Berlin: Nazi-Aufmarsch blockiert

Die Mischung macht´s. So könnte ein Fazit dieses Tages lauten. Mit vielfältigen Blockadeaktionen haben heute tausende Menschen, vom Antifa bis zur Gewerkschafterin, den Marsch der NPD durch Berlins Mitte verhindert. Die etwa 3000 Anhänger der NPD mussten bis etwa 18 Uhr auf der Parkseite des Alexanderplatzes verharren. Rund um den Alex war jede Brücke, Kreuzung und Straße von GegendemonstrantInnen blockiert.

Schon am morgen war die große linke Gegendemo des Spasibo-Bündnisses mit weit mehr als 10.000 Teilnehmern von der Friedrichstraße bis fast zum Alexanderplatz gelaufen, während sich beim Bürgerfest am Brandenburger Tor mehrere tausend Menschen die Regierungsversion von 8. Mai und Antifaschismus zu Gemüte führten. Kurz vor Ende der Spasibo-Demo kam es zu Rangeleien mit der Polizei, die verhindern wollte, dass Gegendemonstranten zu den Nazis durchbrachen.

Üblicherweise werden in Berlin die Teilnehmer von Gegendemos von der Polizei zusammengeknüppelt. Solche Bilder, wollte sich die Regierung am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, aber ersparen. Die Polizei war mit einem martialischen Aufgebot von etwa 8000 Kräften im Einsatz (mehr als am 1. Mai), hielt sich jedoch überraschend zurück. Nachdem die Gegendemo beendet wurde, verteilten sich tausende Demonstrantinnen an allen Ausfahrtstraßen des Alexanderplatzes. Die meisten von ihnen zwischen Berliner Dom und Palast der Republik. Am Nachmittag kam dann sogar noch Bewegung ins Bürgerfest – tausende folgten dem Aufruf der Grünen zu einem „Spaziergang“ auf dem Prachtboulevard Unter den Linden, wo ja auch die NPD marschieren wollte. Unterdessen öffnete irgendwer den Zugang zum Palast der Republik. Er wurde für kurze Zeit von hunderten Menschen besetzt. Auf dem Dach zeigte jemand Transparente.

Wegen der vielen Menschen auf der NPD-Route, wurde an allen Blockadepunkten wild über mögliche NPD-Ausweichrouten spekuliert. Die Gegendemonstranten mussten wegen der Polizeisperren weite Wege auf sich nehmen. Um zum Beispiel die Kreuzung an der Jannowitzbrücke zu blockieren. Dort meldete irgendwer eine Spontandemo an, nachdem die Polizei die Kreuzung räumen wollte. Etwa 500 Menschen blockierten dort bis 17.30 Uhr die Straße.

Der NPD wurde unterdessen empfohlen, ihre Demo abzusagen, was dann auch passierte. Die Sicherheit der Nazis könne nicht garantiert werden, so die Polizei. Nach Auflösung ihrer isolierten Kundgebung wurden die Faschisten in Sonderzügen aus der Stadt gefahren. Oder eben zum Ostbahnhof.

Dort hielten sich mehrere Dutzend Faschisten nach Ende der Demo auf. Sie wurden von einer, nett-wilden und bunten Demokratenhorde - auch Bahnhofspassanten - durch den gesamten Bahnhof gejagd, bespuckt, geschuckt – und mussten letztlich in einer Eisdiele Schutz suchen. So ging das Spiel dann auf den Bahnsteigen weiter - bis die Polizei es beendete.

Die heutige Verhinderung des NPD-Aufmarsches in Berlin zeigt: wenn der politische Wille da ist, sieht jeder NPD-Aufmarsch alt aus. Bleibt anzuwarten, wann Schily, der es heute so ermutigend fand, dass „gerade so viele junge Menschen gegen Rechtsextremisten aufstehen“ - genau jene Leute von seinen Truppen wieder zusammenknüppeln lässt.