Anmerkung der Moderationsgruppe:
Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Termin, ein Aufruf, die Einladung zu einer Veranstaltung oder die Ankündigung einer Aktion reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia, ein möglichst umfassendes Infoportal incl. Terminkalender anzubieten. Indymedia will eine Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihren eigenen Inhalte bieten. Das Veröffentlichen von Terminen, Aufrufen und Einladungen gehört nicht zu den Zielen des Projektes. Mehr Informationen, warum sich Indymedia nicht zum Veröffentlichen von Terminen eignet, findest Du hier. Bitte nutze stattdessen die verlinkten Terminkalender-Seiten.
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"Mörder unterm Edelweis"in Mittenwald gesehen
Mittenwald - 5.5.2005.
Buchwerbung für "Mörder unterm Edelweiss" in Mittenwald gesehen.
Mittenwald 2005
Endlich weg damit!
www.nadir.org/mittenwald
Buchwerbung für "Mörder unterm Edelweiss" in Mittenwald gesehen.
Mittenwald 2005
Endlich weg damit!
www.nadir.org/mittenwald
Pfingsten 2005:
Eine Woche zuvor jährt sich der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus zum 60. Mal. Etliche aber wurden damals nicht befreit sondern besiegt und diese Niederlage steckt ihnen 60 Jahre später noch in den Knochen. Und so werden sich auch dieses Jahr zu Pfingstenüber tausend ehemalige Wehrmachtssoldaten, gegenwärtige Bundeswehrsoldaten und ihre GesinnungsgenossInnen aufmachen zu einer Gedenkveranstaltung der ganz anderen Art: Nach Mittenwald, zum ‚Ehrenmal’ der Gebirgsjäger am Hohen Brendten, wohin der Kameradenkreis der Gebirgsjäger seit 48 Jahren lädt, damit sie dort ‚ihrer’ Toten aus zwei Weltkriegen gedenken.
Wir finden: Sie müssen sich ihrer Täterschaft erinnern und der Opfer gedenken. Darum sind die Gebirgsjäger seit 2002 bei ihrer widerlichen Veranstaltung nicht mehr ungestört: Vor drei Jahren enterte eine Gruppe AntifaschistInnen das traditionelle Schweinebratenessen von Gebirgsjägern im‚Postkeller’ in Mittenwald und forderte eine Gedenkminute für die Opfer der Verbrechen der Gebirgsjäger. Für diese sicherlich nicht unbillige Forderung wurden sie von Greisen mit Stühlen attackiert, aus dem Lokal geworfen und anschließend von der bayrischen Polizei für 24 Stunden in der Jugendherberge festgesetzt.
In den vergangenen beiden Jahren wurde öffentlich und breiter nach Mittenwald mobilisiert: Gegen den Skandal eines Tätergedenkens, an dem sich nicht nur die noch lebenden Täter sondern auch die Bundeswehr beteiligt; gegen den Skandal, in dem unbeirrt an der Mär von Ehre und Tugend des deutschen Gebirgsjägers gestrickt wird, am generationenübergreifenden soldatischen Geist – und dies alles im Angesicht der Tatsache, dass diese Truppe während des Zweiten Weltkriegs eigenhändig Massenmorde inüber 50 Orten quer durch Europa verübte.
Kommeno, ein Dorf in Nordgriechenland, wo sie über 317 ZivilistInnen ermorden, und Kephalonia, eine Insel bei Korfu, auf der sie 5000 tausend entwaffnete italienische Soldaten niedermetzelten, sind von den Verbrechen der Gebirgsjäger nur die ekanntesten:
Von Griechenland über den Balkan, nach Italien und Frankreich bis hinauf nach Finnland zieht sich eine breite Blutspur.
