der Demokratie durch die Stadt eskortiert. Etwa 300 Jugendliche, viele aus Berlin, marschierten unter strengen Auflagen lautstark, aber störungsfrei los. Zur Sicherheit hatte das Ordnungsamt im Vorfeld den Händlern im Stadtzentrum den Aufzug angekündigt. Mancher verzichtete schon am Samstagmorgen darauf, seine Auslagen auf der Sorge auszubreiten. Andere räumten ihre Waren schnell in den Laden, nachdem Mitarbeiter des Ordnungsamtes sie kurz vor dem Marsch dazu aufgefordert hatten. "Es war unheimlich, passiert ist aber zum Glück nichts", atmeten viele im Nachhinein auf.

Am Museumsplatz löste sich die Demonstration, die bis zum Sachsenplatz gehen sollte, von selbst auf. In Splittergruppen rannten die Protestierenden in die Innenstadt. Drei Festnahmen gab es wegen zwei angezündeten Containern und wegen beschädigten Rücklichtern eines Autos. 81 Antifaschisten erhielten Platzverweis für das Stadtzentrum und mussten in Hauptbahnhofsnähe verharren, bis ihre Busse am Abend nach Berlin zurück fuhren. Fünf Antifaschisten, die den Platzverweisen nicht folgten, kamen vorübergehend in Gewahrsam. Auf die angedrohte Gewalt, wenn der Platz am Bahnhof nicht bis 18 Uhr geräumt wird, verzichtete die Polizei letztlich. Statt dessen führten Einsatzkräfte und Antifaschisten langwierige Streitgespräche.

Weder auf dem Bürgerfest. noch auf anderen Parallelveranstaltungen, die zum Polizeikonzept gehörten, gab es Krawalle.
10.07.2005

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TLZ Gera, 11.7.05
 http://www.tlz.de/tlz/tlz.gera.volltext.php?kennung=on1tlzLOKStaGera38542&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Gera&auftritt=TLZ&dbserver=1

Geraer lassen sich von Nazis nicht verschrecken

Von Angelika Munteanu Gera. "Wir lassen uns nicht verschrecken", sagte am Sonnabend Uwe Neumann. Er war am Wochenende in seiner Geburtsstadt Gera zu Gast und kam auch zum Bürgerfest des Runden Tisches für Toleranz und Menschlichkeit auf den Museumsplatz. Wie so viele Geraer, die friedlich, aber deutlich ausdrücken wollten: Nein zu Nazis.

Weit mehr Einwohner als in den zurückliegenden zwei Jahren protestierten mit ihrer Teilnahme am Bürgerfest deutlich sichtbar gegen Terrorismus, Rechtsradikalismus und Gewalt. Neben Vereinen und Verbänden waren erstmals auch sämtliche Stadtratsfraktionen und Bündnis 90 / Die Grünen gemeinsam vertreten. Oberbürgermeister Ralf Rauch (parteilos) sagte allen "drei Mal Dank dafür, dass Sie gekommen sind." Wie viele diesmal tatsächlich da waren im langen Zeitraum zwischen 14 und 20 Uhr, ist schwer zu sagen. Von 350 zu Beginn geht die Polizei aus, die unterstützt von Ordnern der Bündnisgrünen, für Sicherheit auf dem Fest sorgte.

Weit über 600 Teilnehmer waren es auf jeden Fall, die sich zum Zeitpunkt der Stadtwette auf dem Museumsplatz versammelt hatten, um gemeinsam den Kanon "Dona nobis pacem - gib uns Frieden" zu singen und zu spielen. Waren die Startnummern erst sehr zögerlich nachgefragt, konnte das große Singen, nachdem sie ausgegeben waren, nicht schnell genug starten. Sänger aus Geraer Chören und Musiker verschiedener Ensembles, Musikschüler und auch Laien wie das Seniorenpaar Christa und Hans Kramer und die Jugendgruppe vom Grünen Haus, die auf dem Museumsplatz schnell noch Text und Noten studierten, waren gekommen, um unter dem Dirigat von Hiltrud Oehlkers für den Frieden zu singen - und so die Stadtwette einzulösen. Auch die Wett-Herausforderer Kristina Voigt und Peter Granderath waren (gegen ihre Wettmeinung) unter den Sängern. Ihren Einsatz wollen die beiden Vertreter des Buga-Fördervereins alsbald einlösen. "Jeder von uns wird hinter dem Gastronom eine Felsenbirne pflanzen." Auch die Stadt steht - trotz Wettsieg - zu ihrem Einsatz. OB Rauch und Bürgermeister Norbert Hein (CDU) werden in Schulen im Sozialkundeunterricht über die deutsche Gesetzgebung, Versammlungsrecht und EU-Entwicklung informieren.
11.07.2005

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TLZ Gera, 11.7.05
 http://www.tlz.de/tlz/tlz.gera.volltext.php?kennung=on9tlzLOKStaGera38541&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Gera&auftritt=TLZ&dbserver=1

Geraer Grüne räumen braunen Dreck weg

Gera (am). Mit Müllsäcken zogen gestern Vormittag Mitglieder der Geraer Bündnisgrünen in den Park der Jugend, um sauber zu machen und so ein weiteres Zeichen gegen Rechts zu setzen.

"Wir räumen den braunen Dreck vom Sonnabend weg", sagte Eugen Weber, Sprecher der Grünen in Gera. "Weil wir nicht ertragen können, dass der braune Mob hier war." Und auch die Geraer solle nichts mehr daran erinnern, dass am Vortag NPD plus Anhängerschaft den Park in der Innenstadt für ihre Zwecke missbrauchten. "Der Park der Jugend ist einer der wenigen in Parks in unserer Stadt. Und der muss den Geraern bleiben."

Bereits vor und nach der Veranstaltung der NPD am Sonnabend stand der Park der Jugend , der für den bundesweiten Grünwettbewerb "Entente florale" und für die Bundesgartenschau 2007 mit Rhododendren bepflanzt worden war, unter der besonderen Kontrolle des städtischen Ordnungsamtes. "Die Rhododenronpflanzen haben die Rechten aber offenbar nicht angerührt", stellten die Grünen am Sonntag gegen zehn ein wenig erleichtert fest.

