Y59-Räumung war nicht das Ende... Chronologie

soldarisant 07.06.2005 19:08 Themen: Freiräume Repression
Vielerorts haben sich Menschen mit dem Hausprojekt Yorck59 solidarisiert und im Vorfeld und am Tag der Räumung vielfältige Aktionen durchgeführt. Die bereits gepostete Übersicht vom Tag der Räumung hier nochmal überarbeitet – teils zusammenfassend in Bezug auf einige Kleinaktionen, dafür nicht nur auf den Tag beschränkt.
Damit verbunden die Bitte an alle AktivistInnen: ergänzt, was fehlt, damit am Ende ein weitgehend komplettes Bild von Aktionen und so weiter gemalt werden kann!!!

Und: die Räumung des Hauses Y59 war nicht das Ende, sondern der Anfang!
Sie war keine Niederlage, sondern, mit allem was dabei entstanden ist, ein voller Erfolg! – wenn auch mit einem traurigen „Effekt“. Natürlich sind wir empört und wütend über die Räumung!
Doch langsam aber sicher nehmen wir Politik&Bullerei die Initiative ab!
BAMBULE ÜBERALL – RACHE FÜR DIE YORCK59



UNVOLLSTÄNDIGE CHRONOLOGIE DER Y59-UNTERSTÜTZUNG

Im Vorfeld der Räumung gab es Soli-Demos in Uruguay und Polen und in diversen Städten Deutschlands, z. B. in Bremen und Hamburg. In Magdeburg gab es mindestens eine Soli-Hausbesetzung.

In Berlin selbst gab es im Vorfeld der Räumung natürlich diverse Demos. zudem kam es zu zwei Besetzungen des Rathauses Kreuzberg, zur Besetzung der PDS- und SPD-Landeszentrale, aus der zum Schrecken der SPD eine wertvolle Willy Brandt-Büste entwendet wurde - die aber längst zurückgekehrt ist. Ausserdem gab es diverse symbolische Soli-Hausbesetzungen und eine „Baumbesetzung“. Etliche Hausbesuche beim unsympatischen Hausverwalter Marvelt, inklusive Fäkalien in seinem briefkasten, sprühereien im hausflur, farbeier an den wänden. und unerwünschte pizzasendungen direkt in seine Wohung führten leider auch nicht zur Verbesserung der miesen Beziehungen zwischen den Yorck59-Aktivistinnen und den Immobilienhaien. Auch der Gerichtsvollzieher in Sachen Yorckstrasse zählt sich wohl nicht zu den Sympatisanten des Hausprojekts, schliesslich verschönerten Unbekannte sein Haus in Berlin-Wittenau. Dabei handelt es sich bei weitem nicht um die einzige farbenfrohe Bereicherung Berlins - die halbe Stadt wurde wiederholt mit Soli-Graffities überzogen.
Der Bau von Barrikaden gegen die Räumung sollte durch eine Spassguerilla-Aktion vereinfacht werden: Dabei wurden die Anwohner des Yorck-Kiezes zur kostenlosen Sperrmüllentsorgung für den 6. Juni aufgerufen - die Spermüllberge in der Yorckstr. wurden von BSR und Polizei vor der Räumung nur teilweise wieder weggeräumt - so fanden sich später vorzugsweise Waschmaschinen mitten auf der Strasse.