Die alljährliche Selbstvergewisserung der Gebirgsjäger an Pfingsten hat so immer auch den Charakter einer Selbsthilfegruppe für Kriegsverbrecher, ideell und ganz konkret: Hier werden Absprachen getroffen für den Fall, dass die Strafverfolgungsbehörden doch
noch einmal mit einer Mordanklage an die Tür klopfen. Das alles ist widerlich, und wir wollen, dass das aufhört.
Darum gibt es seit zwei Jahren zu Pfingsten in Mittenwald nicht nur ‚gedenkende’ Gebirgsjäger, sondern auch Veranstaltungen mit Überlebenden der Massaker der Gebirgstruppe, die so am Ort der Täter eine Stimme erhalten, es gibt Aktionen und Demonstrationen, die dazu geführt haben, dass das Gebirgsjägertreffen vom alljährlichen normalen Vorgang zum brisantesten
Thema der örtlichen öffentlichen Debatten geworden ist. Aber das reicht uns nicht! Wir fordern: Weg damit! Es muss endlich Schluss sein mit dem Gebirgsjägertreffen in Mittenwald! Es muss Schluss sein mit Feierlichkeiten, bei denen Täter zu Opfern umgelogen werden! Erst dann kann die Frage eines Mittenwalder Bürgers, wie denn der antifaschistische „Sauhaufen“ am besten
aus Mittenwald fernzuhalten sei, eine Antwort finden.
Wir werden diesen Forderungen 2005 mit Zeitzeugenveranstaltungen, mit einem Sternmarsch, mit Demonstrationen, mit Straßentheater, mit eigenen Mahn- und Reuegottesdiensten auf dem Hohen Brendten und einem„Wiederentwaffnungs“-Camp in Mittenwald Nachdruck verleihen.
„Ich würde ja was sagen, aber dann müsste ich hier wegziehen.“‘
Im idyllischen und touristenfreundlichen Mittenwald herrscht eine repressive Atmosphäre von Gewalt und Angst. Während der Demonstration am Pfingstsamstag 2004 musste sich der Theresienstadt-Überlebende Ernst Grube anhören „man hat Euch zu vergasen vergessen“. Die Wirtin einer Gaststätte fand: „Euch müsste man alle mit dem Schürhaken erschlagen“.
Solche Hinrichtungsphantasien sind kein Einzelfall. Wo er aber nicht freiwillig besteht, da wird in der Gemeinde der Gebirgsjäger-Konsens erzwungen. Der Vorstand des Mittenwalder Sportvereins, in dessen Halle 2003 das Hearing mit Überlebenden der Massaker stattfand, ist anschließend von seinen Mitbürgern unter so massiven Druck gesetzt worden, dass er die zentral gelegenenÖrtlichkeiten 2004 nicht mehr an die ‚Angreifbare Traditionspflege’ vermieten wollte. Kein Buchladen fand sich bereit, das vom AK Angreifbare Traditionspflege herausgegebene Buch‚Mörder unterm Edelweiß’ in sein Sortiment aufzunehmen. Und während
diejenigen mit den Mord-Gedanken oft keinerlei Scheu davor haben, diese auch noch öffentlich kundzutun, wird eine negative Haltung zum Gebirgsjägertreffen nur heimlich und leise zugegeben.„Ich find das auch nicht so gut, aber wenn ich was sagen würde, dann müsste ich hier wegziehen“ ist eineÄußerung, die inzwischen so oft gefallen ist, dass sie für das politische Klima in Mittenwald als repräsentativ gelten kann.
Ein Ziel unserer Aktionen ist es, den Schulterschluss von Militär und Gemeinde in Mittenwald zu brechen. Hier sehen wir taktisch auch ganz gute Chancen: Denn das ganze öffentliche Aufsehen, dass das Treffen und die Gegenaktionen hervorgerufen haben, die ungenierten Äußerungen mancher Mittenwalder BürgerInnen vor laufender Kamera und die laufenden Ermittlungsverfahren wg. Kriegsverbrechen in Kommeno und Kephalonia haben bereits zu Stornierungen empörter TouristInnen geführt, die unter solchen
Mörderbanden keinen Urlaub machen mögen. „Schadet das Pfingsttreffen dem Tourismus in Mittenwald?“ ist eine der vielen Fragen, die wir Pfingsten gern öffentlich in Mittenwald erörtern wollen.
