Westsahara auf Kriegskurs mit Marokko

Ralf Streck 30.04.2005 10:16 Themen: Weltweit
Die Situation in der Westsahara zwischen Marokko und der Polisario spitzt sich seit der Waffenruhe 1991 nun heftig zu, weil auch die UNO offensichtlich kein Interesse mehr an der vereinbarten Abstimmung über die Unabhängigkeit hat.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat in der Nacht auf Freitag beschlossen das Mandat in der Westsahara bis zum 31. Oktober zu verlängern. Die UNO-Mission für ein Referendum über die Westsahara (Minurso) soll weiter die Waffenruhe in dem Gebiet überwachen, das Marokko nach dem Abzug der spanischen Kolonialmacht 1975 besetzt hat.

Von Marokko und der Frente Polisario wird die „vollständige Kooperation“ gefordert, um die blockierte Situation aufzulösen und zu einer politischen Lösung des Konflikts zu kommen. Die Befreiungsfront, als Vertretung der Saharaouis, wurde aufgefordert „sofort“ 400 marokkanische Soldaten frei zu lassen. Die Konfliktparteien sollen „die militärischen Abkommen von 1991 vollständig respektieren“, die zu der Waffenruhe geführt haben. Anfang der Woche hatte der UNO-Generalsekretär Kofi Annan in einem neuen Bericht zur Lage in der Westsahara bedauert, beide Seiten bereiteten sich auf bewaffnete Aktionen vor. Vor dieser Kulisse forderte Annan eine „gerechte, dauerhafte und akzeptable“ politische Lösung des Konflikts.

Fakt ist, dass den Saharaouis der Geduldsfaden reißt. Dass Annan in seinem Bericht den Plan Baker nicht einmal erwähnt hat, hat die Polisario weiter verärgert. Seit 15 Jahren hält die UNO die 150.000 Saharaouis hin, die unter schwierigsten Bedingungen in Wüstenlagern leben. Die UNO ist unfähig oder unwillig, gegenüber Marokko die Vereinbarungen durchzusetzen, welche das Königreich 1991 eingegangen ist. Seit 14 Jahren warten die Saharaouis auf das Referendum über die Unabhängigkeit, dass die UNO überwachen sollte.

Seither hintertreibt Marokko das Referendum und versucht mit Einwanderung die Mehrheitsverhältnisse zu ändern. Selbst den Plan des zurückgetretenen UNO-Sonderbeauftragten James Baker lehnte Rabat ab. Demnach sollte die Abstimmung weitere fünf Jahre vertagt werden und die Westsahara in der Zeit eine Autonomie erhalten. Doch auch Annan ist das offenbar zuviel. Der soll Baker beauftragt haben, eine Autonomielösung für die Westsahara in Marokko auszuarbeiten. Das hat auch mit Ölinteressen zu tun. Firmen aus den USA und Frankreich haben mit Marokko schon Verträge über die Untersuchung und Verwertung der Ölvorkommen in der Westsahara geschlossen. Es sind die USA und Frankreich, die den Autonomieplan voran treiben.

Dass selbst der Baker Plan beerdigt werden soll, könnte nun das Fass überlaufen bringen. Schon als Reaktion auf den Annan Bericht hatte der Vertreter der Polisario in der UNO einen Brief an den Sicherheitsrat geschrieben. Darin unterstrich Ahmed Bujari zwar den Einsatz der UNO, von den Abkommen von Houston bis zum „Friedensplan für das Volk der Saharaouis“, der als Plan Baker II bekannt ist. Er kritisiert aber, dass dieser Plan ignoriert werde: „Damit wird das Vorgehen derer entschuldigt, wenn nicht gestützt, die durch ihre klare Obstruktion, Täuschung und ihrem fehlenden guten Willen, die UNO in eine ernste Glaubwürdigkeitskrise stürzen, was einen Friedensprozess in der Westsahara angeht“.

