Live8: Orwellsche Propaganda zur G8

Proper Gander 29.06.2005 19:50 Themen: G8 Globalisierung Medien Repression Weltweit
Die Aufmerksamkeit der Medien während des G8-Gipfels wird sehr auf Bob Geldof´s PR-Event Live8 liegen, welches massiv von der britischen Regierung und der Wirtschaft gefördert wird. Auf die Frage, ob er Angst vor einer unfreundlichen Übernahme des Events durch Anarchisten habe, antwortete Geldofs Co-Organisator Midge Ure: "Eigentlich übernehmen wir eher das Event der Anarchisten."
In die Organisationsabläufe involviert ist unter anderem Freud Communications ( http://www.freudcommunications.com/), die PR-Firma des Blair-Freundes und Siegmund-Urenkel Matthew Freud. Freud war für Labours "Millenium Dome" Projekt zuständig und ist mit Rupert Murdochs Tochter Elisabeth verheiratet. Zur Hochzeit 2001 erschienen politische Großen wie z.B. der Labour-Spin-Doctor und jetziger EU-Handelskommissar Peter Mandelson  http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Mandelson

Werbekunden von Freud Communications sind unter anderem Popstars wie Britney Spears und Marken wie Pepsi, Nestlé, Nike, KFC, AOL... AOL soll Live8 weltweit ins Internet übertragen. Freud.com organisiert die Weltweite Satellitenübertragung. Ein weiterer Kunde von Freud ist das britische Central Office of Intelligence (COI), Nachfolgeorganisation des WW2-Informationsministeriums.  http://www.coi.gov.uk/aboutcoi.php Die Seite gibt dank des Freedom-of-Information-acts detailliert Auskunft über die Tätigkeitsfelder der Institution.

Einem Bericht der BBC zufolge möchte der britische Finanzminister Gordon Brown  http://de.wikipedia.org/wiki/Gordon_Brown an der Make Poverty History- Demo in Edinburgh teilnehmen. Aamar Anwar, menschenrechtsanwalt und Sprecher von G8 Alternatives, wirft Brown dafür Heuchelei vor. Mr.Brown und seine Freunde Tony Blair und George Bush wären genau "die Leute, die für Armut und Hunger in der Welt verantwortlich sind".

Mit der Unterstützung für Live8 will sich Labour den Rückhalt der eigenen Bevölkerung sichern. Ziel ist, die selbst generierte, kontrollierte Kritik sofort durch vergleichsweise geringe Schuldenerlässe für Afrika zum Verstummen zu bringen. Gleichzeitig wird so eine Bereitschaft erzeugt, Einschnitte zu tollerieren- die Steuermittel dienen ja dann dem guten Zweck. Die Wirtschaft fördert das Projekt gerne, da die "Hilfen für Afrika" an Strukturanpassungsprogramme und Marktöffnung nach WTO-Kriterien geknüpft sind- ein großer Teil der Gelder wird so wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf der G8-Staaten fliessen.

dazu: Das globale Freihandelssystem als neokoloniales
Kriegssystem  http://bug.webroot.ch/thema.php?artikel=glo1

Konkret bedeutet die Zusammenarbeit mit den zivilen Partnern, dass auf den Ablauf der Proteste großer Einfluss genommen werden kann. Das Organisationsbündnis Make Poverty History hat auf den Demonstrationen in Edinburgh das Hausrecht. Politisch ungenehme Gruppen können mitsamt ihrer Infostände des Ortes verwiesen werden. Übernachtungsmöglichkeiten für DemonstrantInnen werden nur in einem eingezäunten Areal am Stadrand zur Verfügung gestellt. Das Netzwerk Dissent! versucht seit Monaten, einen geeigneten Platz zu finden in dem man für die Zeit des Gipfels und der Proteste einen selbstorganisiereten Raum schaffen kann. Auch Dissent! ist nun gezwungen, Lager im Hunter´s Hall Park zu beziehen. Das Camp ist videoüberwacht und doppelt umzäunt. Auch Wachtürme für die Polizei wurden errichtet. dazu:  http://de.indymedia.org/2005/06/121785.shtml

Make Poverty History plant desweiteren eine Onlinedemo- Die Agentur "Agency Republic" hatte den Auftrag für das Projekt im Mai bei einem Wettbewerb der Financial Times gewonnen. Nach den Erfahrungen mit den Onlineprotesten gegen Lufthansa erscheint es -vorsichtig ausgedrückt- etwas krude, sich vorm demonstrieren bei G8rally.com mit der eigenen Emailadresse registrieren zu lassen.

