Spanien: Informant soll Mundtot gemacht werden

Ralf Streck 25.05.2005 09:01 Themen: Repression Weltweit
Die Verwicklungen der Sicherheitskräfte in die Anschläge vom 11. März in Madrid werden immer dichter, während ehemalige Spitzel bedroht werden. Offensichtlich soll Lavandera zum Schweigen gebracht werden. Erst kürzlich wurde seine Ex-Frau unter dubiosen Umständen Tod am Strand von Gijón aufgefunden. Die Zweifel an dem angeblichen Selbstmord steigen, weil Lavandera am Montag die grauenvollsten Bilder von der Autopsie in seinem Briefkasten gefunden hat. Dass die Bilder aus dem Sicherheitsapparat stammen und das eine Warnung ist, davon muss man ausgegangen werden.
El Mundo hatte letzte Wochen einen neuen Spitzel enttarnt, der in die Anschläge vom 11. März 2004 in Madrid verstrickt ist. Maussili Kalaji ist Palästinenser mit syrischem Pass. Er besitzt den Telefonladen, in dem die Handys freigeschaltet worden seien, die zum Zünden der Bomben dienten.  http://de.indymedia.org//2005/05/117570.shtml In einer Wohnung, die ein Polizeigutachten als „neuralgischer Treffpunkt“ der Attentäter nennt, wurde auch ein offizielles Dokument des Polizisten gefunden worden. Die gehört den syrischen Brüdern Mouhannad und Moutaz Almallah, die wegen der Anschläge im Knast sitzen und zu denen Kalaji regen Kontakt hatte.

Es wird klar, dass es ohne derlei Hilfe der Sicherheitskräfte das Massaker wohl nicht gegeben hätte. Mehrere Sozialisten (PSOE) aus Gijón, wahrscheinliche Agenten des Geheimdienstes CNI, Kontakt bis in den direkten Zirkel derer, die die Anschläge vorbereitet haben.  http://de.indymedia.org//2005/03/110504.shtml Diverse Spitzel der Nationalpolizei hatten den Sprengstoff geliefert, der über einen Spitzel der Guardia Civil an die Islamisten ging.  http://de.indymedia.org//2004/05/83696.shtml Vor den Sprengstoffdeals hatte der Guardia Civil Spitzel Francisco Javier Lavandera seine Vorgesetzten schon 2001 gewarnt, ein darüber aufgezeichnetes Band verschwand jahrelang. Es dokumentiert auch, dass sich die Sprengstoffdealer nach know how erkundigten, wie man Handys zur Zündung von Bomben umbauen kann.  http://de.indymedia.org//2005/03/109089.shtml

Doch Lavandera soll nun zum Schweigen gebracht werden. Erst kürzlich wurde seine Ex-Frau unter dubiosen Umständen Tod am Strand von Gijón aufgefunden, dort wo der mutmaßliche CNI-Agent Huarte wirkt. Die Zweifel an dem angeblichen Selbstmord steigen, weil Lavandera am Montag die grauenvollsten Bilder von der Autopsie in seinem Briefkasten gefunden hat. Sie habe mit aufgeschlitztem Bauch dagelegen, die „Eingeweide waren alle draußen“, erklärte er. Weitere Bilder zeigten den geöffnten Schädel, aus dem das Hirn quoll. In dem Brief stand nur ein Satz: „Eine Erinnerung an deine Frau, damit du sie nicht vergisst“.  http://www.elmundo.es/elmundo/2005/05/24/espana/1116902793 Dass die Bilder aus dem Sicherheitsapparat stammen und das eine Warnung ist, davon muss man ausgegangen werden.

Lavandera ist stets davon ausgegangen, dass der Sprengstoff der baskischen Untergrundorganisation ETA angedealt werden sollte. Mit einer missglückten Anti-ETA Aktion ließen sich die vielen „Pannen“ erklären und auch warum es so wenig Interesse gibt, die Hintergründe der Anschläge wirklich aufzuklären.  http://de.indymedia.org//2005/03/109089.shtml Spätestens mit der Enttarnung Kalajis ist auch Legende, dass die Sicherheitskräfte nichts von all dem gewusst haben wollen. Kalaji Schwester Lina hat abgehörte Telefonate derer übersetzt, die in die Anschläge verwickelt waren. Sie hat ihre Vorgesetzten vor Sherhane Ben Fakhet gewarnt, sagte sie El Mundo. Fakhet hatte sich im April 2004 im Madrider Stadtteil mit anderen Anschlagsbeteiligten in die Luft gesprengt, als sie von Sicherheitskräften umstellt waren.

Doch damit der scheinbaren Zufälle nicht genug. Ausgerechnet die Ex-Frau Kalajis hat noch am 11. März einen Transporter in Alcalá de Henares geöffnet. Hier wurden Zünder gefunden, die bei den Anschlägen verwendet wurden. Dabei war auch eine Kassette mit Koranversen, der erste deutliche Hinweis, dass der Anschlag nicht auf das Konto der baskischen Untergrundorganisation ETA ging, wie es die damals regierende Volkspartei (PP) der Welt tagelang vormachen wollte.

Das dies alles jetzt geschieht, ist kein Zufall. Denn bis zum 31. Mai sollen erneut die Schlussberichte für die parlamentarische Untersuchungskommission zu den Anschlägen erstellt werden. Mehrfach ist es El Mundo gelungen, die der Volkspartei (PP) nahe steht, mit Enthüllungen deren Ende im Sinne der PP zu verhindern. Jetzt fordert die, den Innenminister Antonio Alonso vor dem Ausschuss zu befragen. Sie zeigt so, dass es ihr nicht um Wahrheit geht. Sie nutzt die Kommission nur, um die Sozialisten anzugreifen. Denn die PP war an der Macht, als die Schützenhilfe geleistet wurde. Also, müsste man den Ex-Innenminister Ángeles Acebes oder der Ex-Verteidigungsminister Frederico Trillo vorladen.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 25.05.2005
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