Antifaschistische Caféfahrt Westsachsen # 2
Am Samstag-Nachmittag des vergangenen Wochenendes besuchten
AntifaschistInnen spontan mehrere Naziläden im Westerzgebirge. Die Läden
sind der militanten, NS-verherrlichenden Naziszene zuzurechnen. Mit
lustigen, kreativen und friedlichen Mitteln machten die TeilnehmerInnen
der Bustour auf das Problem aufmerksam und verteilten Information über die
Läden.
Die abschliessende Aktion fand jedoch nicht an einem Naziladen statt. Den
humoristischen Charakter auf die Spitze treibend, richtete sich der
Protest in Johanngeorgenstadt gegen die „Randfichten“ („Dr Holzmichel“).
Die Ankunft der Busse und eine Demonstration zum Randfichten-Shop weckte
die Neugier zahlreicher AnwohnerInnen. In einer Kundgebung wurde der
Protest erläutert.
Wie schon in Aue beschäftigten sich die AntifaschistInnen anschliessend
mit einem Spiel. Auf einem Sägebock musste eine Randfichte auf Zeit
durchgesägt werden. Team 1 legte sagenhafte 58,65 Sekunden vor, wurde aber
von Team 3 mit 58,00 Sekunden geschlagen.
Zwischendurch musste ein Mann weggeschickt werden, da er Säge und Holz zu
entreissen versuchte und dabei rief: „Lasst den Holzmichel leben!“. Andere
Umstehende fingen an, das „Holzmichel“-Lied für die DemonstrantInnen zu
singen.
Mit einer Demonstration und den Sprüchen „Wir sägen an der Fichte, das
deutsche Volk zunichte“ und „Tötet den Holzmichel“ verabschiedete sich die
Kampagne gegen Naziläden von Johanngeorgenstadt.
P.S. In Johanngeorgenstadt spazierten auch Jugendliche mit Klamotten der
Nazimarken „Rizist“ und „Consdaple“.
* * * * * * *
Flugblatt
-------------
Werte AnwohnerInnen von Johanngeorgenstadt!
Falls Sie verwundert sind, dass wir als Kampagne "Schöner leben ohne
Naziläden" in Johanngeorgenstadt halt machen, wo offensichtlich kein Lokal
der NPD oder von Neonazis besteht, auch kein Army Shop oder Textilgeschäft
für neonazistische Oberbekleidung (wie in Aue oder Annaberg), auch kein
Musikversand dieser Richtung, dann möchten wir Ihnen jetzt unsere Kritik
an einer Ihrer Lieblingsmusikgruppen vorstellen. Die Geschichte der
Randfichten ist Ihnen sicherlich ein alter Hut, Sie kennen die 3 von Ihrem
Engagement für den Erhalt der Pestalozzi-Mittelschule. Das ganze
Erzgebirge feierte als "Dr Holzmichel" die deutschen Charts anführte. Ist
es überraschend, wenn alte Volksweisen (und -weisheiten), kaum sind sie
ausgegraben, auf riesige Zustimmung stossen. Alte Erzählungen, über die
Zeit als alles noch in Ordnung war, in einem Land, wo meistens Ruhe und
Frieden herrschten, heissen gemeinhin Märchen. Die Gebrüder Grimm
schrieben sie ihrerzeit auf und trafen den Nerv der Zeit, den
Selbstfindungsprozess der unterdrückten Masse. Und gerade weil auch die
Randfichten die "deutsche Volksseele" so gut widerzuspiegeln vermögen,
wird uns nicht nur ein klein wenig gruselig vor den alten Geschichten.
Schwammerl, Staapilz, Spackfettbemm und griene Kliess könnten noch ganz
geniessbar sein, lägen sie nicht eingeweckt in gammeliger Heimatsosse.
