Naziangriff im Zug aus Leipzig

Antifantin 02.05.2005 18:20 Themen: Antifa
Nach dem Leipziger Naziaufmarsch machten sich einige GegendemonstrantInnen auf den Heimweg. Leider taten die Faschos zu diesem Zeitpunkt das selbe.
Nachdem der Naziaufmarsch in Leipzig beendet war, warteten wir noch etwa eine Stunde bevor wir den Heimweg antraten. Am Bahnhof angekommen schwante uns schon, daß wir den Zug wohl eher nicht kriegen würden, weil der BGS natürlich die Eingangstüren bewachte und sich davor schon ein kleinerer Pulk Antifas gesammelt hatte. Nach einigen Überredungskünsten gelang es uns mit etwa 15 Personen Zutritt zum Bahnhof zu erlangen. Natürlich wurden wir oberwichtig von einen BGSler begleitet.

Ich bin dann in den, in Fahrtrichtung, letzten Wagen eingestiegen, um festzustellen, daß er über und über mit kackbraunem Nazipack vollgestopft war. Einige waren allerdings auch knallrot, da sie während der Demo die ganze Zeit in der knallenden Sonne stehen mussten. ;) Egal. Uns wurde dann der erste Wagen zugewiesen und unter Nazipöbeleien mussten wir dann nach vorne laufen. Drin saßen schon einige Antifas. Zwar diskutierten wir noch kurz, ob es jetzt cool wäre da einzusteigen, entschieden uns aber dafür, da es für die im Zug sitzenden Antifas uncool wäre, sie alleine mit dem Pack abfahren zu lassen. Nochdazu drängten BGSler zum schnellen Einsteigen (nur verbal!), da der Zug um 20:09Uhr, es war 20:05, den Bahnhof verlässen würde.

Wir bekamen noch Begleitschutz vom BGS. Ich würde schätzen, daß es so 7-10 BGSler (ich habe nur Kerle wahrgenommen!) waren. Später auf der Zugfahrt habe ich aber weniger gesehen. So um die 5. Vielleicht waren die anderen inzwischen bei den Nazis im Zug, um die normalen Fahrgäste zu schützen, welche den Fehler begangen hatten, in die Naziwaggons einzusteigen bzw. schon drinsaßen.

Der erste Umstieg war in Bitterfeld. Dort mussten wir nur über den Bahnsteig zum Zug nach Wittenberg. Der BGS sperrte in einer Reihe den Nahnsteig ab. Von den Faschos kamen so Sprechchöre wie "Wo? Wo? Wo, ist euer Widerstand?" und noch was anderes. Von unserer Seite kam diese Melodie von Scooter, glaube ich ("Düp de düp de de düp düp düp ... de düp de düp de de düp düp düp" Naja, ihr wisst was ich meine.). Uns war schon klar, daß das Umsteigen in Wittenberg nicht so einfach werden würde, da wir von der einen Seite des Bahnhofs durch einen schmalen Tunnel auf die andere Seite mussten, wo unser Zug schon wartete. Wir verständigten uns mit einigen organisatorischen Schwierigkeiten darauf in der Gruppe geschlossen auszusteigen und aufeinander zu achten.