Die Geraer Grünen sammelten aber gestern noch jede Menge Zigarettenkippen und Kronkorken von Flaschen in ihre Mülltüten. Auch Plastiktüten und Papier waren noch auf der Wiese im Park zu finden. Auf dem Gehweg sammelten sie außerdem die Überreste von abgelöschter Holzkohle ein.
10.07.2005

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OTZ, 11.07.05
 http://www.otz.de/otz/otz.nachrichten.volltext.php?kennung=on6otzHOMHomNational38541&zulieferer=otz&kategorie=HOM&rubrik=Homepage®ion=National&auftritt=OTZ&a mp;dbserver=1

Protest gegen Rechts in Gera ohne Gewalt

Bürgerfest und Demonstration gegen NPD Gera (OTZ/am). Am späten Sonnabend atmete Gera auf: Krawalle waren ausgeblieben.

Nach Polizeiangaben hatten sich rund 700 NPD-Anhänger zu einem Konzert im Park der Jugend versammelt, während zeitgleich hunderte Menschen gegen Rechtsextremismus und Neonazismus protestierten. Schon am Morgen glich Geras Innenstadt einer Festung. Polizisten aus ganz Thüringen und Sachsen sowie vom Bundesgrenzschutz aus Hessen hatten die Brennpunkte des Geschehens abgeriegelt, um ein Aufeinandertreffen von NPD-Anhängern und Demonstranten zu verhindern.

Mit einem Bürgerfest protestierten die Geraer friedvoll, aber nachdrücklich gegen Nazis. Weit mehr Teilnehmer als in den beiden Vorjahren waren diesmal zu dem Fest gekommen, das der Runde Tisch für Toleranz und Menschlichkeit organisiert hatte. Erstmals beteiligten sich alle Fraktionen des Geraer Stadtrates und die nicht im Rat vertretenen Bündnisgrünen gleichermaßen. Höhepunkt war eine Stadtwette, die über 600 Geraer zusammenführte, um "Dona nobis pacem - gib uns Frieden" zu singen.

Für Beunruhigung hatte nicht nur der Aufmarsch der NPD gesorgt, sondern auch eine angemeldete Demonstration des Netzwerks gegen Rechtsextremismus. Etwa 300 Jugendliche, von denen 80 aus Berlin angereist waren, zogen von Polizisten eingekreist durchs Stadtzentrum. Der störungsfreie Aufzug löste sich von selbst vorzeitig auf. Mit Splittertaktik hielten danach linke Antifaschisten das Polizeiaufgebot bis zum Abend in Bewegung. Gleich nach Demonstrationsende brannten zwei Container, die Rücklichter eines Autos wurden beschädigt. Die mutmaßlichen Täter wurden festgenommen.

Vier Teilnehmer der NPD-Veranstaltung wurden wegen Verwendung verfassungswidriger Symbole beziehungsweise Verstößen gegen das Versammlungsgesetz vorläufig verhaftet.
10.07.2005

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 http://www.otz.de/otz/otz.standard.volltext.php?kennung=on1otzKOMKomGera38542&zulieferer=otz&kategorie=KOM&rubrik=Kommentar®ion=Gera&auftritt=OTZ&dbserve r=1

Härtetest für Demokratie

Demokratie ist anstrengend. Ein Härtetest vor aller Öffentlichkeit, den Gera am Sonnabend bestanden hat.

Gespräch statt Gewalt heißt das Konzept der Demokraten - auch oder erst recht unter der Hochspannung, unter der an diesem Tag die ganze Stadt stand. Zum dritten Mal im Folge konnte sich die NPD im Park der Jugend tummeln, weil es deutsche Gesetze so zulassen. Zum dritten Mal wurde das Stadtzentrum zur Wagenhochburg von Polizei und Bundesgrenzschutz. Neu war für Gera, dass linke Antifaschisten aus diesem Anlass zur Protestdemonstration aufmarschierten, um das "NPD Open Air zu verhindern" und um "der Provinz einzuheizen" - und sich damit sehr wohl bereit zeigten, die öffentliche Ordnung zu stören.

Eskalationen blieben aus. Nicht zuletzt, weil Polizei im Waffenrock allgegenwärtig war. Mit ihrer Teilnahme am Bürgerfest setzten aber auch Geras Politiker in diesem Jahr erstmals ein überaus deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und Gewalt. Wurde das Bürgerfest in den Vorjahren von manchem zum alleinigen Tummelplatz von PDS und Grünen abgestempelt, zeigten diesmal auch Oberbürgermeister und sämtliche Stadtratsfraktionen gemeinsam Zivilcourage. Sicherlich: Die nächsten Wahlen stehen vor der Tür, da ist Bürgernähe angesagt. Doch hat Gera im Protest gegen Rechts auch hinzugelernt: Sich der Anstrengung Demokratie zu stellen.

Von Angelika Munteanu
11.07.2005

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JW 12.07.2005
 http://www.jungewelt.de/2005/07-12/016.php

Inland
Oliver Wagner/Wera Richter

Polizei verhinderte Widerstand gegen Neonazis

Rechte Aufmärsche und Kundgebungen in Trier, Gera, Schwerin und Berlin. Wasserwerfer und Hundestaffeln hielten Antifaschisten auf Distanz

Am Samstag mobilisierten Neonazis der »Kameradschaft Moselland« zum Aufmarsch nach Trier. In Gera und Schwerin wollte die NPD ihren Bundestagswahlkampf eröffnen, und in Berlin marschierten Neofaschisten angeblich »für Lernmittelfreiheit«. In Trier waren über 1 000 Beamte von Polizei und Bundesgrenzschutz im Einsatz, um den Aufmarsch von knapp 80 Rechten zu schützen. Einer Demonstration des Bündnis gegen Rechts (BgR) durch die Innenstadt hatten sich am Vormittag etwa 500 Teilnehmer angeschlossen. Am Bahnhof, wo die Neofaschisten in Empfang genommen werden sollten, hatten allerdings mehrere Polizeihundertschaften Stellung bezogen, Straßenzüge abgesperrt und Wasserwerfer in Position gebracht.

»Schade, daß es um diese Jahreszeit nicht schneit«, meinte der Besitzer eines Dönerladens und erinnerte damit an einen früheren Punktsieg des antifaschistischen Bündnisses: Im Dezember 2001 waren in Trier knapp 150 Anhänger der NPD von 500 Gegendemonstranten von der ersten bis zur letzten Minute ihres Aufenthaltes mit Schneebällen eingedeckt worden. Doch nicht nur die sommerlichen Temperaturen, auch der massive Polizeieinsatz verhinderten ein Anknüpfen an alte Erfolge. Detlef Enge-Bastien, der als Friedensaktivist bekannte Leiter der Kinderchirurgie des Bitburger Krankenhauses, berichtete der jungen Welt zum Beispiel, ein Polizist habe ihm mit seinem Schlagstock eine Glasflasche aus der Hand geschlagen, die er dem Beamten gerade übergeben wollte. Dabei habe er sich eine blutende Schnittwunde an der rechten Hand zugezogen. Anschließend sei er »von mehreren Polizisten überrannt« worden und habe sich am Hinterkopf verletzt. Rund 200 Antifaschisten wurden längere Zeit eingekesselt, nachdem ihre Sitzblockade gewaltsam aufgelöst worden war.