60 Jahre nach dem Krieg
In den kommenden Monaten wird es eine Fülle an Gedenkveranstaltungen und Feierlichkeiten zur Niederlage des Faschismus und zum Ende des zweiten Weltkriegs geben. Sie finden in einem Staatsakt von Bundestag und Bundesrat am 8. Mai und der offiziellen Eröffnung des Holocaust-Mahnmals am Tag darauf ihren vorläufigen Höheund Schlusspunkt. Selbstverständlich begrüßen wir viele Veranstaltungen in diesem Kontext, aber es liegt darin auch eine Gefahr: die Gefahr, dass die Deutschen zu ‚Weltmeistern im Gedenken’ werden, einem Gedenken, das zur Routine gerinnt und darunter einen Raum eröffnet, in dem die Forderung nach einem‚ Schlussstrich’ und einer ‚Normalität’ im Umgang mit der deutschen Geschichte laut wird. Zwischen Staatsakt am 8. Mai und der offiziellen Eröffnung des Holocaust- Mahnmals droht die Forderung nach einer aktiven Auseinandersetzung mit der Tätergeschichte, nach der Verfolgung der zahlreichen noch lebenden Täter und nach einer Entschädigung der Opfer unterzugehen. Dem demonstrativenöffentlichen Gedenken in der Hauptstadt entspricht das massive öffentliche Verdrängen, Umbiegen und Leugnen an Orten, für die Mittenwald nur ein besonders krasses Beispiel ist. Berlin und Mittenwald sind aber geeint in der offiziellen Deutung der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus in einen Sieg der Demokratieüber den Extremismus. Indem man sich so moralisch auf die Seite der Kriegsgewinner projiziert, ist es möglich, die Bundeswehr mit dem Argument der Verhinderung eines neuen Auschwitz wieder Angriffskriege führen zu lassen. Auch hier sind die Gebirgsjäger, in Traditionspflege den alten Kriegsverbrechern der Wehrmacht eng verbunden, ganz vorne dabei.
Wir fordern darum:
Wiederentwaffnung der Bundeswehr
Was wir wollen:
NS-Täter verfolgen - Opfer entschädigen
Eine Woche zuvor jährt sich der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus zum 60. Mal. Etliche aber wurden damals nicht befreit sondern besiegt und diese Niederlage steckt ihnen 60 Jahre später noch in den Knochen. Und so werden sich auch dieses Jahr zu Pfingstenüber tausend ehemalige Wehrmachtssoldaten, gegenwärtige Bundeswehrsoldaten und ihre GesinnungsgenossInnen aufmachen zu einer Gedenkveranstaltung der ganz anderen Art: Nach Mittenwald, zum ‚Ehrenmal’ der Gebirgsjäger am Hohen Brendten, wohin der Kameradenkreis der Gebirgsjäger seit 48 Jahren lädt, damit sie dort ‚ihrer’ Toten aus zwei Weltkriegen gedenken.
Wir finden: Sie müssen sich ihrer Täterschaft erinnern und der Opfer gedenken. Darum sind die Gebirgsjäger seit 2002 bei ihrer widerlichen Veranstaltung nicht mehr ungestört: Vor drei Jahren enterte eine Gruppe AntifaschistInnen das traditionelle Schweinebratenessen von Gebirgsjägern im‚Postkeller’ in Mittenwald und forderte eine Gedenkminute für die Opfer der Verbrechen der Gebirgsjäger. Für diese sicherlich nicht unbillige Forderung wurden sie von Greisen mit Stühlen attackiert, aus dem Lokal geworfen und anschließend von der bayrischen Polizei für 24 Stunden in der Jugendherberge festgesetzt.
