Auch in Köln beginnen die Studiproteste

Fachschaften Sozialwesen, FH Köln 11.05.2005 14:59 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Im Rahmen des Landtagswahlkampfes in NRW und aus Solidarität mit Studierenden in unionsregierten Ländern haben die Fachschaften Sozialwesen der Fachhochschule Köln erste Aktionen und Infoveranstaltungen zum Thema Studiengebühren und Sozialabbau anlaufen lassen.
Am vergangenen Montag sperrten engagierte Studierende die Eingänge des Kölner Fachhochschulgebäudes in der Mainzer Straße ab und erhoben von allen „Kunden“ der Hochschule symbolische Studiengebühren über einen Cent unter dem Motto „Wer nicht zahlt, bleibt draußen!“.
Jeder musste also sein Portemonnaie zücken, um Zugang zur Hochschule zu erlangen. Dies war die Auftaktaktion zu mehreren Veranstaltungen, die in den nächsten Wochen folgten und noch folgen werden.

Am Dienstag fand eine Vollversammlung zum Thema Studiengebühren statt; dank der „Eintrittsgeldaktion“ vom Vortag konnten die Redner vor vollem Haus referieren. Aus dieser VV entwickelte sich schnell eine Spontandemo in der Kölner Innenstadt; ca. 100 Studierende blockierten einem CDU Wahlkampfstand und machten ihrem Unmut Luft. Trotz Bannern und Flüstertüten wurde die „nicht genehmigte Versammlung“ von der anwesenden Polizei nicht aufgelöst. Es gab großen Zuspruch der Bevölkerung, wohingegen sich die älteren Herren der CDU nicht recht zu helfen wussten und sich hinter unseren Transparenten versteckten.

Vom 12. auf den 13. Mai findet in Kooperation mit der Uni Köln ab 14.00h ein großes Camp gegen Studiengebühren auf dem Campusgelände statt. Neben praktischen Workshops (Transparente & T-Shirts malen, etc.) finden alternative Seminare zum Thema „Studiengebühren, Sozialabbau und Globalisierung“ statt, das Camp endet mit einer Großdemo durch Köln (Start: 12.00h, Albertus-Magnus-Platz, am Philosophicum).

AUCH AN DIE NICHT-KÖLNER: ERSCHEINT REICHLICH!

Die Proteste stehen nicht nur im Kontext der NRW-Landtagswahl und dem drohenden CDU-Wahlsieg, sondern finden auch aus Solidarität mit den kämpfenden Studierenden in den bereits betroffenen Bundesländern statt.
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Ergänzungen

30 Semester Minimum - Für Deutschland keinen

finger krumm 11.05.2005 - 17:13
Und mal wieder protestieren die Studis...
Und das ist ja auch erstmal gut, denn Proteste, Demos und Streiks bieten die Möglichkeit, die scheinbar widerspruchslose Oberfläche der Gesellschaft aufzubrechen und den ewig gleichen stupiden Alltag zu stören. Aber es fragt sich doch, warum die regelmäßig wiederkehrenden Proteste der Studierenden so wirkungslos bleiben und sie von PolitikerInnen aller Parteien sogar dann noch begrüßt werden, wenn diese im gleichen Atemzug die Einführung von Studiengebühren, Eliteuniversitäten und ähnlichem fordern.

Das liegt zum einen sicher an den nur auf Medienwirksamkeit ausgelegten, harmlosen Formen der Proteste. Denn wenn zum hundertsten Mal die Bildung zu Grabe getragen wird, die Bildung baden geht oder Vorlesungen in der Öffentlichkeit abgehalten werden, stört das die EntscheidungsträgerInnen furchtbar wenig.

Zum anderen aber liegt es vor allem an den Inhalten, die vertreten werden und die sich von denen der oben erwähnten PolitikerInnen kaum unterscheiden. Natürlich ist es richtig gegen die Einführung von Studiengebühren oder überfüllte Seminarräume und Hörsäle zu protestieren. Aber wenn der Protest dabei stehen bleibt, die individuellen Studienbedingungen verbessern zu wollen, ohne dabei die gesellschaftliche Funktion der Universität zu kritisieren, bleibt er elitär.

