Grüne Liga kooperiert mit EnBW

schnipp-sn 02.06.2005 04:05 Themen: Atom Ökologie
Die GRÜNE LIGA Berlin e.V. kooperiert mit dem Energiekonzern EnBW. Was für Außenstehende verwunderlich klingt, ist vor allem für engagierte Mitglieder ärgerlich, gibt es doch genug Initiativen innerhalb der Grünen Liga, die sich aktiv gegen Atomkraft einsetzen.
"NaturEnergie - die natürliche Marke der EnBW" ist Hauptunterstützer des von der Grünen Liga am 5. Juni veranstalteten "Umweltfestivals 2005" am Brandenburger Tor.
 http://www.grueneliga-berlin.de/umweltfestival/partner.html

Was die Grüne Liga bewegt hat diese Kooperation einzugehen, ist wohl eine Mischung aus großer Geldnot und noch größerer Blauäugigkeit. EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) ist einer der vier großen deutschen Stromkonzerne und Betreiber der Atomkraftwerke Philippsburg und Obrigheim. Der Konzern spielt eine dubiose Rolle als gleichzeitiger Bremser, Trittbrettfahrer und Profiteur der erneuerbaren Energien. Dass der Kauf von NaturEnergie-Strom nichts zur Energiewende beiträgt, hat auch schon der Bund der Energieverbraucher herausgefunden.
 http://www.energieverbraucher.de/pre_cat_41-id_89-subid_377-subsubid_1241.html

Gleich nach ihrer Gründung konnte NaturEnergie mit Unterstützung des Mutterkonzerns EnBW millionenteure Anzeigen in großen Tageszeitungen schalten. Auch der Bundesligaverein SC Freiburg wurde einige Jahre gesponsort. Bekämpft wurde damit auch der regionale Konkurrent EWS Schönau, der aus einer Bürgerinitiative hervorging und bis heute neben Greenpeace den glaubwürdigsten Ökostrom anbietet. NaturEnergie gelang es, sich fast die Hälfte aller Ökostromkunden zu sichern, so dass "die natürliche Marke der EnBW" heute Marktführer ist.

Der Strom von NaturEnergie stammt aus vorhandenen bzw. wenig ökologischen (Groß-)Wasserkraftanlagen. In neue Anlagen zur umweltfreundlichen Stromerzeugung wurde kaum investiert, und wenn, dann in Vorzeigeprojekte wie das Solardach auf dem Rudi-Dutschke-Haus in Berlin-Kreuzberg - eine Kooperation mit dem BUND Berlin und der "tageszeitung", die weder ein kritischer Antrag auf der BUND-Mitgliederversammlung noch die Empörung von taz-Abonnenten verhindern konnte.
 http://www.taz.de/pt/2003/12/19/a0191.nf/text

EnBW setzt also nicht auf die Energiewende, sondern auf Greenwash-PR. Dass der Konzern das besser beherrscht als seine Atomanlagen, zeigt nun auch die Grüne Liga. Der BUND Baden-Württemberg kam dagegen noch mal darum herum, sich mit Atomkonzernsponsoring lächerlich zu machen: Die Mitglieder, vor allem die BUNDjugend, protestierten so stark gegen die vor einigen Jahren von Vorstand und Geschäftsführung angestrebte Kooperation mit NaturEnergie, dass das Vorhaben aufgegeben wurde.
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Ergänzungen

Auch AKW Neckarwestheim

Ich 02.06.2005 - 10:53
Neben den AKW Obrigheim (inzwischen abgeschaltet) und Philippsburg I und II ist die EnBW auch maßgeblich an den AKW Neckarwestheim I und II beteiligt. Die Muttergesellschaft der EnBW wiederum ist die EdF (Energie de France), der quasi-monopolistische französische Stromversorger, der ganz massiv auf Kernkraft setzt.

In Sellafield wir vertuscht und vertuscht

Xerexes 02.06.2005 - 14:59
Inspektoren bemängelten gerade, dass leicht erhöhte Radioaktivitätsstrahlung in der Umgebung von S. seitens der Betreiber nicht gemeldet wurden:
 http://www.businessgazette.co.uk/viewarticle.asp?id=248946

auch die GASAG ist dabei

jörg 02.06.2005 - 23:58
ein weiterer sponsor des umweltfestivals ist übrigens das erdgas-unternehmen GASAG, welches für erdgasgetriebene autos kraftstoffe bereit hält. zwar ökologisch sicherlich nicht so schädlich wie PKW auf benzin oder dieselbasis, aber dennoch fragwürdig.

