R(h)einmetall raus aus der Uni Bremen

Bremer Studierender 09.06.2005 15:26 Themen: Bildung Militarismus
Heute fand in der Glashalle der Universität Bremen die so genannte Praxisbörse statt, die nach dem Wunsch der Universitätsleitung "die Wirtschaft und die Studierenden zusammen" bringen sollte. Mit einem eigenen Messestand vertreten war auch der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall AG. Nach anhaltendem Protest von Studierenden beschlossen die Rheinmetall-Mitarbeiter jedoch, ihren Stand abzubauen und sich von der ganztägigen Veranstaltung zu verabschieden. Die Studierenden skandierten Parolen, wie "Deutsche Waffen, deutsches Geld schaffen Arbeit in der Welt".
Zuvor ist der Stand minutenlang mit kleinen, weichen und harmlosen Papierkügelchen beworfen worden. Eine Mitarbeitern von Rheinmetall fühlte sich lediglich bedrängt, nachdem sie auf einem Flugblatt die Aufforderung "Bildet euch - bildet andere - bildet Banden - bildet Widerstand" gelesen hatte. Nun wisse sie nicht mehr, was sie an der Uni zu erwarten habe.

"Wir sind nicht bereit, unkritisch die Präsenz von Unternehmen an der Universität hinzunehmen, die ihre Profite mit dem Elend und dem Tod unzähliger Menschen erwirtschaften!", so die Bremer Studierende Charlotte Helbrecht. "In einer Situation, in der die Studienbedingungen ständig verschlechtert werden und der Druck auf die Studierenden massiv verstärkt wird, halten wir eine derartige von der Uni-Leitung initiierte Jubelveranstaltung mit Bremer Unternehmen schlicht für zynisch. Wir bedrohen hier keine Menschen, das macht Rheinmetall mit seinen Produkten weltweit. Diese Aktion richtet sich aber zugleich gegen die Universitätsleitung, die Rheinmetall diesen Auftritt gegen Geld ermöglicht hat."

Darüber hinaus fanden in regelmäßigen Abständen als Jubeldemos deklarierte Aktionen statt, an denen sich spontan bis zu 50 Studierende beteiligten. Ein Flugblatt und Bilder zu den Aktionen sind in Kürze unter www.nixbildungsabbau.de verfügbar.

Der AStA der Universität Bremen stellt sich hinter die an der Aktion beteiligten Studierenden und kritisiert gleichzeitig die mittlerweile gängige Praxis, dass Ehrendoktortitel an Angehörige von Rüstungsunternehmen vergeben werden.
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Ergänzungen

Bild vom intakten Rheinmetallstand

Wilfried Müller 09.06.2005 - 17:58
nur noch mal ein kleiner Eindruck, wie der Stand vorher aussah. Man beachte was dort als "unsere Produkte" angepriesen wird!

für freie menschen?

mn 09.06.2005 - 21:48
oben rechts auf dem zwoten bild befindet sich eine art transi. "...für freie Menschen..". gehört das zu euch?

Das Transpi

... 10.06.2005 - 01:01
"Freie Bildung für freie Menschen" hängt dauerhaft in der Bremer Uni-Glashalle...

Wie schön!

A 10.06.2005 - 09:53
Als Informatik-Absolvent und Neu-Bremer kam ich gestern zur Praxisbörse, um mir Firmen aus der Region anzusehen - mit wenig Begeisterung, weil ich im wesentlichen die übliche PR-Schaumschlägerei erwartete und mir die "Selbstvermarktung" um an einen Job zu kommen ohnehin mächtig gegen den Strich geht...

Aber! Was sehe ich als erstes, als ich die Halle betrete? Ein riesiges Transpi "Freie Bildung für freie Menschen", schwarz-roter Stern daneben. Wie schön, denke ich, es gibt doch noch denkende Menschen.

Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da registriert mein Ohr Sprechchöre "Rheinmetall raus!" und "Deutsche Waffen, deutsches Geld...". Mal den Weg durch die Menge gebahnt, was sehen meine ungläubigen Augen? Genervte Rheinmetall-MitarbeiterInnen, die unter dem Jubel der Protestierenden ihre Sachen aus dem Papiermüll (wo wohl vorher der Stand war) fischen und die Segel streichen. Da lacht das antimilitaristische Herz!

Die Präsenz des Mordkonzerns Rheinmetall war mir bereits vorab bei der Lektüre der AusstellerInnen übel aufgestoßen. Allerdings hätte ich nicht im Traum damit gerechnet, dass sich ernstzunehmender studentischer Widerstand dagegen regen würde - und erfolgreicher noch dazu!

Liebe leute, die ihr an dieser Aktion beteiligt wart: vieltausendfachen Dank dafür und herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Rausschmiss der SchreibtischtäterInnen aus der Uni. You made my day!!! :)

Ehrendoktortitel

mein Name 11.06.2005 - 15:15
Zunächst ein paar Kommentar zur der Aktion an sich:

- Warum habt ihr auf den Fotos die Gesichter unkenntlich gemacht? Stehen die Beteiligten nicht zu ihrem Tun?
- Mit der Aktion wurde sicher nicht nur der Rheinmetall der Tag versaut sondern auch allen anderen Firmen und den Interessierten, die sich informieren wollten. Schade drum.

Nun zum Inhalt:

Zitat: "Der AStA der Universität Bremen [...] kritisiert gleichzeitig die mittlerweile gängige Praxis, dass Ehrendoktortitel an Angehörige von Rüstungsunternehmen vergeben werden."

Ehrendoktortitel werden (meines Wissens nach) für herausragende wissenschaftliche Leistungen vergeben.

Zum Beispiel erhielt im Februar 2005 Dr. Jochen Franzen die Ehrendoktorwürde vom FB2, seines Zeichens Geschäftsführer der Bruker Daltonic GmbH. Eine Abteilung des Unternehmens entwickelt Massenspektrometer zur Detektion von Giftgasen im Kriegseinsatz. Dies veranlasste Studierende sich über die Ehrendoktorwürde aufzuregen, weil -> Rüstungsfirma. Aber: Dr. Franzen ist seit den 70er Jahren weltweit einer der führenden Entwickler von Massenspektrometern, die übrigens keine Waffen sing. Ganz im Gegenteil, sie werden in der chemischen Analytik eingesetzt um auf einfachem Wege Informationen über Substanzen zu erhalten. Den Ehrendoktortitel erhielt er dabei nicht nur für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen sondern auch für seine jahrzehntelange Unterstützung des Fachbereichs und der Absolventen.

Fazit: Die Ehrendoktorwürde wird immernoch für wissenschaftliche Leistungen verliehen. Wo die Leute arbeiten, ist dabei hinreichend irrelevant.

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tolle aktion — unwichtig