In Gera demonstrierten etwa 400 Antifaschisten gegen das 3. NPD-Open-Air-Konzert in der Innenstadt. Auch hier wurden die Protestierer von einem massiven Polizeiaufgebot gestoppt. Die 400 Teilnehmer der NPD-Veranstaltung mit dem Titel »Rock für Deutschland« wurden mit einem »Sicherheitsring« weitgehend vor Gegenprotesten bewahrt. Den angereisten Berliner Antifaschisten wurde ein Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet erteilt und ihnen zugleich die Abreise verweigert, da eine für ihre Eskorte »erforderliche« Hundertschaft zu diesem Zeitpunkt noch in der Innenstadt eingesetzt gewesen sei. Die restlichen angereisten Antifaschisten wurden hingegen zum Verlassen der Stadt gezwungen und damit in ihren Grundrechten verletzt. Die Initiative »BürgerInnen beobachten die Polizei« beanstandete das willkürliche Verhalten der Polizei und kritisierte das Untergraben der Demonstrations- und Meinungsfreiheit im »Freistaat Thüringen«.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern wollte die neofaschistische NPD am Samstag ihren Wahlkampf eröffnen. Zu der Veranstaltung in Schwerin kamen allerdings nur 170 Neonazis. Auf einer Gegenkundgebung warnte Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) vor der sozialen Demagogie der Neofaschisten: »Sie veranstalten Straßenfeste und verteilen Bonbons an Kinder. Sie machen Schülerzeitungen und singen in Altersheimen.« Ringstorff rief dazu auf, nicht zuzulassen, daß die Neonazis unter dem Deckmantel von Bürgerinitiativen die Gesellschaft unterwandern.

Ein Musterbeispiel für soziale Demagogie lieferten am gleichen Tag 150 Neofaschisten in Berlin. Unter dem Motto »Lernmittelfreiheit statt Multikulti« marschierten sie durch den Stadtteil Marzahn-Hellersdorf. Auch hier hielt die Polizei Neonazis und Antifaschisten auseinander. Blockadeversuche wurden teilweise mit Hilfe einer Hundestaffel aufgelöst. Dennoch begleiteten rund 100 Antifaschisten den Neonaziaufzug mit »Nazis-raus«-Rufen.

genau!

burn 12.07.2005 - 12:08
kann dem schreiber "die antwort" nur zustimmen, auch für mich war es wohl das letzte mal, daß ich in den osten fahre um etwas gegen faschos zu unternehmen.sind mit 4 leuten aus hamburg gekommen, mit dem auto und was den ganzen tag in gera abging, ist wirklich mehr als peinlich.habe die schnauze wirklich gestrichen voll, "der provinz" wurde nicht eingeheizt, sattdessen hat man die nazis feiern lassen und hat blöde aus der wäsche geguckt.da wurde munter auf dem "bürgerfest" rumgelungert, wenn man sich um faschos kümmern wollte, die ganz offensichtlich ebenfalls dort anwesend waren, wurde man zurückgehalten mit den worten, man wolle die situation ja schließlich nicht nocht anheizen.will man nicht?habe ebenfalls erlebt, daß man angewschwärzt wurde, wenn man faschos anzeigen wollte, da diese "verfassungsfeindlich symbole" auf ihren shirts präsentierten.das ganze war sehr arm, den berlinern allerdings mehr oder weniger die alleinige schuld zu geben, halt ich für blödsinn, haben diese ja nun auch extreme problem in berlin und potsdam und mal ganz im ernst, wer hat schon noch bock, sich zum x-mal in thüringen zu blamieren, da es anscheinend keine funkionierende antifa gibt und von daher kann man leider nur sagen:freunde in thüringen, kümmert euch doch in zukunft um eure sachen. habe ne menge leuts getroffen, die ebenfalls richtig gepisst waren, vor den bullen kuschende punks und antifas, von der tatsache, daß selbst in überzahl keine nasen angegangen wurden und diese sich im wahrsten sinne des wortes wie zu hause fühlten.naja, hatten ja auch n relaxten tag mit musik, bier und open-air bei herrlichem wetter.

@ burn

die antwort 12.07.2005 - 13:37
hey burn, warum soll man die berliner in ruhe lassen?

wenn man wochen vorher auf sämtlichen antifa-seiten aufruft nach gera zu fahren, mobilisiert und groß ankündigt und dann mit 50 menschlein in klimatisierten VIP-bussen nach gera fährt, der größte teil kinder und jugendliche, sich selbst nicht einig ist, mit 50 leuten nicht in der lage eine bullenkette von 10 mann zu überrennen, sich jeglicher zusammenarbeit mit den wenigen antifas aus thüringen verweigert, nach 30 min. schmollend und beleidigt sich zum antreteplatz zurückzieht, dort umherlungert, sich die sonne auf den bauch scheinen lässt, warum sol ich nicht enttäuscht sein?
ich glaube das thüringer beispiel ein sterbenden antifa ist der anfang der sterbenden antifa in deutschland, denn ausser großen sprüchen auf dieser plattform und vorallem schöngeredeter aktionen ist der hipe der 80 ´iger und 90´iger jahre nicht mehr zu spüren , da muss mensch sich nicht wundern, dass die nazis ein bundesland nach dem anderen in die hand bekommen... und fang ja nicht mit dem ost-west-generve an..
klar sind hier die nazi-aktivitäten höher als woandrs auch der mobilisierungsgrad ist stärker, doch sich abzuwenden und den osten sich seinem schicksal zu überlassen halte ich für die falsche lösung...

zeigt doch den leuten hier was widerstand bzw. antifa bedeutet, denn ist der osten erstmal braun, braucht es für den rest nicht mehr lange...ok?

auch ein paar worte zu den verfassern des obigen artikels zum "MASSIVEN WIDERSTAND GEGEN DAS NPD-OPEN-AIR"

massiver widerstand sieht anders aus, ist eine halbe stunde demo massiv, ein bisschen umhergerenne massiv, nazis anspucken massiv? soll ich lachen??
widerstand muss nicht immer gewalt bedeuten, widerstand ist vielfältig..
ihr müsst im vorfeld eure aktionen planen, euch mit anderen gruppen absprechen und vor allem koordinieren, sonst seid ihr bald alleine und die braunen nasen lachen euch, aufgrund ihrer besseren organisation nur noch aus und dann seid ihr, die, die rennen..
klar?
mal ernst, der rest dieses landes hat euch ausgelacht am samstag, was ihr abgeliefert habt war erbärmlich..
bessert euch, sonst kommen viele, auch ich, nicht mehr nach thüringen und vor allem seid euch selber ehrlich

Alte Gesichter

Ford Prefect 12.07.2005 - 15:20
Beim Foto Nazikids ist unten links Karsten Scholz aus der Sächsischen Schweiz zu sehen.

