Neue Zeitung für Widerstand & Vision

Robin Wut 09.07.2005 01:30
Seit dem Frühjahr wird intensiv daran gebastelt – und gerade in den letzten Wochen haben sich immer mehr Menschen beteiligt: Nun erscheint die erste Ausgabe der neuen Reihe „Fragend voran ...“, einer Zeitung für Widerstand & Vision. Die Nullnummer soll die Diskussion um die Zeitung weiter vorantreiben, denn das Heft will eine offene Plattform sein, intensiv verbunden mit Diskussionsforen im Internet. Dort ist es, auf einer Vielzahl von Wikis, auch schon gut losgegangen. Wenn alles klappt, ist mit „Fragend voran ...“ ein neues Medium entstanden, das in einem recht offenen Rahmen Diskussionen um emanzipatorische Positionen und Strategien ermöglicht.
Projektbeschreibung: „Fragend voran ...“ ein emanzipatorisches Zeitungsprojekt startet

Mitte Juli erscheint die Nullnummer von „Fragend voran ...“ – ein neues Zeitungsprojekt, getragen von einem losen Netz unterschiedlichen Gruppen und Einzelpersonen, die sich mit der umfassenden Überwindung von Herrschaftsverhältnissen beschäftigen. Es will eine Anstiftung sein, sich nicht einzulassen auf die Verlockungen von Macht oder resigniert zu akzeptieren, dass es keine Ausbrüche aus dem heute Machbaren geben kann. Der Titel – dem Motto der zapatistischen Befreiungsbewegung angelehnt – ist eine Absage an abgeschlossene Theorien oder unhinterfragbaren Wahrheiten. Statt dessen hoffen die MacherInnen von „Fragend voran ...“ um einen offenen Diskussionsprozess, bei dem Streit, kritisches Hinterfragen und kontinuierliche Weiterentwicklung selbstverständlich sind.
Der Anspruch des Projektes ist hoch: Ziel ist eine die Verbindung von Widerstand und Vision, von Aktion und Utopie, von Theorie und Praxis. Utopische Entwürfe für eine andere Gesellschaft sollen mit Vorschlägen verbunden werden, wie Schritte zu diesen „möglichen Zukünften“ aussehen könnten. Aber auch praktische Tipps für konkrete Projekte und widerständige Aktionen sollen nicht zu kurz kommen.
Jedes Heft setzt sich aus einem konkreten Schwerpunkt, kurzen Rubriken zu verschiedenen Themenfeldern und einem „Newsticker“ zusammen. Die Hefte erscheinen unregelmäßig, pro Jahr sind mehrere Ausgaben sowie weitere Materialien geplant. Sie können einzeln bestellt, aber auch abonniert werden.


Die erste Ausgabe: Thema „Herrschaftsfrei wirtschaften“

Die Nullnummer beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Wirtschaft organisiert sein könnte, die weder auf Marktgesetze, Staat oder zentrale Planung setzt. Ein Teil davon sind konkret-utopische Überlegungen, wie ein herrschaftsfreies Wirtschaften aussehen könnte. Gleichzeitig werden erste Ansätze vorgestellt, welche erste Schritte in diese Richtung darstellen könnten – von freier Software bis zu Umsonstläden. Zugleich werden diese Ansätze selbst kritisch hinterfragt.
Kontakt zur Schwerpunkt-Redaktion der Nullnummer:  sfd2005@zw-jena.de


Die Ausblicke: Weitere Hefte in Planung

Das Projekt soll kein Selbstzweck sein – es steht und fällt mit dem Interesse von Menschen, die etwas damit vorhaben. Für das nächste Jahr sind bereits spannende Schwerpunkte angekündigt: Ernährung ohne Herrschaft, Psychiatriekritik, Horizontale Gesellschaft und Gesellschaft ohne Strafe. Weitere Schwerpunkte können jederzeit dazu kommen.


