KNABE und FRIEDRICH in Wilhelmshorst gestört

Brigade Poldi Cool 19.05.2005 22:49 Themen: Antifa
Antifaschist_innen der "Brigade Poldi Cool" störten Hubertus KNABE und Jörg FRIEDRICH in Wilhelmshorst.
Am 19. Mai fand um 20.00 Uhr in Wilhelmshorst in der Nähe von Potsdam eine Lesung von Hubertus KNABE und Jörg FRIEDRICH statt. Die beiden Historiker sind arbeitsteilig damit beschäftigt die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg durch Gleichsetzung des Holocausts mit dem Kriegshandeln der Alliierten zu relativieren. Während Jörg Friedrichs die Bombenangriffe der Royal Air Force mit Vokabeln wie >Gaskammern und EinsatzgruppenVernichtung durch Arbeit< gewesen. Einige Antifaschist_innen der Potsdamer „Brigade Poldi Cool“ (organisiert im Bündnis madstoP) nahmen dies zum Anlass, eine Landpartie zu veranstalten. Kurz nach Beginn der Lesung betraten sie mit dem Ruf „Hurra, Hurra, die Antifa ist da!“ den Veranstaltungsraum im „Peter Huchel Haus“ (Hubertusweg 41, Wilhelmshorst). Sie entrollten ein Transparent mit der Parole: „Was wir vergessen verraten wir – Dank den alliierten Befreiern“ und verteilten das untenstehende Flugblatt. Dieses beruht auf einem Text von Peter Gstettner, einem Antifaschisten aus Österreich. Der Originaltext ist unter  http://igkultur.at/igkultur/kulturrisse/1072253906/1072363017 einsehbar. Während der Aktion wurde von einem CD-Player das sowjetische Lied „Der Heilige Krieg“ abgespielt. Sehr schnell wurden sie von den Organisatoren unter Einsatz physischer Gewalt aus dem Raum gedrängt. Insbesondere der CD-Player war Objekt des Hasses und musste einige gezielte Tritte und den Versuch die Antenne abzubrechen verkraften. Vor dem Haus wurde noch mal kurz mit dem Transpi für die Presse posiert und einige Parolen gerufen. Jörg Friedrich, dem offensichtlich sämtliche Maßstäbe abhanden gekommen sind, begrüßte die Antifaschist_innen mit den Worte: „Na Ihr SA-Pöbel, seid Ihr auch wieder da?.“ Nachdem die Antifas noch mal klargemacht hatten, das die Apologeten des deutschen Vernichtungskrieges auch in Zukunft nicht einmal in der Provinz ihre Thesen ungestört verbreiten können werden verließen sie das idyllische Dörfchen.