Am Tag der Räumung dann gab es schon sehr früh morgens Glasschäden in zwei Autohäusern in Kreuzberg, die die Räumung verteuern sollen, ausserdem diverse Graffities und Krähenfüsse auf verschiedenen Kreuzungen in Kreuzberg, die Autoreifen und Polizeibeamte in Aufregung versetzten. Gegen vier Uhr etwa wurde die Internet-Seite des spd-ortsverbands Nahe -  http://www.spd-nahe.de - gehackt, wo ab dann in pink für den Erhalt der Yorck59 geworben wurde (und gerade auch noch wird). Weiter ging es mit ständig neuen, brennenden Müllcontainern in Friedrichshain und Kreuzberg und diversen dezentralen Strassenblockaden, durch welche die Polizei auch fern der laufenden Räumung auf Trab gehalten werden sollte.
Im Anschluss an die sieben-uhr-nachrichten wurde der sender 88,8 im X-berg-61-kiez für 4 minuten geentert, wo sich eine nette Stimme verbal mit der y59 solidarisierte. Von nun an gab es etwa stündlich kurze Reclaim-the-Street-Aktionen, also Strassenbesetzungen und -blockaden in Kreuzberg und Friedrichshain. Die Polizei reagierte mit Verwirrung und Schikanemassnahmen. So wurden Leute, die sich ab 10 Uhr mit Fahrrädern in der Nähe des Halleschen Tors in Kreuzberg aufhielten, von der Polizei gestoppt. Die Polizei beschlagnahmte wahllos deren Reifenventile, oder sogar die ganzen Vorderreifen der Fahrradfahrerinnen, mit der Begründung, so eine Fahrradblockade auf der Strasse verhindern zu wollen (hahaha).
Am Abend fand dann eine grosse Demonstration mit mindestens 2.000 Teilnehmern statt. Im Anschluss daran wurde zum Oranienplatz mobilisiert, wo die Polizei bereits präsent war, um die Besetzung der Oranienstrasse 40 zu verhindern. Gegen 21.00 zündeten die Aktivistinnen, die sich längst und zum Trotze der Polizei im Haus verbarrikadiert hatten, ein Feuerwerk und hängten mehrere Transparente auf. Wie schon so oft sorgte sorge „eine“ Sambaband für die musikalische Untermalung des Spektakels. Gegen 24 Uhr dann mobilsierten sich insgesamt ca. 200 Leute nach Friedrichshain, um dort noch einige Zeit mit kleinen Aktionen präsent zu sein...

Auch andernorts gab es am Tag der Räumung Soli-Kundgebungen und Demonstrationen, so in Göttingen, Köln, Pforzheim und Hamburg; in Landau/Pfalz und bei der SPD Göttingen dagegen gab es Sprühereien und Farbeier...
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Ergänzungen

noch mehr

yapp 07.06.2005 - 19:51
es wurde direkt auf der demo auch ein bullenauto beschmiert mit " A.C.A.B "und diversen anderen dingen

medien

molli 07.06.2005 - 20:14
Berlins letzter Häuserkampf
RÄUMUNG 500 Polizisten mussten 150 Besetzer und Sympathisanten aus dem Haus "Yorckstraße 59" tragen


Einige Besetzer weigerten sich bis zum Schluss, das Hinterhaus an der Yorckstraße 59 zu verlassen. Die Räumung dauerte fast sieben Stunden. (Foto: ddp/Johannes Eisele)



Kreuzberg - Kurz vor Sonnenaufgang flog der erste Stein. Auftakt zum letzten großen Häuserkampf dieser Stadt. Bei der Räumung des linken Wohnprojekts "Yorckstraße 59" kam es am frühen Montagmorgen zu brutalen Szenen zwischen 150 Hausbesetzern und der Polizei. Das Ende eines radikalen Kapitels in der Geschichte Berlins.

Als die Polizeibeamten im Morgengrauen vor dem Kreuzberger Altbau anrückten, hatten mehr als hundert Hausbesetzer und Sympathisanten (fast alle standesgemäß in dunklen Kapuzen-Shirts) bereits eine Sitzblockade auf dem Bürgersteig gebildet.

Beschimpfungen, aggressive Diskussionen, erste Rangeleien.

Auch der Durchgang zum Hinterhaus: eine Festung. Die Beamten mussten mit Spezialgeräten ein schweres Eisentor aufschweißen. Dahinter: verkeilte Container, massive Sperrmüll-Barrikaden.

Als die ersten Polizisten um kurz nach 5 Uhr den Hinterhof der Yorckstraße 59 betreten konnten, brach sofort brutaler Krawall über sie herein: Steine, Flaschen und Farbbeutel flogen aus den Fenstern, ein SEK-Beamter wurde von einer "Urin-Bombe" getroffen.