Dort machte der BGS, welcher aus älteren (so um die 30), folglich also aus nicht gerade unerfahrenen Beamten bestand, den entscheidenen Fehler. Er ließ die Nazis aus dem Zug auf den Bahnsteig und sperrte ca. 2 Meter vor der Treppe, durch die wir alle mussten in einer Kette ab. Ich war eine der ersten, die durch diesen engen Korridor ging. Das braune Geschmeiß filmte und fotografierte natürlich was das Zeug hält. Ich war schon auf dem unteren Drittel der Treppe, als ich hörte, wie die Faschos, übrigens fast alles Männer von krätiger Statur, anfingen von 5 runter zu zählen. Während dieser Zeit soll es auch zu Flaschenwürfen gekommen sein. Als bei Null angekommen stürmten sie natürlich los und überrannten den BGS, der laut eigenen Angaben, weder mit Knüppel noch mir Pfefferspay ausgestattet war. Wäre das Zahlenverhältnis umgedreht gewesen, wäre dort wahrscheinlich eine Kleinarmee vom BGS eingestiegen. Mir wurde später berichtet, daß der BGS nur noch "RENNT RENNT!" gerufen haben soll. Als die Nazis durchbrachen , sah ich durch einen Blick zurück die Treppe hinauf wie einige Antifas von hinten attackiert wurden. Dann brach bei uns verständlicherweise Panik aus. Wir rannten durch den Tunnel und am Ende die Treppe rauf. Eine Frau überstand die Situaion im Tunnel nur deshalb weitgehend unverletzt, weil sie sich hinter einer "Normalo"Frau versteckte, die da des Wegs kam. Trotz der Rufe einiger sich in den nach Berlin fahrenden Zug zurückzuziehen und von dort die engen Zugänge zu verteidigen, spritzten die Antifas in alle Richtungen davon. Die meisten über die Gleise zurück zu den dort stehenden Beamten, die rumschrien, daß wir von den Gleisen runter sollten. Aus dem Gleisbett aufgesammelte Steine sollten ebenso fallengelassen werden. Wir wurden dann von 5 BGSlern an den beiden ersten Naziwagen vorbeigeleitet in den letzten, wo unsere Leute warteten. Dabei gab es noch Attacken (Flaschen, Reinspringen, Fäuste ) gegen uns durch Nazis. Im letzten Wagen angekommen versuchten wir bei unserer Aufgeregtheit festzustellen, ob jemand fehlte. Dies sah zuerst danach aus, aber alle Leute hatten die Personen aus ihrer Bezugsgruppe schnell gefunden. Waren ja auch nur maximal 40 Leute. Es kann trotzdem sein, daß wir eine Bezugsgruppe komplett verloren haben, die keiner kannte. Der Zug fuhr auch recht schnell los. Der BGS oder die Schaffnerin schloss dann die Verbindungstür zu unserem Wagen ab, nachdem die Nazis zu anfang versucht hatten, da durch zu kommen. (Der Versuch "beschränkte" sich auf ein öffnen der Tür, zu gröhlen und gegen die Wände zu schlagen. Allerdings ein paar Sekunden mehr und sie wären gekommen. Da bin ich mir sicher!)

Nachdem wir uns gesammelt hatten, starteten wir die Telefonkette und jedeR rief so viele Leute an, wie möglich. Leider war das alles dann etwas konfus, durch nicht gemachte Absprachen. So wurde zum Teil nach Schönefeld und zum anderen Teil zum Alex oder Ostbahnhof mobilisiert.
Leider drangen durch dieses Durcheinander auch andere Fehlinformationen durch, wie etwa, daß wir im ersten Wagen saßen, wo sich dann auch der Großteil der Menschen sammelte, die zu unserer Unterstützung gekommen waren. Zischendurch wurde es nochmal kritisch als der Zug zum stehen kam und die Schaffnerin nicht wusste ob das die Notbremse war. Wir bereiteten uns darauf vor, daß die Nazis nun aussteigen und den Zug von aussen mit Steinen angreifen würden. Alle zogen sich in das obere Geschoss zurück. Sofern nicht schon geschehen wurden die Sichtblenden der Fenster runtergelassen. Nach etwa zwei Minuten entwarnte uns die Schafnnerin, per Zugdurchsage, daß dies nicht die Notbremse war. In Ludwigsfelde stiegen dann etwa 20-30 Faschos aus. Sie versuchten die Fenster aus dem unteren Teil des Wagens rauszutreten, was aber misslang, da der Zug relativ schnell Weiterfuhr und wir etwa nur 1,5 Minuten in Ludwigsfelde standen.

