Bericht zum Coburger Convent

AKZC/ND 06.06.2005 01:41 Themen: Antifa Antirassismus
Hier mit 3 Wochen Verspätung der Bericht zum Verlauf des 136. Coburger Pfingstkongresses vom 13. -17.05.2005 und den Gegenaktivitäten.
Der gesammte Kongress verlief zumindest für die Burschen störungsfrei. Die Polizei war jederzeit Herr der Lage, was wohl an der massiven Überpräsenz ihrerseits lag. Bereits am Donnerstag vor dem Treffen versuchte sie durch willkürlich verteilte Platzverweise und Personenkontrollen Jugendliche, die nicht ins Convent-Stadt-Bild passen aus dieser zu verbannen. Gründe wie Alkoholkonsum in nicht ausgewiesenen Freischankzonen dienten als Vorwand. Die Repressionen steigerten sich in den darauf folgenden Tagen noch mehr. So wurde z.B. versucht einer Gruppe Jugendlicher die Transparente, die diese im Rucksack mit sich führten abzunehmen, was allerdings an der Gesetzeskenntnis dieser scheiterte. Musikkassetten wurden ebenfalls von der Polizei durchgehört, die wohl hoffte illegales Gedankengut zu entdecken, was allerdings an ihren mangelhaften Fähigkeiten scheiterte. Vorläufiger Höhepunkt der Unverschämtheiten war ein Platzverweis für das Gelände des Coburger Kongresshauses, das Veranstaltungsort der Conventler ist und die mitgelieferte Drohung, dass "Schluss ist", falls die Transparente, die zuvor gesichtet wurden, auf der Gedenkdemonstration am Montag auftauchen sollten. Diese Gewaltandrohung sollte den Jugendlichen am Montagabend schmerzhaft wieder in Erinnerung gerufen werden.
Aber kehren wir zur chronologischen Reihenfolge zurück:
Montag Mittag fand nun zunächst die von den Jusos Oberfranken angemeldete Demonstration anlässlich dem „60. Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime“ statt. Es erschienen etwa 40 - hauptsächlich jugendliche - Personen mit Transparenten mit Aufschriften wie "und am 8. Mai waren alle Nazis weg", "Ihr seid die Beweise - Deutschland ist scheisse" und "CC-Chaoten raus". Ebenfalls konnten unter den Teilnehmern 6 Verfassungsschutzbeamte identifiziert werden.
Die Stimmung auf der Demo war anfangs recht langweilig, was sich allerdings nach dem Betreten der Fußgängerzone änderte, da dort die pöbelnden Burschen zu Hauf anzutreffen waren.
Als die Demonstration am Schlossplatz ankam, wo die Abschlusskundgebung stattfand ließen sich auch drei Anti-Antifa-Aktivisten blicken und versuchten jeden einzelnen Demoteilnehmer zu portraitieren. Die Situation blieb jedoch jederzeit friedlich. Mehr Infos zur Demo:

 http://www.np-coburg.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=793816
 http://www.np-coburg.de/nachrichten/archiv/resyart.phtm?id=795450