Denn die Zeiten als die Universität einen gewissen Freiraum bot, die die Zeit in der jede/r gezwungen wird seine Arbeitskraft zu veräußern noch etwas raus schiebt und in der mensch sich ungezwungen mit Themen beschäftigen konnte, die einen interessierten und die auch keinen positiven Nutzen für diese Gesellschaft erbringen mussten, sind lange vorbei (wenn es sie denn überhaupt jemals gegeben hat). Inzwischen sind die Unis längst ordinäre Ausbildungsorte wie die Autowerkstatt oder der Friseursalon, allerdings mit dem Unterschied, dass an der Uni keine Ausbildungsvergütung bezahlt wird, die Studies sich aber trotzdem als privilegiert ansehen, da sie hoffen, in der Zukunft bessere Berufe zu erreichen als Kfz-MechanikerIn oder Friseuse/Friseur.

Das anachronistische humboldtsche Gehabe der Studierenden und v. a. der DozentInnen ist dagegen seit Jahrzehnten reine Ideologie. Bereits 1966 schrieb die Situationistische Internationale darüber: "Die Fakultäten und Schulen, die noch mit vorzeitlichem Prestige dekoriert sind, sind von Akademien zur "Allgemeinbildung" zum Nutzen der herrschenden Klasse zu Produktionsstätten zur hastigen Aufzucht von Führungskräften unteren und mittleren Ranges geworden."

Während dies aber Mitte und Ende der Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von den protestierenden StudentInnen noch kritisiert wurde, beschränkt sich heute die Kritik darauf, doch bitte schön solche Studienbedingungen zu schaffen, dass mensch sein Studium in schnellst möglicher Zeit beenden kann um dann seine Arbeitskraft scheinbar privilegiert zu Markte tragen zu können.

Zugespitzt und endgültig unerträglich wird diese Position dann, wenn erklärt wird, dass "unser Land" keine anderen Rohstoffe hätte als sein Humankapital und deshalb die verstärkte Förderung der Bildung auch im Interesse der angerufenen PolitikerInnen sei. Dann wird, ganz abgesehen davon dass sich dadurch die Protestierenden selbst verdinglichen, der scheinbar kritische Protest endgültig zum Standortnationalismus. Dieser Affirmation der bestehenden widersinnigen Verhältnisse setzten wir die Forderung nach Abschaffung entgegen. Abschaffung der Verhältnisse, in der Menschen gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verkaufen und sich nur in Warenkategorien begegnen können. Konkret bedeutet dies die Abschaffung der Universität, der Arbeit, des Kapitals, des Staates...

Für die staaten- und klassenlose Weltgesellschaft!

Für den Kommunismus! Für die Anarchie!

@ 16:13

kölschpirat 11.05.2005 - 18:35
Die Demo am Freitag richtet sich auch ausdrücklich gegen Sozialabbau. Insgesamt scheint im Gefolge von Hartz IV der gesamtgesellschaftliche Zusammenhang schneller hergestellt zu werden als bisher. Mal schauen, ob es auch an der Uni zündet; heute war da eine kleine Pro-Studiengebühren-Jubeldemo, aber die Resonanz der Studis ist bislang relativ verhalten.

Morgen auf der Uniwiese; das ZDF kommt um 12 vorbei, und je mehr dann schon da sind und mit anpacken, die Sache an den Start zu bringen, desto besser macht sich das nachher!

Titel nich gans richtig...

fighter 11.05.2005 - 19:50
"Auch in Köln beginnen die Studiproteste" stimmt nicht so ganz... Die gibt's jetzt schon etwas länger, aber es geht jetzt richtig los ;)
So gab es z.B schon zur Begrüßung der Erstsemester eine Aktion, wo das verriegelt wurde, (nach dem Stil: wenn es gebühren gibt, kommt ihr auch nicht mehr rein),
n Aktionstag vor dem Philosophikum mit Bühne und Infos
und weiteres

21.mai demo düsseldorf

stu(in)dy 19.05.2005 - 09:50
Einen tag vor der landtagswahl in nrw findet in düsseldorf eine landesweite demo gegen studiengebühren in düsseldorf statt... kommt zahlreich und mit viel phantasie!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

"Wo haben wir den Polizisten versteckt?" — (muss ausgefüllt werden)

Traumhaft — Moe

unnkentlich?? — GEORG

thx — jalalabad