Bericht & Fotos von der Kundgebung in Bergen

Studi 21.05.2005 20:26 Themen: Bildung
Waerend die europaeischen BildungsministerInnen hinter verschlossenen Tueren im Raddison SAS Hotel Norge tagten versammelte sich draussen vor dem Tagungsort etwa 250 Menschen um gegen den Bologna Prozess zu demonstrieren
(zur Erklaerung von den weissen Schlilder auf den Fotos: diese sind von keiner Gruppe sondern wurden von Mensche auf dem european education forum erstellt - welches derzeit ebenfalls in Bergen stattfindet)

Etwa 1 1/2 Stunden bevor die angemeldete Kundgebung starten sollte, versammelten sich nach und nach Studierende, SchuelerInnen und andere am Bildungswesen beteiligte bzw. interessierte Menschen vor dem Tagungsort der MinisterInnen.

Nachdem es am bereits wenige Stunden zuvor eine gelungene Aktion gegeben hatte, bei der etwa 30 Menschen die Nationalfahnen am Tagungsort entfernten und gegen Banner mit Parolen sowie schwarze und rote Fahnen austauschten, wirkten auch bei Beginn der Kundgebung die wenigen PolizistInnen komplett ueberfordert.

Angefangen mit unserem Protest direkt vor dem Haupteingang des Hotels, von dem sie uns zwar vertreiben wollten aber dies nicht schafften bishin zu der Moeglichkeit sich ueber Nebeneingaenge weiterhin zutritt zum Hotel zu verschaffen wurde nach und nach deutlich das nicht sie sondern wir die Situation ganz gut unter kontolle hatten.

Es folgten zwei Willkuerverhaftungen von zwei deutschen Studierenden, die sich auf der anderen Seite des Hotels aufgehalten hatten. Die Verhaftungen wurden jedoch von den anderen KundgebungsteilnehmerInnen nicht bemerkt. Sowohl den Verhaften noch den Menschen die sich um deren Freilassung bemuehten, wurde verschwiegen warum es zu dieser 4 Stuendigen ingewarsamnahme kam. Alle beteiligten Polizisten sagten das sie auch nicht wuessten warum die beiden verhaftet wurden. Redseliger zeigte sich die Polizei der Presse gegenueber - so konnten wir heute in den lokalen Bergener Zeitungen lesen das die Beiden sich angeblich ueber gefaelschte Ausweispapiere Zutritt zum MinisterInnengipfel verschaffen wollten. Diese Widerspricht jedoch nicht nur den Aussagen der betroffenen selbst, sondern auch denen von einigen AugenzeugInnen. Eine der Norwegische Zeitungen aus Bergen hat inzwischen zugesichert eine Richtigstellung abzudrucken.

Die ProtestlerInnen vor dem Hotel blieben troz der Androhung verhaftet zu werden falls nicht ein groesser Abstad zum Hotel einhalten wuerde - so nahe wie selbst gewuenscht am Hotel, teilweise ging es sogar noch ein paar Meter weiter vor Richtung Hotel. Gegen 13:00 Uhr folgten einige Redebeitraege, gegen 14:00 Uhr wurde die Kundgebung beendet.

Immer wieder liessen sich PolitikerInnen verschreckt am Fenster blicken, andere fanden es sehr amuesant sichin einem sicheren Abstand vor einer Polizeikette fotographieren zu lassen.

Erwaehnenswert scheint mir auch noch ein Hinweis zum Verhalten der Studierenden die aktiv am gelingen des Bologna Prozesses mitwirken. Also Studierende die sich in von der EU mitfinanzierten europaeischen Studierendendachverband ESIB organisieren, dessen deutsches Mitglied der fzs ist. Wie wir durch die Medien erfahren haben gab es VertreterInnen des fzs die an der Konferenz teilnahmen, diese Studierenden haben sich nicht bei uns blicken gelassen sondern blieben lieber bei den MinisterInnen in der Konferenz. Dies trifft nicht auf alle ESIB Deligierten zu einige sind auch zu uns raus gekommen. Wie wir ebenfalls aus der Presse erfahren haben sollen die im Studierenden auf der Konferenz nicht sonderlich kritisch geaessert haben, dies Bestaetigt erfahrugen die auch bei der Konferenz in Berlin schon gemacht werden konnten.

