clips: studentenprotest in köln, 17.6.

studi-k 18.06.2005 20:46 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Zwei kurze Schwenks über die Studidemo in Köln gestern
Gestern fand ab 14 Uhr in Köln eine Spontandemo, hauptsächlich von Studierenden der Philosophischen Fakultät und der Fachbereiche Biologie, Erziehungswissenschaften und Heilpädagogik, statt. Von der Uni ging es über Zülpicher Straße, Ringe, Neumarkt zum Rathaus. Der Grund war, daß OB Fritz Schramma (CDU) den protestierenden Studis, die momentan versuchen, durch Zusammengehen mit anderen von den anstehenden Verschlimmerungen betroffenen Gruppen - zunächst hauptsächlich aus dem Bildungsbereich, wie SchülerInnen und PädagogInnen - den Protesten mehr Nachdruck zu verleihen, vorwarf, sie würden die Schüler verunsichern. Nach Schrammas Logik ist politisches Engagement also eine Störung des geregelten Ablaufs und damit schlecht. Erwartungsgemäß war der OB zu feige, sich der Kritik zu stellen. Eine Gruppe begab sich zu dem Hotel, wo die Mannschaften für den Confederation Cup untergebracht sind, da sich dort eine Menge Kamerateams etc aufhielten. Nachdem die Protestierenden von der Polizei abgedrängt worden waren, gingen einige noch zum Neumarkt, wo eine 'öffentliche Studienbibliothek' aufgebaut worden war (ca. 200 TeilnehmerInnen), oder zu anderen Aktionen, wie einem öffentlichen Schwedischkurs in der Straßenbahn. Die Resonanz der Bevölkerung war durchgängig positiv.

Zu Teilnehmerzahlen kann ich nichts Exaktes sagen, ein paar hundert werden es wohl gewesen sein (die Presse sagt 500, das dürfte wohl die Polizeischätzung sein); momentan sind die Proteste zahlenmäßig nicht so prickelnd, aber sehr engagiert: in dieser Woche war fast jeden Tag eine Demo, und täglich fanden Aktionen auf dem Campus statt. Nächste Woche geht es weiter, z.B. am Montag mit einer ganztägigen öffentlichen Vorlesungsreihe zu sozialen Themen an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, Dienstag einer Blutspendeaktion ('Bluten für die Bildung'), Mittwoch der Demo in Bonn und Donnerstag der NRW-weiten in Essen.

Möglicherweise ist die (noch?) relativ geringe Beteiligung gar nicht so schlecht: Ideal wäre es, wenn im Vorfeld der Bundestagswahl mehr Menschen auf die Straße gingen oder anderweitig ihren Forderungen Nachdruck verleihen würden. Ein solcher 'Protestmarathon' über mehrere Monate (inklusive der Semesterferien ab August) kann erfahrungsgemäß nicht von Studis mit voller Kraft durchgehalten werden. Insofern ist es vielleicht besser, wenn die studentischen Proteste nicht wie bisher sich in 2, 3 Wochen reger Beteiligung erschöpfen, um anschließend auseinanderzubrechen.
Es fällt auch auf, daß der Schwerpunkt diesmal weniger auf Massenveranstaltungen auf dem Campus liegt, sondern vielmehr auf Aktionen, mit denen gezielt an die Bevölkerung herangetreten wird. Eine optimale Herangehensweise, um aus der Tatsache, daß die Studis selbst dem Thema zu erschreckend großen Teilen mit einem hohen Maß an Ignoranz begegnen, dennoch das Beste zu machen: Protestformen, die nicht so viel 'Personal' benötigen, aber sehr viel sichtbarer sind.
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