Neue Energien im freiburger Rektorat

Panzerkreuzerversenkerinnen 03.05.2005 20:15 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Rektorat inzwischen seit 30 Stunden besetzt.
Rektor nennt universitäre Strukturen undemokratisch!
Die mittlerweile seit über 30 Stunden andauernde Besetzung des Rektoratsgebäudes der Universität Freiburg scheint in eine neue Phase einzutreten. Nachdem am Nachmittag eine weitere Demonstration von ca. 800 Studierenden der Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu den Besetzern des Panzerkreuzers gestossen ist, scheint sich die Stimmung zu verändern.

Die bereits bekannte Diskussion mit dem Prorektor für Lehre, Volz, nahm eine deutlich andere Wendung an. Im Gegensatz zu den bisherigen Diskussionen wurde der Ton deutlich schärfer, vor allem auch, als das Gespräch auf die im Verhältnis zu anderen Bundesländern prekäre finanzielle wie auch politische Situation der Studierendenvertretungen im Südwesten kam. Die bereits bekannten Argumente, die Volz bereits zum vierten Mal zum besten geben wollte, wurden von den Protestierenden durch lautstarke Unmutsbekundungen dahin verwiesen, wo sie hingehören. Darüber hinaus war Volz neben diversen Stockern wenig zu entlocken außer der Einsicht, dass in gewissen Bereichen Konsens zwischen seiner Position und der der Studierenden besteht, Prorektor Volz sich aber leider nicht in der Lage sieht, sich für diese einzusetzen und im Falle eines Misserfolges auch eventuelle persönliche Konsequenzen zu ziehen.
Genauso schwammig äußerte sich auch sein Chef, Rektor Jäger, der die inhaltliche Übereinstimmung in einer Kritik der strukturellen Unterfinanzierung des Bildungssystems sieht, jedoch an das durch sämtliche internationalen Erfahrungen widerlegte Ammenmärchen zu glauben scheint, die finanzielle Situation der Universitäten würde durch Wettbewerb und Studiengebühren verbessert.
Zu den aus studentischer Sicht unzureichenden Möglichkeiten der inhaltlichen Mitarbeit und -gestaltung und der damit verknüpften Frage der Verfassten Studierendenschaft (in BaWü ist der AStA ein Ausschuss des Senates, was bedeutet, dass das Rektorat zu jeder Ausgabe seine Zustimmung geben muß) äußerte er die Vermutung, dass wer zahlt auch mitbestimmt. Nicht nur, dass dies Ausdruck eines sicherlich nicht zu befürwortenden ökonomistischen Weltbildes ist, scheint seine Magnifizenz in diesem Zusammenhang einer partiellen Amnesie zu unterliegen, die das in BaWü seit dem 1.1.05 geltende Landeshochschulgesetz betrifft, welches die Umstrukturierung der Hochschulen zu Wirtschaftsunternehmen voran treibt. Besonders interessant in diesem Zusammmenhang war Jägers Aussage, Uni-Strukturen seien nicht demokratisch, wodurch er indirekt seine eigene Wiederwahl vor zwei Jahren in Frage stellte, bei der nur unter der Bedingung antrat, einziger Bewerber zu sein – woraufhin die einzige wirkliche Gegenkandidatin bis zur Rücknahme ihrer Kandidatur gemobbt wurde.

Während der Diskussion mit Jäger erreichten die Anwesenden Solidaritätsbekundungen zum einen vom Personalrat der Universität, zum anderen von den sich im Warnstreik befindlichen Wissenschaftlichen Mitarbeitern. Außerdem ganz interessant erscheint momentan die Tatsache, dass sich auf dem Parkplatz gegenüber des Gebäudes diverse Mannschaftswagen der örtlichen Polizei einfanden.
Noch ist Frühling in Freiburg – die "Jungrektoren" halten aus – man wird sehen, was passiert.
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Ergänzungen

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 04.05.2005 - 05:19

Solidarische Warnstreiker

Panzerkreuzerversenkerinnen 04.05.2005 - 11:46
Sorry, dass die Warnstreiker im letzten Absatz so in der Luft hängen; das sind natürlich die Assistenzärzte aus der Uni-Klinik.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Fette Aktion! — Studi aus Berlin