Besser machen!

ixix-oh 12.07.2005 - 17:20
Statt nur blöd rumzu meckern. Sicherlich hätte einiges an dem Tag besser laufen können, aber dafür jetzt AAG und AAK anzukacken ist absoluter Blödsinn. Ihr hättet euch genauso an den Vorbereitungen beteiligen können. Das es so gut wie kein direktes Rankommen an das NPD Open Air gab, liegt wohl in erster Linie an der Repression und der massiven Polizeipräsens, welche Hunderten Leuten Platzverweise für halb-Gera verteilten und die Nasen wie in einem Hundezwinger mit mehren Reihen Bauzäunen, Wagenburgen, Kampfhunden, Wasserwerfern usw. abgeschottet haben.

Auch wenn die 'goldenen Zeiten' vorbei sind, wird es weiterhin Widerstand geben. Aber statt sinnlos daherzureden: Unterstützt doch einfach die Leute im Osten und helften Ihnen, das sich die Nazis nicht noch weiter ausbreiten können.

In Jena waren am Sonntag übrigens 70 Leute vor Ort. Hat hier etwa Ralle Bock auf negative Stimmungsmache?

In Erfurt ist am 23.7. nur Sozialforumdemo, daher um 14 Uhr zur Antifademo nach Arnstadt ( http://www.noplacetohide.de.vu) und im Anschluss zum Antifacamp nach Weimar (www.antifacamp.de.vu).

Antifa heißt realistisch bleiben !!!

ASJ 12.07.2005 - 18:17
Indymedia ist kein Diskussionsforum! Trotzdem versuche ich mal, meine persönliche Meinung hier zu formulieren, angereichert mit ein paar Infos. Auch andere sind mit dem Verlauf des Tages alles andere als glücklich, darunter ebenso ich. Nur sollte mensch fairerweise auch immer beachten, was an diesem Tag überhaupt möglich war und welche Rahmenbedingungen herrschten.

Anders als beispielsweise in Jena, Weimar oder Erfurt versucht die Stadt Gera seit Jahren, ihr Nazi-Problem zu leugnen.
 http://aag.antifa.net/aag_archiv/htm/nazimord_aktuell02.htm
 http://www.nadeshda.org/foren/cl.politik.antifa-presseschau/p3644s3663a20.html
 http://de.indymedia.org/2005/01/105156.shtml
und die bereits genannten Indymedia-Artikel.
Während in den genannten Städten sich auch BürgerInnen und gar offizielle VertreterInnen der Stadt an den Demonstrationen, zuweilen sogar an Blockaden, beteiligen, werden in Gera aktive AntifaschistInnen diskreditiert und kriminalisiert. Eine Zusammenarbeit mit bürgerlichen Kräften, der SPD, den Grünen, Linkspartei/PDS, GewerkschafterInnen, SchülerInneninitiativen, Studierendenräten und anderen mehr in breiten "Bündnissen gegen Rechts" oder ähnlichen Zusammenschlüssen, die zwar (manchmal schmerzliche) Kompromisse erfordert, aber doch zumeist sinnvoll und zielführend ist, ist - wie von der AAG mehrfach begründet und nun selbst erlebt - in Gera nicht möglich. Während sich in Jena am 11.6. Stadträte und OrtsbürgermeisterInnen vor die Blockade auf dem für das "Fest der Völker" vorgesehenen Platz stellten, in Weimar der Oberbürgermeister eine Sitzblockade durch Jugendliche gegenüber der Polizei verteidigte und in Erfurt Oberbürgermeister und Landtagsabgeordnete sich an den Protesten beteiligen, wird in Gera seit Jahren von städtischer Seite dazu aufgerufen, sich nicht bei den "gewaltbereiten Linksautonomen" - so die offizielle Lesart für jugendliche AntifaschistInnen - einzureihen und ein Klima der Angst vor drohenden Übergriffen geschaffen. Diskussionen über den Sinn von unmittelbaren Auseinandersetzungen mit Nazis und "Hauptsache friedlich und nett" gibt es immer und überall, aber das die Anwesenheit von Nazis auf einem BürgerInnenfest wie in Gera derart offen hingenommen wird mit dem Kommentar eines Offiziellen "Was wollen wir machen, die sogenannten Nazis sind ja schliesslich auch Bürger?" und das VertreterInnen der Grünen und anderer Parteien letztendlich noch Antifas gegenüber der Ordnungsmacht verpfeifen, das habe ich noch nicht erlebt. Aber es zeigt das (auch im Vergleich mit anderen größeren Städten in Thüringen) besonders ekelhafte Klima in der Stadt. Auch die zitierten Presseberichte, in denen die Antifa-Kundgebung entweder totgeschwiegen oder verunglimpft wird, sprechen Bände.

Nicht, dass es nur so oder gar um solche Bündnisse als Selbstzweck ginge und wir nun unbedingt auf die Zusammenarbeit und Solidarität von und mit BürgerInnen bzw. speziell solchen PolitikerInnen angewiesen wären, aber es leuchtet ja nun mal hoffentlich jedem/jeder ein, dass deren Anwesenheit auch wesentliche Konsequenzen für das Verhalten der Cops bei Anti-Nazi-Demos hat. Es dürfte auch klar sein, dass mensch aus einer Menge von 3000-5000 GegendemonstrantInnen wie in Jena oder über 1000 in Erfurt anders agieren kann als in Gera, wo 400 Antifas alleine durch die Stadt liefen und wie Marsmännchen bestaunt wurden.