In den vergangenen beiden Jahren wurde öffentlich und breiter nach Mittenwald mobilisiert: Gegen den Skandal eines Tätergedenkens, an dem sich nicht nur die noch lebenden Täter sondern auch die Bundeswehr beteiligt; gegen den Skandal, in dem unbeirrt an der Mär von Ehre und Tugend des deutschen Gebirgsjägers gestrickt wird, am generationenübergreifenden soldatischen Geist – und dies alles im Angesicht der Tatsache, dass diese Truppe während des Zweiten Weltkriegs eigenhändig Massenmorde inüber 50 Orten quer durch Europa verübte.
Kommeno, ein Dorf in Nordgriechenland, wo sie über 317 ZivilistInnen ermorden, und Kephalonia, eine Insel bei Korfu, auf der sie 5000 tausend entwaffnete italienische Soldaten niedermetzelten, sind von den Verbrechen der Gebirgsjäger nur die ekanntesten:
Von Griechenland über den Balkan, nach Italien und Frankreich bis hinauf nach Finnland zieht sich eine breite Blutspur.
Die alljährliche Selbstvergewisserung der Gebirgsjäger an Pfingsten hat so immer auch den Charakter einer Selbsthilfegruppe für Kriegsverbrecher, ideell und ganz konkret: Hier werden Absprachen getroffen für den Fall, dass die Strafverfolgungsbehörden doch
noch einmal mit einer Mordanklage an die Tür klopfen. Das alles ist widerlich, und wir wollen, dass das aufhört.
Darum gibt es seit zwei Jahren zu Pfingsten in Mittenwald nicht nur ‚gedenkende’ Gebirgsjäger, sondern auch Veranstaltungen mit Überlebenden der Massaker der Gebirgstruppe, die so am Ort der Täter eine Stimme erhalten, es gibt Aktionen und Demonstrationen, die dazu geführt haben, dass das Gebirgsjägertreffen vom alljährlichen normalen Vorgang zum brisantesten
Thema der örtlichen öffentlichen Debatten geworden ist. Aber das reicht uns nicht! Wir fordern: Weg damit! Es muss endlich Schluss sein mit dem Gebirgsjägertreffen in Mittenwald! Es muss Schluss sein mit Feierlichkeiten, bei denen Täter zu Opfern umgelogen werden! Erst dann kann die Frage eines Mittenwalder Bürgers, wie denn der antifaschistische „Sauhaufen“ am besten
aus Mittenwald fernzuhalten sei, eine Antwort finden.
Wir werden diesen Forderungen 2005 mit Zeitzeugenveranstaltungen, mit einem Sternmarsch, mit Demonstrationen, mit Straßentheater, mit eigenen Mahn- und Reuegottesdiensten auf dem Hohen Brendten und einem„Wiederentwaffnungs“-Camp in Mittenwald Nachdruck verleihen.
„Ich würde ja was sagen, aber dann müsste ich hier wegziehen.“‘
Im idyllischen und touristenfreundlichen Mittenwald herrscht eine repressive Atmosphäre von Gewalt und Angst. Während der Demonstration am Pfingstsamstag 2004 musste sich der Theresienstadt-Überlebende Ernst Grube anhören „man hat Euch zu vergasen vergessen“. Die Wirtin einer Gaststätte fand: „Euch müsste man alle mit dem Schürhaken erschlagen“.
