Naziterror und Repression gegen Antifas

Ortsgruppe Potsdam der Rote Hilfe e.V. 08.07.2005 11:58 Themen: Antifa Repression
Dies ist der Versuch einer zusammenfassenden Darstellung der Ereignisse der letzten Wochen.
Versuch einer zusammenfassenden Darstellung

In der Nacht vom 18. zum 19. Juni kam es in der noch recht belebten Innenstadt Potsdams zu einem Vorfall, in dessen Folge ein stadtbekannter, junger Nazischläger stürzte und sich auch mehrere Schürfungen und Prellungen zuzog. Das Konstrukt der Staatsanwaltschaft, vertreten durch den einschlägig bekannten Hardliner Petersen, lautet „versuchter Mord“. Eine weitere Folge daraus sind fünf Haftbefehle gegen ebenfalls junge Menschen, die der linken Szene zuzuordnen wären. Die Betroffenen gehen damit unterschiedlich um, was zumindest teilweise in der Außervollzugsetzung von vier Haftbefehlen gegen Auflagen seine Ursächlichkeit oder auch sein Resultat hat.

Der junge Nazischläger wurde bereits am 20. Juni wieder tätlich gegen Andersdenkende.

Die bürgerliche Presse, allen voran die Märkische Allgemeine Zeitung (ein Ableger der erzkonservativen FAZ), stilisiert in der Öffentlichkeit einen zugespitzten Rechts-Links-Konflikt, bei dem vor allem die Gleichstellung von rechter Gewalt und linken Aktivitäten vordergründig ist. Diesen Tenor mitbestimmend, tut sich wieder mal der Brandenburger CDU-Generalsekretär Sven Petke hervor. Diese böswillige Vorverurteilung und Scharfmache, gerade in Zeiten des Wahlkampfes, und trotz zweier gegen ihn bereits anhänglicher Strafverfahren wegen Beleidigung eines Richters oder übler Nachrede gegen einen Potsdamer Imam, ist nahezu wortgleich mit Äußerungen von Neonazis.

Die Wahrheit über diesen Rechts-Links-Konflikt sieht nach nüchterner Analyse ganz anders aus. Die Potsdamer Anti-Antifa zuzüglich versprengter Reste der jüngst in Berlin verbotenen „freien Kameradschaft Tor“ haben die Potsdamer Innenstadt als Kampfeld entdeckt. Teils schwere Übergriffe gehen auf das Konto dieses Personenkreises. Obwohl die meisten dieser Attacken Polizei-, teils sogar Gerichtsnachspiele hatten, gibt es kaum eine Öffentlichkeit dazu. Als ein alternativ bewohntes Haus mit einem Brandsatz angegriffen wurde, ein Opfer zusammenschlagen ins Gleisbett gelegt wurde, zwei Personen von einer ca. 7m hohen Ebene geworfen werden sollten oder erst in der letzten Woche jemandem das Gesicht mit einer Falsche zerschnitten wurde, die vormals einer anderen Person auf dem Kopf zerschlagen worden war, ist seitens der Staatsgewalt kaum von versuchtem Mord die Rede gewesen. Entsprechend gering waren und sind bisher auch die Konsequenzen für die Nazitäter. Dieser, hier nur auszugsweise darstellbare Ereigniskette, steht obiger Vorfall vom 18./19. Juni gegenüber.

Sowohl der zuletzt genannte Überfall, der für die beiden Opfer einen stationären Krankenhausaufenthalt nach sich zog, als auch der Vorfall vom 18./19. Juni wurde von Richterin Schilling bearbeitet. Mindestens sie hat offensichtlich ein klares Bild davon, was „versuchter Mord“ ist. Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit ergingen Haftbefehle, die aber sofort mindestens teilweise außer Vollzug gesetzt wurden.

Angesichts dieses überdeutlichen Beurteilungsungleichgewichts und des quantitativen Unverhältnisses zwischen rechter Gewalt und linker Selbstverteidigung kann sich keine Gewaltenfrage stellen. Diejenigen wenigen Opportunisten, die in der jetzigen Situation die Gewaltfrage in die Diskussion heben, arbeiten auf unsolidarische Weise der Reaktion zu – mehr nicht!