Hinzu kommt, dass sich seit einigen Jahren das Polizeikonzept verändert hat. Ein direktes Zusammentreffen wird ja schon seit langem vermieden, aber nun werden die Abstände immer grösser, oftmals besteht nicht mal eine Sicht- und Rufverbindung zu der Nazi-Demo. In Gera fuhren die Cops dieses Konzept derart konsequent, dass ab Breitscheidstrasse / Reichsstrasse über zwei Blocks bis zum Park der Jugend eine Art "Todesstreifen" eingerichtet wurde, den Nazis zwar ungehindert passieren konnten, an dem aber alle Leute, die aus irgendwelchen Gründen für links, alternativ oder nicht-Nazis gehalten wurden, gestoppt wurden. Wir hätten fast einen Platzverweis für das Bürgerfest gefangen, weil es nur in der Nähe der "Todeszone" lag. Später wurde mit jeder (oft unwissentlich) passierten Cop-Kette der Raum in Gera enger, ein Zurück gab es nicht mehr, sondern willkürliche Platzverweise für weite Teile der Stadt. Bei einer Demonstration kann immer noch eine Blockade versucht werden wie zuletzt in Erfurt, die dann meist irgendwann freigeknüppelt oder umgangen wird, aber doch eine Verzögerung bedeutet. Solche Festivals wie der Thüringentag in Weimar, das "Fest der Völker" in Jena oder nun "Rock für Deutschland" in Gera sind aber an feste Standorte gebunden, die sich viel leichter von den Damen und Herren in Grün und den Nazi-Ordnern selbst sichern lassen. Wenn hier etwas geht mit Blockaden oder ähnlichem, dann nur, weil es PolitikerInnen so gewollt ist und von der Einsatzleitung akzeptiert und nicht mit allen Mitteln verhindert wird. Dies zeigen die Beispiele in Jena am 11.6. und natürlich auch Berlin am 8.5. deutlich.

Sich jetzt hinzustellen und zu klagen, dass früher alles besser war und damals und anderswo ja so viel mehr ging, ist wenig hilfreich. Die Cops haben dazu gelernt, sie haben neue Konzepte entwickelt wie die konsequente räumliche, oft auch zeitliche Trennung von Nazi-Veranstaltungen und Gegenprotesten, den Einsatz von Spezialeinheiten (BFE, SEK, MEK, USK ... ), den Besuch von oder Anruf bei "potentiellen Straftätern" im Vorfeld durch Cops und Staatsschutz. Sie haben durch geänderte Gesetze neue Möglichkeiten der Repression, insbesondere durch das neue Polizeiaufgabengesetz in Thüringen seit 2002 ... .

Auch einige Nazikader sind schlauer geworden und probieren neue Methoden aus. Dabei wird insbesondere in Thüringen auf das Besetzen von öffentlichen Plätzen durch Nazi-Konzerte im Rahmen von NPD-Veranstaltungen gesetzt, die für die braune Klientel wesentlich attraktiver sind und mehr Leute ziehen als Latsch-Demos mit 100 Hanseln durch abgelegene Industriegebiete. Wo anders in Deutschland - vom Pressefest der Deutschen Stimme mal abgesehen - sind solche Veranstaltung wie in Thüringen überhaupt und dann noch in einer solchen dichten zeitlichen Folge (28. Mai Weimar, 11. Juni Jena, 9. Juli Gera) möglich? Ist es wirklich sinnvoll, endlos zu jammern, dass die altbewährten Methoden hier nicht greifen und die glorreichen Erfolge der 80er und 90er Jahre sich nicht mehr einstellen wollen angesichts völlig neuer Rahmenbedingungen?

Bei dem Verweis auf die Erfurter Eier die Fragen: Wohin hätten solche Gegenstände überhaupt fliegen sollen? Wirfst Du Farbbeutel über einen Kilometer und zwei Häuserblocks? In den jüngsten Demo-Auflagen ist immer wieder von einer Wurfweite von 100 m die Rede, um die Distanz zu begründen. Wer ausser KugelstosserInnen schafft eigentlich solche Weiten? Wäre es schon allein angesichts der üblichen Verletzten in den eigenen Reihen nicht endlich mal an der Zeit, über die Wirksamkeit von Wurfgeschossen insgesamt nachzudenken? Lies Dir bitte die regelmäßigen Klagen hier bei Indymedia und anderswo durch über vor dem Ziel verrendete oder völlig querschlagende Wurfgeschosse. Was hättet ihr eigentlich nach einem eventuell geglückten Durchbruchsversuch gemacht? Euch einen halben Kilometer durch den Rest der Cops durchgekämpft und dann mit 50 Leuten 700 Nazis weggehauen???

Am Tag nach Gera fand im "Braunen Haus" die Gründung eines JN-Stützpunktes in Jena statt. Trotz kurzer Mobilisierungszeit und spontaner Verlagerung des Kundgebungsortes waren es etwa 70 (!) meist jugendliche AntifaschistInnen und einige BürgerInnen und Repräsentanten der Stadt Jena, die auf der Strasse vor dem Nazi-Zentrum ihren Protest zum Ausdruck brachten. Die JN-Stützpunktsgründung konnte nicht verhindert werden, aber es war den Nazis zumindest nicht möglich, ihre Veranstaltung in einem öffentlichen Raum, dem LISA, durchzuziehen. Ralf Wohlleben hatte zuvor wohl aus Angst vor der eigenen Blamage den angekündigten "Protest" auf dem Seidelparkplatz gegen das mit seiner eigenen Unfähigkeit verschuldete Nichtzustandekommen des Mietvertrages für das LISA abgesagt. Was hätte eine "tatkräftige Antifa", wie sie hier eingefordert wird, an dem Tag reissen können? Die Jenaer Neonazis hatten sich mit einer unbekannten Zahl an Gästen, die sie wohl aus Gera mitbrachten - gesichtet wurde zum Beispiel Frank Schwerdt - in ihrem Haus verschanzt und liessen ausser der Kamera nicht viel von sich blicken. Alt-Lobeda und der Rest der Stadt, besonders die Parkplätze, ähnelten einem Wald, wobei die meisten Bäume am Vortag noch in Gera standen.

Antifa heißt Angriff!? Antifa heißt auch, realistisch zu bleiben und Chancen und Risiken abzuschätzen. Wir sollten uns besser überlegen, wie wir künftig mit ähnlichen Situationen umgehen werden, was sinnvoll ist und was unter anderen Bedingungen eben nicht mehr.

Realistisch bleiben heisst aber auch, auf solche Jubel-Berichte zu verzichten. "Massiver Widerstand" sieht tatsächlich anders aus und unter einer "lautstarke(n) und kraftvolle(n) Demonstration" hätte ich mir über weite Strecken auch etwas anderes vorgestellt.