Solche Hinrichtungsphantasien sind kein Einzelfall. Wo er aber nicht freiwillig besteht, da wird in der Gemeinde der Gebirgsjäger-Konsens erzwungen. Der Vorstand des Mittenwalder Sportvereins, in dessen Halle 2003 das Hearing mit Überlebenden der Massaker stattfand, ist anschließend von seinen Mitbürgern unter so massiven Druck gesetzt worden, dass er die zentral gelegenenÖrtlichkeiten 2004 nicht mehr an die ‚Angreifbare Traditionspflege’ vermieten wollte. Kein Buchladen fand sich bereit, das vom AK Angreifbare Traditionspflege herausgegebene Buch‚Mörder unterm Edelweiß’ in sein Sortiment aufzunehmen. Und während
diejenigen mit den Mord-Gedanken oft keinerlei Scheu davor haben, diese auch noch öffentlich kundzutun, wird eine negative Haltung zum Gebirgsjägertreffen nur heimlich und leise zugegeben.„Ich find das auch nicht so gut, aber wenn ich was sagen würde, dann müsste ich hier wegziehen“ ist eineÄußerung, die inzwischen so oft gefallen ist, dass sie für das politische Klima in Mittenwald als repräsentativ gelten kann.
Ein Ziel unserer Aktionen ist es, den Schulterschluss von Militär und Gemeinde in Mittenwald zu brechen. Hier sehen wir taktisch auch ganz gute Chancen: Denn das ganze öffentliche Aufsehen, dass das Treffen und die Gegenaktionen hervorgerufen haben, die ungenierten Äußerungen mancher Mittenwalder BürgerInnen vor laufender Kamera und die laufenden Ermittlungsverfahren wg. Kriegsverbrechen in Kommeno und Kephalonia haben bereits zu Stornierungen empörter TouristInnen geführt, die unter solchen
Mörderbanden keinen Urlaub machen mögen. „Schadet das Pfingsttreffen dem Tourismus in Mittenwald?“ ist eine der vielen Fragen, die wir Pfingsten gern öffentlich in Mittenwald erörtern wollen.
60 Jahre nach dem Krieg
In den kommenden Monaten wird es eine Fülle an Gedenkveranstaltungen und Feierlichkeiten zur Niederlage des Faschismus und zum Ende des zweiten Weltkriegs geben. Sie finden in einem Staatsakt von Bundestag und Bundesrat am 8. Mai und der offiziellen Eröffnung des Holocaust-Mahnmals am Tag darauf ihren vorläufigen Höheund Schlusspunkt. Selbstverständlich begrüßen wir viele Veranstaltungen in diesem Kontext, aber es liegt darin auch eine Gefahr: die Gefahr, dass die Deutschen zu ‚Weltmeistern im Gedenken’ werden, einem Gedenken, das zur Routine gerinnt und darunter einen Raum eröffnet, in dem die Forderung nach einem‚ Schlussstrich’ und einer ‚Normalität’ im Umgang mit der deutschen Geschichte laut wird. Zwischen Staatsakt am 8. Mai und der offiziellen Eröffnung des Holocaust- Mahnmals droht die Forderung nach einer aktiven Auseinandersetzung mit der Tätergeschichte, nach der Verfolgung der zahlreichen noch lebenden Täter und nach einer Entschädigung der Opfer unterzugehen. Dem demonstrativenöffentlichen Gedenken in der Hauptstadt entspricht das massive öffentliche Verdrängen, Umbiegen und Leugnen an Orten, für die Mittenwald nur ein besonders krasses Beispiel ist. Berlin und Mittenwald sind aber geeint in der offiziellen Deutung der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus in einen Sieg der Demokratieüber den Extremismus. Indem man sich so moralisch auf die Seite der Kriegsgewinner projiziert, ist es möglich, die Bundeswehr mit dem Argument der Verhinderung eines neuen Auschwitz wieder Angriffskriege führen zu lassen. Auch hier sind die Gebirgsjäger, in Traditionspflege den alten Kriegsverbrechern der Wehrmacht eng verbunden, ganz vorne dabei.
