Nachtschicht in Freiburg

Besetzer Zeckling 03.05.2005 12:22 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Berichterstattung über die Besetzung des Rektorats der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (2./3. Mai).
6:05 - Ich schiebe Nachtwache. Sitzend, auf einem Klappstuhl, unter dem Vordach des Rektorats der Uni Freiburg hat's Zeit zu schreiben...
Gestern Mittag wurde das Rektorat von 600 wütenden Studierenden gestürmt. Wir sind jetzt also seit 18 (schlaflosen) Stunden gemeinsam mit Team Green drinne. Nach einer VV von über 1500 StudentInnen begann unser Freiburger Frühling mit Straßensperren und der Erstellung der großflächigsten Forderungs- und Unterschriftenliste die Freiburg bisher gekannt hat: 10 m breit und über 500 m lang - das heißt: der ganze Rotteckring. Zugegeben, wir haben groß geschrieben. Über mehrere Stunden wurde auch der Friedrichsring/Fahnenbergplatz (große Kreuzung) Opfer von hinterhältigen Straßenblockaden.
Die Verpflegung nach "hier drin" klappt prima. Zuvorkommende Kontaktteams haben sich gebildet und bringen immer wieder Nachtisch, Brot und Wasser... Nun schlafen exakt 59 Leute hinter mir und um mich. Nun ist die Frage, wann "la relève" auftaucht... Dann werde auch ich mich in eine Ecke kringeln und gucken, wie das Erwachen sich präsentiert... VV vor der Tür, hunderte Besetzer, wir kämpfend oder hunderte Green-Team-Orden-Prediger... wer weiß?
Mit dem Rektor zu reden macht jedenfalls null Sinn. Wolfowitz ist ein festgefahrener, pseudochristlicher, liberalismusgeiler, privatisierungswahnsinniger, argumenteloser Sack mit Chauffeur. Keine sozialgerechte Uni kann mit Napoleons, Duces oder Ackermanns arbeiten, geschweige denn durch sie verwaltet werden. Jäger riecht nach allen Dreien.
Er ist nicht unser Rektor, wir sind die Uni!
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Ergänzungen

Wir sind nicht die Uni. Wir sind AUCH die Uni

AutorIn 03.05.2005 - 13:17
Kann dieses dämliche "Wir sind die Uni" endlich mal aufhören?

Wir sind AUCH die Uni. Es gibt nämlich noch andere soziale Gruppen an der Universität, die ähnliche Probleme haben wie wir.

Da wären z.B.

"Die sonstigen Mitarbeitenden"
-> Ihr Problem: Niemand denkt an sie.
-> Ihr Problem: Sind in den Gremien noch weniger vertreten als die Studis (im Hochschulrat sind sie z.B. gar nicht vertreten)

"Die wissenschaftlichen Mitarbeitenden"
-> Ihr Problem: Stehen unter einem noch grösseren Druck, weil sie noch mehr auf den "goodwill" von oben angewiesen sind.
-> Ihr Problem: Sie sind in den Gremien höchstens genau so vertreten wie die Studis

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

Es ist absolut arrogant zu behaupten, dass NUR die Studis die Uni sind.
Das wurde im letzten "Streik" schon kritisiert und scheint von den MacherInnen wohl WIEDER ignoriert zu werden, obwohl es teilweise die selben sind wie letztes Jahr.

Wir brauchen Solidarität mit den anderen, und keine alleinige Vormachtsstellung!


Hochschulweite Solidarität, jetzt und hier!

sorix

autor 03.05.2005 - 17:31
Tut mir Leid aber um 6 in der Früh, nach 24 Std. Action identifiziert man sich mit bestimmten Dingen und vergisst dann sicherlich zahlreiche Gruppen die auch erwähnt werden müssten. Eigentlich ist der Artikel nur ne sehr persönliche Berichterstattung, welche unseren Protest illustriert, aber in keiner Weise den Anspruch hat, die vollständige Komplexität unserer Bewegung darzustellen. Danke für die Ergänzung, aber vielleicht könnt ihr euch bei kommenden Rektoratsbesetzungen mit "der Uni", den Beschäftigten oder den Studierenden oder was anderem identifizieren. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass wir gerade (Dienstag gegen halb fünf) mit mehreren hundert Studierenden (immer noch vor Ort) den Rücktritt des Rektors fordernd mit Jägelchen streiten.

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 03.05.2005 - 19:58

Das wissen wir

Brainee444 04.05.2005 - 14:42
Liebe Kritiker!

"Wir wissen durchaus, daß wir auch "nur" ein Teil der Uni sind. Und das wissen auch andere, z.B. der Personalrat der Universität, der folgende Erklärung abgegeben hat:

Der Personalrat der Universität Freiburg unterstützt Eure
Protestaktionen gegen Studiengebühren und Eure Forderung nach
Chancengleichheit in allen Bildungsbereichen.

Studiengebühren sind ein weiterer Schritt zur Privatisierung und
Kommerzialisierung staatlicher Bildungsaufgaben. Bildung als
Grundvoraussetzungen einer mündigen und verantwortungsvollen
Partizipation in einem demokratischen Staat muss deshalb weiterhin
öffentlich finanziert werden.

Die Beschäftigten der Universität Freiburg beobachten mir Sorge, wie
sich das Land Baden-Württemberg mehr und mehr aus der
Hochschulfinanzierung zurückzieht. Wir teilen die Sorgen der
Studierenden, dass auch die Erhebung von Studiengebühren die Qualität
ihrer Ausbildung nicht verbessern wird. Stattdessen wird die bereits
heute zu verzeichnende Entwicklung, dass im internationalen Vergleich in
Deutschland der Bildungserfolg am stärksten durch die soziale Herkunft
bestimmt wird, festgeschrieben. Durch Studiengebühren wird sich dieser
alarmierende Zustand weiter verschärfen. Die Gebührenfreiheit des
Erststudiums ist eine wichtige soziale Errungenschaft, die Beschäftigte
und Studierende der Universität nicht widerspruchslos aufgeben werden.

Beide verbindet ein gemeinsames Ziel: Studienbedingungen, die von
Chancengleichheit geprägt und Arbeitsbedingungen, die durch
Tarifverträge abgesichert sind.

Silvia Böhm-Steinert
Personalrat
der Universität Freiburg"

Wir Studierende arbeiten also durchaus auch an einer hochschulweiten Solidarität ...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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