"Im Treppenhaus mussten wir dann erst mal die Wohnungstüren aufbrechen", sagt ein Polizeisprecher. "Dahinter saßen die Bewohner in Gruppen auf dem Fußboden. Sie klammerten sich aneinander fest und weigerten sich, das Haus zu verlassen."

Auch die Vermittlungsversuche des stresserprobten "Anti-Konflikt-Teams" (wie immer in neongelben Westen) scheiterten. Zum Schluss blieb den Beamten nichts anderes übrig, als die 150 Hausbesetzer einzeln vor die Tür zu tragen. Im Mannschaftswagen wurden ihre Personalien aufgenommen, dann durften sie gehen.

"Diese letzte Phase der Räumung verlief zum Glück erfreulich friedlich", sagt der Polizeisprecher.

Hintergrund der Zwangsräumung des 1988 gegründeten alternativen Wohnprojekts war ein Streit mit dem neuen Eigentümer des Gebäudes an Yorstraße: Die Hausbewohner wollten eine Mieterhöhung nicht akzeptieren, woraufhin ihr Vetrag auslief. Verhandlungen mit Vertretern der PDS über ein Ersatzobjekt für die Links-Aktivisten scheiterten.

Nach der Räumung versammelten sich einige Hausbesetzer hinter der Polizeiabsperrung. "Wir gehen jetzt Tee trinken", sagte Sprecherin Julia müde. "Und dann überlegen wir, wie es weiter geht." Auf jeden Fall gibt's eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.

zahlen auf rbb

mathe 07.06.2005 - 20:16
im rbb wurde die zahl von 2 500 menschen , die gestern abend in berlin gegen die räummung unterwegs waren genannt.

SOLIDARITAET

berlin 07.06.2005 - 21:21
solidaritaet mit plan b in oberhausen der gerade akut raeumungsbedroht ist!!

 http://de.indymedia.org/2005/06/119477.shtml


soli mit york59
soli mit plan b

morgen

SOLIDARITAET 07.06.2005 - 22:00
erst yorck dann plan b in oberhausen!

die luft brennt immernoch!
UND MORGEN AUCH!

bitte behaltet in den koepfen dass es morgen einen spontanen treffpunkt aus soli fuer die beiden aktuellen linken geraeumten und raeumungsbedrohten projekte geben koennte!!!!!!!!!
WEITERSAGEN!!
WEITERSAGEN!!

soli mit yorck
soli mit plan b

bambule ueberall

auch i innsbruck...

afsd 07.06.2005 - 22:07
Auch in innsbruck (AUT) gabs ne Soli-Aktion, Bericht dazu hier:  http://de.indymedia.org/2005/06/119476.shtml

Bilder im Internet

Jochen 07.06.2005 - 23:04
gibts hier (da war gestern noch nix obwohl hier geschrieben wurde da sind welche)

 http://www.adf-berlin.de/html_docs/gallery/2005/berlin_6_06_05/berlin_6_06_05.php

naja egal , besser jetzt als garnet

Über das Besserwissen

Zweifel 08.06.2005 - 22:15
Zu den Kommentaren:

Ich selbst habe seit über einem Jahr viel Kontakt in die Y59. Ein Haus voller Widersprüche, ja. Aber das war nie ein Geheimnis. Einige Yorck-Monster haben sich ironisch als Bündnis-Haus benannt.

Es ist wichtig, den Tag Y nicht nur zu hypen und zum Tag der MärthyrerInnen zu erklären, klar.
Aber reichlich blöd scheint mir das Gebaren der BesserwisserInnen einiger Indy-NutzerInnen zu sein:

Es ist in den Ergänzungen die Rede davon, dass "man die Mainzer-Räumung schon mal verhindert habe" und jetzt enttäuscht vom Kampf um die Y59 ist.
Oder auch richtig posig die Einschätzung des Prophezeienden, dass die Köpi bald dran ist und dann wird aber richtig böse gewehrt und sich nicht so schnell räumen lassen...