Nicht nur geschmacklos, sondern fremdenfeindlich bis rassistisch wird es
allerdings beim nächsten Hit, bei der Einkaufsfahrt nach Tschechien. Die
Beschreibung scharenweise heranrollender stimmungsgeladener Ossi-Busse mag
ironisch gemeint sein, trifft aber, wie man am Publikum sieht, voll den
Nerv. Billig muss es sein & selbst der letzte Ramsch wird gekauft. Dass
deutsche Gartenzwerge en masse an tschechischen Grenzstrassen in
Freilaufgehegen die Vorbeifahrenden anglotzen, scheint ihren Wert im gut
gepflegten Vorgarten nicht zu schmälern. Ebenso nicht die Art des Shoppens
den Wert der Beute - "Nochert rennst de wie e Vieh von Bud ze Bud mol har
und hie". Dafür mag man die NachbarInnen, wenn sie den angestammten
ArzgebirglerInnen aber die Arbeit wegnehmen & einem die Freundin, dann
wettert man gegen die EU-Osterweiterung, denn fleissig und ordentlich wie
die Deutschen ist ja sonst keiner. Weitere selbstherrliche Klischees rund
um die Haamit - "...da wo der Quell entspringt, mer deutsche Lieder singt,
dort wo de Luft so ra, da gibts de schönste Wald (hüstel!). E Herz für
unner Haamit, für unser deutsches Land, für unner grünen Wiesen, für unner
schönen Wald, wos Echo widerhallt...(und) wos noch gemütlich ist..." -
reden nicht von denunziatorischen MigrantInnenmelderInnen, nicht von
Übergriffen von Neonazis auf Andersdenkende. Aber sie reden von der
Grussväter-Generation: "Neilich su beim Stöbern ofn Buden ubn, fand ich do
drbei en alten Pappkarton. Haufen Fotos aus dr alten Zeit (...). Un do
mittendrinne e uraltes Bild (...) Unne do war mei Grußvater draf, ja do
kam bei mir de Wehmut af./ Grußvater, warum hob ich dich net gekannt, ich
hätt mich bestimmt net su oft verrannt. Un du hättst mir a so manign Rot
gegabm, was gut un schlacht is do in den Labm.
Früher gobs kan Fernsehn, ja dos war schie, de Hutzenleit, die soßen bis
in de Früh. Jeder hat geholfen wus ner ging, heit ze toch macht jeder bluß
sei Ding. Ihr hobt eich geplocht, draußen ofn Fald, habt net viel gesah,
von dr grußen Walt. Aber ihr wart glicklich, ich will´s glam, früher wars
fei e ganz anersch Labm./
Ich hätt dich so viel gefrocht, a dies un das, wie´s su früher war, do in
unrer Stadt. Un du hätts mir a vom Kriech erzählt, doch ich kenn dich halt
bluß von en Bild."
Und wir sagen, das ist gut so, wir freuen uns, wenn es Ihnen an dieser
Stelle des Textes weh tut. Den Tod deutscher Soldaten und einer
sogenannten Zivilbevölkerung im 2. Weltkrieg als normales Kriegsschicksal
zu beweinen, leugnet die explizite Schuld derer, die mit ihrer
ideologischen Stütze Deutschtum den Holocaust betrieben. In Deutschland
interessiert dieser Teil der deutschen und europäischen Geschichte im
besten Fall niemand, im schlechtesten bezieht man sich positiv darauf. Die
"deutsche Wertegemeinschaft" - und wer von Ihnen hat bei solchen Worten
eines NPD-Flugblattes nicht auch schon mal stolz die Brust geschwellt -,
hat einige von diesen Randfichten-Liedern zu bieten. Darauf könnten Sie
sich, steckten Sie den Kopf aus dem Kliess-Schwammerl-heile-Welt-Topf vom
toten Opa, nicht mehr allzuviel einbilden. Den Eintopf verlassen wir jetzt
und singen unsern Lieblingshit:
Auf nimmer Wiedersehen, Heimat, du alte Scheisse!!!
AntifaschistInnen spontan mehrere Naziläden im Westerzgebirge. Die Läden
sind der militanten, NS-verherrlichenden Naziszene zuzurechnen. Mit
lustigen, kreativen und friedlichen Mitteln machten die TeilnehmerInnen
der Bustour auf das Problem aufmerksam und verteilten Information über die
Läden.
Die abschliessende Aktion fand jedoch nicht an einem Naziladen statt. Den
humoristischen Charakter auf die Spitze treibend, richtete sich der
Protest in Johanngeorgenstadt gegen die „Randfichten“ („Dr Holzmichel“).
Die Ankunft der Busse und eine Demonstration zum Randfichten-Shop weckte
die Neugier zahlreicher AnwohnerInnen. In einer Kundgebung wurde der
Protest erläutert.
Wie schon in Aue beschäftigten sich die AntifaschistInnen anschliessend
mit einem Spiel. Auf einem Sägebock musste eine Randfichte auf Zeit
durchgesägt werden. Team 1 legte sagenhafte 58,65 Sekunden vor, wurde aber
von Team 3 mit 58,00 Sekunden geschlagen.
