Köpenicker Blutwoche: Die Patermanns

VVN-BdA Berlin e. V. 21.06.2005 14:08 Themen: Antifa
Am 21. Juni 2005 jährt sich zum 72. Mal die Köpenicker Blutwoche. Am 22. April 2005 starb der letzte Überlebende des frühen NS-Terrors Willy Patermann im Alter von 104 Jahren, kurz darauf am 17. Mai 2005 seine Ehefrau Lina. Beide standen bereits während der Verfolgung durch die SA-Schläger 1933 untrennbar zusammen...
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Ergänzungen

na da hat wohl jemand den text vergessen

ergänzer 21.06.2005 - 14:34
Am 21. Juni 2005 jährt sich zum 72. Mal die Köpenicker Blutwoche. Am 22. April 2005 starb der letzte Überlebende des frühen NS-Terrors Willy Patermann im Alter von 104 Jahren, kurz darauf am 17. Mai 2005 seine Ehefrau Lina. Beide standen bereits während der Verfolgung durch die SA-Schläger 1933 untrennbar zusammen.

Am 20. September 1900 wurde Willy Patermann geboren. In fünf Gesellschaftssystemen machte er sich immer seine eigenen Gedanken, für die er auch mutig eingetreten ist. Bereits in der Weimarer Zeit spürte er die Ungerechtigkeit, als junger Schreiner war er oft arbeitslos. In Köpenick Nord, in der neu gebauten Siedlung hinter dem Bahnhof lebten damals viele bekannte Arbeiterfunktionäre zu denen Willy Kontakt hatte, darunter besonders zu den Kilians und Kasslers. Er passte auch auf die Kinder auf, wenn die Eltern ihren Abgeordnetenpflichten und anderer abendlicher politischer Arbeit nachgingen.

Willy wollte nicht nur Beobachter sein, so schloss er sich dem Kommunistischen Jugendverband an. Gegen die immer frecher werdenden Nazis druckten und verteilten sie Flugblätter. Später wurde der Abziehapparat im Garten der Eltern im Erpetal vergraben. Hier gab es viele Gleichgesinnte, und man war vor Verrat sicher.

Doch bald hatten er und seine Lina, eine junge Kindergärtnerin, die er in der Ende der 1920er Jahre kennenlernte, schwere Bewährungsproben zu bestehen. Unmittelbar nach Machtantritt der Nazis inszenierte die Köpenicker SA, unterstützt von Charlottenburgern, den Terror gegen die politische Opposition - die in die Geschichte eingegangene "Köpenicker Blutwoche". Nazi-Gegner wurden in die SA-Schlägerlokale geschleppt und furchtbar misshandelt. 25 Menschen wurden ermordet oder starben an den Folgen der Misshandlungen.

Willy Patermann wurde am 21. Juni 1933 mit einem Motorrad in die "Jägerklause" in der Puchanstraße, dann mit einem Lieferwagen ins Lokal "Seidler" nach Uhlenhorst gebracht. Direkt nach dem SPD-Reichstagsabgeordneten Johannes Stelling wurde er verhört. Er erinnert sich: "Im Laufe des Verhörs wurde ich über den Tisch gezogen und schwer zusammengeschlagen. Durch Schläge ins Gesicht zerplatzte mir ein Trommelfell."

Bei einer Haussuchung in seinem Zimmer hatten die SA-Leute auch mitgenommen, was Lina gehörte, so eine Geldbörse mit Essengeld ihrer Kindergartenkinder. Lina ging zu den SA-Leuten und forderte sie zurück. Ein SA-Mann beschimpfte sie, wie sie sich als Kindergärtnerin "mit so einem einlassen" kann! Dann bekam sie die Geldbörse - leer!

Willy kam am nächsten Tag frei. Aber mit dem zerschundenen Gesicht konnte er sich nicht sehen lassen. So zog er mit Lina immer nachts zu Fuß in ein Dorf nahe der Oder zu Verwandten bis alles abgeheilt war.

Es folgten wieder Jahre der Arbeitslosigkeit. Als er endlich eine Stelle hatte, heirateten Willy und Lina 1936. Bald musste Willy in den Krieg, Lina wurde mit den Kindern nach Ostpreußen, Schlesien und Thüringen evakuiert.

1947 kehrte Willy aus britischer Gefangenschaft zurück und arbeitete einige Zeit als Erzieher. Die verschiedensten Arbeiten hat er in seinem langen Leben ausgeführt, so auch in der Sowjetischen Botschaft. Am meisten hatte es ihm die Funk -und Fernsehtechnik angetan. Lina hat ein langes Berufsleben als Kindergärtnerin gearbeitet, ihr besonderes Interesse galt dem Sport. Bis ins hohe Alter gehörte Gymnastik bei der Arbeit mit den Kindern zum eigenen Tagesprogramm.

Die Patermanns lebten stets bescheiden, freuten sich am Heranwachsen der Kinder, Enkel und Urenkel, an der Natur, an Büchern, Theater und kulturellen Veranstaltungen. Auch politisch blieben sie aktiv. Sie wirkten beide im Bund der Antifaschisten Köpenick e. V. - immer in der Sorge und Hoffnung, dass sich kriegerische Auseinandersetzungen nicht wiederholen mögen.

Willy führte lange noch selbst den kleinen Haushalt in der Oettingstraße, feierte den 100. Geburtstag dann doch mit Lina im Pflegeheim "Daniel Vergara" in der Salvador-Allende-Straße.

Die VVN-BdA Berlin e. V. wird Willy und Lina ein bleibendes, achtungsvolles Andenken bewahren.

Unsere Helden? helden für nachwuchs antifas?

Red 22.06.2005 - 21:45
hm es gab ein paar helden....
unter uns...

von den wusste ich leider nix ( komm auch nich aus bärlin ) wenn ich diesen bericht so durchlesen kann ich nur den hut ziehen vor beiden!
un muss sagen sind wirklich helden was er alles durch gemacht hat respekt!
ja ähm weis nich so recht was ich noch schreiben soll....
... Rest in Peace ...

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