Nach dem braunen Sachsen wird seit einiger Zeit das zentral gelegene Thüringen Hauptaktionsfeld der NPD und anderer Neonazis. Torsten Heise zog 1999 von Niedersachsen nach Fretterode in Nordthüringen und mischt hier inzwischen bei der NPD mit. Mit Frank Schwert wurde 2001 einer der Bundesgeschäftsführer und einer der führenden Strategen Vorsitzender des Landesverbandes der NPD. 2002 erwarben Jenaer Neonazikader wie Ralf Wohlleben und Andre Kapke ein Haus in der Jenaischen Strasse 25 in Jena-Lobeda, das sie zu einem Wohn- und wichtigen Schulungsprojekt ausbauten. Hier fanden mehrere Kameradschaftsabende, Schulungen, NPD-Veranstaltungen etc. statt, zuletzt am Wochenende die Gründung des JN-Stützpunktes Jena [  http://germany.indymedia.org/2005/06/121976.shtml ]. In jüngster Zeit werden immer häufiger Gerüchte laut, sie würden bald ein benachbartes Haus in Lodeda hinzuerwerben. Mit der "Wilhelmsburg" gibt es bereits ein zweites, von Rechtsextremisten überwiegend als Wohnprojekt genutztes Objekt in der Stadt Jena. 2003 kaufte Jürgen Rieger das Schützenhaus in Pößneck, ein riesiges Gebäude mitten in der Stadt. Seit 2004 finden hier immer wieder Nazi-Konzerte statt, das bekannteste sicher das Abschlußkonzert von Michael "Lunikoff" Regener am 2.4.2005. Seit Mai haben Erik und Annett die Disko gepachtet, die bis dahin die Nazi-Disko „Wodan“ im ostsächsischen Mücka betrieben. Mittlerweile wurde auch Sascha Jörg Schüler, ein ehemaliger Heisenhofbewohner und Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten in Verden/Rotenburg, nach Pößneck zur Aufbauarbeit abdelegiert. Inzwischen sollen Neonazis über etwa ein Dutzend Immobilien in Thüringen verfügen, wobei sie zum einen durch die zentrale Lage des Freistaats in Deutschland sowie ein umfangreiches Angebot an preisgünstigen Häusern gelockt werden. Dabei nicht mal eingerechnet ist die kleine Stadt Kahla südlich von Jena, deren Zentrum fast zur Hälfte im Besitz von Karl-Heinz Hoffmann, einem rechtsextremistischen Terroristen und Chef der gleichnamigen "Wehrsportgruppe Hoffmann" (WSG), ist. Mensch könnte die Aufzählung fortsetzen, weitere zugezogene oder heimische Kader mit bundesweiter Bedeutung wie Ivonne Mädel oder Patrick Wieschke, weitere Häuser wie in Remda-Teichel, große Nazi-Konzerte, Nazi-Bands wie Absurd, Totenburg, Eugenik, Kraftschlag ..., Nazi-Läden, die "Frontstadt Schleusingen" und so weiter nennen.  http://www.akruetzel.de/paranews/index.php?pn_go=details&id=0000051

In den letzten und nächsten Wochen gab und gibt es fast jedes Wochenende eine oder mehrere Naziaktivitäten in Thüringen, es war und ist ein heisser Sommer mit den drei genannten Festivals, den beiden Demos in Erfurt, einem Fußballturnier am 18. Juni in Pennewitz/Ilmkreis, den zwei Anläufen für einen Landesparteitag, den Gründungen von NPD-Kreisverbänden, JN-Stützpunkten ... [ Heißer Sommer in Thüringen von Buerdman - 13.04.2005:  http://de.indymedia.org/2005/04/111770.shtml ; Das sagt die Monatschronik des VS:  http://www.verfassungsschutz.thueringen.de/monatschronik/juni.html ].
Und es geht Schlag auf Schlag weiter: NPD-Sonderparteitag zur Einschwörung auf den Bundestagswahlkampf, Nazi-Demonstration am 17.08. in Altenburg, Thüringer Beteiligung am "Heß-Gedenken" am 20.08. im nahegelegenen Wunsiedel, im Falle eines Verbotes eventuelles Ausweichen oder Ersatzveranstaltungen in Thüringen, wo wohl auch die traditionellen "Heß-Wochen" wieder laufen, Treffen des "Mädelrings Thüringen" am 21.08. im Altenburger Raum ..... .

Die Antifa ist in Thüringen alles andere als tot, im Gegenteil, sie organisiert sich zur Zeit an verschiedenen Orten wieder neu. Dies zeigen unter anderem das dreijährige Bestehen und Wirken der "Antifaschistischen Aktion Gera" [AAG], die Gründung von „Left Resistance Arnstadt“ [LRA]  http://lra.antifa.net/ , die jüngsten Aktionen des Antifaplenums Jena und der neu gegründeten "Antifaschistischen Sportgruppe Jena"/"Antifaschistischer Schutzwall Jena" [ASJ], von Antifas in Erfurt, Weimar und in Südthüringen .... .

"keine sinnvollen aktionen mehr, kein wirksamer widerstand" ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die hier noch bei der Stange bleiben, sich den Arsch aufreissen, Demos organisieren, zu Infoveranstaltungen fahren, fast jedes Wochenden versuchen, sich den Nazis in den Weg zu stellen usw. Es kostet vielleicht auch etwas mehr Kraft und Zeit, hier mit weitaus weniger Leuten etwas gegen weitaus mehr Nazis und Naziaktivitäten zu unternehmen als in Berlin, Hamburg, Köln .... . Trotzdem versuchen wir es immer und immer wieder. Allerdings sind wir gerade bei größeren Aktionen wie insbesondere den Nazi-Festivals, die ja bundesweite, wenn nicht wie das "Fest der Völker" sogar europaweite Bedeutung haben, auf Unterstützung angewiesen. Dann läuft mal eine Aktion nicht so wie erhofft - wobei ich mich immer noch frage, was ihr euch genau für diesen Tag, diese Stadt und diese Zahl von Cops und Nazis erhofft habt? - und prompt kommen Kommentare wie "mir kommt es so vor, als ob in thüringen die antifa ausstirbt.." und "in thüringen ist die zeit des widerstandes vorbei!". "freunde in thüringen, kümmert euch doch in zukunft um eure sachen." Ja Scheisse, was machen wir denn hier sonst???

Habt ihr aber mal überlegt, was passiert, wenn ihr in euren Kiezen bleibt und euch die Sonne auf den Wanst scheinen lasst, während Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, dann die Provinzen in Bayern, Hessen .... im braunen Sumpf untergehen?

ANTIFA HEISST REISEN !!!