Hm, Mainzerstr. war ein anderer Fall in einer anderen Zeit. Es ist problematisch, von damals 1 zu 1 auf die Yorck zu schliessen. Es ist auffällig, dass einige Alt-Linke immer noch die Rethorik der 80er und 90er fahren, obwohl sich einige Zustände, Strukturen und Ausdrücke politisch-sozialer Kämpfe geändert haben.
Eure Kommentare zeugen davon, dass ihr den Prozess weder begleitet habt, noch im Kontext der BewohnerInnen zu verstehen versucht. Es ging bei der Yorck EBEN nicht um Besetzungs-Rethorik. Es ging um Bezahlbares Wohnen!!!!!!! Habt ihr euch schon mal Gedanken über andere Kämpfe des Wohnens in dieser Stadt gemacht?
Was dem Besetzungsdiskurs nicht unbedingt widerspricht, wenn mensch klug die Geschichte des Häuserkampfes betrachtet. Analysiert doch mal die Verhältnisse, statt klug zu scheissen.
WO IST DIE MAINZERSTR.??????????
Wo sind all die Menschen, die damals aktiv waren und so viel kuhler Politik gemacht haben? Sich so super und linksradikal gewehrt haben? Hmmm?
Wolltet ihr jetzt mal eben wieder die Vergangenheit aufleben lassen und habt euch über den Zeitsprung gewundert statt zu schnallen, was heute geht und was eben nicht?
Warum beschuldigt ihr Menschen, die mehr als ein Jahr kämpfen, statt selbst was zu organisieren? Weil ihr lähmend geworden seid???

Wenn die Köpi in Zukunft Streß hat, wird sie merken, wer sie ist. Vielleicht kommen dann Leute, die viel mehr Erfahrung mit politisch-sozialen Kämpfen als die Köpi-Party-CheckerInnen-Prophis haben und vielleicht können dann (Ex)-Yorckies erzählen, wie heut zu Tage Hauskampf organisiert werden muss. Das kann die Rigaer auch, denn sie hat die Yorck beraten.
Wenn die Köpi-Prophetie meint, sie sei so wahnsinnig kuhl und wird mal zeigen, was Krawalle ist- na, dann bin ich alt und lehne mich zurück und sage auch mal kluge Sachen...Hey, Köpi-Prophet, weeste, du hast mich schon mal nicht reingelassen bei dir, weil du besoffen und sexistisch Vorurteile über meine soziale Herkunft hegtest. Wenn ich dich trotzdem verteidige, dann deshalb, weil ich die Struktur hinter diesen Kämpfen sehen will und nicht den Kuhlness-Wettbewerb.
Na, und dann noch ein Abschiedswort an die Einschätzung, dass wer nicht mit der Zeit geht, mit der Zeit geht. Superschlau, der Spruch. Dann privatisier dich und deinen Kampf, denn das ist unsere Zeit. Sonst kackst du vorher ab...egal, ob es sich um Besetzung oder zivilrechtlichen Mietstreß handelt.
Warum schnallt ihr nicht, in welchen Zusammenhängen Kämpfe geführt werden?
Warum schnallt ihr nicht, dass Kritik wichtig ist, aber nichts mit "hey, wir sind cool und könntens besser gemacht haben" zu tun hat?
Auch euch wünsche ich schlaflose Nächte und, ja: zieht euer Ding einfach durch. Hört auf, zu unterstützen oder zu kämpfen, denn ihr seid einfach etwas spät/alt oder zu jung mit eurem Klugscheissen.
Kommt Zeit, kommt Rat, kommt....

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Auf zu neuen Ufern, oder... — Propagandhi

Nun ist Schluss — Zeitzeuge

verbalradikal oder schnauze voll — interessiert eh nur die schweine

@ Zweifel — BlaBla

@Zweifel — Warhead