Auch in Berlin wird ein großes Live8-Event geben, welches aber weder von der Regierung noch der deutschen Wirtschaft unterstützung erfährt  http://www.netzeitung.de/entertainment/music/345343.html Im Gegenteil, anscheinend werden dem Veranstalter gezielt Steine in den Weg gelegt:  http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1627961,00.html
Nur Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) scheint noch auf den fahrenden Zug aufgesprungen zu sein. Bei einer Pressekonferenz sagte sie, das Projekt könne "helfen, gegen die Armut vorzugehen und gerechte Welthandelsstrukturen voranzubringen". Die deutsche Zurükhaltung gegenüber dem Event könnte damit zusammenhängen, dass die hiesige Regierung zusammen mit Frankreich und Japan mehr Einfluss darauf haben möchte, wie das Geld ausgegeben wird. Diese Nationen zeigen sich auch beim Schuldenerlass.zurückhaltend. Dazu einige Links:

 http://www.welt.de/data/2005/06/09/729986.html und  http://www.c6-magazin.de/news/dritte_welt/000639.php und  http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Entwicklungspolitik/schulden-g8.html

Der erste „White Band Day“ am 2. Juli in Berlin + Deutschlandweite Aktionen: www.weltweite-aktion-gegen-armut.de Über die Webseite kann man sich auch die schicken weissen "Deine Stimme gegen Armut" Armbänder bestellen, die nach Informationen des Scotsman in chinesischen Sweatshops hergestellt werden.
 http://news.scotsman.com/uk.cfm?id=588782005
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Ergänzungen

inet

tagmata 29.06.2005 - 21:20
"Nach den Erfahrungen mit den Onlineprotesten gegen Lufthansa erscheint es -vorsichtig ausgedrückt- etwas krude, sich vorm demonstrieren bei G8rally.com mit der eigenen Emailadresse registrieren zu lassen."

Dem dürfte doch relativ einfach abhelfbar sein, indem mensch die Registrierung auf dem Weg nach E'burgh aus einem netten, nicht-kameraüberwachten Internetcafe vornimmt, wenn möglich in UK, und sich dazu einer nagelneuen, allein hierfür eingerichteten Mailadresse bedient? Mailadresse

Onlinedemo und Registrierung, AOL-Banner

Kritiker 30.06.2005 - 06:18
Eine Onlinedemo mit Registrierung der email Adresse? Da stellt sich doch eine ganz entscheidende Frage: Wozu brauchen die die Emailadressen?? Vielleicht um sie dann gewinnbringend weiterzuverkaufen? Ich rate jedem ab dort seine echte Mailadresse anzugeben.
(Nutzt den Anonymizer der TU-Dresden, wenn ihr annonym(er) sein wollt  http://anon.inf.tu-dresden.de/ .)

Bei der Live 8($) Seite ist nen AOL-Logo (Großkonzern, der z.B. seine online-Kunden brav für den großen Bruder überwacht.)
Ich trau keinem, der ein AOL-Logo auf seiner Seite hat, gehe aber wohl trotsdem zu dem Konzert in Berlin...

Btw: Make Poverty History ist auch kein "linkes Demobündnis", sondern ein Bündnis von anderen, meist Hilfsorganisationen.


Die Lektüre von G. Orwells "1984" gehöhrt zum Durchlaufen eines Schulsystems dazu, vorrausgesetzt man will Demokratie lehren.

Sie haben die Macht...

klare Botschaft 01.07.2005 - 22:23
Zitat von der Make Poverty Webseite:

With the UK hosting the G8 gathering of powerful world leaders in July as well as holding the presidency of the European Union (EU) for the second half of the year, our Government and particularly Gordon Brown and Tony Blair, will be influential players on the world stage - we must make sure they play their part.

They have the power and we can make them use it.