Auf die Frage eines Journalisten einer norwegischen Zeitung bezueglich der Proteste draussen vor dem Hotel, gibt die ESIB Vorsitzende Vanja Ivosevic zu verstehen, dass sie zwar unmut ueber die schlechte Umsetzung verstehen koenne, aber die meisten Studierenden halt gar keine Ahnung vom Bologna Prozess haben wuerden. Dies muss wohl nicht weiter komentiert werden, jedoch geben wir einigen Gruppen folgendes zu bedenken: Schaden der fzs (bzw. die andern ESIB Mitgliedorganisationen) derzeit mehr als sie nutzen? Waere es nicht an der Zeit das entweder der fzs aus esib oder ihr mit euren ASten aus dem fzs austretet?
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Ergänzungen

fotos

. 21.05.2005 - 22:31

fzs-Position

exstudi 22.05.2005 - 14:30
Der fzs scheint da eher gespalten zu sein. Es gibt eine Speichellecker-Fraktion, die es vor allem wichtig findet, mit auf einem Podium zu sitzen, und die wird sicher immer größer. Die Beschlusslage beim fzs würde ich als gemäßigt sozialdemokratisch bezeichnen. Ja zum Bologna-Prozess, aber nicht gar so böse. Das heißt, die Studierenden sollen mitbestimmen dürfen, die Europäisierung soll den Studierenden dienen und nicht dem Kapital (nun ja, der fzs würde das anders formulieren). Ich weiß nicht ob die Entwicklung hin zu Schnittchenfresser(inne)n und Nachwuchs-SPD zu beeinflussen ist, aber man könnte ja auch eintreten und das Ruder umwerfen. Keine Ahnung, wie da die Verhältnisse mittlerweile sind... Aber am Ende sind es halt doch nur Studis von heute.

Die Stellungnahme des fzs zur Bergen-Konferenz
 http://www.fzs-online.org/article/1527/de/

Aber: Der fzs lobt den Bologna-Prozess:
 http://www.chemieonline.de/bibliothek/details.php?datum=1112898812
 http://www.bmbf.de/_media/press/pm_20050407-074.pdf

Der fzs lädt zu einer "Nachbesprechung" ein:
 http://www.fzs-online.org/article/1513/de/

Die Deligierten des fzs in Bergen:
Andrianopulu, Eleni
Bienefeld, Stefan
Geyer, Stefanie
Scholz, Christine
Tück, Colin
(Alle Teilnehmer(innen) unter  http://www.bm48.no/participants/)

Der fzs lobt den Bologna-Prozess:
 http://www.chemieonline.de/bibliothek/details.php?datum=1112898812
 http://www.bmbf.de/_media/press/pm_20050407-074.pdf

Der Spiegel macht sich über die Studis lustig:
 http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,356672,00.html

bericht des fzs

webchecker 22.05.2005 - 15:46
Der fzs berichtet kurz über die Konferenz unter
 http://www.fzs-online.org/article/1542/de/

fzs kritisiert Bologna

typo1919 25.05.2005 - 15:11
Der fzs hat durchaus auch jetzt kritisch Stellung bezogen:

Siehe z.B. die Presseerklärung zur Bergen-Konferenz:

"Unter dem Deckmantel der Europäisierung finde ein massiver Bildungsabbau statt, der sich exemplarisch an der Beschränkung des Masterzugangs zeige. Die unternommenen Schritte in Richtung eines stärkeren internationalen Austausches und einer stärkeren Mobilitätsförderung seien unreflektiert und substanzlos."

Link:  http://www.fzs-online.org/article/1537/de/

Und wenn alle linken ASten austreten, wird sicher weder der fzs noch ESIB noch sons irgendwas besser. Die Möglichkeit zu Diskussionen besteht im fzs.

fzs in esib

Eleni Andrianopulu 11.07.2005 - 01:32
Die Delegation des fzs an der MinisterInnenkonferenz war Christine Scholz, Vorstand. Sie war Teil der nationalen Delegation.

Steffi Geyer, Stefan Bienefeld und ich waren nicht anwesend. Wir waren schon abgereist nachdem wir eine Woche lang den fzs in der ESIB Mitgliederversammlung vertraten.

Colin Tück war nicht Teil der Delegation und ebenfalls abgereist, als die MinisterInnenkonferenz anfing.

Nele Hirsch war die fzs Delegation beim EEF.

Die Position von ESIB im Bologna Prozess entspricht nicht die Position des fzs.

Zu allgemeinen Einschätzungen über Veranstaltungen von ESIB und über ESIB im allgemeinen empfiehlt es sich auf der fzs Homepage diverse Berichte von verschiedenen Delegierten zu lesen.

Einen der wenigen linken Verbänden in ESIB, also den fzs, zu schwächen, indem mensch die Mitglieder zum Austritt aufruft, wird nichts an den Kurs des Bologna Prozesses ändern.

Und ob ein Austritt des fzs aus ESIB den Kurs korrigieren würde, wage ich zu bezweifeln.

Der fzs ist dennoch ein meinungsstarker und meinungsbildender Verband in ESIB und dies müsste ausgebaut werden, dafür braucht der Verband mehr Ressourcen sowohl finanzielle, wie auch personelle.