Nazis stören Infoveranstaltung zu Wunsiedel

Steiph 01.07.2005 02:01 Themen: Antifa Antirassismus
Am heutigen Donnerstag, 30.06. fand in Kassel die erste von drei Infoveranstaltungen zum jährlich wiederkehrenden "Hess-Gedenkmarsch" in Wunsiedel statt. Veranstalter war unter anderem der DGB, im DGB-Haus Kassel sollte die Veranstaltung um 19.00 Uhr beginnen. Gewaltbereite Neonazis belagerten den Eingangsbereich und versuchten, die Veranstaltung zu verhindern.
Neonazis stören Informationsveranstaltung zu Wunsiedel in Kassel

Am heutigen Donnerstag, 30.06. fand in Kassel die erste von drei Infoveranstaltungen zum jährlich wiederkehrenden "Hess-Gedenkmarsch" in Wunsiedel statt. Veranstalter war unter anderem der DGB, im DGB-Haus Kassel sollte die Veranstaltung um 19.00 Uhr beginnen.

Als ich, etwas verspätet, um 19.10 den Weg zum DGB-Haus einschlug, sah ich gleich, daß die Personen, die dort vor dem Eingang warteten, keine Besucher der Veranstaltung sein konnten. Ein kahlgeschorener Schlägertyp und ein Neonazi mit klassischem Seitenscheitel, drei weitere Personen mit szenetypischer Kleidung und Haarschnitt machten sich vor dem Eingangsbereich des DGB-Hauses breit.

Bereits 10 Minuten vor sieben hatten die fünf Faschisten das DGB-Haus betreten und hatten nach dem "großen Saal" gefragt, dort sollte die Info-Veranstaltung stattfinden. Aufgrund kurzfristiger Änderungen hatte aber die IG-Metall diesen Raum für eine Sitzung bekommen. Die Störer betraten die Sitzung des DGB, nahmen Platz und steckten sich in aller Ruhe Zigaretten an.
Einige Minuten später wurde das Missverständnis klar, die Nazis wurden von der Referentin der Wunsiedel-Veranstaltung dann endlich sehr resolut nach draussen geschickt.

Vor der Tür des DGB endet das Hausrecht. Eben dort blieben die rechten Störer stehen. Zur Hilfe kamen die SAV, Mitarbeiter des DGB und zwei Genossen der PDS, sie und Besucher der Veranstaltung stellten sich dem kleinen Aufgebot. Die Stimmung wurde immer gereizter, die Polizei wurde gerufen. Ein Mitarbeiter des Freien Radios und freier Journalist machte von seinem Recht gebrauch, die Situation auch mit Fotos zu dokumentieren.

Die Besatzung des eintreffenden Streifenwagens fühlte sich überfordert und forderte Verstärkung an. Die Beamten sprachen kurz mit den 5 NeoNazis. Daraufhin wurde der Journalist festgenommen! Sein Presseausweis interessierte die Beamten nicht, den wollte man ihm sogar abnehmen. Er wurde zur Herausgabe der Bilder aufgefordert, festgenommen und zum Präsidium gebracht.
Er berichtete später, daß man ihm sogar vorwirft, einen Beamten verletzt zu haben. Ca. 15 Menschen sind Zeugen, daß es gegenüber der Polizei keinerlei Gewalt gegeben hat.
Die Polizisten verweigerten sich, Dienstnummer oder Name bekannt zu geben. Ihre Namensschilder trugen die Beamten beim Einsatz nicht.

Von den fünf Neonazis sind die beiden Wortführer namentlich bekannt. Der erste (Seitenscheitel, Bomberjacke) ist Markus Eckel, seit Jahren zentraler Aktivist der Kasseler Szene, der zweite (Glatze, kompakte Figur) hat Plakate und Parolen der "Deutschen Stimme" in seine Fenster in der Wilhelmshöher Alle gehängt. Beide sind als gewaltbereit einzustufen.
Gegenüber der Polizei spielten sie die Harmlosen und unschuldig Verdächtigten. Die Polizei sprach Platzverweise aus, drei der Faschisten mussten zur Feststellung der Personalien aufs Revier. Beim Anführer interessierten sich die Polizisten für sein t-shirt. Das braune Teil trug die Aufschrift, "Rudolf Heß - *** ".

Die Veranstaltung fand dann mit Verspätung statt. Ursprüngliches Ziel der Nazis dürfte gewesen sein, an der Veranstaltung teilzunehmen, Interessierte zu verschrecken und das Ganze so zur Auflösung zu zwingen. So bereits geschehen im Dezember 2004 in Friedrichsdorf-Köppern, eine Veranstaltung des Arbeitskreises Asyl und des DGB.
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Ergänzungen

berlin

fuck 01.07.2005 - 07:30
Haftverschonung für Linke
Nach dem Überfall auf einen rechtsgerichteten Mann in Potsdam vor zwei Wochen sind drei der vier Haftbefehle gegen die Schläger außer Kraft gesetzt worden. Eine Frau sei weiterhin in Untersuchungshaft, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam. Den Personen aus der linken Szene wird vorgeworfen, den Mann auf den Kopf geschlagen und getreten zu haben. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat im Zusammenhang mit einem Prozess steht, in dem es um den Überfall Rechtsradikaler auf das linke Jugendprojekt "Chamäleon" in der Neujahrsnacht 2003 ging. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke, forderte für den Fall, dass die inhaftierte Frau mit der "Chamäleon"-Vereinsvorsitzenden identisch sein sollte, deren sofortige Amtsenthebung. DPA

taz Berlin lokal Nr. 7704 vom 1.7.2005, Seite 22, 29 Zeilen (Agentur)

Materialien zu Wunsiedel

Antifa Freiburg 01.07.2005 - 10:05

Naja

Wessi-Antifa 01.07.2005 - 10:55
Die Nazis wurden ja immerhin rausgeworfen.

Interessanter ist, dass die Bullen keinen Spass verstehen, wenn Journalisten (!) Fotos machen, aber meistens mit "Verpiss Dich" antworten, wenn Mensch Anti-Antifa-Fotographen anzeigen möchte. Warum der Staat aber offensichtlich kein Interesse an einer breiten Mobilisierung gegen den größten NS-Aufmarsch Europas hat, da braucht es wohl eine tiefere Analyse des funktionalen Verhältnisses zwischen Staat und Neonazi-Banden.

die offizielle mobilisierungs-seite

Kieler Sprotte 01.07.2005 - 16:03

www.ns-verherrlichung-stoppen.tk

Beitrag zur tieferen Analyse

anticop 01.07.2005 - 21:42
... der Zusammenarbeit von "Sicherheitsbehörden" und Neonazis
nachzu lesen bei
www.jungewelt.de/2005/06-30/018.php

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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5? — abc

echt peinlich — kopfschüttler

@echt peinlich — Horst

frage — tsts