Freiburg: Besetzt-Zeitung #6

Kohland Roch 15.05.2005 23:03 Themen: Bildung
Die Besetzt am Sonntag, Wochenendausgabe der Zeitung aus dem besetzten Rektorat der Uni Freiburg
Nachdem die Samstagsausgabe ausfallen musste, hier nun die Besetzt am Sonntag als sechste Ausgabe der Besetzt-Zeitung aus dem Rektorat der Uni Freiburg
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Ergänzungen

Was die BZ (dpa) schreibt

BZ-LeserIn 16.05.2005 - 16:24
Freiburg: Studenten beenden Besetzung

Rektorat freiwillig geräumt: Nach 13 Tagen mit scharfem Protest gegen die in Baden-Württemberg geplanten Studiengebühren haben rund 30 Studenten ihre Besetzung des Rektorats der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg beendet.

Die Besetzer verließen am Sonntagnachmittag freiwillig das Gebäude.

Die Situation sei für alle Beteiligten belastend gewesen, sagte Universitäts-Pressesprecher Rudolf-Werner Dreier. Weil sich in den oberen Stockwerken Büro- und Laborräume sowie eine wertvolle archäologische Sammlung befinden, mussten Mitarbeiter seit Beginn des Besetzung Tag und Nacht Wache halten.

Von der Besetzung war die Uni-Leitung überrascht worden. Nach einem Zug durch die Innenstadt waren rund 1000 Studenten vor das Gebäude gezogen und hatten die Eingangshalle besetzt.

Ursprünglich wollten die Studenten die Eingangshalle erst räumen, wenn sich die Universität offiziell gegen Studiengebühren ausspricht. (dpa)

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 16.05.2005 - 19:47

BZ-Artikel

BZ-LeserIn 17.05.2005 - 02:21
Freiburg im Breisgau

Badische Zeitung vom Dienstag, 17. Mai 2005

Das Uni-Rektorat ist "ent-setzt"

Am Sonntag verließen Besetzerinnen und Besetzer das Gebäude am Fahnenbergplatz und kündigten weitere Protestaktionen an

Das seit dem 2. Mai besetzte Rektorat der Universität Freiburg am Fahnenbergplatz ist seit Pfingstsonntag "ent-setzt". "Wir haben uns entschlossen, die Besetzung zu beenden und unseren Protest mit weitergehenden Aktionen fortzusetzen", erklärte eine der Besetzerinnen. Der Abzug sei indes keine Reaktion auf eine Stellungnahme des Rektorats vom Samstag.

In ihr wurde zwar die anhaltende Bereitschaft zum Gespräch mit den Studierenden erklärt. "Sie ist aber unter den Bedingungen der Rektoratsbesetzung, die einen Hausfriedensbruch darstellt und vom Rektorat als Erpressung empfunden werden muss, nicht weiter realisierbar." Deshalb sei die Universitätsleitung erst nach dem Abzug der Besetzer bereit, die Gespräche mit Vertretern der Studierenden fortzusetzen.






Wie die - nun ehemaligen - Besetzerinnen und Besetzer des Rektorats in einer Presseerklärung vom Sonntag deutlich machen, fühlen sie sich von der Universitätsleitung nicht ernst genommen und warten immer noch auf eine "inhaltlich detaillierte, offizielle Stellungnahme zu unseren Forderungen". Diese listen unter anderem auf: Chancengerechtigkeit bei der Bildung ohne Studiengebühren; Finanzierung von Bildung aus öffentlichen Mitteln; Veränderungen des Landeshochschulgesetzes, das demokratische Strukturen an den Universitäten auflöse; Gleichberechtigung der Geschlechter an den Hochschulen; Wiedereinführung der verfassten Studentenschaft samt einem allgemeinpolitischen Mandat der Studierendenvertretung.

"Mit unserer Rektoratsbesetzung haben wir viel, aber längst noch nicht genug erreicht", heißt es in der Presseerklärung. Allerdings "ist es nicht in unserem Interesse, dass die mit uns solidarisierten MitarbeiterInnen gegen uns ausgespielt werden". Deshalb sollen die Protestaktionen des "Freiburger Frühling" fortgesetzt werden.

Was sich die Besetzerinnen und Besetzer, die das Rektorat "besenrein" verließen, als Ergebnis ihres Protests wünschen, machten sie zum Abschluss mit einer symbolischen Aktion deutlich: Der Rektor erklärte seinen Rücktritt, die Studierenden wählten eine neue Rektorin, die sich mit ihnen solidarisierte und zu weiteren Protesten für eine gerechte und demokratische Uni aufrief.