Die Liga Berlin ist halt eine spezielle Sache

Klaus 03.06.2005 - 03:38

Die Gruene Liga ist eigentlich innerhalb der Umweltverbaende ein fortschrittlicher Verband. Aber der Berliner Landesverband mit ehemals Leid Miller (heute auch beim Nabu, hat's auf die Karriere abgesehen) als Chef war schon immer speziell. Also nicht vom Landesverband Berlin (der scheisse ist) auf den Bundesverband oder die anderen Landesverbaende schliessen. Ich denke in anderen LV's oder auch im BV waere diese Kackaktion nicht passiert... Gruss, Klaus

EnBW ist genervt

Jürgen Trittin 07.06.2005 - 13:10
Mit den Erneuerbaren Energien ist eine Branche entstanden, die selber in die Stromproduktion eingestiegen ist, weitgehend mittelständisch, dezentral, die nicht unter dem Kuratel der vier großen Energiekonzerne steht. Das nervt die. Das mögen die nicht. Die mögen keinen Wettbewerb. RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, die vier Großen mögen keinen Wettbewerb.

Vorschlag

Matthias 16.06.2005 - 03:01
Lasst uns lieber was Sinnvolles machen, zum Beispiel die Stromwechsel-Kampagne von Robin Wood [1] oder die aus Hamburg [2] oder Berlin [3] unterstützen. Es soll ja tatsächlich immer noch ökologisch interessierte Leute geben, die Egalstrom beziehen...

[1]  http://www.robinwood.de/oekostrom
[2]  http://www.stromwechsel-jetzt.de
[3]  http://www.jugendumwelt.de/strom

Gefahrstrom-Kampagne gegen EnBW: Mitmachen!

Freitag, 24.06.2005 - 01:24
Die Energiekonzerne versuchen mit Sonne, Wind und Wasser ein gutes Image aufzubauen - da passt AKW-Strom nicht ins teure Werbekonzept. Deshalb hat der BUND Freiburg eine "Gefahrstrom-Kampagne" gestartet. Die Motive gibts als A3-Plakat und im Internet. Wer bei Bildsuchmaschinen z.B. "EnBW" und "Philipsburg" eingibt, stößt dann auf dieses Motiv. Das gefällt der Atomindustrie überhaupt nicht. Nehmen wir uns die Firmenlogos der Atomkonzerne vor und bringen sie in Verbindung mit den Gefahren der Atomkraft!

- Klaut dieses Motiv!
- Druckt Plakate, Aufkleber und Spuckis mit dem Layout-Material und dem Namen Eures Atomkonzerns.
- Stellt die Grafiken gut findbar ins Internet
- Verwendet die Grafiken in Euren Zeitschriften und Broschüren
- Bestellt unser Plakat (zum Selbstkostenpreis)
- Gebt diese Nachricht über Eure Verteiler weiter

Für die EnBW-Atomkraftwerke könnt Ihr die Motive hier herunterkopieren:

 http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/atom_brd/gefahrstromkampagne.htm

BUND steigt aus

buju-freak 04.12.2005 - 03:38
Der BUND Berlin hat seit einiger Zeit einen neuen Geschäftsführer, der aus der Praxis (Verkehrs-Ini) kommt, und kooperiert nicht mehr mit Naturenergie. Zurzeit versucht der Umweltverband zu erreichen, dass Naturenergie die Internetseite  http://www.naturenergie.de/bund-berlin löscht, wo das Unternehmen mit der Kooperation wirbt.

Grüne Liga und taz machen aber weiter. Die taz hat auf ihrer Genossenschaftsversammlung am 17. September einen Antrag zur
"Beendigung der Kooperation mit Atomkonzern" mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Geschäftsführung hatte zuvor erklärt, es gäbe keine Kooperation - nur eine "unkündbare Nutzungsvereinbarung" für das taz-Dach.

Für die Grüne Liga war in diesem Jahr das Umweltfestival-Sponsoring besonders peinlich, weil auf allen Plakaten, Transparenten etc. stand:
"GRÜNE LIGA / unterstützt von: NaturEnergie - Die natürliche Marke
der EnBW..." Doch die Grüne Liga hängte ein solches Plakat sogar in ihren Räumen auf, wo es bis heute den Niedergang des einst relativ unabhängigen Umweltnetzwerks dokumentiert.

Grüne Liga beendet die Kooperation

buju-freak 29.05.2006 - 15:57
Die Grüne Liga hat die Kooperation mit EnBW nach teilweise massiver Kritik aus der Umweltszene beendet. Das traditionelle Umweltfestival in Berlin-Mitte fand erstmals wieder ohne den bisherigen Hauptsponsor NaturEnergie statt:
 http://de.indymedia.org/2006/05/147931.shtml