In Schönefeld stieg unser "Begleitschutz" dann aus und eine frische Einheit mit Aggrocops übernahm uns. Die drängten unsere Leute in den Wagen, welche andere Fahrgästen davon abhalten wollten, in die ersten beiden Wagen zu steigen. Ob Antifas in Schönefeld standen, weiß ich nicht.
Als der Zug in Karlshorst einfuhr konnten wir nicht sehen, ob die Nazis ausstiegen oder nicht. Wir durften nicht mehr in den unteren Teil des Wagens. Nur während der Fahrt um auf die Toilette zu gehen. Wir sahen zwar bei der Weiterfahrt Leute auf der Brücke zun den S-Bahngleisen, meinten aber, daß es Cops gewesen waren. Als wir im Ostbahnhof einfuhren, war es ein echt gutes Gefühl, so viele von Euch zu hören. Wir versuchten dann per Telefon einige Leute im Pulk zu erreichen, und zu sagen, daß wir das auf der anderen Seite vom Bahnhof waren. Nicht daß noch Leute, weil sie dachten das wir die Nazis sind, weggehaftet würden. Dummerweise schrien einige von uns, anscheinend von neuem Mut beseelt, Auch irgendwas gegen Nazis, so daß man unsere Telefonate bei Euch teilweise nicht verstand. Wir wurden dann vom Bahnhof gedrückt. Alle Redeversuche mit den Bullen waren Zwecklos. Wir versuchten ihnen zu erklären, daß hier alles ruhig bleiben würde, wenn wir zu den anderen dürften und ihnen die Lage erklären. Aber ein kluger Kopf passt nun mal in keinen Helm (Es sei denn natürlich MotorradfahrerInnen). Wir wurden dann die Straße der Pariser Komune bis zur KArl-Marx-Allee hochgeführt und da freigelassen. Ein Antifa wurde noch wegen angeblicher BEamtenbeleidigung angezeigt. Wir zerstreuten uns dann da. Später habe ich in der Nähe noch einen Kessel gesehen. Ich kam aber dank Bullen nicht ran, um zu sehen wer es war, und vielleicht zu kommunizieren, daß es uns gut ging.

Zu den Zahlen: Die Nazis waren etwa 200-250. Sie waren in zwei Waggons und einige von ihnen mussten stehen. Alle Plätze waren besetzt. Wir waren etwa 40. Wir haben ganz locker in den oberen Teil der Regiozüge gepasst. Und dabei waren noch Plätze frei!

Zum Abschluss möchte ich noch allen Menschen die da waren oder SMS bzw. Infos weitergeleitet haben, ein Riesengroßes DANKE aussprechen!

DANKE! Es zeigt, daß in Berlin doch noch was gehen kann. DANKE!

Jetzt zur Kritik: Warum ist es zwar möglich, eine gemeinsame Hinfahrt zu "organisieren", zurück aber jedeR fährt, wie er/sie Lust und Zeit hat. Von den CheckerInnen in der 7:08Uhr-Bahn habe ich nur wenige Abends wiedergesehen. Seit ihr früher los um noch nach X-Berg zu kommen oder was?
Vielleicht sollten sich einige auch überlegen, ob sie wirklich mit Autos fahren müssen. Natürlich ist es bequemer und sicherer. Leider steht nicht jedem/jeder diese Möglichkeit offen. Und so müssen einige den Heimweg halt allein antreten.
Jetzt zu uns: Das nächste Mal müssen wir uns besser absprechen, wie wir mit Situationen umgehen. Vielleicht wäre bei einer zu erkennenden Zahlenmäßigen großen Überlegenheit der Faschos ein Wiederaussteigen aus dem Zug die beste Variante. Kann natürlich sein, daß dann die Faschos einfach an irgend einem Kackbahnhof in nem kleinen Ort gewartet hätten.

Ausserdem habe ich, als das gerenne im Wittenberg losging unten im Tunnel noch einen schwarzen Pullover gefunden und während des Rennens aufgehoben. Der Pullover ist etwas kleiner. Ich würde sagen eine S. Im Zug fand sich dann keiner, dem/der er gehörte. Vielleicht hatten die Menschen gerade keinen Nerv für einen Pullover. Wenn du einen vermisst, dann melde dich bitte bei  pullovergefunden@web.de . Wenn für irgendwas noch ZeugInnen gesucht werden, was mit der Bahnfahrt,Kessel oder so zu tun hat, dann bitte auch da melden.

Wir hoffen, daß denen am Ostbahnhof Festgenommenen juristisch gesehen nichts blüht und daß sie schnell wieder rausgekommen sind.

Dieser Text erhebt natürlich keinen Anspruch auf Objektivität oder Vollständigkeit.