Die nächsten Chancen:

Am 23. Juli 2005 findet im thüringischen Arnstadt bei Erfurt eine antifaschistische Demonstration gegen die massive Zunahme von rechtsextremer Gewalt und Nazistrukturen statt. Überfälle auf AntifaschistInnen, alternative Jugendliche und MigrantInnen sind keine Seltenheit mehr. In Arnstadt und Umgebung haben sich Zustände herausgebildet, die denen in der sächsischen Schweiz nicht unähnlich sind. No place to hide. Den rechten Vormarsch stoppen - Nazistrukturen aushebeln!
 http://www.noplacetohide.de.vu/

17.08. Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch in Altenburg

20.08. Antifaschistischer Aktionstag in Wunsiedel
 http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/ns-verherrlichung-stoppen/

@mods

no nazi 12.07.2005 - 19:25
bitte mal das naziposting von "die antwort" löschen!

wer in gera war und einem solchen beitrag auch nur annähernd zustimmt muss definitiv ein nazi, troll oder sonstiger spinner sein. wer sich allen ernstes antifaschist nennt und die aufrufenden gruppen diskreditiert kann nicht ganz richtig im kopf sein. es ist doch wohl völlig klar dass mit einem derartigen polizeiaufgebot nicht viel mehr drin gewesen wäre, ohne verhaftet zu werden. die cops standen an jeder ecke und haben zig kessel aufgezogen. insofern respekt für die menge cooler aktionen, die trotz allem erfolgreich durchgeführt wurden! weiter so aag!

ps: schlechte besserung an den nazi, für den der tag mit multiplen kochenbrüchen ausging ;)

Wo waren in Jena 70 Leutz?

Jenenserin 12.07.2005 - 20:10
Leidet hier wirklich jemand an Realitätsverlust, oder wurde einfach in der Schule nicht aufgepasst.
Ich war selber in Lobeda vorm "Braunen Haus" und ich habe dort keine 70 Leutz gesehen. Besonders peinlich war ja wohl noch, dass der Notstromer plötzlich seinen Geist aufgegeben hat und nur noch dieser Witzbold aus dem Nazihaus zu hören war.
In Arnstadt und Altenburg wird wohl auch nicht viel gehen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

@asj

burn 12.07.2005 - 20:31
yo, gebe dir ja streckenweise recht und vielleicht liegt es auch gar nicht so fern, anzunehmen, daß meine einwände einzig- und alleine auf eine massive verärgerung über bestehende zustände in thüringen zurückzuführen sind.aber ich bin tatsächlich extremst angepisst darüber, was in gera am wochenende passiert ist und wenn ich von widerstand rede, bzw, anprangere, daß dieser meiner meinung nicht vorhanden war, dann meine ich bestimmt keinen hauereien von ein paar antifas (denn es waren eben nur ein paar) und einer dazugehörigen, in der anzahl viel größeren menge von nazis.ich bin schlicht und ergreifend sehr erbost über machomäßiges gebaren seitens der antifaschistischen aktion gera, die sich auch nach einem wochenende wie dem letzten nicht blöde genug ist, um etwas von massiven widerstand zu schreiben, von peinlichen jingles und spots im vorfeld einer jeden, in gera stattfindenden demo, mal abgesehen.hier werden einfach realitäten vollkommen verdreht, hier wird so getan, als ob das abfackeln von müllcontainern, das verwüsten von proberäumen, etc, auch nur annähernd etwas mit konstruktivem widerstand zu tun hat,ich bin verärgert über großspurige ankündigungen, über selbstüberschätzung, über "tough guy gepose", wenn dann unter dem strich nichts übrig bleibt, als polizeianordnungen, bestimmte imaginäre "grenzabschnitte" nicht zu überschreiten, ohne wenn und aber folge geleistet wird.ich bin stinksauer, wenn man stundenlang durch deutschland fährt, jedes wochenende, auf grundlage seines nicht zu besiegenden willens, gegen diese scheißbrut etwas zu unternehmen, weil es eben nicht hinnehmbar ist und dann feststellt, das örtlich angesiedelte antifa-strukturen, so gut wie nichts unternommen haben (vielleicht ist dies auch nur mein eindruck, da ich ja nun auch nicht mehr als dreimal in gera war), eben nicht alles getan wurde, um dem problem mal entgegenzutreten.warum gab es am wochenende nicht ein parallel stattfindendes festival von antifaschistischen gruppen, einfach um eben auch mal andere leute anzusprechen als die ewigen gleichen menschen, die man fast jedes wochenende antrifft, denn das sollte ja wohl das ziel sein, es geht darum das bewußtsein vieler zu erreichen, dieses tut man aber nicht, in dem man bescheuert auf irgendwelchen bürgerfesten rumturnt und sich die sonne auf den pelz scheinen läßt.

antifaschistischer widerstand muß anders aussehen, es nützt nichts, den geist der 80er jahre zu beschwören, wenn man weiß, daß die gesamte situation damals eine völlig andere war.man muß die medien nutzen, teile von ihnen zumindest.meine mutter, teile meiner freunde etc wußten nicht was in gera, in thüringen und in sachsen passiert, sie wissen nichts von no go areas für ausländer, linke und schwule, nicht weil sie dumm sind, nein, weil es eben nicht in ihren kopf reingeht, daß faschisten wieder so einen aufwind bekommen, sie haben "andere probleme", nämlich nicht ihren job zu verlieren, ihre familien ernähren zu können etc.sie wissen nichts von "white youth", "blood&honour" und "spreegeschwader", haben nie etwas vom "aufruhrversand" und "h8 records" gehört, auch wissen viele nach wie vor nicht, was "patriot", "sport frei" etc auf t-shirts aussagen.also muß man auf sie zugehen, muß andere pfade bestreiten, muß zusehen vielleicht einigermaßen prominente gesichter für sein vorhaben einzuspannen, das ganze für sein ding einfach mal medial auszuschlachten, anstatt immer über die scheiß presse zu reden.dann muß man sie eben für sich vereinnamen, muß gera und seine bürger öffentlich diskreditieren, für ihr wegsehen, ihr verhamlosen.das tut man aber bestimmt nicht dadurch, daß ich auf volle busladungen aus berlin warte, weil die das schon richten würden.wären diese tatsächlich gekommen, und es hätte ohne ende geknallt, was wäre dann wohl passiert.schlechte presse, verhaftungen und wieder wären es die antifas gewesen, die nichts als krawalle machen können und beim nächsten mal hätten sich poliker geras wieder hinter ihren "chaos-verhältnissen"verstecken können.

das problem in thüringen und sachsen ist, daß die ganzen scheiß nazifressen mehr oder weniger fest in das gesellschaftliche zusammenleben eingebunden sind, der eine ist sohn des dorfpolizisten, der andere hat seine ausbildung bei der post gemacht, sind eben alles "nette jungs".sie werde nicht dafür geächtet, daß sie mit 14 jahren constaple wear tragen.diesem problem wird man aber nicht entgegentreten können, wenn man immer nur rumposed und bestehende verhältnisse umdreht, damit verhamlost man sie nur.massiver widerstand ist gelogen, massivste feier ohne einschränkungen ohne ein dagegenhalten von seiten der der "antifa", das war der fall.