In den Wüstenlagern wird seit langem über die Rückkehr zum bewaffneten Kampf diskutiert. Der Polisario Führer Mohammed Jadad Enmamed erklärte nun beim Besuch im April in Madrid: „Der Frieden ist weiter entfernt als ein bewaffneter Konflikt“. Ein Effekt auf die Kämpfer bliebe nach so langer Zeit in der „Verteidigung ihrer legitimen Rechte nicht aus“, wenn die UNO „700 Millionen Dollar ausgibt und Marokko 50 ihrer Resolutionen missachtet.“

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 29.04.2005
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Ergänzungen

muss gar nicht

mein name 30.04.2005 - 22:24
die sarahouis werden schon seit mehr als 25 jahren von zuerst spanien und danach von marokko unterdrückt bzw. ihrer eigenständigkeit/unabhängigkeit beraubt. und dass sie sich nun - zurecht - darüber aufregen, dass illegetime mittel wie einwanderung von marokkanerInnen dazu benutzt werden, dass - selbst wenn - eine abstimmung über eine unabhängigkeit stattfinden sollte, dass ergebnis verfälscht wird, ist alles andere als faschistoid.
die parole "no border, no nation" zieht in diesem zusammenhang nicht so ganz, wird sie doch normalerweise in einem ganz anderen zusammenhang verwendet. denn die leute aus marokko, die dorthin ziehen, tun das ja nicht aus freien stücken, sondern weil sie vom maroc-königshaus dafür bezahlt werden. und um wenigstens ein wenig der dort herrschenden armut zu entfliehen - bzw. weil sie nicht das geld für eine flucht nach spanien haben - gehen sie eben dorthin. und dass ist alles andere als gut, oder malte??

polisario und west-saharkonflikt

Ergänzungsteam_02 01.05.2005 - 01:46
unkritischer kurzer Abriss über Polisario und den sogenannten "WestSaharakonflikt":


POLISARIO
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die POLISARIO, genauer die FRENTE POLISARIO (Frente Popular para la Liberación de Saguia el Hamra y Río de Oro, dt.: Volksfront zur Befreiung von Saguia el Hamra und Río de Oro) ist eine militärische Organisation in der West-Sahara.

Die POLISARIO begann den bewaffneten Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Kolonialmacht (bis 1975), und setzte ihn danach gegen Mauretanien und Marokko, welche die West-Sahara besetzten, fort. Nach einem Friedensvertrag mit Mauretanien im Jahre 1979 ging die Auseinandersetzung mit Marokko noch bis ins Jahr 1991 weiter.

Viele Einwohner der West-Sahara flüchteten vor den Kämpfen nach Algerien, das auch Sitz der sahrauischen Exilregierung (Demokratische Arabische Republik Sahara) ist.

Dem im Jahre 1991 von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenstillstand sollte eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes folgen. Trotz existierender Vorbereitungen wurde sie bislang nicht durchgeführt, weil Marokko aus Furcht vor einer Abstimmungsniederlage eine Verzögerungstaktik verfolgt.

Heute ist die West-Sahara durch eine Mauer in zwei Zonen geteilt: Den Westen kontrolliert Marokko, das östliche Drittel wird von der POLISARIO gehalten.

---->  http://de.wikipedia.org/wiki/POLISARIO


Westsaharakonflikt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Westsaharakonflikt

Die frühere spanische Kolonie Westsahara wurde 1975 von Spanien aufgegeben, als 350.000 unbewaffnete Marrokaner im „Grünen Marsch“ das Land besetzten. 1976 wurde das Land mit Mauretanien geteilt, wobei Marokko die Kontrolle über die Gebiete mit reichen Phosphatvorkommen errang. Nachdem Mauretanien sich 1979 aus der Westsahara zurückzog, besetzte Marokko auch diese Landesteile.

Allerdings bildete sich bald der militärische Widerstand der einheimischen Bevölkerung unter der POLISARIO, der von Libyen und Algerien unterstützt wurde. Dieser Krieg führte zu einer schweren Belastung für die marokkanische Wirtschaft. Mit Hilfe eines Grenzwalls konnte die marokkanische Armee die Guerillaaktionen der POLISARIO eingrenzen. Die meisten einheimischen Bewohner flohen nach Algerien, wo 180.000 Saharauis in Lagern bei Tindouf leben.

Seit 1988 bemüht sich die UNO um eine Lösung des Konflikts. Mehrere vereinbarte Waffenstillstände hielten aber nicht lange. 1997 kam es aber unter US-Vermittlung zur Vereinbarung eines Referendums über die Zukunft der Westsahara. Allerdings konnte Marokko bisher ein solches verhindern, da Streit über die Anzahl der beim Referendum teilnahmeberechtigten Menschen herrscht. Dies ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil seit einiger Zeit verstärkt Marokkaner in der Westsahara angesiedelt werden. Eine wirkliche Lösung des Konflikts ist bisher nicht in Sicht.