Die Demonstration wurde dann um ca. 15:30 aufgelöst und fast alle Aktivisten verabredten sich zu einem Treffen um 8 Uhr abends am Reiterdenkmal im Hofgarten. Dort sammelte man sich dann auch zahlreich und wurde überraschend von einem Trupp USK empfangen. Die Ausweise wurden sofort eingesammelt und einzelne polizeibekannte Personen gesondert durchsucht. Grund für das nun wirklich massive Auftreten der Polizeihundertschaften war der alljährlich stattfindende SA-Style-Fackelzug der Burschen. In der Vergangenheit kam es bereits zu Ausschreitungen zwischen Polizei, Burschis und Personen die ihr Recht auf Meinungsfreiheit nutzten.
Als die Gruppe sich um ca. elf Uhr ungeschlossen zum Fackelzug begab war dies Grund für die Polizei, jede Person einzeln zu Überwachen. Später sammelte sich die Gruppe spontan in einer Ecke des Schlossplatzes und es traf eine Gruppe dazu, die berichtete, das ein Jugendlicher drei Ellbogenchecks von einem USK-Beamten mit Kamera erhalten hatte. Als energische Forderungen nach der Idendität des Schlägers laut wurden, sah die Einsatzleitung wohl Grund, die mittlerweile ca. 30 Jugendlichen mit Tritten, Schlägen und Zwicken vom Schlossplatz zu entfernen. Um die Anonymität der schwarzgekleideten Beamten zu sichern wurden sogar Straßenlaternen von der Polizei abgestellt und die Jugendlichen mit Kamerascheinwerfern geblendet und abgefilmt. Trotz der Gewalt der Beamten blieben die Jugendlichen friedlich und liesen sich in die Seitenstraße abdrängen. Nach ca. 30 Metern ließ ein Beamter verkünden, dass jeder einen Platzverweis erteilt bekommt. Da die Polizei jetzt allerdings einen Kessel um die Gruppe zog, war es unmöglich diesem Nachzukommen. Jetzt begann die Ordnungsmacht anscheinend wahllos Jugendliche gewaltsam festzunehmen, die schwerer Körperverletzung, Körperverletzung und Widerstand bezichtigt wurden. Außerdem wurde eine Person gewaltsam festgenommen, die aber kurz darauf wieder freigelassen wurde, da ihr wohl nichts zur Last gelegt werden konnte.
Nachdem die Gruppe in die entgegengesetze Richtung des Schlossplatzes gehen durfte beschloss man, zum Polizeirevier am Thüringer Kreuz zu gehen und dort die Freilassung aller politischen Gefangenen zu fordern. Diese Forderung konnte nach mehreren Stunden (zumindest für Coburg) durchgesetzt werden, was den Opfern jedoch keine Anzeigen und ED-Behandlungen ersparte.
Außerdem hatten einige Coburger Beamte ihre Hunde nicht im Griff, die ohne Maulkorb zum "Schutz" der Polizeiwache eingesetzt wurden als empörte Betroffene und Zeugen der Repression Anzeige gegen die Beamten erstatten wollten. Den Höhepunkt fand diese abschließende Maßnahme darin, dass der Eingang des Reviers mit einem Streifenwagen verbarrikadiert wurde. Doch der entschlossene Widerstand der Coburger war auch hier überzeugender: Selbst die dem Fahrer demonstrativ durch einen Kollegen nachgelieferte Schusswaffe konnte den letzten Widerstand nicht brechen, der es sich dann auch noch auf der Motorhaube gemütlich machte.

Zu erwähnen sei noch, dass die Bamberger USK-Einheit anscheinend in der Ausbildung war und die Festnahmen und der gesammte Einsatz wohl nur dem Übungszweck dienen sollten.

Faszit für die Coburger Szene: Die Aktionen um den Convent waren zwar gegen die Bullen nicht erfolgreich, stießen jedoch in der Öffentlichkeit auf Sympathien. So kritisierten etliche Leserbriefe in der Coburger Presse den Polizeieinsatz gegen demokratisch denkende Jugendliche, während Redner des Kongresses das Großdeutsche Reich wiederheraufbeschworen.
Das Transparent mit der Aufschrift "Ihr seid die Beweiße - Deutschland ist scheisse", das auf der Demo auftauchte regte eine rege Diskussion in der Presse an und war somit ebenfalls ein voller Erfolg.

Nach Jahren der Pause für die Diskussion um den Convent ist diese nun neuentfacht und bietet Möglichkeiten für kreative, unkreative und natürlich gewaltfreie Aktionen in den nächsten Jahren. Wir werden den Polizeiterror nicht nocheinmal hinnehmen! Jeder, der etwas gegen die wahren deutschen Nazis hat, ist schon das kommende Pfingstwochenende herzlich nach Coburg eingeladen um mit uns zu kämpfen.

Wir danken außerdem den Jusos aus Coburg für das Engagement, das dieses Jahr dem Protest mehr Kraft und Akzeptanz in der Bevölkerung gegeben hat.

Ausserdem:
 http://de.indymedia.org//2005/05/116714.shtml

und von letzten jahren:
 http://de.indymedia.org//2004/06/84614.shtml
 http://de.indymedia.org//2002/05/22218.shtml
 http://de.indymedia.org//2004/05/84464.shtml
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Ergänzungen

Gegenanzeigen gegen Polizei

AKZC/ND 06.06.2005 - 14:37
Mittlerweile wurden mindestens vier Polizisten wegen der angewandten Gewalt angezeigt. Unter den Klägern sind auch mindestens zwei Personen, die schwere Hämatome und Schürfwunden aufwiesen, die ihnen durch die Beamten zugefügt wurden. Es sind außerdem noch mehrere leichte Verletzungen bei verschiedenen Personen bekannt.