Wir wissen, dass das überdeutliche Zweierleimaßnehmen des Staates in der Infragestellung der kapitalistischen Herrschaft durch Links begründet ist. Akzeptieren können wird es deshalb noch lange nicht. Die Repression zeigt deutlich, dass es nicht um diese eine Tat als solche geht, sondern vielmehr ein Anlass gesucht und gefunden wurde, gegen linke Zusammenhänge und Strukturen vorzugehen.

Die Angeklagten, auch wenn Sie nicht als homogene Gruppe auftreten, verdienen und bedürfen unserer ganzen Solidarität.

Gute Anwälte, Knastbetreuung, Prozessbegleitung und Soliarbeit kosten Geld.

Zeigen wir es dem Schweine-System! Wir sind noch da! Die Diskreditierungen werden ins Leere laufen. Zeigen wir den Angeklagten, sie sind nicht allein!

Solidarität hilft siegen.
Rote Hilfe e.V. OG Potsdam
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Nachschlag

Hans Schulz 08.07.2005 - 23:13
Von Übergriff, linken Tätern, Teli usw. zu schwafeln, arbeitet den Falschen zu.
Darüber sind sich leider zu wenige im Klaren.

Es ist einfach nur unsolidarisch.

Die verwendeten "Parolen" sind verständlicher und nachvollziehbarer als manch linksintellektuelle Gutmenschenpositionierung.

Was der RH-Artikel transportiert ist ersehbar.

Die Bürgerliche Mitte dieser Gesellschaft zu erreichen oder zu sensibilisieren war nicht beabsichtigt.

Zum Abschluss noch ganz deutlich:
Wegen einigen Schürfungen haben 5 Leute einen konstruierten versuchten Mord am Arsch. Das ist nix weiter als politische, reaktionäre Klassenjustiz. Währenddessen, und auch währenddessen sich viele Selbstdarsteller zu Statements aufgefordert sehen, prügeln Nazis (nicht nur in Potsdam) fast ungestört weiter und auch die Bullen schlafen nicht.

Solidarität – das ist alles. Diskutieren können wir später, wenn’s keinem mehr schadet.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 14 Kommentare

Also

ganz 08.07.2005 - 12:46
so wars ja nun auch nicht. Sagen wirs mal so, an den Haaren herbei gezogen sind die Vorwürfe nicht. Man kann also nicht sagen das ich Nazis die so ne Aktion (auf welche ich aus Solidaritätsgründen nich eingehe) starten, was anderes als ewigen Knast wünschen würde.

think difference

Kritik am Artikel

Kritiker 08.07.2005 - 12:52
Wenn Ihr auf Indymedia Artikel postet, dann bestimmt, weil Ihr eine bereitere Masse ansprechen möchtet, als nur Eure eigene Szene. In diesem Falle solltet Ihr Euch aber auf dumpfe Parolen verzichten. Das wirkt abschreckend und unseriös.

Kopfschüttel

Rainer 08.07.2005 - 15:12
"Zeigen wir es dem Schweine-System! Wir sind noch da! Die Diskreditierungen werden ins Leere laufen."


Leidet ihr unter Größenwahn?? Oder habe ich irgendwas verpasst?

Ohne die deutsche Rechtsauffassung zu verteidigen, ist eure "Kampfansage" einfach nur lächerlich, voraussehbar und deshalb durchschaubar. Damit helft ihr den Betroffenen in keinster Weise (oder könnt ihr schon einen Erfolg vorweisen?)! Eine sachlichere Darstellung ohne platte und abgetroschene Parolen würden viel mehr Leute sensibilisieren und den Betroffenen damit eher helfen.

Sicher könnt ihr (als RH)an den Geschehnissen nicht rütteln. Aber eine falsche Darstellung verschlimmert die Situation der Betroffenen. Dazu kommt noch, dass ihr euch selbst eure Glaubwürdigkeit nehmt (sie euch also gar nicht mehr nehmen lassen braucht vom "Schweine-System")und euch damit als Soligruppe überflüßig macht! Was DAS für Betroffene bedeutet, sollte euch von selbst einfallen...
Denkt mal bitte OHNE Prinzipienreiterei darüber nach!!