Die Propagandashow von Live 8 und Make Poverty History sagt uns vor allem eins: es sind die PolitikerInnen die handeln, und die Fussbevölkerung schreibt an Tony und Gerd, dass sie die Schulden erlassen sollen.


genau

whateva 02.07.2005 - 04:51
man benutze google und suche "tor +privoxy"

Idiot Wowereit

The Joker 03.07.2005 - 00:44
Klasse immerhin der Kommentar von Campino:
Idiot Wowereit (wegen der Platzwahl)

die kehrseite

Wurst, Hans 03.07.2005 - 03:10
wenn man auch mal die positiven schattenseite des ganzen show-gehabe anschaut, sieht man das die Bands das bekommen haben was sie erreichen wollten. Mariah Carray verkauft nun noch mehr Platten, an noch mehr Fans. Bob Geldorf und seine kleinen 20-Jahre revival Freunde bekommen nun auch mal endlich wieder ein wenig auf tasche und tony blair's g8- mannschaft hat wieder mal was zu tun ... und bekommt dafür sogar noch geld.

abgesehen davon waren die konzerte, der absoluten mainstream-acts alles in allem recht gut. Es hat viele auf andere Gedanken gebracht, sodass sich nun auch alle, wie mein konservativer Vater, 2 Tage mit dem Thema beschäftigen und heuchlerisch, halb-betend die Armut der dritten Welt betrauern.

somit:
make the capitalism history !!

Freudscher Versprecher...

... 03.07.2005 - 14:38
Passend zum Artikel hat sich die deutsche Moderatorin einen wirklich peinlichen Versprecher geleistet. Sie fand es sehr beindruckend, dass im Rahmen von Live8 weltweit so viele Menschen "gegen Afrika demonstrieren".

eMail-Adressen

jo 04.07.2005 - 03:23
Kritiker:
Die Angabe einer Email-Adresse macht aus verschiedenen Gründen Sinn. Zum Beispiel erhöht es die Qualität einer Online-Unterschriften-Aktion, wenn die Teilnehmer ihre Unterschrift "bestätigen" müssen. Zum Beispiel, in dem sie einen Link in einer Bestätigungsmail besuchen. Auf diese Weise fallen eine beachtliche Anzahl Jux- und Mehrfacheinträge raus, die der Glaubwürdigkeit nicht sonderlich förderlich sind.

Diese Bestätigung dient nicht zuletzt auch der Absicherung derer, die die Unterschriftenaktion veranstalten. Wir haben bei Odem.org z.B. wöchentlich mehrere Beschwerden von Leuten, die sich eingetragen und ihre Unterschrift bestätigt haben, nun aber aus irgendwelchen Gründen gelöscht werden wollen.

Standardmail: "Verdammte Sauerei, da hat mich jemand eingetragen, um mir zu schaden. Ich verklage euch!!!"

Standardantwort inzwischen: "Falls sie Inhaber der Adresse  X@Y.Z sind, von der die Unterschrift bestätigt wurde, sind wir im Falle einer Anzeige bereit ..." (Details hier:  http://odem.org/informationsfreiheit/datenschutz.de.html)

Was den "Verkauf von Adressen" betrifft: Wenn man Zweifel an der Integrität einer Initiative hat, und nicht einmal seine (bzw. eine) gültige Emailadresse nennen will, sollte man auch so konsequent sein, die Aktion gar nicht erst zu unterstützen. Ist zumindest meine Meinung.

Mmh, wollte Attac nicht sogar eine revolutionäre Online-Unterschriftenplattform mit Passbildern einrichten? Ah, bei Campact war das: "Anfang Juni ergänzten die Initiatoren die Plattform mit der Möglichkeit, über ein eingesandtes Foto "Gesicht zu zeigen gegen Softwarepatente"."

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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das bringt bob bestimmt auch keinen

guntwunt 01.07.2005 - 16:51
spaß sich mit diesen vampiren ablichten zu lassen. natürlich ist es ein mainstream event. trotzdem versucht er was gutes, peinlich ist eher, daß die stadt berlin nur einen scheißplatz rausgetan hat und kein deutsches unternehmen bisher sponsorn wollte. und das fernsehen hier wagt es statt dessen musikantenstadl oder sowas zu senden. ja gut aol hätte er nicht fragen sollen aber scheiß drauf.

@ guntwunt

ich 01.07.2005 - 17:37
na dann erkläre uns doch mal, was am neoliberalismus des bob geldorf so gut, beziehungsweise besser als am neoliberalismus eines g.schröder ist.