VS-Anwerbeversuch bei Bonn

Fast Angeworbene 11.06.2005 13:00
Anwerbeversuch durch den Verfassungsschutz in der Nähe von Bonn –
VS beginnt, sich intensiver für Antideutsche zu interessieren
Anwerbeversuch durch den Verfassungsschutz in der Nähe von Bonn –
VS beginnt, sich intensiver für Antideutsche zu interessieren

Am Freitag, den 20. Mai 2005 ging ich gegen 13:00 von der Bahnhaltestelle nach Hause. Ich benutzte wie gewohnt nicht den normalen Weg entlang der Straße, sondern einen etwas kürzeren Schleichweg. Nach ein paar hundert Metern kamen zwei mir unbekannte Männer auf mich zu, sprachen mich mit meinem Namen an, hielten kurz Ausweise in die Luft und fragten freundlich, ob ich Zeit für ein kurzes Gespräch hätte. Sie erzählten mir zuerst, dass ich ja seit Jahren politisch aktiv sei und gaben Details aus meiner Polizeiakte zum Besten.

Dann kamen sie aber zum Thema – ihre Einschätzung meiner Person als Antideutscher – und erzählten mir, was sie über die Antideutschen wissen. Das waren alles wenig spektakuläre Fakten, vielmehr ziemlich genau das, was auch in den letzten NRW-Verfassungsschutzberichten zu lesen ist. Sie sagten dann, dass die Antideutschen von besonderem Interesse für den VS sind: Zum einen sind sie eine der wenigen wachsenden Bewegungen innerhalb der Linken, zum anderen haben sie trotz ihrer zahlenmäßigen Marginalität einen so immensen Einfluss auf die Linke, dass sich wegen von Antideutschen aufgeworfenen Fragen Gruppen spalten, auflösen oder neu formieren. Der Staat müsse natürlich über solche Entwicklungen auf dem Laufenden sein und zudem Gruppen auf ihre Verfassungsfeindlichkeit prüfen lassen.

Die beiden waren schätzungsweise Mitte bis Ende dreißig und leger gekleidet. Der eine, etwas größere, der sich mir als Herr Ehrlich vorstellte, war von sportlicher Statur und hatte sehr kurze, wahrscheinlich blonde Haare. Der andere, der sich mir als Herr Kachel vorstellte, war etwas kleiner, sah weniger sportlich aus und hatte dunkle, mittellange Haare und einen Scheitel.

Das besondere an diesem Ereignis ist, dass nach meinem Kenntnisstand zum ersten Mal überhaupt eine Person aus dem antideutschen Umfeld vom Verfassungsschutz angesprochen wurde. Das Wissen, das sie über die Antideutschen preisgaben, bestand eher aus Basics. Die Tatsache allerdings, dass sie mich zu dieser Zeit an diesem Ort abfingen, deutet jedoch zum einen darauf hin, dass sie ein wenige Stunden zuvor geführtes Telefonat abgehört haben, in dem ich angekündigt hatte, bald nach Hause zu fahren. Zum anderen müssen sie mich zuvor bereits observiert haben, um meinen Heimweg zu kennen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass das hier nicht so etwas wie linke Paranoia oder Wichtigtuerei sein soll. Bis zu diesem Zwischenfall war auch meine Kommunikation per Mail und Telefon alles andere als konspirativ, gerade weil ich meine Aktivitäten für recht unspektakulär halte. Die Zusammenhänge, in denen ich aktiv bin, machen ausnahmslos nichts strafrechtlich Relevantes. Mehr als Demos, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen ist bis dato nicht passiert. Das ist jedoch für den VS nicht ausschlaggebend. Der will sich ein Bild der als verfassungsfeindlich eingestuften Teile des linken Spektrums und von dem, was er für dazugehörig hält, machen – und dafür sammelt er halt, was er bekommen kann. Ich denke, dass sollte ihm nicht allzu einfach gemacht werden.

Daher der dringende Appell:
· Verschlüsselt Eure Emails, selbst wenn ihr nur einen neuen Termin für Euren Kapital-Lesekreis diskutiert! (Hier gibt es GPG, eine gute Open-Source-Alternative zu PGP, inkl. grafischer Oberfläche und Installationsanleitung: www.equipmente.de/viewtopic.php?t=433#864. Mehr Infos zu GPG: www.gnupg.org)
· Seid vorsichtig am Telefon, nennt keine Namen und verabredet Euch möglichst nur verschlüsselt per Mail, egal zu welchem Anlass!
· Schaltet bei Treffen Eure Mobiltelefone aus und legt sie in einen Nebenraum (Infos zum Abhören von Telefonen: www.ammering.org/telefon.htm)!
· Werdet Ihr vom Verfassungsschutz angesprochen, beendet sofort das Gespräch!
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Ergänzungen

Vs Interessiert sich

mensch08 11.06.2005 - 17:51
Natürlich interessiert sich der VS bzw. der Staat für die Antideutschen.

Hier hat er doch ein perfektes Instrumentarium zum Zersetzen und unterwandern des emanzipatorischen Widerstandes.
Wenn es die Antideutschen nicht gebe müßte der VS sie erfinden.

und zum dritten

tagmata 11.06.2005 - 18:16
"Zum einen sind sie eine der wenigen wachsenden Bewegungen innerhalb der Linken"

sagten die VSler. Würd mich interessieren, auf welche Informationen sie sich da stützen. Einfach zurückweisen läßt sich das nicht, immerhin hat der VS ein, wenn auch grobkörniges und verzerrtes, Bild vom Gesamtzusammenhang, das sich uns local yokels nicht so erschließt.

Würd mich auch interessieren, was nach Ansicht des VS die anderen "wachsenden Bewegungen" sind. Die Antifa jedenfalls nicht. Noch nicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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