Ultimatum abgelaufen - Situation entschärft

Panzerkreuzerversenkerinnen 06.05.2005 01:03 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Nach 82 Stunden und einem lange abgelaufenen Ultimatum halten die Besetzerinnen und Besetzer das Freiburger Rektoratsgebäude noch immer. Die Situation scheint entspannt.
Als sich das von Prorektor Volz heute morgen gestellte Ultimatum seinem Ende näherte (16 Uhr), hatte sich gezeigt, wie groß der Rückhalt innerhalb der Studierenden Freiburgs für die Anliegen der Besetzenden tatsächlich ist. Innerhalb von drei Stunden hatten es die rund 100 Besetzenden geschafft, weitere 400 Unterstützerinnen und Unterstützer zum Rektorat zu mobilisieren. Prorektor Volz zeigte sich angesichts dieser Masse sichtlich beeindruckt und erklärte, falsch verstanden worden zu sein und mit der Ankündigung der definitiven Beendigung jeglicher Art von Duldung – und damit auch der Besetzung – kein Ultimatum gestellt zu haben. Vielmehr habe er damit gemeint, daß die Besetzung endgültig nicht mehr geduldet und somit auch beendet werde; aber nicht zu diesem Zeitpunkt, sondern irgendwann ...

Nach einer längeren Diskussion, während der er diese Form der Meinungsäußerung mehrmals als undemokratisch bezeichnet hatte, war es ihm nicht gelungen, die Besetzerinnen und Besetzer davon zu überzeugen, das Feld zu räumen. Die Diskussion endete, wie bisher auch, mit verhärteten Fronten, die keine Annäherung zwischen den beiden Seiten, oder gar ein Eingehen auf die Forderung der Besetzenden nach Unterstützung im Kampf für Gebührenfreiheit und Demokratie an deutschen Hochschulen absehbar werden lassen. Immer wieder verwies er auf die seiner Meinung nach ausreichenden Möglichkeiten für Studierende und Schüler im Meinungsbildungsprozess. Von der Unrichtigkeit dieses Gedankens ließ er sich auch nicht von den Bedenken überzeugen, die von Schülerinnen und Schülern eines Freiburger Gymnasiums vorgetragen wurden, denen von ihrer Rektorin die Diskussion über Studiengebühren und eine Zusammenarbeit der SMV mit dem u-asta der Universität zu diesem Themenkomplex untersagt wurde.

In der Zwischenzeit hat sich die Situation im Rektorat wieder normalisiert. Team Green sichert die Aufzüge und schützt die Besetzerinnen und Besetzer vor vermuteten Bedrohungen durch Rechte Kräfte. (Anlass hiefür war eine über Megaphon abgegebene Solidaritätserklärung der "Judäischen Volksfront". Team Green mißverstand hierbei den vollen Namen der Gruppe und erkundigte sich besorgt und einsatzbereit, ob es sich hierbei um die "Deutsche Front" handle, vor denen sie die Besetzenden zu schützen gedachten.) Die Besetzerinnen und Besetzer widmen sich wieder ihren Workshops und Diskussionen oder genießen das spontan stattfindende Konzert. In den Reihen der Besetzenden macht sich nicht nur die Überzeugung breit, daß die für Freitag 17 Uhr angesetzte "100-Stunden-Demokratie-an-der-Uni-Freiburg-Party" stattfinden wird, sondern auch, daß Freiburg auch noch am Wochenende sicherlich eine Reise wert sein wird.

Natürlich darf über aller Gelöstheit nicht vergessen werden, daß die Gefahr einer Räumung auch weiterhin eine sehr reale ist. Besonders in den Morgenstunden, wenn ein Teil der Besetzenden die Möglichkeit nutzen möchte, duschen zu gehen und die Zahl der Besetzenden unter eine kritische Größe zu sinken droht. Der Freiburger Frühling wird wärmer - man wird sehen, was passiert.
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Ergänzungen

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 06.05.2005 - 03:27

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