„Fragend voran ...“ als offene Plattform

Zwar hat jedes Heft einen klaren Schwerpunkt, aber insgesamt ist das Projekt offen. Menschen und Gruppen sind eingeladen, Texte zu verfassen, am Heft mitzuwirken oder selbst einen Schwerpunkt zu erarbeiten. Die Handelnden sind autonom. Es soll keine irgendwo sitzende Redaktion aus nicht greifbaren Personen, die entscheiden. Stattdessen sollen offene Strukturen und Plattformen entstehen, die vieles möglich machen. Da die Printausgabe nicht unendlich dick sein kann (das Problem trat schon bei der Nullnummer massiv auf), ist das Projekt gekoppelt mit vielen offenen Internetseiten (z.B. Wikis), wo Texte in voller Länge, auch nicht abgedruckte Texte und Diskussionsbeiträge dazu erscheinen. Für die Nullnummer findet sich eine Einstiegsseite mit vielen weiteren Links unter  http://coforum.de/index.php4?HeftProjekt.
„Fragend voran ...“ will damit auch ein weiteres Experiment horizontaler Kommunikation sein – auch wenn anfangs nur Annäherungen zu erwarten sind. Medien sind nämlich immer hierarchische, nicht-horizontale Kommunikationsformen, weil die Informationen zwischen Menschen über eine Ecke laufen, nämlich das Medium, bei dem sowohl EmpfängerInnen wie auch SenderInnen in der Regel gar nichts zu sagen haben. Zwar wird oft behauptet, Medien seien selbstverwaltet u.ä., aber das ist eine seltsame Analyse – ein Projekt ist nicht selbstverwaltet oder gar horizontal, wenn die Führung aus 10 statt 1 Person besteht. Bislang gibt es nur wenige Projekte, welche die Kommunizierenden zu denen machen, die auch das Projekt tragen. Indymedia geht in diese Richtung (und kann sich doch auch nicht dazu durchringen, auf die letztliche Kontrolle zu verzichten ...), einige andere Internetprojekte auch. Ganz selten werden auch Radiosendungen so organisiert, dass HörerInnen, SenderInnen und die Radiogruppe selbst horizontal, also praktisch nicht mehr unterscheidbar sind. Bei Printmedien gibt es das eher gar nicht, immer ist irgendwo eine Redaktionsgruppe, die ihr Projekt fest steuert – gerade in der deutschen Linken sind autoritäre Strukturen und Kontrolle ja ohnehin stark verbreitet und die „linken“ Medien die grausamste Form, wo es sichtbar wird.
„Fragend voran ...“ will ein Gegen-Experiment sein – und wie weit das Projekt über den Experimentierstatus hinauskommt, ist offen. Auf Erfahrungen kann kaum zurückgegriffen werden, sondern die müssen erst selbst gemacht werden.


Technische Hinweise, Kontakte und mehr

Die Nullnummer kann über die Projektwerkstatt (Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen, 06401-90328-3, Fax –5,  http://www.aktionsversand.de.vu,  versand@projektwerkstatt.de) sowie den Packpapier Verlag ( http://www.packpapier-verlag.de/) bezogen werden.
Alle Informationen zu „Fragend voran ...“ auf der Internetseite  http://www.fragend-voran.de.vu. Dort gibt es auch eine kleine Anzeige zum Download und Unterbringen in anderen Zeitungen, Rundbriefen ...


Rezension und Information

Für Vorstellungen der neuen Zeitung in anderen Medien kann das Heft als Rezensionsexemplar angefordert werden. Zudem finden sich weitere Informationen, das Titelbild und auch das gesamte Heft zum Download unter der Internetseite  http://www.fragend-voran.de.vu.


Weitere Veröffentlichungen

Neu erschienen sind in der Projektwerkstatt zudem der Direct-Action-Kalender 2006 mit vielen Tipps und Ideen für kreativen Straßenprotest ( http://www.projektwerkstatt.de/kalender), eine Broschüre zu Aktionsformen und sonstigen Tipps bei Gerichtsverfahren sowie ein Aktionsset zu Aktionen gegen Wahlen – passend zur aktuellen Bundestagswahl ( http://www.wahlquark.de.vu). Alle neuen Veröffentlichungen zu kreativem Widerstand sind über die Seite  http://www.aktionsversand.de.vu zu bekommen – viele sind dort auch downloadbar.
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Ergänzungen

super

Doctor Love 09.07.2005 - 14:50
super Idee, und ich finde auch, dass das auf die Startseite gehört. trotzdem frage ich mich nach den Indymedia veröffentlichungskriterien. wir hatten letzten Monat 2x versucht, einen Bericht über unser Projekt zu veröffentlichen und das kam nicht auf die Startseite. ich sehe den Unterschied nicht, was frustrierend ist, zumal Indymedia die einzige Plattform ist auf der die gesamte deutsche Linke angesprochen werden kann... verstehe ich echt nicht.  http://de.indymedia.org/2005/05/117864.shtml
und
 http://de.indymedia.org//2005/05/116653.shtml

Einer oder alle

schall & rauch 09.07.2005 - 16:15
Doctor Love, Du hast recht. Eigentlich sollten entweder alle oder keine Ankündigungen auf die Startseite. Hier sieht man, daß scheinbar verschiedene Mods verschieden entscheiden. Klar, ist ja auch oft nicht einfach. Ich selbst hätte Deinen Artikel auch gerne auf der Startseite gesehen. Aber immerhin war der in den Themenrubriken zu finden und so bin ich ja trotzdem drauf gestoßen.

das ist einfach nur werbung

... 09.07.2005 - 16:37

ein bericht ist das nicht, es ist die aufforderung eine broschüre und einen kalender zu kaufen. ich fände es sehr klar dass werbung nicht auf der startseite sein sollte. im gegensatz zum text von der schwarzen brücke, das war eine analyse die ein platz auf der startseite verdient hätte weil keine verkaufsabsicht dahinter stand.




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