Bitte keine reinen Bildergalerien mehr
Seit digitale Fotokameras für viele Menschen erschwinglich geworden sind, hat die Anzahl der auf Indymedia veröffentlichten Bilder stark zugenommen.
Teilweise sind Fotos eine perfekt Ergänzung zu selbst verfassten Berichten. Wenige, gut ausgewählte, repräsentative Aufnahmen vermitteln oft einen besseren Eindruck von einer bestimmten Situation als lange Beschreibungstexte.
Aber leider beschränkt sich das journalistische Engagement oft auf das Hochladen dutzender oft spärlich oder gar nicht beschrifteter Bilder von Demos oder Aktionen. Teilweise wird im Textteil des Postings noch etwas verschämt darauf hingewiesen, dass sicher noch jemand anderes einen Bericht schreiben wird. Oft wird nicht einmal der Ort, die Zeit und der ungefähre Ablauf der Veranstaltung - zumindest in Stichworten - zusammengefasst. Ein knappes "Demofotos Hamburg Samstag" ist alles was sich die selbsternannte MedienaktivistIn abringen kann.
Der Nachrichtenwert solcher Bilderstrecken geht unsereserachtens gegen Null.
Insbesondere jenseits der eigenen lokalen Subszene lässt sich mit den immer gleichen Bildern von vermummten Polizeikräften und/oder plärrenden Nazifratzen nichts anfangen. Der unreflektierte Aktualitäts-Hype und eine reine Medien-Konsumhaltung bei einigen NutzerInnen von Indymedia führt dazu, dass eben 7 Tage später einfach die nächste Aktion ansteht, und natürlich erwartet mensch auch von der wieder krasse Bilder-Serien.
Teilweise ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass solche Veröffentlichungen hauptsächlich passieren, um die eigenen Fotos, die eigene Demo, den eingesetzten Wasserwerfer etc. im Internet zu sehen.
Ein durchaus legitimes Anliegen, nur wenn sich der journalistische Anspruch dabei auf das Hochladen möglichst vieler möglichst "krasser" Bilder beschränkt, ist mensch schon sehr nah dran an einem Sensationsjournalismus im Stil von RTL-exclusiv oder BILD.
Die Rubrik Antifa macht, vor allem mengenmäßig, einen Großteil der Indymedia-Postings aus. Hier gibt es ein weiteres Problem. Genau wie das veröffentlichen von Termin- und Mobilisierungsinfos, macht das Posten von Nazi-Portraits auf einer völlig offenen Plattform wie dem OpenPosting bei Indymedia keinen Sinn. Im Gegenteil, die Praxis erweist sich zunehmend als kontraproduktiv.
Wir wissen, daß die meisten Antifa-AktivistInnen gut organisiert sind und überlegt und verantwortungsvoll mit gesammelten Informationen umgehen. Schon sehr früh gab es deshalb aus Antifakreisen selbst berechtigte Kritik am unüberlegten Umgang mit dem OpenPosting und Kommentarfunktion.
Wir gehen davon aus, daß es nur wenige Digikam-AktivistInnen sind, die mit ihrer "Knipsen und Posten"-Strategie Indymedia als private Nazi-Bildergalerie benutzen. Würden diese Postings nicht grundsätzlich anonym abgesetzt, könnten wir uns langatmige Stellungnamen sparen und diesen Leuten einfach direkt schreiben.
Grundsätzlich ist das Sammeln und Austauschen von Informationen über Nazistrukturen ein wichtiger Teil organisierter Antifa-Arbeit. Dazu gehören auch persönliche Daten sowie Fotos der Nazi-Kader. Auch das Veröffentlichen solcher Informationen ist eine gute Strategie, um gegen Nazis vorzugehen. Damit kann ihnen beispielsweise klargemacht werden, dass sie nicht aus der Sicherheit ihrer "bürgerlichen" Existenz heraus in Ruhe operieren können.