Wir fordern darum:
Wiederentwaffnung der Bundeswehr
Was wir wollen:
NS-Täter verfolgen - Opfer entschädigen
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Pressemitteilung zum 8. Mai
Angreifbare.tradition@freenet.de
www.nadir.org/mittenwald
Pressemitteilung 8. Mai 2005 Berlin
Endlich weg damit! Die BrendtengegnerInnen grüßen Mittenwald
Unsere Kampagne gegen das widerliche und geschichtsrevisionistische Treiben der Gebirgsjäger in Mittenwald strebt einen neuen Höhepunkt zu. Pfingsten 2005 werden wir zum 4. Mal in Mittenwald präsent sein, um gegen das Treffen der Kriegsverbrecher und ihrer Helfershelfer zu demonstrieren. Mit einem ganzen Strauss von Überraschungen, mit einem Camp, mit eigenen Gottesdiensten, Plakatwänden, Konzerten usw. wollen wir die Brendtenfeier zu Grabe tragen.
Nach 3 Jahren intensiver Berichterstattung über das braune Treiben zu Pfingsten in Mittenwald im In- und Ausland, nach Fernsehberichten in „Monitor“ und „Panorama“, nach Reportagen und Kurzfilmen, nach der Veröffentlichung von Büchern und neuen Forschungsergebnissen, ist es an der Zeit, dass die Mittenwalder Öffentlichkeit endlich reagiert.
Die Gemeinde Mittenwald wird seit unserer ersten Intervention 2002 zunehmend mit den Kriegsverbrechen in Kommeno und auf Kephalonia, mit den Deportationen der Juden aus Athen und Nordgriechenland in Verbindung gebracht. Dass sich Pfingsten in Mittenwald unbehelligt Gebirgsjäger, Waffen SS- Angehörige und Polizisten treffen können, hat sich herumgesprochen. Und die Mordphantasien einiger Mittenwalder, Gegendemonstranten mit dem Schürhaken erschlagen zu wollen oder der Wunsch eines Mittenwalder Ladeninhabern einen Überlebenden des KZ Theresienstadt ins Gas zu schicken, sind auch dem normalen Tourismus abträglich. Dieses Image des „Ewiggestrigen“ wird den Tourismusstandort Mittenwald, aber auch dem gesamten Werdenfelser Land auf Dauer schaden.
Nach drei Jahren stehen die politisch Verantwortlichen immer noch stramm hinter dem Kameradenkreis. Die Forderung, Kriegsverbrecher von der Brendtenfeier auszuschließen, verhallt ungehört. Stattdessen wird das Demonstrationsrecht am Hohen Brendten durch Privatisierung von Parkplätzen ausgehebelt, ein Gottesdienst für die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges soll verhindert werden. Am gravierensten ist aber, der Zeitzeugenveranstaltung mit Überlebenden der Massaker und des Holocausts in Mittenwald würdige Räumlichkeiten zu verweigern.
Unsere Forderung ist übrigens nicht, wie in der Presse kolportiert wird, das Mittenwald den Kameradenkreis der Gebirgsjäger davonjagen soll. Die Mittenwalder Bevölkerung und nicht nur ihr Tourismuszweig muss entscheiden, ob sie 60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus an der Tradition festhalten will, den Mördern von Frauen und Kindern, und den Deportationsgehilfen ihre Stadt zu überlassen.
Der Massenmord an 5000 italienischen Kriegsgefangenen auf Kephalonia, die Massaker an der griechischen, jugoslawischen und italienischen Zivilbevölkerung und die Deportation der Juden aus Athen und Joannina sind und bleiben Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Es geht uns keineswegs um pauschale Verurteilung der Gebirgsjäger. Die Aktenlage erlaubt es, sehr präzise Hunderte von Gebirgsjägern beim Namen zu nennen, die gemordet haben.
Wir werden in Mittenwald bezüglich der Morde in Camerino, Nordnorwegen, Lyngiades, Moutoutsias neue Namenslisten der Polizei übergeben und damit ausdrücklich neue Ermittlungsverfahren anregen.