Zwischendurch musste ein Mann weggeschickt werden, da er Säge und Holz zu
entreissen versuchte und dabei rief: „Lasst den Holzmichel leben!“. Andere
Umstehende fingen an, das „Holzmichel“-Lied für die DemonstrantInnen zu
singen.
Mit einer Demonstration und den Sprüchen „Wir sägen an der Fichte, das
deutsche Volk zunichte“ und „Tötet den Holzmichel“ verabschiedete sich die
Kampagne gegen Naziläden von Johanngeorgenstadt.
P.S. In Johanngeorgenstadt spazierten auch Jugendliche mit Klamotten der
Nazimarken „Rizist“ und „Consdaple“.
* * * * * * *
Flugblatt
-------------
Werte AnwohnerInnen von Johanngeorgenstadt!
Falls Sie verwundert sind, dass wir als Kampagne "Schöner leben ohne
Naziläden" in Johanngeorgenstadt halt machen, wo offensichtlich kein Lokal
der NPD oder von Neonazis besteht, auch kein Army Shop oder Textilgeschäft
für neonazistische Oberbekleidung (wie in Aue oder Annaberg), auch kein
Musikversand dieser Richtung, dann möchten wir Ihnen jetzt unsere Kritik
an einer Ihrer Lieblingsmusikgruppen vorstellen. Die Geschichte der
Randfichten ist Ihnen sicherlich ein alter Hut, Sie kennen die 3 von Ihrem
Engagement für den Erhalt der Pestalozzi-Mittelschule. Das ganze
Erzgebirge feierte als "Dr Holzmichel" die deutschen Charts anführte. Ist
es überraschend, wenn alte Volksweisen (und -weisheiten), kaum sind sie
ausgegraben, auf riesige Zustimmung stossen. Alte Erzählungen, über die
Zeit als alles noch in Ordnung war, in einem Land, wo meistens Ruhe und
Frieden herrschten, heissen gemeinhin Märchen. Die Gebrüder Grimm
schrieben sie ihrerzeit auf und trafen den Nerv der Zeit, den
Selbstfindungsprozess der unterdrückten Masse. Und gerade weil auch die
Randfichten die "deutsche Volksseele" so gut widerzuspiegeln vermögen,
wird uns nicht nur ein klein wenig gruselig vor den alten Geschichten.
Schwammerl, Staapilz, Spackfettbemm und griene Kliess könnten noch ganz
geniessbar sein, lägen sie nicht eingeweckt in gammeliger Heimatsosse.
Nicht nur geschmacklos, sondern fremdenfeindlich bis rassistisch wird es
allerdings beim nächsten Hit, bei der Einkaufsfahrt nach Tschechien. Die
Beschreibung scharenweise heranrollender stimmungsgeladener Ossi-Busse mag
ironisch gemeint sein, trifft aber, wie man am Publikum sieht, voll den
Nerv. Billig muss es sein & selbst der letzte Ramsch wird gekauft. Dass
deutsche Gartenzwerge en masse an tschechischen Grenzstrassen in
Freilaufgehegen die Vorbeifahrenden anglotzen, scheint ihren Wert im gut
gepflegten Vorgarten nicht zu schmälern. Ebenso nicht die Art des Shoppens
den Wert der Beute - "Nochert rennst de wie e Vieh von Bud ze Bud mol har
und hie". Dafür mag man die NachbarInnen, wenn sie den angestammten
ArzgebirglerInnen aber die Arbeit wegnehmen & einem die Freundin, dann
wettert man gegen die EU-Osterweiterung, denn fleissig und ordentlich wie
die Deutschen ist ja sonst keiner. Weitere selbstherrliche Klischees rund
um die Haamit - "...da wo der Quell entspringt, mer deutsche Lieder singt,
dort wo de Luft so ra, da gibts de schönste Wald (hüstel!). E Herz für
unner Haamit, für unser deutsches Land, für unner grünen Wiesen, für unner
schönen Wald, wos Echo widerhallt...(und) wos noch gemütlich ist..." -
reden nicht von denunziatorischen MigrantInnenmelderInnen, nicht von
Übergriffen von Neonazis auf Andersdenkende. Aber sie reden von der
Grussväter-Generation: "Neilich su beim Stöbern ofn Buden ubn, fand ich do
drbei en alten Pappkarton. Haufen Fotos aus dr alten Zeit (...). Un do
mittendrinne e uraltes Bild (...) Unne do war mei Grußvater draf, ja do
kam bei mir de Wehmut af./ Grußvater, warum hob ich dich net gekannt, ich
hätt mich bestimmt net su oft verrannt. Un du hättst mir a so manign Rot
gegabm, was gut un schlacht is do in den Labm.