Wie gesagt: Nochmals DANKE!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

im Zug vorher

Berliner 02.05.2005 - 18:54
waren etwa 30 Antifas, welche weder Schönefeld, noch Kaulsdorf aussteigen durften und Ostbahnhof in einem Kessel Richtung F'Hain Nordkiez geschickt wurden.

Busse

Ich hab gehört 02.05.2005 - 19:04
Der Grund warum die Nazis mit dem Zug gefahren sind, ist das die Busse, mit welchen sie nach Leipzig gefahren sind, fast allesamt gesmasht wurden und nicht zurück fahren durften. Ich glaub deswegen waren sie zusätzlich noch angepisst. Immerhin vielleicht ein kleiner Trost.

wir in L.E.

L.E. 02.05.2005 - 19:11
... naja, großes sorry aus leipzig für die berliner nasen im zug. weil die mußten nämlich denselbigen nehmen, weil deren busse (und noch von anderen nazigruppen) mal etwas unbrauchbar gemacht wurden. die bussen und viele autos parkten im östlichen wohngebiet (vom hbf aus gesehen) ... diese wurden gesucht und gefunden. ebenso einzelne kleinere nazigruppen, die ihre fahrzeuge dort abstelten, wurden in diesem gebiet hinter dem wintergartenhochhaus körperlich belehrt, weil relativ wenig polizei dort vor ort war. da ging einiges ...

also nix für ungut. grüsse aus L.E.

übergriffe der bullen am ostbahnhof

hoffnung 02.05.2005 - 19:27
hej als gestern die infokette in berlin in gang gebracht wurde machten sich ca 70 menschen auf den weg zum ostbahnhof.dort verteilten sich die menschen auf gleis 7 (wo der zug ankommen sollte)und die gegenüberliegenden gleise.unter ihnen verdammt viele zivis.
Als der zug einfuhr war es schon sehr grün auf gleis 7.Ein paar mal konnten wir "nazis raus"rufen dann begannen die bullen wahnsinnig zu werden.sie drängten ca 40 menschen die treppen runter wobei schlagstöcke,nicht "sichtbar"eingesetzt wurden.viele der menschen gerieten in panik da die bullen mit unheimlicher brutalität die menschen die treppen runterstießen aber unten eine kette von bullen war die gegengedückt hat.als sie dann unten in der unterführung die kette aufgelöst haben drängten sie die menschen aus den bahnhof raus.wie schon auf der treppe hatten sie dasselbe prinzip drängten alle menschen so zusammen das wir völlig aufeinander gequetscht uns nicht mehr von der stelle bewegen konnten.eine frau fiel zu boden und bekam fußtritte von der polizei ab.als ihr hochgeholfen wurde wurd sie getreten wie alle in der menge.die schlagstöcke kamen wieder zum einsatz und Pfefferspray in der unterführung.eine andere frau lag kopfüber auf der treppe und wurde von menschen in panik überrannt.als sie rausgetragen wurde kamen wieder attacken von bullen.draußen versuchten sie zu kesseln und eine frau wurde an ihren dreads über den boden gezogen und dabei abgefilmt. warum die polizei so brutal vorgegangen ist ist für mich nicht erklärlich.mir wahr mulmig im bauch als ich zum ostbahnhof fuhr um die anderen abzuholen.mulmig wegen faschos die unsere leute attackierten,wegen nazis die sich verpissen sollen.die angst hat sich innerhalb von sekunden in angst vor diesem brutalem polizeieinsatz womit niemand gerechnet hat gewandelt.vielleicht wird diese aktion auch noch mit bildern dokumentiert.fotos gemacht worden viele....leider nicht nur von unserer seite.Faschismus ist keine meinung sondern ein verbrechen und so platt es auch klingen mag.deutsche polizisten schützen die faschisten.

noch ein Artikel dazu...

Edelweisspirat 04.05.2005 - 14:50

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 16 Kommentare an

Hehe netter Versuch — Tralala

@ PinkPunkLady — antifaproll

... — moduLE

@ all — PinkPunkLady

Noch ne Idee — Kontroverso

Frage — Dummer Junge

Genosse M — Genosse M

Klare Ansage an Kontroverso — PinkPunkLady1

liebe lady — IDF

@dummer junge — scooter

Danke?! — hm ..