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Aus gegebenem Anlass:
Gegen das Verwaschen und Verschwimmen
von Täter- und Opferperspektive
Hier und heute wollen zwei Autoren ihre Bücher vorstellen, deren Thema die deutschen Opfer des Zweiten
Weltkrieges sind. In jeder Gesellschaft, so wird gesagt, gedenken die Menschen ihrer Toten,
unabhängig davon, unter welchen Umständen diese ums Leben gekommen sind. Wenn wir hier Einwände
erheben, dann nicht gegen das individuelle und stille Totengedenken. Auch befassen wir uns hier nicht
mit theologischen Fragen von Schuld und Sühne, von Vergeltung oder Vergebung.
Wir befassen uns mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Todesumständen massenhaft ermordeter
Menschen „im Schatten des Krieges“. Uns interessiert die gesellschaftliche Wertung der Toten, die uns im
Nachhinein als ermordet unter dem Faschismus oder als ermordet unter dem Antifaschismus präsentiert
werden. Hier werden erhebliche Unterschiede gemacht, mit welchem Aufwand und mit welcher Würde
der jeweiligen Opfer gedacht wird. Uns geht es um die kollektiven Gedenkritualen, mit denen die Gesellschaft
dieser Toten gedenkt und sie in der Erinnerung würdigt. Eine Gesellschaft, die mit ihren Ritualen
zum Ausdruck bringt, dass sie in erster Linie der Führertreue und Pflichterfüllung von Wehrmachtssoldaten
gedenkt – und nicht der Opfer dieser „Pflichterfüllung“ –, so eine Gesellschaft hat eine Entscheidung
gefällt:die Entscheidung, nicht den Widerstand und die Freiheit, sondern die Anpassung und die Unfreiheit
zum Erinnerungswert zu machen.
Die Historiker sind sich weitgehend darin einig, dass die Verbrechen der Nazis einzig-artig waren und mit
herkömmlicher Kriegsführung kaum etwas zu tun hatten. Die Deutschen führten im Osten einen weltanschaulich
motivierten Eroberungs- und Vernichtungskrieg, auch und vor allem gegen die
Zivilbevölkerung. Mit diesem Vernichtungsprogramm, das sich schon beim Überfall auf Polen abzeichnete,
begann Deutschland 1939 den Zweiten Weltkrieg und brachte ganz Europa den entscheidenden
Unterschied bei zwischen dem Soldatentod, und dem permanenten Sterben in der industriellen Tötungsmaschine
der Nazis. Die Historiker sind sich auch dahingehend einig, dass der Nazismus vorsätzlich, das
heißt per Programm, alle bisherigen Regeln der Kriegsführung gebrochen und alle mörderischen Instinkte
des Menschen aktiviert, gebündelt und für sein rassistisches Vernichtungsprogramm eingesetzt hat.
Einmaligkeit und Ausmaß der Verbrechen, geplante und vorsätzliche Durchführung der Massenmorde
und das massenhafte Erzeugen von Befehlsgehorsam und absolutem Pflichtgefühl (bei gleichzeitigem
Fehlen von Unrechtsbewusstsein und Schuldeinsicht), dies sind die Kriterien, die die Naziverbrechen historisch
einmalig machen. Deshalb also, weil der Nazismus dieses extremste Vernichtungspotenzial
verkörpert, muss auch, das Gedenken an den Widerstand und an die Opfer des Nazismus außergewöhnlich
sein; jede Heroisierung der soldatischen Pflichterfüllung, jede Gleichstellung der gefallenen
Soldaten mit den Naziopfern muss sich verbieten. Eine „normale Gesellschaft“ hätte also der Opfer des
Naziterrors in besonderer Weise zu gedenken, sie hätte den Widerstand gegen den Nazi-Faschismus hervor
zu heben als die einzig akzeptable „Pflichterfüllung“ gegenüber dem eigenen menschlichen Gewissen.
Was aber tut unsere abnormale, anomische Gesellschaft? Sie hält - in gespielter Unschuld und mit
scheinbarer Unparteilichkeit - das Hakenkreuz neben den Roten Stern und schickt sich an, „objektive“
Vergleiche anzustellen. Das Hakenkreuz, unter dem Millionen Menschen in Europa versklavt und ermor-
det wurden, soll mit dem „Roten Stern“ kontrastiert werden, der für ebenso viele Menschen die Hoffnung
auf Befreiung aus den Ghettos, Konzentrationslagern, „Arbeitserziehungslagern“, Kriegsgefangenenlagern,
Gestapo-Gefängnissen und Folterzellen verhieß. Das Kontrastmittel zum Haken-kreuz soll also
„Roter Stern“ heißen, und die Verbrechen, die unter dem Roten Stern begangen wurden, sollen spiegelbildlich
zu denen betrachtet werden, die die Nazis begangen haben. Ziel ist eine Pattstellung bzw. ein
Null-Summenspiel: Ich spiele mein totalitäres Regime aus, wenn du deines ausspielst. Zeige mir dein
Massengrab und ich zeige dir meines.
Die Naziverbrechen werden parallel zu den Bombenangriffen auf deutsche Städte und den Racheakten
der sowjetischen Soldaten gestellt. Ist das eine politische Strategie, unsere Wahrnehmung zu lenken und
neu zu fokussieren, oder ist das eine historische Methode des Systemvergleichs? Worauf soll das hinauslaufen?
Historische Aufklärung oder Verharmlosung des Holocaust? So eine Parallelführung eignet sich
schon sehr gut als psychische Entlastungsaktion zugunsten der willigen Unterstützer und Vollstrecker des
NS-Programms.
Entlastung und Entschuldung der Tätergesellschaft unter dem Deckmantel der historisch objektiven Geschichtsdarstellung?
Vertreibung, Bombenkrieg, Verschleppungen, willkürliche Rachejustiz der Sieger,
alles das schuf „natürlich“ auch Opfer aufseiten der Tätergesellschaft. Und diese Opfer werden nun gegen-
erinnert, ihr Leid wird dem der Holocaustopfer entgegen gehalten bzw. parallel dazu dargestellt.
Unter der Hand erscheint der Holocaust gar nicht mehr so „einmalig“; die Verbrechen der Nazis haben auf
einmal ein Pendant; die Befreiung vom Nazismus erscheint nun doppelbödig, denn unterschwellig wird
die Frage in den Raum gestellt: Hat der grausame Befreiungskampf in Osteuropa nicht ebenso viel Leid
über die Menschheit gebracht, wie die deutsche Okkupation dieser Gebiete?
Die Bücher von Knabe und Friedrich sind keineswegs eine unpolitische Angelegenheit, die lediglich für
kleine und harmlose Verunsicherungen im deutschen Geschichtsbild sorgen. Ihr Sinn ist ein anderer: Die
Singularität des Holocaust soll untergraben werden, der Antifaschismus unter dem „Roten Stern“ soll als
linksfaschistisches Gewaltsystem denunziert werden, der bewaffnete antinazistische Widerstand soll in
eine Linie mit den Verbrechen von SS und Wehrmacht gestellt werden.
Zwar betonen die Autoren bei jeder Gelegenheit: Wir wollen keine „Aufrechnung“ betreiben. Aber komischerweise
sehen fast alle LeserInnen in den Büchern ein Angebot zur Aufrechnung. Wenn jemand
ständig betonen muss, „... wir wollen nicht aufrechnen“, dann sind diese Beteuerungen an den Erkenntnissen
der Psychoanalyse zu messen, die besagen: Das Unbewusste kennt keine Verneinung. Auf unseren
Fall angewandt: Wer ständig betont, dass nicht aufgerechnet werden soll, dessen Unbewusstes sagt: Ich
will, dass aufgerechnet wird! Keine Frage: Aus diesen Büchern spricht das deutsche kollektive Unbewusste
zu uns. Es sagt uns: Über die Verbrechen des Nationalsozialismus darf nur geredet werden, wenn man
gleichzeitig den Blick auf die „Verschleppungen“ und die Gewaltexzesse der Befreier wirft. Eine eindeutige
Unterscheidung von NS-Tätern und NS-Opfern ist gar nicht möglich. Eine Parteinahme für eine der
beiden Gruppen erübrigt sich. - Kennen wir nicht diese Botschaft schon seit fünfzig Jahren?
bündnis madstop, im Mai 2005
 madstop@antifanews.de
 http://madstop.antifanews.de
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Ergänzungen