---->  http://de.wikipedia.org/wiki/Westsaharakonflikt

"konflikt"

Ergänzungteam_drei 01.05.2005 - 01:52
Demokratische Arabische Republik Sahara

es ist interessant ein wenig mehr über den "Konflikt" zu wissen...



...Bei dem Angriff der marokkanischen Streitkräfte Anfang 1976 starben durch Phosphor- und Napalmbomben 25.000 Sahrauis...

...1992 wurde ein Friedensvertrag zwischen Marokko und der Polisario geschlossen; trotzdem leben noch immer 160.000 Menschen, ein Großteil der Bevölkerung, in Flüchtlingslagern in Algerien...


...Der endgültige Status des Gebietes ist bis heute noch nicht geklärt, und die Entscheidung darüber wird von Jahr zu Jahr aufgeschoben...


--->  http://de.wikipedia.org/wiki/West-Sahara

Konflikt

19.10.2005 19.10.2005 - 11:25
ich habe das gefühl das alle gegen Marokko sind weil viele einfach keine
ahnung haben.Die Westsahara war und ist schon immer Marokko gewesen genau so wie halb Algerien und Mauretanien auch.Diese Menschen inerhalb sind Marokkaner, wieso sollten sie Plötzlich ein eigenes Land haben.Algerien untrstützt die Terroristische Organisation Polisario nur aus eigenen interessen weil es nicht geschaft hatte die Westsahara von Marokko abzuzwingen,deshalb ist großer neid auf Marokko weil es seine alten gebiete wie vor der Kolonisierung zurück haben möchte und das ist normal.
Marokko bietet ale Marokkanern die auf Algerischen Boden "Tinduf"von (Algerien festgehalten werden um gegen Marokko zu kämpfen und gegen sie aufhetzt und sie in den sicheren Tod schikt weil Marokko im gegensatz eine millitärische Großmacht ist)zurückzukehren weil sie Marokkaner sind und sie es in Marokko viel besser haben als in Tinduf.Jetzt möchten die Terorristen ihren bewaffneten kampf fortsetzen ich frage mich wie das gehen soll wenn mann noch nicht einmal zuessen hatt und auf ausländische Hilfsorganisationen angewisen ist.Marokko ist auch kein reiches Land keine frage aber dort gibt es wie in Europa wenn nicht sogar noch besser genügend Lebensmittel und warum die "eingesperten"in Tinduf nicht gegen Algerien revoltieren und Marokko mitteilen das sie in ihrer Heimat Marokko zurückkehren möchten ist mir ein rätsel.Der Marokkanische König und der Ministerpräsident apelieren immer wieder das die Menschen die in Tinduf von Algerien festgehalten werden nach Marokko zurückkehren sollen und sie nichts zu befürchten haben.Es sind auch tausende zurückgekehrt und haben eine Wohnung und Arbeit in Marokko bekommen und sie sind auch froh in ihre Heimat zu sein.Viele erzählten das die restlichen verbliebenen in Tinduf extra von Algerien angestachelt werden gegen Marokko zu kämpfen und für die Unabhängikeit zu sein.Algerien ist der Haupt friedens gegner es fürchtet das Marokko so sein wierd wie vor dem Spanischen und Französischem Einmarsch.Und noch etwas es wurde hier berichtet das Marokkaner gezwungen werden in die Sahara umzusiedeln und das sie dafür Geld bekämen ist alles schwachsinn.Fast jeder Marokkaner im Norden hat Familienangehörige in der Sahara und es ist überall in Marokko bekant das Lebensmitten Miete Strom Wasser alles günstiger ist als im Norden Marokkos.
Nur deshalb siedeln die Marokkaner um. Ein grund ist noch das mann sehr gut fischfangen kann am Atlantischen Ozean.Die Rigierung Marokkos hat es und will es für die Wüstenbewohner Marokkos vereinfachen.

Ps.Ich muß es ja wohl wissen weil ich selber Marokkanischer Saharaoui bin.

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