Früher gobs kan Fernsehn, ja dos war schie, de Hutzenleit, die soßen bis
in de Früh. Jeder hat geholfen wus ner ging, heit ze toch macht jeder bluß
sei Ding. Ihr hobt eich geplocht, draußen ofn Fald, habt net viel gesah,
von dr grußen Walt. Aber ihr wart glicklich, ich will´s glam, früher wars
fei e ganz anersch Labm./
Ich hätt dich so viel gefrocht, a dies un das, wie´s su früher war, do in
unrer Stadt. Un du hätts mir a vom Kriech erzählt, doch ich kenn dich halt
bluß von en Bild."
Und wir sagen, das ist gut so, wir freuen uns, wenn es Ihnen an dieser
Stelle des Textes weh tut. Den Tod deutscher Soldaten und einer
sogenannten Zivilbevölkerung im 2. Weltkrieg als normales Kriegsschicksal
zu beweinen, leugnet die explizite Schuld derer, die mit ihrer
ideologischen Stütze Deutschtum den Holocaust betrieben. In Deutschland
interessiert dieser Teil der deutschen und europäischen Geschichte im
besten Fall niemand, im schlechtesten bezieht man sich positiv darauf. Die
"deutsche Wertegemeinschaft" - und wer von Ihnen hat bei solchen Worten
eines NPD-Flugblattes nicht auch schon mal stolz die Brust geschwellt -,
hat einige von diesen Randfichten-Liedern zu bieten. Darauf könnten Sie
sich, steckten Sie den Kopf aus dem Kliess-Schwammerl-heile-Welt-Topf vom
toten Opa, nicht mehr allzuviel einbilden. Den Eintopf verlassen wir jetzt
und singen unsern Lieblingshit:
Auf nimmer Wiedersehen, Heimat, du alte Scheisse!!!
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Nicht nachvollziehbar
Weitere Bilder und Berichte zur Caféfahrt
wurde mehrere Naziläden in Sachsen besucht.
Bilder und Berichte:
http://de.indymedia.org/2005/06/119005.shtml
http://www.left-resistance.tk
http://www.provinz-einheizen.tk/
http://www.mob-action.de
Fanclub
bildzeitung
Kritik an Randfichten Besuch während Kampagne
Über die rassistischen Randfichten
Die volkstümelnden Randfichten sind auch schon durch rassistische Äußerungen aufgefallen:
"Roy Black war kein Neger. Der hieß nur su."
(O-Ton Thomas Unger, Randfichten-Sänger; Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten 29.12.2004)
Das Heimatfolkloristen und Traditionalisten solche Sprüche klopfen ist kein Wunder sondern bei derlei Einstellung nur logisch.
Das Erzgebirge ist genauso eine braune Region, wie die Sächsische Schweiz.
Das zeigen nicht nur die letzten NPD-Wahlergebnisse.
Leider fehlt es am antifaschistischen Widerstand bzw. überhaupt an einer vernetzten nichtrechten Jugendsubkultur.
Mensch sollte wohl mal eine ähnliche Demo wie in Pirna auch mal in Annaberg etc. veranstalten.
Dabei sollte mit Tschech. Antifas zusammengearbeitet und Kritik am Alltagsrassismus (z.B. Sexausbeutung hinter der Grenze) geübt werden.
Randfichten angreifen. Auf allen Ebenen! Mit allen Mitteln!
JLO spielt gerne mal den Holzmichel
„Letztendlich war es für viele Mitstreiter wieder ein sehr abwechslungsreiches, aber auch anstrengendes Wochenende in Sebnitz. Es wurde viel gelacht und auch die Stände anderer Organisationen luden zum Verweilen und Bummeln ein. Wer die ganze Zeit am JLO-Stand mit dabei war, kennt nun bestimmt das Lied vom "Alten Holzmichel" auswendig, das von einer großen Bühne in der Nähe bald jede Stunde gespielt wurde. Ein volkstümlicher Gassenhauer der erzgebirgischen Musikgruppe >De Randfichten<, der sich immer mehr durchsetzt, da er an das heimatverbundene Gefühl der Menschen hier anspielt.“
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
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muss ausgefüllt werden — muss ausgefüllt werden
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