Lokale und überregionale Archive und Publikationen oder das Outen per Flugblatt im Wohnumfeld sind sinnvolle Ansätze, um interessierte Antifa-AktivistInnen oder die Öffentlichkeit zu erreichen. Wichtig dabei ist, dass solche sensiblen Veröffentlichungen von Menschen betreut werden, die einen engen thematischen und lokalen Bezug zur Materie haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Informationen akkurat sind und verantwortungsvoll an die richtigen Leute weitergegeben werden. Das Open-Posting von Indymedia kann weder das eine noch das andere gewährleisten. Antifa Postings werden von Nazi-Zusammenhängen gezielt und systematisch sabotiert. Dazu veröffentlichen Nazis beispielsweise in den Kommentaren zu einem Artikel mit Nazidemo-Portraits vermeintliche Namen und Adressen zu den Gesichtern. Ärgerlicherweise handelt es sich aber dabei um Namen und Adressen völlig unbeteiligter oder öffentlich agierender Linker.
Diese schreiben dann empört an Indymedia, weil sie fälschlicherweise als Nazis geoutet wurden - wenn es gut läuft. Läuft es schlecht, wenden sie sich gleich an ihren Rechtsbeistand oder die Polizei. Wird der entsprechende Kommentar daraufhin von der Moderation entfernt, gerät sie dabei in den Verdacht, die Identität von Nazi-Tätern schützen zu wollen. Nur eine gründliche Recherche würde zutage fördern, ob es sich um Antifa-Arbeit oder Nazi-Fakes handelt.
Die wöchentlich rotierenden Moderationsgruppen können und wollen diese Aufgabe nicht übernehmen. Indymedia ist als Veröffentlichungsplattform ohne jede redaktionelle Betreuung für das detaillierte Offenlegen von Nazistrukturen nicht geeignet. Genauso wenig taugt es als Archiv für Nazi-Fotos oder Adressen. Bitte nutzt antifa-eigene, zuverlässig betreute Internet-Seiten für solche Zwecke.
Beispielsweise:Wir appellieren weiterhin an die BenutzerInnen von indymedia verantwortungsvoll und kritisch mit dem Medium OpenPosting und seinen Stärken und Schwächen umzugehen. Wir wünschen uns weiterhin, dass die Ziele von Indymedia anerkannt, diskutiert und bei Bedarf gemeinsam weiterentwickelt werden. Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform für selbstrecherchierte und selbstproduzierte Reportagen und Berichte. Indymedia ist kein linkes allround-Tool, kein Szene-Terminkalender und keine Antifa-Bildergalerie.
Die weiterhin regelmäßig veröffentlichten Termine, Aufrufe und kopierten Zweitveröffentlichungen zeigen leider, dass es eine Reihe von Indymedia-NutzerInnen gibt, die die gemeinsam erarbeiteten Ziele des Projektes ignorieren und es stattdessen, je nach Bedarf, für ihre Anliegen missbrauchen. Obwohl die Veröffentlichung solcher Texte explizit nicht zu den Zielen dieses Projektes gehören, müssen die Moderationsgruppen sie mitbetreuen. Oft sind es gerade solche formal unerwünschten Postings, die nachträglich einen erheblicher zusätzlichen Arbeitsaufwand erfordern. (Änderungswünsche, Kommentarschlachten, Beschwerden...). In den Moderationsgruppen schwindet die Bereitschaft, hier für unterschiedliche Zusammenhänge weiter Dienstleistungsaufgaben zu übernehmen.
Im Falle der Veröffentlichungen von Portraits vermeintlicher oder tatsächlicher Nazis behalten wir es uns deshalb vor, im Zweifelsfall nicht jedem Posting nachzurecherchieren, sondern entsprechende Beiträge oder einzelne Fotos umgehend zu zensieren. Wir haben hier ausgiebig begründet, warum das Open-Posting nicht für solche Zecke geeignet ist. Wir bitten um Euer Verständnis. Bitte nutzt für Eure Arbeit, die wir schätzen und für sehr wichtig halten, andere geeignetere Plattformen.
Möglichkeiten, kostenlos Fotos ins Internet zu stellen, findest Du hier:http://www.google.com/search?q=Image+hosting+flickr+online+photo+albums
Bitte beachte die AGBs und Datenschutz-Hinweise der einzelnen Dienste.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
find ich gut
sehr gut
Es ist schon chauvenistisch, wenn auch leider offensichtlich "menschlich", sich selbst nen paar Stunden nach der Aktion im Internet zu finden, andererseits bringt es uns zunehmend dazu, selbst das zu reproduzieren, was eigentlich eine ziemliche Gefahr für emanzipatorische Politik ist, nämlich alle Aktionen für alle Ewigkeit digital festzuhalten und zu dokumentieren, was einer Totalüberwachung in eigener arbeit sehr nahe kommt.
