Kaffeefahrt mal anders

egal 13.06.2005 20:54 Themen: Biopolitik Ökologie
Am Sonntag gab es eine Busfahrt zu drei Brandenburger Genmaisfeldern.
Lamadecken und Kochtöpfe, die selbst kochen, gab es leider nicht für die TeilnehmerInnen der Busfahrt des Barnimer Aktionsbündnis gegen Gentechnik. Dafür gab es Felder zu bestaunen, auf denen im April gentechnisch veränderter Mais ausgebracht wurde.

Seit diesem Jahr dürfen erstmals gentechnisch veränderte Pflanzen kommerziell in der BRD angebaut werden. Hierbei handelt es sich bisher um den Genmais BT810 der Firma Monsanto. Dieser Mais bildet ein Gift, dass den Maiszünsler, einen Maisschädling, tötet.

Die Bedenken gegen diesen Anbau richten sich zunächst gegen die "gefährlicheh Nebenwirkungen": sowohl Tiere wie andere Pflanzen können unkalkulierbar betroffen sein, "Sicherheitsstudien" bestärken eher Unsicherheiten. Außerdem: es existieren weniger gefährliche Methoden, den Futtermais zu schützen.

In Brandenburg wird ca. 1/3 der Gesamtanbaumenge von Genmais angebaut. Grund genug für uns, das mal genauer anzuschauen. Mit 35 Leuten war der Bus gut gefüllt, als er gegen 12.00 Uhr am Ostbahnhof los fuhr.

Erste Station war Hohenstein. Hier wird der Genmais innerhalb des Vogelschutzgebietes Märkische-Schweiz angebaut. Befürchtungen bestehen, dass das BT-Gift über Insekten auch die Vögel schädigt. Starke Proteste und die Ablehnung vor Ort hielten Bauer Piprek nicht davon ab, trotzdem auszusähen.

Nach einem kurzen Stop ging es weiter nach Neuranft, wo die Agrarprodukte Altreetz e.G trotz mehrmaligen bekunden keinen Genmais aus zu säen, doch Genmais anbaut. Auch hier soll die ständige Anreicherung des BT-Giftes im Boden angeblich kein Problem sein. Die Maispflanze produziert selbstständig in ihrem ganzen Leben das Gift, welches den Maiszünsler töten soll.

Danach ging es zu Kaffe und Kuchen in den Landgasthof Wilhelmsaue. Hier erwarteten uns nicht die oben erwähnten Decken und Töpfe, sondern Bürger, die sich über die Polizeipräsenz an bestimmten Feldern wunderten. Wir nutzten den Stopp, um sie aufzuklären, was da bewacht wird.

Letzten Station für heute war Neutrebbin. Hier ist die TIBO Landwirtschafts GmbH Neutrebbin dafür verantwortlich, dass der Genmais im Boden ist. Genmais ist äußerlich von konventionellen Mais nicht zu unterscheiden. Um nachzuweisen, das es sich um Genmais handelt, kann man einen Schnelltest machen, der vor Ort vorgeführt wurde. Unsere Anwesenheit wurde argwöhnisch durch Verantwortliche der TIBO beeugt.

Bleibt festzuhalten:
Wetter war solala, die Äcker sind scheiße groß, wir sind gesehen worden, Widerstand kann Spaß machen

Fotos und Video demnächst hier
 http://www.dosto.de/gengruppe/
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Ergänzungen

Genfelder abernten

Gentechnickgegener 13.06.2005 - 21:50
Am 31.7. werden Genfelder in dieser Republik abgeerntet!
Macht mit, je mehr wir sind, desto erfolgereicher werden wir sein!
 http://www.gendreck-weg.de/

eigentlich ist bt-toxin ja sauber, aber...

tagmata 13.06.2005 - 22:36
...der teufel steckt im detail:
bt, nach dem ursprünglichen produzenten bacillus thuringiensis, ist ein natürliches insektengift: die bakterien lassen sich von insektenlarven fressen und produzieren das toxin, das den darm der larven auflöst, und in der entstehenden kadaverpampe vermehren sich die bazillen prächtig. es gibt unzählige bt-stämme, die jeweis eine auswahl bestimmter insektenarten parasitieren (zb einer geht auf moskitos etc).
bio(nicht gen-)technisch hergestelltes bt-toxin aus industriellen bakterienkulturen wird gerne als umweltverträgliches, da leicht abbaubares und spezifisches, mittel zur malariabekämpfung eingesetzt.
das toxin ist ein protein; damit ist es leicht möglich, das zuständige gen zu isolieren und in pflanzen einzubauen. das problem ist posttranslationale modifikation: ein rohprotein wird im organismus erst mal noch zurechtgeschnitten, ein bißchen chemisch modifiziert und in die richtige form gebracht. das funktioniert in pflanzen aber völlig anders as in bakterien. konkret gesagt, bedeutet das, daß bt-transgene pflanzen zwar das toxin produzieren, aber in einer form, die einen großteil der spezifität verloren hat und einfach nur als breitbandinsektizid fungiert. wäre das die einzige änderung und würde das zeug nur in der pflanze bleiben, wären die ökologischen konsequenzen nicht so hoch; aber offenbar ist das von transgenen pflanzen erzeugte toxin schlechter abbaubar, so daß nützliche insekten, die sterbende maiszünsler etc fressen, ebenfalls vergiftet werden; auch eine schädigung höherer organismen kann nicht ausgeschlossen werden. akut toxisch ist das für menschen wahrscheinlich nicht (die aufgenommene menge ist zu gering, gerade beim mais; bei soja sieht das vielleicht etwas anders aus), aber dafür besteht das potenzial einer allergischen reaktion.

erst in den letzten jahren wurden wissenschaftliche erkenntnisse gewonnen, die es auf längere sicht erlauben werden, genetische prozesse korrekt zu verstehen. war halt scheiße, als das menschliche genom durchsequenziert war und irgendwie war's doch nicht so der megadurchbruch. die weitaus wichtigeren sachen (nämlich das 'betriebssystem') liegen, das ahnt man mittlerweile, nicht in, sondern zwischen den genen, und wichtiger als die bloße sequenz (um die es bei transgenen organismen geht) ist die nachbearbeitung der rohproteine.

aktuelle studien legen nahe ('nature', letzte oder vorletzte woche, und im british medical journal war glaub ich auch eine vor ein paar monaten), daß in ca. jeder 4. wissenschaftliche studie, wenn nicht öfter, seitens der drittmittelgeber (in wirtschaftskreisen auch 'sponsoren' genannt) erfolgreich druck ausgeübt wird, forschungsergebnisse in ihrem sinne zu schönen. komisch, daß wenns um staatliche/gesellschaftliche restriktionen geht, immer nur groß von forschungsfreiheit getönt wird, aber branchenintern, obwohl *diese* art der unfreien wissenschaft allgemein bekannt ist, darüber stillgeschwiegen wird. wes brot ich eß, des arsch ich schleck...