ProzessTheater in Hamburg am 24.Mai 2005

Es wurden die ersten zwei Prozesstage zusammengefasst und das Prozessgeschehen des Tages aktuell, realitätsnah und schockierend für die draußen in der Sonne Verbliebenen mit Handpuppen nachgestellt. Sofas und Musik luden zum Verweilen und gemütlich abhängen ein.
Wir verbrachten die gesamte Dauer des Prozesses im und vorm Gericht, tauschten uns aus, versuchten an neue Infos zu kommen, was aber ein bisschen schwierig war, denn auf ausführliche Befragung durch die Anwälte der Verteidigung, reagierte der Führungsgehilfe Sobota, wie auch Zeuge Bohnsack vom Staatsschutz (LKA8), meist mit großen Erinnerungslücken und eigenen Einschätzungen statt klarer Antworten und kamen doch öfter mal durcheinander, wie das denn alles so war.

So wusste Sobota noch, dass er am 24.4.04 früh morgens auf dem Weg zur Arbeit 20-30 Fahrzeuge, die der Wagenszene zuzuordnen wären, über die Hamburger Elbbrücken fahren sah. Dies habe er aber erst später gemeldet, als er in Alsterdorf ankam. Von der schon beim letzten Mal bekannt gewordenen Dienstanweisung der Polizei, dass Ansammlungen von mindestens zwei Wagen in Hamburg sofort observiert und kontrolliert werden sollen, wollte Sobota nichts wissen. Genauso wollte er keine Ahnung von einer e-mail haben, die im Vorfeld über eine Aktion der Wagenszene informierte. Letztendlich konnte er sich noch erinnern, dass er eine dienstliche e-mail-Adresse hat. Auf die Nachfrage, warum die Polizei eigentlich schon vor Ablauf der gesetzten Frist für das Erscheinen eines Versammlungsleiters die erste Auflösungsverfügung durchgesagt wurde, gab es nach langem hin und her die lapidare Begründung, dass die Polizei nicht mehr mit dem Erscheinen eines Versammlungsleiters gerechnet hätten.
Tatsächlich erschien dieser jedoch noch in der gesetzten Frist.

Vom Staatsschutz, der für die Bauwagen-„Problematik“ zuständig ist, kam der nächste Zeuge, Bohnsack. Er war mit den Ermittlungen wegen Nötigung gegen die 48 angeklagten Demonstranten von der Staatsanwaltschaft beauftragt worden. Am 24.4.04 war er selbst nicht vor Ort, er ermittelte anhand der drei entstandenen Polizeivideos, 2 vom Boden und eins von der LibelleII. Auf viele Fragen der Verteidigung hatte er keine Antwort.
Er tat sich schwer mit der Einschätzung von Größenverhältnissen. (ist so’n Wohnlaster zwei Meter lang?) Deshalb machte er auch im Zuge seiner Ermittlung mal ne Ortsbegehung in der Hafenstraße, um nach eigenen Angaben mal zu schauen, wo denn die eine oder andere Treppe ist und wo überhaupt rechts und links ist, ne? Dabei achtete er weder auf Parkstreifen noch Schilder. Etwas unangenehm war ihm die Nachfrage nach dem Inhalt des Gespräches mit der Staatsanwältin auf dem Flur im Gericht.
Zeuge Schomeker (Polizeibeamter) wurde aufs nächste mal vertröstet, da das schlechte Erinnerungsvermögen der Zeugen die Vernehmung langwieriger gestaltete, als vom Richter vermutet….
So wird dann am 31.5. auch eine Stunde früher angefangen (8.10Uhr). In der Verhandlung werden Ausschnitte aus den Polizeivideos gezeigt. Die prozessbegleitenden Aktionen gehen weiter!! Präsenz und Öffentlichkeit ist wichtig! Nächstes Mal mit gelben Erbsen und Live-Band. Weitere Prozesstermine sind der 16.Juni, 18.Juni und 28.Juni.