Wir fordern den Kameradenkreis auf, endlich die Angehörigen der 1./98, 2./98, 11-16./98, des Gebirgsjägerbatallion 54, des Feldersatzbatallions 79, der II./100 , des Geb. Jäger Regiments 85 sofort aus dem Kameradenkreis auszuschließen und der Staatsanwaltschaft München die Archivunterlagen, Filme und Mitgliederlisten zugänglich zu machen. Die Bevölkerung Mittenwald wollen wir ermuntern, sich an der Kampagne des Simon Wiesenthal Centers zu beteiligen, die noch lebenden NS-Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Pfingsten ist dafür eine gute Gelegenheit.
Ein Wort noch an die Organisatoren des internationalen Geigenbaufestivals, das erfreulicherweise gleichzeitig mit unseren Aktivitäten stattfindet. Wir rufen Ihnen zu:
Keine Angst vor der Auseinandersetzung mit diesem unrühmlichen und verbrecherischen Teil der Mittenwalder Vergangenheit und Gegenwart. Wir freuen uns auf Ihre internationalen Gäste und Journalisten, weil sie ein wichtiger Multiplikator unserer Proteste sind. In unseren mehrsprachigen Flugblättern, in unserer neuen Ausgabe des „Mittenwalder Landboten“ und vor allem in direkter Ansprache und mit Kundgebungen vor den Veranstaltungsorten Ihres Wettbewerbes werden wir die BesucherInnen des Internationalen Geigenbauwettbewerbes aus erster Hand informieren. Sie sollen selbst erfahren, wie fein(d) fühlig die bayrische Polizei agiert, wenn es um deutsche Kriegsverbrecher und ihre Traditionspflege geht.
Wir laden Sie ausdrücklich zu unseren Veranstaltungen ein. Mit dem Überlebenden des Todesmarsches von Dachau nach Mittenwald, Prof. Maurice Cling werden wir auf dem Friedhof in Mittenwald an die Ermordeten erinnern und in Mittenwald ein Gedenkzeichen errichten. Auf unserer Zeitzeugenveranstaltung werden Überlebende von Massakern und Widerstandskämpfer aus Italien, Slowenien und Deutschland das Wort ergreifen.
Schließlich möchten wir Sie auf den Pfingstgottesdienst für die Opfer der deutschen Gebirgstruppe in der Mittenwalder Innenstadt hinweisen, den drei namhafte Theologen leiten werden.
In diesem Sinne: Endlich Schluss damit!
Information zum Gottesdienst:
Sonntag, 15. Mai 2005
Pfingst-Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer deutscher Gebirgstruppen im Zweiten Weltkrieg. Beginn: 9.00 Uhr, Hoher Brendten
Der Gottesdienst steht unter dem Wort: "Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth"
(Sacharja 4,6)
Pfarrer sind:
Professor Dr. theol. Heinrich Fink, ehemaliger Rektor der Humboldt-Universität, Berlin, Bundesvorsitzender der VVN
Pfarrer Thomas-Dieter Lehmann, Berlin
Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt, Frankfurt am Main, Sprecher der Anti-Nazi-Koordination Frankfurt
Leider weigert sich die Gemeinde Mittenwald für den Gottesdienst bislang einen würdigen Ort zur Verfügung zu stellen. Wir werden deswegen einen geeigneten Ort in der Nähe des Luttenseeparkpatzes am Hohen Brendten finden Predigttext ist 5. Mose 6, 20 - 25, ein Text, in dem ausdrücklich und eindringlich Bezug auf die Befreiungs- und Exodustradition Israels aus der Sklaverei in Ägypten Bezug genommen wird und der eng mit dem bevorstehenden Kirchentag verbunden ist. Als Text der Schriftlesung steht Apostelgeschichte 2, 1 - 18 fest, der Bericht über das völkerverbindende und herrschaftskritische Pfingstwunder der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Insofern gehen wir diesen Gottesdienst auch dezidiert als Pfingstgottesdienst an.