(abgesehen davon halten es bei manchen Nazi-Demos die Hälfte der AntiFas für nötig, unauffälig die Nazis für IM zu fotografieren, als tatsächlich aktiv zu werden)
Was allerdings etwas im Widerspruch zu eurer guten Erklärung steht ist, dass solche Fotostrecken fast immer in den Newswire kommen. Dort kam dankenswerter weise auch ein provozierend-kritisches Posting vor einiger Zeit, welches sich u.A. mit der gleichen Thematik beschäftigte:
Bilder sorgen für Aufmerksamkeit: http://de.indymedia.org//2004/06/85842.shtml
Tatsächlich muss ich sagen, dass es in letzter Zeit gute Artikel gibt, gut recherchiert, über Kämpfe in anderen Regionen. Da ist mir Johannes Plotzki, Ralf Streck, anarsi.org, die Sachen über die Räumung des besetzten Landes in Brasilien u. Ä. aufgefallen. Da ist Indy anderen Medien oft meilenweit voraus und da zeigt sich auch die Qualität des Plattform-Prinzips. Da ist dann halt auch Müll dabei und mensch muss halt auf die kompetenz der "konsumenten" hoffen. Worauf auch sonst?
Gute Arbeit Mods...
Sehr gut
Antifa heißt nicht Nazis fotografieren.
Und darauf scheint es sich ja bald zu beschränken.
Und wirklich jede kleine 14 jährige Kinderglatze hier bei Indymedia zu posten ist lächerlich und der RTL-Vergleich ist da nicht zu hart gewählt.
Besonders weil die eigentliche Recherche fast völlig fehlt.
Und diese hat nicht hier im öffentlichen Raum stattzufinden.
Wird schon
Supi!
Und wie siehts jetzt in Zukunft aus? Bearbeitet Indy jetzt alle alten Beiträge oder werden nur noch die neuen den jeweiligen Kriterien angepasst?
war ein guter einfall gewesen
ansonsten hätte ich euch wohl recht gegeben, war ein guter einfall gewesen.
super
Zwar ist es schön Bilder aus anderen Städten zu sehn aba auch nur im rahmen. nach mit 5 posting mit wieda 20 bildern die fast identisch sind ist das schon echt unsinnig
aber wenn ihr schöne bilder habt die ihr unbedingt auch anderen zeigen wollt dann könnt ihr die auch in der gallerie bei http://ainfos.de hochladen.
@/dev/kneipe
Im Prinzip völlig Ok aber...
Einerseits gibt es sicherlich zahlreiche sinnlose Postings. Ein (einmal geposteter) Aufruf oder eine interessante Bilderstrecke (mit nicht ausschließlich Bullen Bullen Bullen) gehören nicht dazu. Allzumal Indymedia Aufrufe teilweise ja sogar zu Themen in der Mittelspalte macht!
Der Reportageanspruch wird mir manchmal ein bischen zuviel in den Vordergrund gerückt. wenn jetzt moniert wird das Indymedia zu Bild verkommen würde, dann liegt das meineserachtenns nicht an einzelnen Aufrufen oder Fotostrecken sondern am Informationsmonopol von Indy. Indy ist für die linke - weniger journalistisch als vielmehr strukturell - tatsächlich das was die Bild für die Medienlandschaft ist. Eben längst nicht mehr Independent sondern Massenmedium. Viele negative Einflüße resultieren somit als Begleiterscheinung aus dem "Erfolg" von Indy.