Kritik an Jörg Friedrich "Der Brand"

egal 20.05.2005 - 05:22
Auch wenn ich massive Probleme mit Ansichten, Aussagen... von Hardcore Identitäts Antideutschen habe und speziell auch mit Justus Wertmüller.
Trotzdem bleibt sein Verdienst einen der wenigen mir bekannten kritischen Texte zu Jörg Friedrich "Der Brand" geschrieben hat:
"Unsere Mauern brechen, unsere Herzen nicht
Die Deutschen eignen sich die Geschichte des Bombenkriegs an"
 http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web40-3.htm


Hubertus KNABE

egal 20.05.2005 - 06:05
ist fest eingebunden, in den Sumpf, der vielen rechten bis rechtsradikalen "Opferverbände" sowie mit den angekoppelten Kreisen rund um die "Konrad Adenauer Stiftung" (CDU) sowie der Birthler Behörde www.bstu.de/.

Er ist Leiter der "Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen"
 http://www.stiftung-hsh.de/ (mit Knabe FOTO)

Hier im Text einige Infos zu Umfeld und Aktivitäten Hubertus Knabes,
dem Opferverbands und Totalitarismus Sumpf,
sowie zu aufklärerischen Gegenaktivitäten
 http://mitglied.lycos.de/berterm/8mai.html

kalte amnestie

Gramsci 20.05.2005 - 15:29
Jörg Friedrich hat in den 80ern ein gutes Buch verfasst:
"Die Kalte Amnestie. NS-Täter in der Bundesrepublik"

Erst danach ist er nach rechts abgedreht.


Gr.

Zwei kritische Rezensionen

Werner Schubert 03.12.2005 - 10:40
Von Wissenschaftlern und Historikern ist Jörg Friedrich total verrissen worden. Nur die Medien feiern ihn fälschlicherweise immer noch als Historiker, genau wie den Journalisten Guido Knopp, der auch keine ausgebildeter Historiker ist. Hier zwei sehr fundierte Rezensionen des Historikers Ralf Blank, der durch einschlägige Veröffentlichen (unter anderem im Standardwerk Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 9).

 http://www.sehepunkte.historicum.net/2002/12/2675.html

 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=3483

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Historiker 20.05.2005 - 10:37
Ihr solltet erst einmal die Bücher der Herren lesen und nicht pauschal die Leute verurteilen und mundtot machen! Knabe und auch Friedrich haben einen durchaus wichtigen Beitrag in der Geschichtswissenschaft geleistet! Es sind eben Themen wie die Befreiung und der Bombenkrieg über die diskutiert werden muß um nicht das Feld den rechten Seelenfänger zu überlassen. Es geht dabei nicht um Relativierung der Verbrechen der Nazis, sondern es geht darum zu zeigen was war, das ist immerhin der Sinn von Geschichte, und nicht aus ideologischen Gründen Teile der Geschichte ausblenden nur weil sie einem nicht passen!

@Historiker

Moppelmann 20.05.2005 - 11:00
Ja, ja, man darf die Nazis nicht den Rechten überlassen...