Betrogene Stahlarbeiter

Stahl 11.05.2005 13:33 Themen: Soziale Kämpfe
Die Bosse von Gesamtmetall und die Gewerkschaftsbosse der IG Metall haben wieder einmal gemeinschaftlich die Stahlarbeiter mit ihrem neuesten Tarifabschluß beschissen.
Im gemeinschaftlichen Ausbeuten und Betrügen der Arbeiter und kleinen Angestellten sind Unternehmer und Gewerkschaftsbosse geübt.
Das Betrugskonzept läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Die Arbeitgeber möchten möglichst nicht mehr, sondern weniger an ihre Mitarbeiter zahlen, die Gewerkschaftsbosse möchten ihren beitragszahlenden und betroffenen Mitgliedern und sonstigen Arbeitnehmern weismachten, daß die Verhandlungen waren für diese ein Erfolg waren und sie jetzt - dank ihrer Gewerkschaftsbonzen - mehr in der Tasche als vorher.
Während es also den Bossen und Anteileignern um harte Fakten geht, geht es den Gewerkschaftsbossen in Wahrheit nur um eine Imageverbesserung. Ihre Gehälter und Nebeneinkünfte werden bei den Tarifverhandlungen nämlich gar nicht verhandelt

Der neueste Stahl-Abschluß ist wieder ein typischer Fall. Obwohl die Stahlbranche boomt, wird monatelang verhandelt, mit Streik gedroht, usw - das übliche gemeinschaftliche Ritual also.
Dann über Nacht der schnelle Abschluß - Erfolg:
Ein Streik, der dem "Wirtschaftsstandort Deutschland schaden" würde und natürlich "Arbeitsplätze gefährden" würde, wurde abgewendet - schon das ist offenbar ein Erfolg für Medien, Bosse und Gewerkschaftsbosse!

Die Dummen sind auch diesmal wieder die Stahlarbeiter:
Bebeutelt von massiven Absenkungen ihrer Lohn und Sozialleistungen in den Manteltarifverträgen und Rahmenverträgen versprachen ihre Gewerkschaftsbosse ihnen für diese Tarifrunde 6,5% Lohnsteigerung ab April 05. Doch das erzielte Ergebnis von angeblich 3,5% Lohnsteigerung sieht schlecht aus und ist in Wahrheit noch schlechter.
Und die Gewerkschaftsbosse hoffen wieder einmal , daß ihre Mitarbeiter dies nicht merken, denn der neue Tarifvertag ist reiner Betrug.

1. Für die Monate April 05 bis Aug 05 gibt es NULL-Lohnsteigerungen. Für diese ersten 5 Monate im neuen Vertragszeitraum April 05 bis Aug 05 erhalten alle Mitarbeiter einmalig 500,- Euro., das sind 100,- Euro für jeden pro Monat.
Bei einer 40-Stunden-Woche und 20 Arbeitstagen im Monat ergibt dies ,- Euro pro Tag ergibt dies in der Stunde ca.0,6 Euro mehr. Bei - wie üblich - mehr Arbeitstunden und mehr Arbeitstagen im Monat ist es noch weniger.
Bei 10.- Euro Stundenlohn für einen Stahlarbeiter macht die Erhöhung 6% aus - in der Stunde.
Bei 20,- Euro Stundenlohn ist es nur noch die Hälfte - 3%.
Im gesamten Zeitraum dürfte die wirkliche durchschnittliche Lohnsteigerung unter 2% liegen, aber die Hauptsache ist, die Bemessungsgrundlage für die künftigen Lohnsteigerungen stagniert und sinkt (inflationsbereinigt) damit.
Gut für die Unternehmer und schlecht für die auch von der Inflation genervten Arbeiter.

2. Für die Monate Sept 05 bis März 06 und April 06 bis August 06 gibt es jeweils 3,5% Lohnsteigerung im Monat.
Nur für diese letzten 7 Monate im neuen Tarifzeitraum gibt es wirklich - statt geforderter 6,5% - 3,5% Lohn mehr als im Jahr zuvor.

3. Für die folgenden Monate April 05 bis Aug 06 wird nicht neu verhandelt. Auch hier gibt es 3,5% mehr, aber nicht im Vergleich zum Zeitraum April 05 plus Einmalzahlung sondern April 05 ohne Einmalzahlung. So werden auch hier wieder die Arbeiter von den Unternehmern und Gewerkschaftsbossen gemeinschaftlich um ein paar Prozentpunkte beschissen.

So können die Gewerkschaftsbosse stolz behaupten, sie hätten angeblich "3,5%" - statt der ursprünglich geforderten 6,5% Lohnsteigerung - erkämpft, während sie in Wahrheit nicht einmal - inflationsbereinigt - die Löhne stabil gehalten halten.
Und das war vermutlich auch das Ziel der Gewekschaftsbonzen: Irgendetwas zu erreichen, was sie ihren beitragszahlenden Mitgliedern als "3 vor dem Komma" verkaufen können. Die Wirklichkeit für die Betroffenen der Stahlindustrie in der Lohntüte war ihnen scheißegal.
Schließlich waren sie selbst von ihrem eigenen Verhandlungsergebnis ja auch nicht betroffen.
Die Einkommen der IG-Metall-Bosse werden - wie wir bei IG-Metall-Boss Zwickel und seinem Millioneneinkommen aus dem Mannesmann-Deal sehen konnten - irgendwo anders verhandelt.
Deshalb dieses Getrickse und Jonglieren mit Einmalzahlungen ohne Lohnerhöhung, längeren Tariflaufzeiten, verzögerter Lohnerhöhung, usw.
Der Rest ist Lüge und Medienrummel um den "Produktionsstandort Deutschland", angeblich "gesicherte Arbeitsplätze" und einen "Verhandlungserfolg" der IG Metall.

Der gesamte Vertrag und seine Ausgestaltung ist ein Betrug an den Stahlarbeitern und den kleinen Angestellten in der Stahlindustrie. Während die Gewinne der Stahl-Unternehmer und die Einkommen und Nebeneinkünfte der Bosse und Gewerkschaftsbürokraten der IG Metall massiv ansteigen, zahlen die Arbeiter wieder die Zeche und werden mit Scheinerfolgen abgespeist.

Wer hat uns verraten!!!!!!!!!!!!
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Ergänzungen

Unverständnis

A. Schmidt 14.05.2005 - 13:26
Also mal ehrlich, es ist immr leicht auf die Gewerkschaftsbonzen zu meckern. Hat sich einer mal überlegt, wo wir heute ohne "die Bonzen" stehen würden?

Ich bin auch nicht immer einverstanden mit allen Verhandlungsergebnissen, das kann ich auch nicht sein. Als ehemalige Sozialdemokratin gelte ich heute als linksradikal. Jedoch weiß ich auch, dass die neoliberalen Tendenzen hier und im europäischen Umland die Angst in der Öffentlichkeit schüren und sich alle Kollegen, auch die anderer Gewerkschaften sich dauernd und nur einschüchtern lassen. Als Vertrauensfrau einer großen Gewrkschaft erlebe ich das in meinem Betrieb andauernd.

Und noch was zum Nachdenken:
Was ist mit der Dienstleistungsrichtlinie? Sollte sie wie manche es befürchten unverändert umgesetzt werden, dann werden sich viele von uns nach den "Bonzen" sehnen, die sie jetzt beschimpfen

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