Von der Albert-Ludwigs-Universität war gestern wegen des Feiertags keine Stellungnahme zum Ende der Rektoratsbesetzung zu erhalten.

gmk

Die BZ mal wieder

BZ-LeserIn 18.05.2005 - 01:09
Freiburg im Breisgau

Der Protest holt tief Luft

"Freiburger Frühling": Studenten denken über nächste Aktionen nach / Burschen abgeblitzt

Von unserem Mitarbeiter Toni Klein

Das Gebäude ist seit Pfingstsonntag ent-setzt, jetzt beginnen alle Beteiligten, die erste Rektoratsbesetzung an der Freiburger Universität seit 1968 aufzuarbeiten. Die Studenten wollen ihren Protest in anderer Form fortsetzen, Teile des Uni-Personals sind weiter mit dessen Zielen einverstanden, Studentenverbindungen mit ihren Anliegen indes abgeblitzt. Sicher ist vorerst nur eines: das Rektorat selbst. Seit dem Ende der 14-tägigen Okkupation wird es polizeilich bewacht.

Im u-Asta will man die Pfingstpause, in der auch viele der Aktivisten und Unterstützer der Besetzung ausgeflogen sind, zum Überdenken der nächsten Schritte nutzen. Seit Montag findet jeden Tag um 19 Uhr eine "Mahnwache" mit Topfschlagen vor dem ehemals besetzten Gebäude am Fahnenbergplatz statt, anschließend soll das Plenum im u-Asta-Büro (Belfortstraße 24) unter anderem ein starkes Auftreten vor der Landtagswahl im kommenden Frühjahr vorbereiten. Zuvor kommt es in der zweiten Juniwoche in Hamburg zum "Vernetzungstreffen" aller Uni-Gruppen, die gegen Studiengebühren kämpfen. Dort gehe es auch darum, "sich gegenseitig Ideen zu klauen", so Robin Gommel vom u-Asta.

Freiburg glänzt dabei als Ideenschmiede: Das hier entworfene schwarze Protest-T-Shirt mit einem PacMan, der sich anschickt, das Wort "Bildung" aufzufressen, findet längst bundesweiten Anklang. Und eine "Besetzt-Zeitung", die es in den 14 Rektoratstagen auf sechs Flugblatt-Ausgaben brachte, erscheint nun auch in Heidelberg und Stuttgart. Die Unterschriftenliste, die seit dem 2. Mai mit den bekannten Forderungen uni-intern kursiert, haben laut Gommel bisher 1500 Studenten und Uni-Mitarbeiter signiert.

Derweil präzisiert Werner Beiser, Vorsitzender des Personalrats an der Universität, dessen Position. Natürlich herrsche im Rektorat Erleichterung darüber, dass die "angespannte Lage" durch den freiwilligen Rückzug der Besetzer gelöst wurde. Zugleich stehe der Personalrat aber weiter hinter den politischen Forderungen und sei beeindruckt, dass alle Protestierenden ein zentrales ihrer "Sechs Gebote", die am Rektoratseingang aushingen, wahrten: "Keine Gewalt gegen Personen und Sachen". Nach seinen Angaben sprach Beiser am vergangenen Mittwoch bei einem "Rundgang durch alle Zimmer" mit der Mehrzahl der 110 Rektoratsbediensteten. Dabei habe niemand die Ziele des Protestes abgelehnt. Nur die Protestform Besetzung habe "nicht überall Zustimmung gefunden". Die Stimmung im Personal sei dann wohl erst nach der Groß-Demonstration am Donnerstag gekippt, als die Besetzer hartnäckig blieben.

Unterdessen wurde bekannt, dass am 5. und 6. Mai farbentragende Corps-Studenten im besetzten Rektorat Nachwuchs rekrutieren wollten. Wie mehrere Augenzeugen gegenüber der BZ bestätigten, hätten zweimal je sechs bis acht Korporierte im Plenum mit Bier und günstigem Wohnraum für ihre Burschenschaft geworben, mal in Zivil, mal in Montur. Am 7. Mai gegen 1.15 Uhr hätten dann drei Mitglieder der KDStV Hohenstaufen in vollem Wichs Besetzer vor dem Gebäude mit Bierkrügen beworfen. Einer habe vergeblich versucht, seinen im "Duell" gebräuchlichen Säbel zu zücken. Besetzer hätten daraufhin die Burschen in die Flucht geschlagen.