Wahrheitsverdrehung

Filo 08.07.2005 - 16:19
Hallo !

Kleines Feedback, so wie der Artikel geschrieben ist wirkt er selbst auf einen noch so verblendeten Mitläufer-Linken unglaubwürdig.

Schon im ersten Abschnitt wird von einem "Vorfall" geredet, in dessen Folge ein Nazi sich ein paar Schürfwunden zuzog. Was für ein Vorfall das war, darauf wird garnicht eingegangen, und jeder StiNo (Stinknormalo), der sich mal für eine Gegendarstellung der Mainstreammedien interessiert und auf diesen Artikel stösst, wird die Seite auch schleunigst wieder verlassen und nie wieder kehren. Ich bin daher stark dafür, dass der Artikel aus der Newswire gelöscht wird.

Ich muss davon ausgehen, dass hier bewusst die Wahrheit verdreht wurde.

MfG - Filo

Glaubwürdigkeit des Artikels

abc 08.07.2005 - 16:39
Es mag zwar wirklich keinen links-rechten Konflikt in Potsdam geben. Diese Tatsache würde ich Dir als bürgerlicher Leser nicht so recht abkaufen wollen. Weil ein "stadtbekannter, junger Nazischläger stürzte und sich auch mehrere Schürfungen und Prellungen zuzog", wird keiner inhaftiert. Entweder diesen Vorfall korrekt beschreiben oder ganz außen vor lassen. So wie jetzt, nimmt Dir das wohl keiner ab!

meine fresse...

jabjab 08.07.2005 - 17:07
... was soll denn dieser unsolidarische mist hier?

Der Nazi hat was mit nem Teleskopschlagstock abgekriegt und hatte eine ambulant behandelte (!) Platzwunde soweit ich weiss.

1. Hab selber shcon mit Schlagstock was abgekriegt (wie die meisten hier wohl) und weiss wie mies das ist.
2. Würde selber nur in bedingten Fällen wirklich mit ner waffe gegen nen Nazi vorgehen (z.B. wenn er selbst bewaffnet ist, eigene Unterzahl, etc.) und denke auch, das die angeklagten sich der kritik aussetzen müssen durch die verwendung eines unter das waffengesetz fallenden gegenstandes das STRAFTATKONSTRUKT (!) der StAw ungewollt verstärkt haben...

3. Aber das heisst noch lange nicht das es nicht prinzipiell wichtig, notwendig und GUT ist Nazischläger, Nazihools, EGAL anzugreifen, ihnen die räume zu nehmen und sie auch wegzuhauen...

4. und danke an die rotehilfe potsdam.

DIE GEFANGENEN SIND UNSERE KRONE UND WÜRDE!

miese Stimmungsmache

Schnabelwurst 08.07.2005 - 18:38
Für die ganzen "Kritiker" und Pseudo-Objektivisten noch einmal. Einer ganzen Reihe von Übergriffen von Rechten auf Linke, mit schweren Körperverletzungen und versuchten Morden (Flasche knapp über der Kehle durchs Gesicht ziehen, Personen aufs Gleisbett legen, mit Stiefeln gegen den Kopf treten, Versuch Personen von einer Plattform zu schmeißen), steht eine Platzwunde und ein paar Prellungen die sich ein Nazi durch hinfallen und wohl durch einen linken Teli zugezogen hat, nachdem dieser zuvor mit anderen Nazis Linke verprügelt hatte (is wohl nich schnell genug verschwunden, nachdem die Linken Verstärkung bekommen hatten). Trotzdem wurde von CDU und Presse erstmal kräftig gegen Linke und Vereine gehetzt die sich um die Opfer der Neonazi-Übergriffe kümmern. Die Kritiker hier schlagen in die gleich zynische Kerbe wie Polizei, Presse und nicht zuletzt Schönbohm, und dieser seltsame CDU-Generalsekretär, die aus eigenen Interessen ein Bild konstruieren, das mit der Realität in Potsdam soviel zu tun hat, wie die G8-Kritiker mit den Anschlägen in London. Hier sich auf einen Vorfall zu stürzen und darauf zu bestehen, das die Gewalt von Links aus geht und alles andere auszublenden, das meine Damen und Herren Kritiker nenne ich zynisch!

