Wuppertal: Ein-Euro-Aktionstag

agenturschluss Wuppertal 20.05.2005 21:03 Themen: Soziale Kämpfe
"Finger weg vom Geschäft mit den Zwangsdiensten!"

Bericht vom Wuppertaler Stadtrundgang gegen die Vermittlungsstellen und Beschäftigungsträger von Ein-Euro-Jobs am 20. Mai.
Die erste dokumentierte Aktivität fand bereits um 4:45 Uhr in der Frühe statt. Eine kleine Abordnung von Ein-Euro-Job GegnerInnen besuchte Herrn Ahrens, den Leiter der Wuppertaler Caritas zu Hause in der Manteuffelstr. 6, klingelte ihn aus dem Bett und deponierte mehrere Alarmgeräte auf dem Dach und rund um sein Haus. Ein zurückgelassenes Flugblatt erläuterte den ungebetenen Weckdienst so:

Guten Morgen und herzlich willkommen bei der Qualifizierungsmaßnahme des Caritasverband Wuppertal - Lektion Eins: "Die eigene Würde durch zeitiges Aufstehen zurückerlangen". Die Losung für den heutigen Tag lautet: Nur der frühe Vogel fängt den Wurm.

Für Herrn Ahrens ist das (Wieder-)Erlernen eines geregelten Tagesablaufs und das frühe Aufstehen schließlich ein Hauptziel der Qualifizierungsmaßnahmen für die Ein-Euro-JobberInnen bei der Caritas.

Zu etwas humanerer Zeit besuchten 15-20 Leuten die Recycling-Werkstätten der GESA gmbH , Wuppertals größtem Beschäftigungsträger für Ein-Euro-Jobs. Um die ungefragte Begleitung durch Staatsschutz und Bereitschaftspolizei loszuwerden gelangeten die Leute scheinbar unorientiert über Um-und Waldwege zu den Hallen in der Essener Straße. Hier sortieren u.a. 90 Ein-Euro-Kräfte Elektroschrott, Alt-KFZ und sonstiges Sperrgut. Die (per Order) wenig auskunftsfreudige technische Leitung der Betriebe und die betreuenden Vorarbeiter der Werkstätten konnten die zahlreichen Einzelgespräche erst nach einer halben Stunde mit einem ruppigen Rausschmiss beenden. In diesem Betrieb arbeiten mehrere (verständlich unzufriedene) ALG2 EmpfängerInnen, die nicht "freiwillig" sondern von der ARGE hierhin geschickt wurden für 1,50 Euro die Stunde - Kein zusätzliches Fahrgeld.

Danach besuchte eine (schlecht ausgebildete) Ein-Euro-Putzkolonne den Leiter der ARGE Wuppertal im Rathaus. Da Herr Lenz selbst nicht zugegen war begnügte sich das lustig maskierte Reinigungspersonal mit dem Besprechungszimmer und dem Sekretärsbüro. Hier wurden recht ungelenk Utensilien von den Schreibtischen gefegt, viel Schmutz hinterlassen und die Akten mit unangenehm scharfen Reinigungsmitteln besprüht. Offenbar gibt es auch hier noch hohen Qualifizierungsbedarf.

Zum Abschluss besuchten die Ein-Euro-AktivistInnen die Wahlkampfveranstaltung der Wuppertaler Grünen und deren Hauptgast, den stellv. NRW-Ministerpräsidenten Vesper. Während dieser Promi-Kochveranstaltung wurde die Bühne in Beschlag genommen, mit Plakaten umgestaltet und die Arbeitsmarktpolitik von Rot-Grün mit Fokus auf die von ihnen eingeführten Ein-Euro-Zwangsdienste angegriffen.
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Ergänzungen

privatadressen gehören nicht ins öffentl.Netz

JRS 22.05.2005 - 06:25
Die Personen die neben ihrem religiösen + zur Mission bekennendem Arbeitgebern zusätzlich sich noch als €uro-job-parasit freiwillig verpflichten, müssen natürlich schon damit rechnen das das private Umfeld ausgeleuchtet wird. Schließlich gilt es auch unsere Kinder zu schützen.

Das "technische Aufpasserpersonal" mit dem Glück der späten Geburt muss sich die Frage ebenso stellen, ob es denn nicht besser wäre die Arbeit würde auf dem normalen Arbeitsmarkt angeboten.

Wenn die €uro-job-parasiten ihre Briefkästen mit einem Aufkleber kennzeichnen können sie auch Zustimmungpost erhalten.


Leider habe ich hier keine technisches Muster parat, aber ein Text wie: Anerkennungsgaben bitte nur persönlich abgeben könnte schon hilfreich sein.

Alle Achtung.. Hut ab..

Tom 25.05.2005 - 20:44
Ach ja.. vermutet habe ich das, das in der Bergischen Stadt
Wuppertal der Agenturschluss (2) sitzt.
Herzlichen Glückwunsch für das Orginelle Gelingen und weiter
viel Mut im Kampf gegen Hartz 4 und Co wünscht Euch

Tom..

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