Hamburg, 1. Mai: Die fetten Jahre sind vorbei

AutorIn 03.05.2005 16:53 Themen: Soziale Kämpfe
Schlagzeilen nach Sturm auf Hamburger Luxusrestaurant
Umverteilung konkret: AktivistInnen frühstücken in Luxusrestaurant
Eine Aneignungsaktion in einem Luxusrestaurant im Hamburger Reichenviertel Blankenese hat für Schlagzeilen gesorgt. Am 1. Mai plünderten etwa 40 AktivistInnen das Frühstücksbüffet des Nobelrestaurants auf dem Süllberg. Sie trugen Masken und T-Shirts mit der Aufschrift "Die fetten Jahre sind vorbei". Mit überdimensionalen Messern und Gabeln taten sie sich an Lachs, tropischen Früchten und anderen Leckereien gütlich. Was nicht gegessen werden konnte, verschwand in Tüten mit der Aufschrift "Fünf Sterne to go". Andere verteilten Flugblätter und Blumen an die Angestellten, die alle ihre Sympathie für die Aktion zeigten. Schon Ende letzten Jahres hatten "Die Überflüssigen" in Berlin in einer ähnlichen Aktion ein Luxusrestaurant besucht.

Mit der Aktion wollten die AktivistInnen auf die ungerechte Verteilung von gesellschaftlichen Reichtum hinweisen. Während andere sich für 30 Euro ein Frühstück leisten können, seien sie nicht mehr bereit, sich mit immer niedrigeren Löhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen abzufinden. Besonders brisant: Das Restaurant Süllberg ist bekannt für seine schlechten Arbeitsbedingungen, unbezahlte Überstunden und Arbeitstage von 12 bis 16 Stunden.

Dass zumindest dies nun ein Ende hat, darauf lässt sich angesichts der Schlagzeilen hoffen, die die Aktion am nächsten Tag in Hamburger Zeitungen auslöste. "Sturm auf Luxus-Lokal" titelte die Hamburger Morgenpost. Und weiter: "Es war wie in einem Klassenkampf-Film". Auch die Bild Hamburg berichtete groß: "Linke Jugendliche stürmen den noblen Süllberg". Alle Zeitungen schrieben über die Motive der AktivistInnen, berichteten über die schlechten Arbeitsbedingungen. Auch die stellvertretende Geschäftsführerin hatte den Sinn der Aktion voll und ganz verstanden: "Die ganze Aktion wirkte wie ein Protest gegen die Zweiklassengesellschaft, mit Hinweisen auf Hartz IV" - genau! Die Aktion lief friedlich und bewusst unaggressiv ab. Das gefiel auch den Gästen: "Diese Leute waren eigentlich nicht aggressiv, sondern ganz freundlich. Aber das Essen haben sie vollkommen abgeräumt."

Nur die Polizei hatte alles verpasst. Da halfen auch keine Straßensperren eine Dreiviertel Stunde später. Alle AktivistInnen entkamen unerkannt.

In einer Presseerklärung kündigten die AktivistInnen weitere Aktionen an: "Unklar ist der nächste Ort, an dem die AktivistInnen auftauchen werden. Klar ist, sie werden es tun.
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Ergänzungen

Hamburg 1997

N.N. 03.05.2005 - 19:28
1998,ein Kaffee an der Schanze kostet 2,50.An der Wand hängen Fotografien von einem Lesbenevent,alles sehr kühl und gediegen für die Gegend.Von Altona aus ,von Barmbek aud schafft man es vielleicht einmal oder zweimal im Monat rein nach St.Pauli,um sich zu vergnügen,für mehr als einen Kaffee reicht es nicht.Vor der Flora sitzen noch ein paar Leute in der Sonne.
SozialhilfeempfängerInnen essen viel Linsen.An der Uni,im Viertel kannst du linke Öffentlichkeit,autonaome Präsenz bereits mit der Lupe suchen,Trainingsjacken a la tocotronic sind in und kosten gebraucht 39 Euro vom Ständer.Das sind alte Jacken aus den Siebzigern,die in den Achtzigern kein Mensch getragen hätte.Mit Jobben reicht es für ein bis zwei Käsebrötchen vom Stand an der Uni-jeder beschissene Job wird angenommen,die Studenten machen sich vor,acht Stunden am Tag nicht für die Identität ,sondern für die Finanzierung des Studiums zu arbeiten,sie sind keine call-center-agents,Zeitungsausträger,Betreuerinnen,sondern im Traum immernoch zukünftige AkademikerInnen.
Hamburg 99,ich habe einen Praktikumsplatz und kann mir die Tickets nicht den ganzen Monat leisten,die ich brauche ,um morgens in den Betrieb zu kommen.Bezahlbare Wohnungen in guten oder zumindestens interessanten Gegenden,besonders in den Innenstadtbezirken,sind rar.An der Alster weht ein kalter Wind,in der Innenstadt ,Mönckebergstraße,fällt normale Kleidung als ärmlich auf. Hamburg ist immernoch schick und "wir schaffen das ".Leute haben Strategien entwickelt,draußen nicht arm oder wie aus der Provinz auszusehen.
Hamburg 2004.Bahnfahrerinnen haben sich an die Präsenz der Kontrolleure in der U-Bahn gewöhnt.Man hat den Eindruck,die Leute hätten die Sicherheitsbeamten jetzt innen.Trotzdem kaufen wir nochmal kein Ticket auf einer Außenstrecke,Am afrikanischen Laden hängt ein selbstgeschriebenes Schild:Der Inhaber versichert,nicht alle Afrikaner wären Drogendealer und viele seien anständige Leute.Oder so ähnlich.

geht nicht

kein hotel 03.05.2005 - 23:38
Moin!

Ich hab hier n Mac stehen mit MacOS X 10.3.9 aber ich krieg die files trotz plugins nicht zum laufen. jemand eine idee?

Dateien abspielen

Tux 04.05.2005 - 00:55
Es handelt sich um ein freies Format: ogg (sog. Containerformat, wie avi). Wie Du das abspielen kannst und Infos über dieses Format:  http://de.wikipedia.org/wiki/Ogg (Links zu Playern auch hier:  http://de.wikipedia.org/wiki/Vorbis)

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