und zum thema"....blablabla....naziposting löschen" und all der dreck, lügt euch doch weiterhin in die eigene tasche und dies tut ihr, wenn ihr jede kritik darauf zurückführt, daß diese ja nur von einem nazi geschrieben worden sein kann.es geht nicht um eine weitere spaltung der linken, es geht darum, wie schon tausendmal vorher, aktionen zu planen, nicht nur die mobilisierung, sondern die tatsächlichen aktionen.was gedenken wir zu tun?wie soll unser widerstand aussehen?sind wir weiterhin dazu bereit, woche für woche den idioten hinterherzurennen?wie nutzen wir die medien für uns?wen können wir ins boot holen?was bieten wir als alternativ-veranstaltungen an?was ist die sinnvollste methode, faule und unachtsame "bürger" zu erreichen, ihnen mitzuteilen, was in gera, in wurzen etc.passiert?wenn das ales nicht helfen sollte, dann kann man immernoch alles kaputt hauen, aber vorher sollte man sich mal gedanken darüber machen, wie man diese idioten ersteinmal stoppen kann, wie man ihnen wirksam etgegentritt, sie lächerlich macht.denn seien wir doch mal ehrlich, es dreht sich bei denen um idioten, da steckt nichts hinter, wären sie keine nazi geworden, dann wären sie für immer die "dorfidioten" geblieben, am wochenende haben wir uns allerdings zu diesen gemacht.

Ergebnis

überzeugungstäter 12.07.2005 - 21:31
Nach dieser dialektischen und sicher auch notwendigen Diskussion bleibt festzuhalten:

- überhebliches Posermackertum abstellen! (da kann sich jeder mal angesprochen fühlen)
- bessere Organisation der Aktionen, d.h. gemeinsame Abstimmung mit anderen Gruppen
- realistisch bleiben!
- offen für neue Ideen, kreative Sachen sind der Motor für alles
- Kritik ist nur gut und angebracht, wenn sie konstruktiv ist
- auch mal Kontakte und Kooperation mit linken Parteien wagen, nur so haben wir eine Chance vor Bullenwillkür
- und sicher noch einiges mehr!!!!!!

GEMEINSAM!

konstruktiv? na dann mal los

xy 13.07.2005 - 01:36
die art und weiße, welche hier an den tag gelegt wird, ist einfach unfair gegenüber den antifas in gera.
wer den leuten vor ort vorwerfen will, dass diese eigentlich nichts richtig gemacht hätten, hat einen ziemlichen realitätsverlust.
wer in einer stadt wie dieser antifa-politik gegen nazis, staat und bürgerlichen standortpatriotismus praktiziert, hat nunmal schlechte karten und muss fast immer gegen mauern anrennen.
wie sich die leute der aag dort geschlagen haben kann wohl nicht als "peinlich" bezeichnet werden, sondern polizei, presse und die deutschen in dieser stadt haben alles torpediert, was geht.
die polizei war mit mehreren hundertschaften prügelbullen am start, die bürger haben auf ihrem standortverteidigungsfest à la "das ist unser gera" nazis akzeptiert, die presse hat kein wort zu dieser demonstration verloren, ob im vor- oder nachfeld, antifas wurden von bürgern angezeigt, wenn sie nazis aus der stadt vertreiben wollten, die polizei hat die nazis überall hingehen lassen, antifas wurden stattdessen stundenlang eingekesselt, die antifaschistische kundgebung wurde eingekesselt, die berlinerInnen sollten gezwungen werden abzufahren, mit der androhung sonst in die gesa geschickt zu werden, im vorfeld versuchte das ordnungsamt die demonstration aus der innenstadt zu halten und in die pampa zu schicken, mitglieder des bündnis für toleranz usw. hat sich mehrfach gegen die antifa-demo ausgesprochen, die polizei wollte fotographInnen von linken zeitungen das filmen untersagen oder half ihnen nicht, als nazis diese umlagerten, nazis, die einen jugendlichen jagten, wurden von polizeieinheiten konsequent ignoriert, die polizei wollte die angemeldete antifaschistische kundgebung ohne grund räumen usw usf.

wer sich die mobilisierung der aag und die aktivitäten anschaut, kann nur sagen, dass diese beispielhaft ist. infoveranstaltungen, mobilisierungskonzert, massig materialien, ständige aktualisierungen, mobilisierungsaktionen... und die leute aus berlin hätten ja wohl nicht busse gemacht, wenn das schlecht rübergekommen wäre.
das problem ist nur, dass wohl niemand absehen konnte, dass eben nicht wie in jena über 1000 Leute, oder wenigstens 500 antifas kommen, sondern eben nur max.400 leute auf der straße waren, von denen auch nicht alle voll entschlossen waren. wer eine strategie hat, bei diesem kräftverhältnis ein nazikonzert anzugreifen, der hat wohl den antifa-award verdient...

wer sich die antifaschistische berichterstattungen des tages anschaut, der stellt aber fest, das zumindetens mehrmals nazis, naziautos und naziläden/-kneipen und der raum einer naziband angegriffen wurde.

im fazit des tages ist festzuhalten, dass es eben leider nicht möglich war diese stadt abzubrennen, wohl einige sachen schief gegangen sind, aber eben noch das herausgeholt wurde, was ging, nämlich vereinzelte aktionen gegen nazis und nach dem demonstrationsmotto "der provinz einheiz'n" diese stadt wenistens von einigen antifas mit ihren deutschen zuständen in die öffentlichkeit gerückt wurde.
es glaub ja wohl keiner, dass die antifas in der stadt glücklich sind mit diesem tag. aber nach dem motto, kann es ja wohl nur heißen, dass es weiter geht in der pampa emanzipatorische politik zu machen und dafür können die leute dort kein gedisse gebrauchen, sondern die unterstützung von allen antifas. das es davon mehr gibt, als 400, hat mensch in jena, leipzig oder pirna ja gesehen!
also lasst das gedisse und den ruf "da geht ja eh nix", sondern fahrt zu den aktionen, sonst kommen die eben nicht zum gelingen. dass das klappen kann zeigt ja die demonstration am 29.01 gegen naziläden in gera und auch, dass es in dieser stadt überhaupt seit drei jahren die aag gibt.

solidarische, antifaschistischen und kraftvolle grüße nach gera

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