Ein Lösungsansatz wäre statt reiner Nutzerschelte daher eher Indy zu dezentralisieren und statt einem deutschlandweiten mehrere regionale Portale zu betreiben, wie dies in anderen Ländern ja teilweise ebenfalls gemacht wird.
und nochmal für egal
das siehst du so. was hab ich davon einen mit bullenkarren zugeparkten naziladsen zu "bewundern" bzw. die nazifressen der zum schutz abgestellten bullen. die kann ich ebenfalls jeden tag selber angucken. wenn ich denn will oder muß. der bericht den ich meinte (startseite, heute) hat ebenfalls fast keinen informativen wert und gehört daher zum thema.
bilder
JedeR muß sich über ihre/seine eigene Chefredaktion im Klaren sein und nur wirklich gecheckte und für gut & interessant befundene Sachen posten!!!
Freiheit heisst Verantwortung, nicht einfach machen!
(Freie Medien heisst aber auch, Artikel hinterfragen!-outinx uä)
Gutes Beispiel für dies Thema auch der 1.Mai in HH, Billionen gleiche pix vom Euromayday, kein einziges von der rev.1.Mai-Demo, wobei gerade das Gegeneinanderstellen optisch einiges hergegeben hätte und sicher KameraträgerInnen bei beiden Veranstaltungen waren, die aber evtl dann zu Hause gesehen haben, dass schon 20 postings zum Euromayday da waren, so dass sie nix mehr gepostet haben...schade!
Qualität statt Quantität!
Seid Eure eigenen Redakteure!
...harte Redakteure!
@ohnebild
wenn mich was interessiert sehe ich es mir an wenn nicht klick ich weiter! regionalisierung könnte sinn machen!
Sehr gute Idee!
Nicht nur, daß ich es leid war, ständig auf die Bilderteppiche warten zu müssen (und sehr oft die Ladezeit abgebrochen habe), ich war es auch
leid zusehen zu müssen, daß "PISA/BILD"-Niveau jetzt auch bei Indymedia-Deutschland Einzug hielt.
Information und Journalismus, und gerade eben unabhängiger Journalismus,
sollten in erster Linie textbasiert sein (da muss man sich eben mal anstrengen und einen Artikel nicht nur konsumieren, sondern auch lesen und!
durchdenken, daß gilt vor allem auch für die Antifa, der ich eine gewisse Verblödungstendenz nicht ganz abgeneigt bin anzudichten).
Der Einwand, es werde niemand gezwungen die News aufzurufen kann auch nicht gelten, da man sehr wohl unter Zwang gebracht wird sich durch ein Dickicht an News zu surfen bis man mal an Informationen kommt.
Gegen Verblödung von rechts und links!
Naziouting aus Sicherheitsgründen zensieren??
Aber was solls: Wenn der Antifa-Bereich auf Indy in euren Augen vom Umfang her so ausufert, müssen halt mehr Antifa-Mods her... Die können sicherlich auch am Besten Nazipostings erkennen und löschen. Und das ist für Antifa-Beiträge auf indy logischerweise enorm wichtig.
Unterschiedliche Ansätze
Daumen hoch !
Das nervt mich schon länger auf indymedia - diese endlosen, austauschbaren Bildfluten ohne inhaltlichen Informationsgehalt !!!
IMC Erfurt
Ich finde die Seite sehr gelungen, weiß allerdings nicht, warum sie es noch nicht zur Domain erfurt.indymedia.org geschafft hat, bisher ist sie unter www.imc-erfurt.de.vu zu erreichen. Vielleicht kann jemand etwas dazu sagen?
Ich bin ebenfalls der Ansicht dass diese unkommentierten Bilderseiten mit ihrem Informationsgehalt gegen Null gehen, vor allem wenn es allein schon zu einer Demo 5 solche Beiträge gibt.
Vielleicht macht es Sinn (und wird ja auch schon manchmal praktiziert) immer nur einen dieser Artikel auf die Startseite zu verschieben und die restlichen in diesem Artikel zu verlinken?
Grüße
Krebs bei Indymedia!
Dann könnten die Fans von Demo-Poser-Fotos auch völlig libertär ihr Portal mit Bildergalerien machen ;)
Nicht libertär & trotzdem dagegen
nicht nur nazis informieren falsch!
Nicht jeder älterer Demogänger ist Nazi,nicht jeder nicht dreckiger ein Zivi!
Nur noch wenige Bilder von Faschos reinsetzen
Für mehr Bilder von Nazifressen!
Frage an xxxy