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yorck59: warum war der widerstand so kläglich

bilanzer 08.06.2005 11:30
nach den vielen unterstützungsaktion, solidaritätsbekungungen usw. erschien es doch ein wenig kläglich, das es nur ein paar hundert leute waren, die am montagmorgen die räumung "verhindern" wollten. da konnte auch 600 "symbolische" einzüge nichts daran ändern.
Und auch nicht die pappschilder, die weltweit irgendwo in die luft vor digitalkameras gehalten wurden. Warum schafften es am Abend 2500 leute zu demonstrieren und am morgen nicht? War es das klassische linke Phänomen etwas verhindern zu wollen, was längst beschlossen oder passiert ist?

meiner meinung nach gingen die bewohner der yorck von falschen vorraussetzungen aus, als sie in verhandlungen über verbleib in der yorck oder den umzug in ein ersatzobjekt stritten.

Die kräfteverhältnisse haben sich verändert. mitte der neunziger, als schon einmal eine krasse mieterhöhung drohte, war auf seiten der radikalen linken, zu der ich die yorck als projekt zählen würde, die widerstands- und interventionsfähigkeit größer und relevanter. 10 jahre später ist die radikale linke wesentlich schwächer und gesellschaftlich noch unbedeutender geworden. Von ihrer „trumpfkarte“, militante aktionen und widerstand, ist in der regel nur verbalradikalismus übrig geblieben oder vereinzelte kleine aktiönchen, die in der regel aufgebauscht werden: Diverse beispiele lassen sich bei indymedia finden, wo etwa mit fotos belegt wird, wie toll radikal man einen farbbeutel gegen dies oder das haus geworfen hat und damit echt voll was bewegt hat.

Es hat etwas widersprüchliches, wenn man einerseits etablierte parteien ablehnt, aber dann von ihnen erwartet, dass von ihnen hilfe kommt. Das ist so, wie man eigentlich gegen bullen ist, aber froh ist, wenn man als ein paar antifas von ihnen vor einer nazihorde geschützt wird. Und zu glauben, dass doch gerade spd oder pds noch etwas auf ihr image achtgeben müsste, zeigt nur, dass man deren gerede aufgesessen ist. Wie kommt man darauf,dass die parteien ein großes interesse daran haben, ein kritisches, potentiell widerständiges projekt zu erhalten?

Leider scheint es so, als ob die yorck59 bewohner zwar gut in der öffentlichkeitsarbeit waren, aber leider an einer politischen wahrnehmungverzerrung litten, die das realen kräfteverhältnissen nichts richtig einzuschätzen vermochte Dazu mag beigetragen haben, dass die solidaritätswelle zwar groß schien, die stimmung in der „normalen“ bevölkerung aber entweder desinteressiert war oder die meinung teilte, dass auch zecken mieterhöhungen zu zahlen haben. verständnis für das anliegen der yorck59 mögen in einer stadt von 3,5 mio. Einwohners vielleicht 1 prozent, also 35000 leute aufgebracht haben.

Es lässt sich also darüber streiten, ob es schlau ist, beim spiel des hochschaukeln der eskalation und der verhärtung der fronten – bewohner versus eigentümer marc walter – mitzumachen. Es hat sich gezeigt, dass der eigentümer sich durchgesetzt hat. Das gilt es einzugestehen. Und dazu hat nicht nur das schweinesystem beigetragen, sondern auch fehler auf der seite der yorck59-bewohners.
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Ergänzungen

richtige analyse

mensch 08.06.2005 - 12:15
kommt mir so vor, als wenn es keine moralfetischisten wie früher mehr gibt, die bei einer räumung mit "strafe muss sein" slogans ein paar mil. sachschaden haben entstanden lassen. da wurde seitens der innenbehörde lieber mal nicht geräumt, weil hoher finanz- und imageschaden für und in berlin nicht gut sind.

heute hat die stadt berlin damit keine probleme mehr und 500 bullen reichen aus, um ein haus zu räumen - früher selbstmord. tja, wo steuert das hin?

wenn die bullen jetzt merken, dass sie mit uns machen können, was sie wollen, dann haben sie ihr ziel erreicht und wir haben dann kein treffpunkte mehr. die evolution in der linken würde sich dann wieder in die 80ger verschieben.

darum: noch ist es nicht vorbei und das feuer ist noch spürbar. vorschlag für die nächste demo, die unbedingt sein muss:

11.06. 18 uhr demo

sehe ich auch so

/dev/bla 08.06.2005 - 14:06
das stimmt und war schon bei der rigaerstr. das gleiche. was nützt ein plakat "schade um die steine", wenn anreisende unterstützer/innen bei der ankunft als erstes gesagt bekommen, das diese (die steine) bitte nicht geworfen werden. das ist ein inflationärer umgang mit widerstands-formen.
trotzdem ist indy der falsche raum um über solche sachen zu reden.

so ist der stand der dinge

linker 08.06.2005 - 15:24
hausbesetzungen machen als linksradikale aktionsform doch nur sinn, wenn die resource "wohnraum" künstlich verknappt wird. davon kann zur zeit gar keine rede sein, da der leerstand in berlin enorm ist. ich wuesste aus dem stehgreif mind. 3 verlassene schulgebaeude die man ohne weiterses bequem mit 150 genossinnen und genossen beziehen koennte. dieses ganze "wir werden geraeumt"-gejammere kommt mir eher vor, wie der klaegliche versuch ein paar ehemaliger linker ihre bequeme lebenssituation zu erhalten - dieses privileg hat uebrigens der vereinzelte hartz-iv-entmietete nicht. was sich als spontaner protest eingefunden hat, war deshalb wirkungslos, da sich die sog. berliner autonomen-szene mehrheitlich aus irgendwelchen erlebnisorientierten landeiern zusammensetzt, fuer die zwar der protest zum lifestyle gehoert, aber der tatsaechliche widerstand mit allen konsequentsen eben nicht. man moechte schliesslich nicht vorbestraft aus dem soziologie- , design-. oder sozpädstudium rausgehen. die linke ist tot. und erst wenn man bereit ist, diese tatsache anzuerkennen, kann man siech um loesungsstrategien gedanken machen. uebrigens spielen dieses spiel alle mit, und auch indymedia wird diesesn kommentar loeschen oder nach unten verschieben, da man ungern als alter computerfuchs zugeben will, dass das was man da ehrenamtlich mit so viel einsatz macht, voellig sinnlos ist und im moment nur noch die aufgabe erfuellt eine nicht existierende radikale linke virtuell weiterleben zu lassen. es ist nunmal fakt, dass unsere aktioenchen nur auf indy erscheinen und sonst gar niergens, weil sie so unbedeutend sind - und nicht weil die presse irgendwie verschwörungstheoretisch gleichgeschaltet waere.

erstaunlich das immernoch manche denken das

Häuser 09.06.2005 - 11:09
mit unseren Mitteln militärisch verteidigbar sind. Das sowas nicht klappt war schon in den frühen 80ern klar. Die Ö-arbeit hat immerhin zu Ersatzangeboten geführt. Und ansonsten: damals hieß es immer: der beste Schutz für Häuser ist besetzen. Ich sehe Ansätze eines neuen Häuserkampf. Größer waren die ersten Demos damals auch nicht und die soziale und politische Situation ist auch nicht so das die Mehrheit der Bevölkerung nicht überzeugt werden könnte das die Bonzen sich schon wieder zuviel greifen. Und dazu noch vor den Wahlen...Greift zu Leute, die Spekulanten sind auch nicht zimperlich.

Öffentlichkeitsarbeit

... 09.06.2005 - 11:15
...dazu muss aber auch an der Rethorik gearbeitet werden. Ist bis jetzt zu szenig-autistisch. Nimmt niemand ernst, erreicht niemanden außer die eigenen Leute. Und davon gibts in Berlin nur 1500.

Früher war alles besser...

opa 13.06.2005 - 13:52
Mir geht das Gejammere darüber, dass heute alles lahm und Scheisse ist und früher alles besser war auf den Zeiger. Leute wir ihr seit doch diejenigen, die ihren Teil dazu beitragen, das bei solchen Aktionen weniger Leute anwesend sind, als wünschenswert wäre.

Indem ihr TeilnehmerInnen als Poplinke diffamiert, indem ihr eure Zeit mit öden Artikeln und Flugblättern vergeudet statt mal den Hintern hochzukriegen und "ein Aktiönchen" zu machen, indem ihr immer einen Grund findet auf diese Demo oder jene Blockade nicht zu gehen.

Aber früher, hach das war toll.

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Hmmm... — [pp]

Auch Beulker — Berliner

Ja was denn? — Anarchos