Ob sich die rote Hilfe Parolen hätte sparen können oder nicht, steht hier garnicht zur Debatte. Wichtig ist, dass die Situation so beschrieben in Potsdam leider gerade aktuell ist, und die Gefangenen unsere Solidarität brauchen.

ruhig Blut

viceversa 09.07.2005 - 03:23
immer mit der Ruhe hier wurde nichts verfahrensrelevantes erzählt, sondern nur Spekulationen wieder gegeben die in den Zeitungen standen. Prinzipiell ist es natürlich immer doof, wenn Leute anfangen rumzuspekulieren, aber hier ist ja nun wirklich nichts passiert.

achja
Solidarität mit allen von Repression betroffenen Antifas! Für die Freiheit, für das Leben!

Was soll das?

einer 09.07.2005 - 03:38
Zitat:
Fuck Indyposter
antihero 09.07.2005 00:58
Liebste Mods könnt ihr bitte unverzüglich Sachen löschen in denen einige Leute glauben zu wissen wie es war: "Mit Teli auf den Kopf...", das ist strafrechtlich relevant und kann den Angeklagten massiv schaden.

@indyposter-idiots: Denken! - Schreiben! - Denken! Werdet euch eurer Verantwortung mal bewusst. Ihr Mods übrigens auch, da ihr solchen Idioten hier das Forum gebt.
Zitat ende

Was soll das antihero? Ich habe in meinem Beitrag nicht behauptet zu wissen wie es abgelaufen ist, ich habe lediglich allgemein auf die Gefährlichkeit eines Schlagstocks higewiesen.

Nur weil meine Aussage nicht in dein Weltbild paßt, läßt du mich hier zensieren.

Auszug aus den Moderationskiterien:
ndymedia ist grundsätzlich offen für alle Meinungen, es sei denn sie haben sexistischen, rassistischen, antisemitischen u./o. faschistischen Inhalt.

Gegen welchen dieser Punkte hat mein Beitrag verstoßen ?

Von wegen offen für alle Meinungen. Schon klar, dass ihr nicht in der Lage seit euch an die Regeln des Staats zu halten, ihr schafft das ja noch nicht mal mit euren eigenen Regeln.

Scheiß Zensur.

@ einer

ich 09.07.2005 - 04:45
du machst falsche tatsachenbehauptungen, um leute zu belasten. ist grund genug. find ich.

@ ich

einer 09.07.2005 - 14:34
Mal Butter bei die Fische, welche falschen Tatsachen habe ich denn behauptet?

@einer

antihero 09.07.2005 - 15:54
Du belastest Linke in Strafrechtlich relevanter weise. Wenn du das immer noch nicht kapiert hast ist das Wort Idiot wahrscheinlich noch zu harmlos.

@antihero

einer 09.07.2005 - 17:42
Um jemanden in "strafrechtlicher Weise" belasten zu können müsste ich zum einen behauptet haben zu wissen wie es gelaufen ist, und zum anderen diese Äußerung auch noch gegenüber einer Behörde abgegeben haben.

Ich habe aber nur ganz allgemein meine Meinung gesagt.

Ich glaube du leidest ein wenig unter Verfolgungswahn.

.

einer 10.07.2005 - 16:30
Zitat Hans Schulz:
Was der RH-Artikel transportiert ist ersehbar.
Zitat ende:
Da stimme ich dir zu, Stimmungsmache gegen den Staat.

Berichte in anderen Medien sind für mich genausowenig überprüfbar wie dieser Beitrag, lassen aber den Mordverdacht nicht ganz so abwegig erscheinen.
z.B.
 http://www.taz.de/pt/2005/06/24/a0237.nf/text

Letztendlich beurteilen wird das ein Gericht nach Prüfung aller Aussagen und Beweise.

Hier aber den Vorfall durch das Weglassen von Informationen zu verharmlosen und das Handeln der Behörden als Willkür darzustellen ist nicht anderes als PROPAGANDA.

Wäre es andersherum gewesen und 5 "Nazis" hätten einen "Linken" geschlagen wärt ihr die Ersten gewesen, die Mordversuch geschriehen hätten.